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Special | Kasachstan | Wasser - Die knappe Ressource

Kasachstan: Weltgrößter Binnenstaat modernisiert Wassersektor

Durch eigene Investitionen und das Engagement internationaler Geber hat Kasachstan seine Wasserinfrastruktur bereits schrittweise verbessert. Doch es bleibt noch viel zu tun.

Von Jan Triebel | Almaty

Trotz gewisser Fortschritte besteht in vielen kasachischen Kommunen bei der Wasserversorgung und insbesondere bei der Aufbereitung von Abwässern nach wie vor ein hoher Ausbau- und Sanierungsbedarf. Das trifft auch auf den Agrarsektor zu, vor allem auf jene Landesteile, die ohne künstliche Bewässerung nicht zu bewirtschaften wären. Der klimabedingte Wassermangel lässt in Zentralasien die Nachfrage nach modernen wassersparenden Lösungen steigen.

Internationale Entwicklungsbanken beziffern den Investitionsbedarf der Kommunen für die Wasserversorgung auf jährlich 2,8 Milliarden US-Dollar (US$) und im Bereich Abwasserbehandlung auf 1,3 Milliarden US$. Neben Mitteln aus dem Staatshaushalt sind mehrere Geberbanken aktiv, um mit Kreditlinien Wasserprojekte im ganzen Land zu ermöglichen. Die transparenten Ausschreibungsmodalitäten bei diesen Finanzierungen eröffnen auch deutschen Unternehmen Chancen als Ausrüstungslieferant oder im Bereich Consulting.

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Wir haben besonders aussichtsreiche Wassermärkte in Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa unter die Lupe genommen. Alle Länderanalysen finden Sie auf unserer Seite zum Wassersektor.

Hoher Verschleiß trübt Versorgungsqualität bei Trinkwasser 

Bei Trinkwasser sieht es auf den ersten Blick recht gut aus: Der durchschnittliche Versorgungsgrad der Bevölkerung stieg innerhalb von zehn Jahren von 88 Prozent auf 96 Prozent im Jahr 2022. Und der Ausbau der Netze geht weiter, so dass sich die Anschlussdichte in den nächsten Jahren der Marke von 100 Prozent weiter annähern dürfte.

Auf dem Land werden bisher nur größere Siedlungen zentral mit Trinkwasser versorgt. In Dörfern mit einer überschaubaren Bevölkerung sind solche Netze eher selten anzutreffen. Für Abhilfe soll das staatlich finanzierte nationale Programm "Sauberes Trinkwasser für jede Siedlung" sorgen.

Ein Problem bei der Trinkwasserversorgung in den Städten ist der hohe Modernisierungsbedarf der Anlagen für Wassertransport und -aufbereitung. Diese werden häufig bereits mehrere Jahrzehnte lang genutzt. In den Unterhalt der Technik wurde aber oftmals nicht ausreichend investiert. Vielerorts ist ein kritischer Verschleißgrad von 60 Prozent und mehr erreicht.

Der Sanierungsbedarf wird anhand der auftretenden Wasserverluste deutlich: Im Jahr 2022 gingen bei Trinkwasser knapp 14 Prozent wegen Lecks an den Leitungen auf dem Weg zum Endverbraucher verloren. Damit haben sich die landesweiten Verluste in den letzten Jahren zwar leicht verringert, fallen aber immer noch recht hoch aus. Das trifft auch auf die 2-Millionen-Metropole Almaty zu, wo mittlerweile gut die Hälfte des insgesamt rund 3.600 Kilometer langen Trinkwassernetzes als verschlissen gilt.

Sanierungs- und Ausbaubedarf bei  Abwassernetzen noch größer

Bei dem etwa 1.900 Kilometer langen Kanalnetz in Almaty besteht ein beträchtlicher Sanierungsbedarf. In den meisten anderen Städten sieht es bei der Entsorgung von Abwässern kaum besser aus. Die Abwassernetze in mindestens 40 Städten sollten besser heute als morgen grundlegend instandgesetzt oder erneuert werden.

