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Branchencheck | Frankreich

Lieferengpässe und Corona verunsichern viele Sektoren

Viele Branchen haben das Umsatzniveau von vor der Krise bereits wieder erreicht. Engpässe, steigende Preise und die Omikron-Variante schaffen aber viel Unsicherheit.

Von Peter Buerstedde | Paris

Lieferengpässe und die Corona-Epidemie haben sich als hartnäckiger herausgestellt, als viele Unternehmer erwartet hatten. Die Finanzierungsbedingungen sind aber weiter gut, und die Kaufkraft der Haushalte wurde in der Krise auf hohem Niveau bewahrt. Daher sind die mittelfristigen Perspektiven in vielen Branchen positiv. Schlüsselbranchen wie Kfz und Flugzeugbau erwarten einen deutlichen Aufschwung, sobald sich Engpässe an Halbleitern und anderen Inputs auflösen. 

  • Maschinenbau

    Die Maschinenbauer weiten ihre Produktion weiter aus. Lieferengpässe führen aber dazu, dass die Zuwachsraten etwas zurückgefallen sind.

    Die Maschinenbaufirmen erwarten nach Erhebungen des Verbandes FIM im letzten Quartal 2021 ein Produktionswachstum von 5 Prozent nach etwa 7 Prozent im 3. Quartal. Lieferengpässe an Halbleitern und Metallen bremsen die Produktion. Daher ist die Auslastung von rund 80 Prozent im 1. Quartal 2021 auf etwa 77 Prozent gegen Jahresende zurückgefallen, und dies bei immer stärker gefüllten Auftragsbüchern. Lösen sich die Engpässe langsam auf, könnte sich der Ausstoß wieder stärker entwickeln, da viele staatlich geförderte Investitionsprojekte in der Industrie die Maschinennachfrage antreiben.

    Weitere Informationen:
    Gute Aussichten für den Maschinenbau
    Landtechnik: Stabile Nachfrage, aber rückläufige Produktion

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Chemieindustrie

    Der Chemiesektor kann sich über steigende Umsätze und eine hohe Auslastung freuen. Die unsichere Preisentwicklung wird aber 2022 die Verhandlungen mit dem Handel erschweren.

    Steigende Preise treiben 2021 in allen Segmenten die Umsätze an. Die Auslastung ist schon seit Anfang 2021 anhaltend höher als im Durchschnitt des Vorkrisenjahres 2019. Die Umsätze liegen im Zeittraum Januar bis September 2021 um 19 Prozent höher als im selben Zeitraum 2020 und 5 Prozent höher als 2019.

    Unsicherheit über die weitere Preisentwicklung erschwert aber 2022 vor allem in der Konsumchemie die Preissetzung und die Verhandlungen mit dem Handel, von denen die Ertragslage der Firmen abhängt. Auf Seiten der Industrie könnte sich die kräftige Nachfrage 2022 noch steigern, wenn sich die Lieferengpässe langsam auflösen.

    Weitere Informationen:
    Mehrzahl der Chemiesparten erreichen wieder Vorkrisenniveau 

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Energiewirtschaft

    Frankreich fördert mehr Energieeffizienzmaßnahmen in Haushalten. Auch die Entwicklung grünen Wasserstoffs erhält zusätzliche Fördermittel.

    Die Energiewende ist im Konjunkturpaket der Regierung zur Krisenbekämpfung mit 30 Milliarden Euro bedacht worden. Bei Subventionen für energetische Sanierungsmaßnahmen von Privathaushalten war die Resonanz besonders stark. Hier könnten bis Ende 2021 doppelt so viele Vorhaben gefördert werden als geplant. Für 2022 stehen hier weitere 2 Milliarden Euro zur Verfügung und 4 Milliarden Euro für die Sanierung öffentlicher Bauten.

    Für den Wasserstoffsektor stellt die Regierung im Konjunkturpaket France 2030 rund 1,9 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung. Der nationale Wasserstoffplan von 2020 sah bereits 7 Milliarden Euro an Fördermitteln vor. 

