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Nuuk City View Godthab Greenland Nuuk City View Godthab Greenland | © GettyImages/Alexander Hafemann

Special Grönland Wege aus der Coronakrise

Neue Corona- und Beschränkungswelle

Das Infektionsgeschehen nimmt rapide zu. Die Regierung versucht mit Beschränkungen bei der Einreise und im Inland gegenzusteuern.

Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Die grönländische Wirtschaft wuchs selbst im ersten Pandemiejahr. Für 2021 steht die Ampel für nahezu alle Bereiche auf Grün. (Stand: 28. Juli 2021)

    Der bei der Regierung angesiedelte Wirtschaftsrat ging im Mai 2021 davon aus, dass die grönländische Wirtschaft dank der lange Zeit nur minimalen Infektionsrisiken im Jahr 2020 geringfügig gewachsen sei. Stützpfeiler dieser Entwicklung war einerseits der Privatkonsum, der durch nur kurzfristige Schließungen im Einzelhandel und bei Dienstleistungsanbietern kaum beeinträchtigt wurde. Für den anhaltenden Bauboom entpuppte sich der im Zuge der Einreisebeschränkungen weiter an Bedeutung gewinnende Fachkräftemangel ebenfalls als nur kleineres Hindernis. Er wird vor allem durch Infrastrukturprojekte der öffentlichen Hand angetrieben. Sie steuert nahezu die Hälfte der Wirtschaftsleistung bei, nicht zuletzt dank üppiger Überweisungen aus Kopenhagen.

    Entwicklungsprognose für die grönländische Wirtschaft (Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent)

    2021

    2020

    BIP

    2,0

    0,7

    Öffentlicher Konsum

    0,7

    0,4

    Privatkonsum

    1,2

    1,3

    Bruttoanlageinvestitionen

    5,2

    0,9

    Import 1)

    2,0

    -2,5

    Export 1)

    1,3

    -5,0

    1) Waren und DienstleistungenQuelle: Grønlands Økonomiske Råd 2021

    Der wichtigste grönländische Wirtschaftssektor, die Fischerei, hatte vor allem mit Preisverfall auf den Weltmärkten zu kämpfen. Obwohl die Fangquoten stabil bleiben und im letzten Jahr einige neue Fischtrawler in Dienst gestellt wurden, sinken die Umsätze. Die größte Fischereigruppe des Landes - Royal Greenland - verzeichnete 2020 den ersten Verlust seit einem Jahrzehnt. Der Exportumsatz der Branche sank 2020 insgesamt um über 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die fortschreitende Impfkampagne in den wichtigsten Abnehmerländern gibt zwar Hoffnung, dass breitere Öffnungen von Restaurants und Gastronomie die Nachfrage ankurbeln, Prognosen bezüglich der Preisentwicklung bleiben für dieses Jahr aber wage. Deswegen hat die Regierung angekündigt, Fischereibetrieben vom Preisverfall verursachte Umsatzeinbußen zu erstatten.

    Zukünftige Rohstoffförderung bleibt unklar

    Schwer vorherzusagen ist auch die Zukunft der Rohstoffindustrie auf Grönland. Nach den Neuwahlen im April 2021 fand eine politische Neuorientierung statt. Eines der Hauptversprechen der neuen Regierung im Wahlkampf war die Einstellung jeglicher Aktivitäten in Zusammenhang mit der Förderung radioaktiver Rohstoffe. Mitte Juli 2021 folgte die Ansage, im Hinblick auf die Klimakrise Förderpläne für die reichen Rohölvorkommen des Landes aufzugeben. Andererseits trat das Land nahezu zeitgleich der von der Europäischen Union mitgetragenen Europäischen Rohstoffallianz (European Raw Materials Alliance) bei. Diese soll die Abhängigkeit Europas bei der Gewinnung kritischer Rohstoffe für Bereiche, wie Batteriebau oder Windkraft, reduzieren.

    "Die Rohstoffallianz wurde zusammen mit der Liste von 30 kritischen Rohstoffen der Europäischen Kommission vorgestellt. Die meisten von ihnen sind in Grönland zu finden", schreibt die Regierung in einer offiziellen Pressemeldung. Sie gibt allerdings zu, dass die Wahrscheinlichkeit einer kommerziellen Nutzung der Vorkommen unterschiedlich hoch ist. Dennoch werde der Bergbauindustrie hohe Priorität eingeräumt. "Die Entwicklung der Industrie ist erwünscht, um die grönländische Wirtschaft zum Nutzen der Bevölkerung breiter aufzustellen", unterstrich die zuständige Ministerin Naaja Nathanielsen.

