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Branchenanalyse | Russland | Bauwirtschaft

Milliardenregen sorgt für Wachstum in der russischen Baubranche

Der Wiederaufbauplan für die Wirtschaft verleiht der Baubranche neuen Schwung. Vergünstigte Hypothekenkredite kurbeln den Wohnungsbau an. Die Nachfrage nach Baustoffen erholt sich.

Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Ein Vergaberekord bei vergünstigten Hypothekenkrediten sorgt für Wachstum im Wohnungsbau. Büro- und Lagerimmobilien bleiben gefragt. Die Kosten für Material und Personal steigen.

    Die Aussichten für 2021 in Russlands Baubranche sind gut. Die Vergabe vergünstigter Hypothekenkredite kurbelt den Wohnungsbau an. Die verarbeitende Industrie fasst wieder Tritt und steigert die Nachfrage im gewerblichen Bau. Im Jahr 2020 entsprach die Bauleistung mit einem Wert von etwa 9,5 Billionen Rubel (etwa 114,8 Milliarden Euro, 1 Euro = 82,72 Rubel, Jahresdurchschnittskurs der Europäischen Zentralbank) ungefähr dem Vorjahresniveau.

    Steigende Faktorpreise verteuern Baukosten

    Die Baukosten werden 2021 um 5 bis 7 Prozent steigen, prognostiziert Vizepremierminister Marat Chusnullin. Ursache hierfür sind höhere Preise für Baumaterialien wie Baustahl und Metall. Im Dezember 2020 betrug die Zunahme bis zu 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

    Zudem stiegen die Löhne auf dem Bau 2020 um etwa 50 Prozent. Coronabedingt fehlen in der Branche etwa 1,5 bis 2 Millionen Arbeitsmigranten. Am 1. April 2021 wurden regelmäßige Flugverbindungen mit Usbekistan und Tadschikistan wieder aufgenommen, den Hauptherkunftsländern der Gastarbeiter. Daneben setzt die Regierung auf die Aus- und Weiterbildung inländischer Arbeitskräfte. Seit 1. Januar 2021 ist Frauen die körperliche Arbeit auf dem Bau erlaubt. Daneben soll die gegenseitige Anerkennung von Qualifikationen im Bauwesen Fachkräften aus anderen EAWU-Mitgliedsstaaten die Arbeitsaufnahme in Russland erleichtern.

    Vergünstigte Hypothekenkredite befeuern Wohnungsbau

    Im Zuge des bis 2030 verlängerten nationalen Projekts „Wohnungsbau“ sollen insgesamt 1 Milliarde Quadratmeter neuer Wohnraum entstehen. Im Jahr 2020 wurden 80,6 Millionen Quadratmeter fertiggestellt, ein Minus von 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den Jahren 2021 und 2022 sollen jeweils 82 Millionen, 2023 rund 85 Millionen und 2024 bereits 90 Millionen Quadratmeter Wohnraum errichtet werden.

    Wachstumsfaktor Nummer eins sind vergünstigte Hypothekenkredite, die 2020 in Rekordhöhe von 4,3 Billionen Rubel (etwa 52 Milliarden Euro) vergeben wurden. Das entsprach einer Steigerung um 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wegen der großen Nachfrage wurde das Programm bis zum 1. Juli 2021 verlängert. Die Beratungsgesellschaft S&P erwartet für 2021 Hypothekenvergaben im Wert von 3,8 Billionen Rubel. Das Bauministerium will das Programm trotz Bedenken der Zentralbank bis Ende 2021 verlängern. Eine Entscheidung fällt voraussichtlich im Juni 2021.

    Die Coronapandemie beschleunigte den Bau von Einfamilienhäusern. Im Jahr 2020 wurden Eigenheime mit einer Fläche von 38,7 Millionen Quadratmeter fertiggestellt. Das entspricht fast der Hälfte des neu gebauten Wohnraums. Im Trend liegen größere Wohnungen mit Arbeitszimmer und höherwertiger Innenausstattung.