    Weitere Informationen:
    Milliarden für disruptive Technologien und mehr Industrie
    Unternehmen und Regionen treiben Wasserstoffprojekte voran
     

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Bauwirtschaft

    Der Hochbau hat sich 2021 besser entwickelt als erwartet und dürfte 2022 wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen. Der Tiefbau hofft auf mehr öffentliche Projekte.

    Der Hochbau hat sich 2021 stark erholt. Die Bauaktivität liegt aber nach Erwartung des Verbandes FFB noch um 5 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Für 2022 erwartet FFB ein Wachstum von 4,3 Prozent. Die Baugenehmigungen für Wohnungen haben sich mit 472.000 und einem Plus von 20 Prozent gegenüber 2020 und 5 Prozent gegenüber 2019 unerwartet positiv entwickelt. Allerdings drücken Engpässe an Baumaterial und steigende Preise im 2. Halbjahr 2021 auf die Margen der Unternehmen.

    Auch im Tiefbau liegt die Bauaktivität 2021 um etwa 3 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Die öffentlichen Ausschreibungen könnten sich aber 2022 erholen.

    Weitere Informationen:
    Grand Paris Express sucht mehr ausländische Bieter
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    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Gesundheitswirtschaft

    Die in der Krise versprochenen Investitionsmittel sind auf regionale Krankenhausprojekte heruntergebrochen worden. Viele Vorhaben werden in den kommenden Jahren an den Start gehen.

    Die Regierung hatte Mitte 2020 ein Maßnahmenpaket mit 8,2 Milliarden Euro für höhere Löhne und 19 Milliarden Euro für Krankenhäuser und Pflegeheime aufgelegt. Von den 19 Milliarden Euro fließen 6,5 Milliarden Euro in die Entschuldung von Krankenhäusern. Der Rest sind Investitionsmittel.

    Für die Verwendung haben die Regionen bis Oktober 2021 Pläne aufgestellt. Damit können zahlreiche Projekte an den Start gehen. Neben klassischen Baumaßnahmen geht es auch vermehrt um die Digitalisierung und um die Energieeffizienz von Gesundheitseinrichtungen. 

    Weitere Informationen:
    Healthcare Monitor - Massive Förderprogramme in Frankreich

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Forstwirtschaft

    Die Holznachfrage steigt kräftig. Aber die Forstwirtschaft stellt zu wenig Holz zur Verfügung. Förderprogramme sollen hier Abhilfe schaffen.

    Durch mehr Holzbau und die stärkere Nutzung von Biomasse zur Wärmeerzeugung steigt der Holzbedarf. Aufgrund struktureller Probleme kann die heimische Forstwirtschaft der Nachfrage aber nicht nachkommen. Die Regierung will gegensteuern und konsultierte zum Jahreswechsel mit Verbänden des Sektors über Unterstützungsmaßnahmen.

    Bereits in der Krise wurden aber 500 Millionen Euro an Förderung für die Aufforstung und Digitalisierung im Sektor bereitgestellt. Auch nachgeordnete Sektoren wie die Sägeindustrie erhalten über Projektaufrufe Subventionen.

    Weitere Informationen:
    Mehr inländisches Holz für den kommenden Boom

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Pkw- und Nfz-Produktion

    Die Lieferengpässe haben sich nach dem Sommer 2021 noch verschärft. Mit einem weiteren Hilfsprogramm will die Regierung der Zulieferindustrie unter die Arme greifen.

    Die Kfz-Produktion hat sich 2021 aufgrund anhaltender Lieferengpässe bei Halbleitern nur langsam erholt. In den ersten drei Quartalen 2021 wurden mit 1,1 Millionen 13,4 Prozent mehr Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gefertigt als im selben Vorjahreszeitraum, aber noch 37,3 Prozent weniger als 2019.

    Die Lieferengpässe dürften auch 2022 weiter den Ausstoß bremsen. Hart getroffen sind vor allem kleinere Zulieferer, während die Hersteller ihre Margen bewahren konnten. Die Regierung hat Ende 2021 weitere 300 Millionen Euro bereitgestellt, um Vorhaben zur Diversifizierung des Sektors zu subventionieren.