    Sparquote gestiegen

    Im Finanz- und Unternehmensdienstleistungssektor macht sich eine Verschlechterung der Lage bei einigen, eher kleinen Kundengruppen bemerkbar. Insgesamt scheint die Lage der Unternehmen aber stabil zu sein. Laut dem grönländischen Statistikamt Grønland Statistik (GS) legten Unternehmen 2020 zwar mehr Mittel zurück, doch auch ihre Kreditnachfrage stieg sichtlich - in beiden Fällen um knapp 8 Prozent.

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    Über die gesamte Wirtschaft gesehen stiegen die Einlagen 2020 aber schneller als die Kreditaufnahme. Zumindest in den ersten drei Monaten 2021 drehte sich der Trend jedoch schlagartig. Eingezahlt wurden knapp 4 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, geliehen wurde dagegen über 9 Prozent mehr. Größtenteils dürfte dies auf die Beschleunigung bei den zahlreichen Flughafenprojekten zurückzuführen sein. Nachdem die Bruttoanlageinvestitionen 2020 nur knapp über dem Vorjahresniveau lagen, sollen sie dieses Jahr um über 5 Prozent zulegen.

    Tourismus soll ab 2022 wachsen

    Die Tourismusbranche wurde durch die Pandemie hart ausgebremst. Im Jahr 2020 erreichten die grönländischen Flughäfen mit 32.000 abgefertigten Passagieren kaum mehr als ein Drittel des Volumens der beiden Vorjahre. Die Zahl der Fluggäste, die nicht innerhalb Grönlands oder nach Dänemark reisten, sank sogar um über 90 Prozent. Kreuzfahrten blieben und bleiben der Insel weiterhin gänzlich fern.

    Das zur Unterstützung des Inlandstourismus aufgelegte Aktivitätspaket kann das Geschäft der Hoteliers nicht vollständig retten. Die Zahl der Übernachtungen von Inlandsgästen sank 2020 um nahezu 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Minus bei ausländischen Kunden lag bei 60 Prozent. Einen Hoffnungsschimmer boten zumindest die Daten für März dieses Jahres (die letzten verfügbaren): Das Vorkrisenniveau wurde bei weitem nicht erreicht, das Vorjahresniveau aber um über die Hälfte überboten.

    Die Einreisevereinfachungen für Geimpfte sowie eine Platzierung der Hauptstadt Nuuk unter den 100 besten Reisezielen der Welt des Magazins TIME sorgen zumindest bei der grönländischen Tourismusagentur für Zuversicht. Ihr Direktor Hjörtur Smárason erwartet bereits 2022 einen Ansturm auf Vorpandemieniveau und peilt 100.000 Besucher an.

    Arbeitsmarkt resistent

    Spätestens dann dürften alle Mitarbeiter der Branche zur Vollzeitbeschäftigung zurückkehren. Tourismusnahe Betriebe sind die einzigen, die Kurzarbeitsgeld erhalten. Eine Zunahme der Arbeitslosigkeit machte sich während der Krise indes kaum bemerkbar. Weniger als 5 Prozent der arbeitswilligen Bevölkerung blieben ohne Anstellung. Unter Berufsschulabgängern war die Quote halb so hoch, bei Hochschulabsolventen herrscht Vollbeschäftigung. Entsprechend bleibt der Fachkräftemangel langfristig auch die größte Sorge der Unternehmen. Vor allem technisches Personal und Bauarbeiter stehen hoch im Kurs.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Grönland trägt dem wieder zunehmenden Infektionsgeschehen Rechnung und verlängert die Laufzeit der Hilfspakete für Unternehmen. (Stand: 28. Juli 2021)

    Wegen der begrenzten Auswirkungen der Pandemie auf die grönländische Wirtschaft, konzentrieren sich die Hilfsmaßnahmen der Regierung auf die Tourismusindustrie. Anfang Juli 2021 wurde entschieden, deren Laufzeit bis Ende Oktober 2021 zu verlängern.

    Die finanziell umfangreichste Hilfe, das Notprogramm (Akutpakke), sieht eine Fixkostenerstattung, den Ausgleich von Umsatzausfällen sowie Notkredite für Tourismus-, Transport- und Kultureinrichtungen vor. Die über den Wirtschaftsförderer Innovation.gl zu beantragenden Hilfen werden allerdings bis Oktober schrittweise zurückgefahren.