    Bis 2030 sollen Einfamilienhäuser mit einer Fläche von jährlich 60 Millionen Quadratmeter entstehen. Verbilligte Hypothekenkredite hierfür sollen ab dem 1. Juli 2021 zusätzliches Wachstum generieren, kündigte Vizepremierminister Chusnullin an. Im Vorjahr lag der Anteil der Hypothekenkredite für Einfamilienhäuser nur bei 5 Prozent.

    Die Nachfrage betuchter Russen nach hochwertigen Immobilien ist ungebrochen. Im 1. Quartal 2021 verdoppelten sich die Ausgaben für Premium- und Luxuswohnungen in Moskau im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf etwa 557 Millionen Euro, meldet der Luxusimmobilienmakler Savills. Im Jahr 2020 erreichte der Moskauer Markt für Premium-Wohnimmobilien mit einem Plus von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein Volumen von etwa 1,4 Milliarden Euro, gab die Immobilienagentur Knight Frank bekannt. Vor allem wegen der Rubelabwertung legen wohlhabendere Russen ihre Ersparnisse gern in Betongold an.

    Ende Dezember 2020 unterzeichnete Präsident Putin das Gesetz zur „Integrierten Entwicklung von Territorien“ (KRT) zum Abriss oder zur Sanierung baufälliger Gebäude. Über dieses Programm revitalisiert Moskau Industriebrachen. Ab 2021 soll das KRT-Verfahren in 15 Regionen Anwendung finden, darunter Tatarstan, Tjumen, Nowosibirsk und Kemerowo. Mehr als 40 Prozent der Mehrfamilienhäuser in Russland sind älter als 50 Jahre alt und müssen in den nächsten Jahren saniert werden.

    Büroflächen werden kleiner und flexibler

    Die Pandemie verändert die Nachfrage nach Büroflächen. Im Trend liegen kleinere Büros, die im Schichtbetrieb genutzt werden können, sowie Co-Working-Spaces. Im Jahr 2021 kommen rund 500.000 Quadratmeter Bürofläche neu auf den Markt, vor allem in Moskau, schätzt die Immobilienagentur JLL. Aus Kostengründen werden mehr als die Hälfte der neuen Büros an der Peripherie errichtet. Die MR Group entwickelt für den IT-Konzern Yandex eine neue Firmenzentrale in Moskau. Die Russische Eisenbahn (RZD) investiert 1,4 Milliarden Euro in eine neue Konzernzentrale in Moskau.

    Im Jahr 2020 wurden etwa 423.000 Quadratmeter Einkaufszentren in Betrieb genommen. Knight Frank zufolge ist das der niedrigste Wert seit 10 Jahren. Etwa zwei Drittel der Projekte wurden verschoben, vor allem in den Regionen. In Moskau verdoppelte sich die Leerstandsquote im Vergleich zum Vorjahr auf 11 Prozent. Etwa 600.000 Quadratmeter Fläche für die Shopping-Malls werden 2021 errichtet, meldet die Immobilienagentur Cushman & Wakefield. Im Trend liegen kleinere Einkaufszentren mit Flächen für Life-Style, SPA-Salons oder Co-Working-Spaces.

    Hoher Bedarf an modernen Lagerimmobilien

    Der Boom im Onlinehandel lässt die Nachfrage nach Lagerflächen wachsen. Der Branchenverband AKIT rechnet 2021 mit einem Marktwachstum von 16 Prozent auf 3,7 Billionen Rubel. In der Stadt und im Gebiet Moskau entstehen 2021 bis zu 2,1 Millionen Quadratmeter hochwertiger Lagerimmobilien. Der Trend geht zur build-to-suit-Bauweise. AT-Immobilien entwickelt für Bosch Siemens Hausgeräte (BSH) im Gebiet Moskau einen Industrie- und Lagerkomplex. Rhenus errichtet bis Ende 2021 für 11 Millionen Euro ein Logistikzentrum in der Region Krasnodar. Alliance Domodedowo baut für 330 Millionen Euro einen Industriepark mit Lagerhallen im Gebiet Moskau.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Für deutsche Firmen eröffnen sich im russischen Hochbau Geschäftschancen in den Segmenten Architektur, Restaurierung und Urbanistik sowie bei hochwertigen Baustoffen.