    Weitere Informationen:
    Frankreich will Ladepunkte bis Ende 2021 mehr als verdreifachen
    Kaufprämien treiben Kfz-Markt an
    Frankreich will der Kfz-Industrie aus der Krise helfen

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Luftfahrt

    Nach einem deutlichen Einbruch erholt sich die Flugzeugproduktion nur langsam. Der Staat subventioniert die Modernisierung des Sektors. 

    Airbus als Herzstück der französischen Luftfahrtindustrie erhält wieder viele Bestellungen. Aber das Wiederhochfahren der Produktion gestaltet sich schwierig. Airbus will 2023 mit 64 Maschinen der A320-Familie pro Monat mehr produzieren als vor der Krise (60 Maschinen).

    Die Zulieferer haben aber in der Krise ihre Kapazitäten zurückgefahren und eine erneute Ausweitung dauert. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu stärken, hat der Staat in der Krise ein Hilfsprogramm aufgelegt. Bis November 2021 hatten 385 Vorhaben im Wert von 669 Millionen Euro Subventionen von 293 Millionen Euro erhalten.    

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Umwelttechnik

    Frankreich will das Recycling deutlich ausweiten. Die Umsetzung verzögert sich aber auch aufgrund der Coronakrise. Gleichzeitig gibt es Fördermittel für Wiederverwertungsvorhaben.

    Nach einem Gesetz zur Kreislaufwirtschaft von 2020 sollten Anfang 2022 in neuen Branchen Recyclingsysteme eingeführt werden. Mit Abgaben auf Produkte werden Recyclingfirmen finanziert, die sich in den kommenden Jahren ausrüsten müssen. Für Schmierstoffe, Garten- und Heimwerkerbedarf, Spielzeug und Sportartikel verzögert sich die Einführung einige Monate. Im wichtigsten Sektor - Baumaterial - dürfte das Recyclingsystem Anfang 2023 kommen. Gleichzeitig werden Recyclingvorhaben subventioniert. Nach 500 Millionen Euro 2020 hat die Regierung im Oktober 2021 dafür eine weitere Milliarde Euro zur Verfügung gestellt.   

    Weitere Informationen:
    Langsamer Abschied vom Einwegplastik

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Elektronikindustrie

    Frankreich will mit staatlicher Förderung bis 2030 die Halbleiterproduktion im Land verdoppeln. Die Branche profitiert von hohen Preisen.

    Ähnlich wie die Europäische Kommission für die Europäische Union als Ganzes will auch Frankreich bis 2030 die Fertigung von Halbleitern verdoppeln. Dafür hatte Präsident Emmanuel Macron im Oktober 2021 rund 6 Milliarden Euro im Rahmen des Konjunkturpakets France 2030 in Aussicht gestellt. Das Geld soll in europäische Gemeinschaftsprojekte (IPCEI) fließen. Die wichtigsten Hersteller STMicroelectronics und Soitec hatten bereits vorher ihre Teilnahme an Gemeinschaftsvorhaben angekündigt.

    Der Branche geht es gut angesichts hoher Preise und Knappheit. Das französisch-italienische Unternehmen STMicroelectronics hatte Ende Juli 2021 seine Umsatzziele angehoben.

    Weitere Informationen:
    Entwicklung der Halbleiterindustrie in Frankreich

    Von Peter Buerstedde | Paris

  • Informations- und Kommunikationstechnologie

    In Frankreich sind in der Industrie erst wenige 5G-Vorhaben lanciert worden. Die Regierung will die Rahmenbedingungen verbessern.

    Ein Jahr nach dem Start der ersten 5G-Netze gibt es erst wenige Vorhaben zum Einsatz in der Industrie, und deutlich weniger als in Deutschland. Die Regierung hat einen Berater beauftragt, bis März 2022 Vorschläge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen vorzulegen.

    In Frankreich sind etwa ein Dutzend privater 5G-Netze und ebenso viele Pilotprojekte bei der Regulierungsbehörde Arcep angemeldet worden. Vorhaben werden etwa in Flughäfen in Paris umgesetzt oder in Kernkraftwerken von EDF, in der Logistik durch DHL und in der Stahlindustrie von ArcelorMittal. 

    Weitere Informationen:
    5G-Netze können Ende November an den Start gehen

    Von Peter Buerstedde | Paris

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