    Im Umfang unverändert bleiben bis dahin dagegen das Arbeitsmarktpaket (Arbejdsmarkedspakke) sowie das Aktivitätspaket (Aktivitetspakke). Das erstgenannte sieht einen Lohnausgleich im Falle von Kurzarbeit vor, der 90 Prozent der gesamten Lohnkosten bis zu einer Höhe von 20.190 dänischer Kronen (dkr; etwa 2.715 Euro; 1 Euro = 7,4373 skr; Stand: 28.7.21) monatlich beträgt. Die Anträge können über das Bürgerportal gestellt werden.

    Dank des Aktivitätspakets können Organisatoren touristischer Aktivitäten ihren Kunden "Rabatt auf Staatskosten" gewähren. Über Innovation.gl werden Preissenkungen von etwa 67 Euro (500 dkr) auf Übernachtungen und bis etwa 40 Euro (300 dkr) auf Ausflüge erstattet.

    Neben der Tourismusindustrie darf sich auch die Fischereibranche auf staatliche Hilfe freuen. Mitte Juni 2021 wurde ein entsprechendes Hilfsprogramm beschlossen. Dieses gilt für Dorschfischer und soll eventuelle Preiseinbrüche ausgleichen. Sinken die Einkaufspreise um 5 bis 25 Prozent im Vergleich zu 2020, wird das Ministerium für Fischerei und Jagd die Verluste ausgleichen.

    Staatsbeteiligungen belasten Finanzen

    Finanzieller Raum für weitere Hilfsmaßnahmen wäre vorhanden. Die Verschuldung der öffentlichen Hand ist vergleichsweise niedrig, steigt allerdings seit einigen Jahren wegen der in den Vorjahren getätigten Unternehmensaufkäufe. Dem Staat gehören 14 grönländische Großunternehmen, darunter auch von der Pandemie stark gebeutelte, wie die Fluglinie Air Greenland, die Flughafengesellschaft Kalaallit Airports oder die Reederei Royal Arctic Line.

    Laut dem Wirtschaftsrat der Regierung - Grønlands Økonomiske Råd - fiel das Haushaltsdefizit 2020 mit nach ersten Hochrechnungen knapp 25,5 Millionen Euro allerdings nur halb so hoch aus, wie anfänglich befürchtet. Die stabilen Steuereinnahmen und die guten Wirtschaftsprognosen für 2021 bewegten die Regierung auch, die Defizitpläne für das laufende Jahr deutlich zu kappen. Kaum mehr als 10 Millionen Euro sollen es demnach werden, bevor ab 2022 wieder ein Überschuss erwirtschaftet wird.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Bei der Einreise nach Grönland gilt weiterhin 2G. Einmal angekommen, herrscht aber weitestgehend wieder normaler Alltag. (Stand: 15. Februar 2022)

    Für nicht in Grönland ansässige Personen ab dem 12. Lebensjahr gilt bei der Einreise die 2G-Regel. Dies bedeutet, dass nur Personen die Grenze passieren dürfen, die einen vollständigen Impfzyklus mit einem Vakzin von Pfizer-BioNTech, Moderna, Johnson & Johnson durchlaufen haben oder einen Nachweis der Genesung erbringen können. Der Nachweis ist über ein positives PCR-Testergebnis zu erbringen, das mindestens 14 Tage und höchstens 12 Wochen zurückliegen darf.

    Die entsprechenden Unterlagen werden noch vor der Abreise nach Grönland beim Boarding des Flugzeugs überprüft. Für die Einreise per Schiff gelten Sonderkonditionen. Die Testpflicht vor der Einreise ist seit dem 10. Februar aufgehoben.

    Aktuelle Informationen zu Beschränkungen

    Ebenfalls seit dem 10. Februar 2022 hat die grönländische Regierung nahezu alle Coronabeschränkungen im Inland aufgehoben. In der Gastronomie, im Einzelhandel, bei Dienstleistungen, im öffentlichen Personenverkehr und bei Veranstaltungen gibt es keine Masken-, Test- und Coronapasspflicht mehr. Einzig in Gesundheitseinrichtungen und auf internationalen Flügen muss weiterhin ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

    Die Zahl der Flugverbindungen von Kopenhagen und Island nach Grönland ist zwar weiterhin reduziert, jedoch verkehren Flugzeuge von Air Greenland und Icelandair wieder regelmäßig.

    Grönländischer Impfplan

    Geimpft werden freiwillig und kostenlos alle Bürger ab dem 5. Lebensjahr. Anspruch auf einen Booster haben alle ab dem 18. Lebensjahr, deren zweite Dosis vor mindestens viereinhalb Monaten verabreicht wurde. Nähere Informationen erteilt auf Englisch das Regierungsportal.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

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