Die Ausstattung der Kommunen im Bereich Abwasserentsorgung und -behandlung hinkt der bei Trinkwasser deutlich hinterher. In Städten waren Ende 2022 rund 77 Prozent aller Haushalte an die zentrale Kanalisation angeschlossen, im ländlichen Raum waren es knapp 10 Prozent.

Laut Regierung sollte möglichst jede der insgesamt 89 Städte in Kasachstan über eine zentralisierte Entsorgung und Aufbereitung von Abwässern verfügen. Aber in nur 21 Städten gilt der Ausstattungsgrad derzeit als zufriedenstellend. Die Kläranlagen in weiteren 41 Städten sind altersbedingt nur noch eingeschränkt nutzbar. Hinzu kommen 27 Städte ohne Kläranlage.

Um hier für Abhilfe zu sorgen, setzt die kasachische Seite auf zwei Modelle zur Finanzierung von Neubau- und Modernisierungsprojekten: 

  1. In 26 größeren Städten (mehr als 45.000 Einwohner) werden Kredite internationaler Entwicklungsbanken mit Staatsgarantien bereits genutzt oder angestrebt.

  2. Für die Umsetzung in 36 kleineren Städten sollen Gelder aus dem Staatshaushalt bereitgestellt werden.

Mehrere Entwicklungsbanken bieten Teilfinanzierungen für Projekte an

Kredite der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ermöglichten in den zurückliegenden Jahren bereits einige Abwasservorhaben. Auch die Weltbank unterstützte finanziell eine Handvoll von Projekten. Die Asiatische Entwicklungsbank verfolgt bereits seit längerer Zeit mehre Projekte zum Bau neuer Kläranlagen. Frankreichs Entwicklungsagentur AFD kündigte Ende 2023 an, im Bereich Wasserwirtschaft aktiv zu werden.

Aktuelle Projekte in der Wasser-, Abwasser- und Bewässerungswirtschaft (Auswahl)

Projekt 

Projektwert (in Mio. US$)

Anmerkungen

Modernisierung der Abwasserentsorgung in Aqtobe

123

Teilfinanzierung durch Kredit der EBRD; u.a. Kläranlage für rund 500.000 Personen; lokaler Partner: Aqtobe su-energy group 

Ausbau der Abwasserentsorgung in Shymkent

15

Teilfinanzierung durch Kredit der EBRD; Erweiterung der Kapazität der Kläranlage zur Abwasseraufbereitung von 150.000 Kubikmeter auf 200.000 Kubikmeter pro Tag; lokaler Partner: Vodnye Resursy-Marketing

Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage in Tokymak am Kaspischen Meer

180

Kapazität: 100.000 Kubikmeter Salzwasser pro Tag; Wasserversorgung des Großraums Zhanaosen; lokaler Partner: Ak Su KMG

Instandsetzung von System zur Wasserversorgung/Bewässerung im Gebiet Zhambyl

k.A.

Teilfinanzierung durch EBRD; lokaler Partner: Kazvodkhoz

Modernisierung der Kläranlagen an den Standorten Zhezkazgan, Satpayev, Balkhash, Zhanatas, Stepnogorsk

60

Teilfinanzierung durch ADB; lokaler Partner: verschiedene kommunale Versorger

Maßnahmen zur Optimierung im Bereich Bewässerung ("Second Irrigation and Drainage Improvement Project" der Weltbank)

343

Teilfinanzierung durch Weltbank; Ziel: moderne Bewässerungssysteme auf 100.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche; lokaler Partner: Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Geberinstitutionen schreiben Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen für Vorhaben im Wassersektor oft international aus. Auch deutsche Firmen können sich an der Planung und Umsetzung von Wasserprojekten beteiligen.

GTAI informiert tagesaktuell über Ausschreibungen im Bereich Wasser und Umwelt.