    Deutsche Beratungs- und Architekturfirmen wie Drees & Sommer, THOST, ASSMANN BERATEN + PLANEN, pbr, Sendler & Company oder Hausman & Partners haben gute Karten, bei technisch anspruchsvollen und qualitativ hochwertigen Projekten zum Zug zu kommen, darunter auch im Luxussegment. Sie fungieren im Regelfall als Planer oder Entwickler.

    Rubelschwäche verteuert Baustoffimporte

    Die Rubelabwertung gegenüber dem Euro um mehr als 10 Prozent im Sommer 2020 führte zu einem deutlichen Preisanstieg bei hochwertigen Baustoffen. Im Januar 2021 betrug die Teuerung im Vergleich zum Vormonat 6,3 Prozent. Vor allem gut betuchte Kunden leisten sich importierte Baustoffe für die eigenen vier Wände. Im Business- und Premium-Segment stehen im Ausland produzierte Materialien wie Laminat, Fassadendekorationen oder Keramikfliesen hoch im Kurs. Jedoch werden nur etwa 5 bis 7 Prozent der Baustoffe aus dem Ausland importiert, meldet das Industrieministerium. Der Großteil der Einfuhren kommt aus China.

    Modulbauweise soll Bau von Einfamilienhäusern beschleunigen

    Das Bauministerium arbeitet ein Programm zum Einsatz von vorgefertigten Hausbausätzen für Einfamilienhäuser aus. Bis 2030 soll etwa ein Viertel des Wohnraums mit der Modulbauweise errichtet werden. Die Vorteile liegen in schnelleren Bauzeiten und einer höheren Qualität. Knauf bietet mit seiner Tochtergesellschaft Nowyj Dom vorgefertigte Segmente (Prefab-Technologien) an.

    Energieeffizienz und umweltbewusstes Bauen liegen zunehmend im Trend

    Die Coronapandemie hat der Nachfrage nach energieeffizienten Gewerbeimmobilien und Büros neuen Schwung verliehen. Im Jahr 2020 stieg die Anzahl der landesweit nach den grünen Standards BREEAM, LEED oder DGNB zertifizierten Gebäude im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel auf 177, wie Knight Frank ermittelte. Auf Bürogebäude entfällt dabei mit 46 Prozent der größte Anteil, gefolgt von Einzelhandelsimmobilien (24 Prozent) und Lagerimmobilien (15 Prozent). Sechs Projekte wurden zur Zertifizierung nach den Standards WELL und FitWel mit Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden (Urban Health) angemeldet.

    Der Einsatz grüner Technologien ist in Russland bislang jedoch kein Massenphänomen. Im Fokus stehen die Wärmedämmung und die Senkung des Stromverbrauchs. Hierzu soll seit 1. Juli 2020 der verpflichtende Einbau intelligenter Zähler in Neubauten beitragen.

    Die Regierung will den Bau von Einfamilienhäusern aus Holz mit einem speziellen Hypothekenförderprogramm für Holzhäuser ankurbeln. Mit rund 8 Millionen Quadratmeter beträgt ihr Anteil etwa ein Viertel der Fläche von Einfamilienhäusern. Geschäftschancen ergeben sich für deutsche Firmen, die Holzhäuser in Blockbauweise schnell und kostengünstig errichten können.

    Restaurierungsprojekte bieten Spezialfirmen gute Chancen

    Expertise aus Deutschland steht bei der Sanierung historischer Gebäude hoch im Kurs. Beim Bau ihrer neuen Firmenzentrale will die Russische Eisenbahn (RZD) den historischen Charakter des Rigaer Bahnhofs in Moskau erhalten. In die Sanierung des Puschkin-Museums in Moskau fließen bis 2027 rund 37 Millionen Euro. Im Gebiet Kaliningrad werden Gebäude aus der Vorkriegszeit restauriert, darunter das Gebäude der ehemaligen Brauerei Ponart, bei Neman die Ruinen der Burg Ragnit sowie in Schelesnodoroschnij eine Mühle aus dem Jahr 1909.

    Das Stuttgarter Architektur- und Ingenieurbüro Werner Sobek plant das neue Opernhaus in Perm. Baubeginn des 167 Millionen Euro teuren Vorhabens ist 2023. In die Entwicklung des Bäder-Clusters "Kawkazskie Mineralnyje Wody" in der Region Stawropol mit den Städten Pyatigorsk, Mineralnyje Wody, Kislowodsk, Schelesnowodsk und Jessentuki fließen bis 2025 rund 445 Millionen Euro. Im Jahr 2022 beginnen die Arbeiten am Projekt „Neu-Murmansk“. Für 110 Millionen Euro werden das Hafenviertel saniert und Hotel- und Freizeitanlagen errichtet. Bis 2035 fließen 2,4 Milliarden Euro in die Stadtentwicklung von Norilsk in der Region Krasnojarsk.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Hochbau: Projekte

    Im Wirtschaftsbau dominieren Projekte aus der Öl- und Gasbranche sowie der chemischen Industrie. Beim Wohnungsbau stehen die Metropolen Moskau und Sankt Petersburg im Fokus. 

    Ausgewählte Großprojekte im russischen Wohnungs- und Wirtschaftsbau (Investitionen in Milliarden Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Öl- und Gasförderprojekt „Vostok Oil“; Erschließung von Ölvorkommen und Bau der Infrastruktur (Pipelines, neue Städte, Seehäfen, Flughäfen, Stromversorgung etc.) auf der Halbinsel Taimyr

    126,6

    Erschließungsarbeiten; geplante Inbetriebnahme: 2024-2030

    Rosneft, Trafigura (Schweiz, Beteiligung von 10%)

    Erdgasverflüssigungsanlage „Jakutskij LNG“ / Republik Sacha (Jakutien)

    25,4

    Vor-FEED-Phase (Entwicklung des Konzepts und technischer Lösungen durch TechnipFMC, Frankreich) abgeschlossen; Start der FEED-Phase: Mitte 2021; geplante Fertigstellung: 2025 - 2027

    Yatek, Globaltek (gehören zu A-Property)

    Erdgasverflüssigungsanlage Arctic LNG 2 / Halbinsel Gydan, Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen

    19,4

    Projektierung; geplante Fertigstellung: 2023 (1. Abschnitt), 2024 (2. Abschnitt), 2026 (3. Abschnitt); Lieferant der Ausrüstung zur Gasverflüssigung: Linde Group

    Novatek mit Total, CNPC und CNOOC aus China sowie Konsortium Mitsui und Jogmec

    Amur-Gasverarbeitungswerk (Amurski GPZ) / Blagoweschtschensk, Gebiet Amur

    19,1

    Im Bau; zu 72 Prozent fertiggestellt; volle Inbetriebnahme: 2024; Technologie zur Gasveredelung: Linde Group

    Gazprom, NIPIGAZ, CPECC

    Ausrüstung einer Olefinanlage im Werk Nischnekamsk Neftechim, Nischnekamsk / Republik Tatarstan

    10,1

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2025

    TAIF-Holding; Bauherr: Gemont (Türkei); Generalauftragnehmer: Linde Group

    Stadtbauprojekt Gattschina Gardens / Gebiet Leningrad

    10,0

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2029 (1. Stufe: 2022)

    Entwickler: CastorXCapital (Schweden) 