Mehr Agrarbetriebe stellen auf wassersparende Lösungen um

Das Potenzial zum Wassersparen in der Landwirtschaft ist beträchtlich. Eine wichtige Rolle wird in den nächsten Jahren ein verstärkter Einsatz wassersparender Technologien spielen, um Agrarflächen effizienter zu bewässern.

Landesweit müssen etwa 1,9 Millionen Hektar künstlich bewässert werden, um sie für den Anbau verschiedener Feldkulturen nutzen zu können.  Wassersparende Technologien wie moderne Tropfbewässerungs- und Sprinklersysteme werden bisher nur auf etwa 310.000 Hektar, das sind etwa 16 Prozent der Bewässerungsfläche, eingesetzt.

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Staat subventioniert Beschaffung moderner Bewässerungstechnik

Wassersparende Technologien sollen 2030 auf 1,3 Millionen Hektar Fläche zum Einsatz kommen. Um den Anteil zu erhöhen, stellt die Regierung den Agrarbetrieben umfangreiche Subventionen in Aussicht. Für den Erwerb entsprechender Bewässerungssysteme winkt den Landwirten zukünftig eine Erstattung von 80 Prozent der Anschaffungskosten. Bisher waren es 50 Prozent. 

Um den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft weiter zu optimieren, gilt es die deutlichen Verluste während des Wassertransports zu verringern. Von dem zur Bewässerung bestimmten Wasser kommt oft weniger als die Hälfte auf den Feldern an. Der technische Zustand von Bewässerungskanälen und -reservoirs gilt häufig als schlecht. Um eine effiziente Nutzung des Wassers zu ermöglichen, sind nahezu zwei Drittel dieser Wasserbauwerke dringend instand zu setzen.

Kanäle und Reservoirs sollen saniert oder neu gebaut werden

Einen Schwerpunkt der Sanierung bilden die Regionen im Süden Kasachstans. Zunächst sind rund 105.000 Hektar Agrarland in den Einzugsgebieten mehrerer grenzüberschreitender Flüsse betroffen. Landesweit steht bis 2025 die Grunderneuerung von insgesamt 339 Kanälen mit einer Gesamtlänge von etwa 3.500 Kilometern an. Insgesamt umfasst das Netz an Bewässerungssystemen in Kasachstan mehr als 35.000 Kilometer. Daneben sind 20 neue größere Wasserreservoirs geplant. Von den bereits genutzten Rückhaltebecken sollen zudem 15 saniert werden.

Im Zuge dieser Modernisierungsmaßnahmen will das zuständige Ministerium für Wasserressourcen auch den Betrieb der Bewässerungssysteme digitalisieren. Ein digitales Kataster aller Wasserobjekte im Land befindet sich im Aufbau.

Deutschland ist wichtiger Ausrüstungslieferant

Bei moderner Wassertechnik spielen Importe eine wichtige Rolle für Kasachstan. Zu den Hauptlieferländern zählen neben Russland und China auch die EU-Staaten Deutschland und Italien sowie die USA. Speziell die Nachfrage nach Flüssigkeitspumpen und Armaturen aus Deutschland ist zuletzt spürbar gestiegen. Deutsche Wassertechnik ist wegen ihrer guten Qualität und hohen Lebensdauer gefragt.

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Zuständige Behörden

Ministerium für Industrie und Bau

Komitee für Wohn- und Kommunalwirtschaft

Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung

Abteilung für Wasserpolitik

Abteilung für Grundwasser

Kazvodkhos - Staatsunternehmen für Wasserbauwerke

Ministerium für Landwirtschaft

Ausschreibende Stellen

Goszakup - Internetportal für staatliche und kommunale Ausschreibungen

Zakup-SK - Internetportal für Ausschreibungen des Staatsfonds Samruk-Kazyna

Rechtsrahmen

Wasserkodex - bildet den Rechtsrahmen für die gesamte Wasserwirtschaft, einschließlich des Schutzes der Wasserressourcen (seit 2003 in Kraft; aktuell Neufassung in Arbeit)

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