    Amur Gaschemieanlage / Gebiet Amur

    8,5

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024: EPSS-Bauherr für Pyrolyse-Anlage: Linde Group

    Sibur Holding; Sinopec (Beteiligung von 40%)

    Gasverflüssigungs- und verarbeitungsanlage (Projekt Ust-Luga) / Hafen Ust-Luga, Gebiet Leningrad

    8,3

    Finanzierung durch VEB.RF; Projektierung genehmigt, Wartungsarbeiten; geplante Fertigstellung: 2024; 2. Linie: 2025; EPSS-Vertrag mit Linde Group (Lieferung von Ausrüstung, Engineering-Dienstleistungen)

    RusChimAljans (JV von Gazprom SPG Sankt-Peterburg und RusGasDobytscha)

    Bau von 25 Müllverbrennungsanlagen / verschiedene Städte ab 500.000 Einwohnern

    7,6

    Abkommen unterzeichnet; geplante Fertigstellung: 2024

    RT-Invest (gehört zur staatlichen Industrieholding Rostec), Rosatom, VEB.RF

    Düngemittelwerk, Nachodka / Region Primorje, TOR Neftechimitscheski

    3,9

    Im Bau; geplante Inbetriebnahme: 2023

    Nachodkinski Sawod mineralnych udobrenii, Bauherr: China Chengda Engineering Co.; Finanzierung: VEB, VTB, Fond razwitija Dalnego Wostoka, China Development Bank

    Polymer-Produktion / Ust-Kut, Gebiet Irkutsk

    2,4

    Im Bau; geplante Inbetriebnahme: 2023

    Irkutskaja neftjanaja kompania (INK); Projektplanung: Toyo Engineering

    Wohnkomplex / Gebiet Moskau; 2,3 Mio. Quadratmeter Wohnhäuser, Einzelhandels- und Büroräume sowie Infrastrukturobjekte auf 585 ha Grundfläche

    2,4

    Projektierung; geplante Fertigstellung: 2035

    Developer: GK Samoljot

    Petrochemie-Anlage / Region Perm

    2,2

    Geplanter Baubeginn: 2023

    Lukoil-Permnefteorgsintez (gehört zu Lukoil)

    Zellstoffkombinat / Region Krasnojarsk

    1,9

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2023

    Rockwell CapitalVneshekonombank

    Wohnanlage „Ostrow“ / Moskau

    1,6

    Geplanter Baubeginn: 2023

    Donstroj

    Neue Unternehmenszentrale / Moskau

    1,4

    Geplanter Baubeginn: 2022; geplante Fertigstellung: 2025

    Russische Eisenbahn (RZD)

    Düngemittelwerk / Gebiet Saratow

    1,3

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

    Investor: OOO NPP Platex

    Ausbau des Nationalen Weltraumzentrums / NPZ Chrunitschew, Moskau

    1,2

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2023

    Roskosmos

    Wohn- und Geschäftszentrum / Insel Russkij, Wladiwostok, Region Primorje

    1,0

    Geplante Fertigstellung: 2026-2028

    Dom.RFLH Corporation (Südkorea)

    Öl- und Gaschemieanlage / Republik Tatarstan

    0,9

    Projektierungsphase; Bauzeit: bis 2030

    PAO Tatneft

    Internationaler Cargo-Hub / Flughafen Jemeljanowo, Region Krasnojarsk

    0,9

    Im Bau; Geplante Fertigstellung: 2023

    Flughafen Jemeljanowo; Aeroflot

    Wohnviertel Juschnaja Bitza / Moskau

    0,7

    2. Stufe im Bau; geplante Fertigstellung: 2028

    FSK Lider

    Methanolwerk in einem Chemie-Cluster bei Chimprom-Wolgograd / Gebiet Wolgograd

    0,7

    Vorbereitung der Baufläche; geplante Fertigstellung der 1. Stufe: 2023-2024

    AEON Holding, RFPI, russisch-japanischer Investitionsfonds; Gazprom, Rosnano; Chimprom-Wolgograd

    Methanolwerk / Skoworodino, Gebiet Amur

    0,6

    Projektierungsphase; geplante Fertigstellung: 2023

    OAO TekhnoLizing (gehört zur ESN Group)

    Innovationscampus an der Sankt Petersburger Universität ITMO

    0,6

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2022-2027

    AO ITMO Highpark, UK Start Development

    Wohnkomplex / Gebiet Moskau

    0,6

    Geplante Fertigstellung: 2028

    GK Samoljot

    Sport- und Wohnobjekte für die Universiade / Jekaterinburg, Gebiet Swerdlowsk

    0,6

    Geplante Fertigstellung: 2023

    Sinara-Development

    Technologiepark für die Sberbank / Moskau

    0,5

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2022

    Innovationszentrum Skolkowo; Entwurf: Zaha Hadid Architects

    6 Apart-Hotels / Sankt Petersburg

    0,4

    im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

    Plaza Lotus Group

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Der Infrastrukturbau soll der russischen Wirtschaft nach der Pandemie zu neuem Schwung verhelfen. Investiert wird in den Bau von Straßen, Schienenwegen, See- und Flughäfen.

    Staat steckt Milliarden in große Infrastrukturprojekte

    Die Regierung bildete Mitte April 2021 einen Pool von 125 Projekten, die bis 2030 neues Wachstum generieren sollen. Hierzu gehören die Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Moskau und Kasan sowie Sankt Petersburg und Moskau, neue Haltestellen an der Polarkreiseisenbahn, eine neue Brücke über den Fluss Ob und der Tiefwasserhafen in Indiga. Die Finanzierung erfolgt unter anderem über den Nationalen Wohlstandsfonds und den Direktinvestitionsfonds (RFPI). In den nächsten drei Jahren sind etwa 11 Milliarden Euro vorgesehen.

    Zusätzlich erhalten die Regionen bis 2023 Kredite von rund 5,4 Milliarden Euro für den Bau von Straßen, Ortsumgehungen und zum Ausbau des Nahverkehrs, kündigte Präsident Putin in seiner jüngsten Rede zur Lage der Nation an.

    Zur Umsetzung seiner Pläne ist der Staat auf zusätzliches privates Kapital angewiesen. Der "umfassende Plan zur Modernisierung und Ausweitung der Infrastruktur" sieht private Investitionen in Höhe von 35,5 Milliarden Euro vor. Sonderinvestitionsverträge (SPIK 2.0), Investitionsschutzvereinbarungen, Infrastrukturanleihen sowie Steuervergünstigungen sollen Geldgeber anlocken. Die bis 2030 notwendigen Mittel zur Modernisierung der Transportinfrastruktur des Landes belaufen sich auf über 880 Milliarden Euro, schätzt Lenar Safin, stellvertretender Vorsitzender des Komitees für Wirtschaftspolitik im Föderationsrat.

    Straßenbau nimmt Fahrt auf

    Russland treibt den Bau von Verkehrswegen voran. Im Jahr 2021 sollen mehr als 6.000 Kilometer föderale Fern- und 15.000 Kilometer regionale Straßen modernisiert sowie 1.200 Kilometer neu errichtet werden. Die Mautautobahn Moskau – Kasan wird bis Jekaterinburg verlängert und soll 2024 eröffnet werden. Die Bauarbeiten für die rund 2.000 Kilometer lange Transitautobahn „Meridian“ zwischen Orenburg und Smolensk beginnen 2021. Die voraussichtlich 6,6 Milliarden Euro teure Trasse, in die staatliche und private Gelder fließen, soll ebenfalls 2024 fertiggestellt werden.

    Das Verkehrsministerium will das Fernstraßennetz ausbauen und Metropolen und Wirtschaftszentren besser miteinander vernetzen. Zubringerstraßen sollen Jaroslawl und Kostroma an die Mautautobahn M11 zwischen Moskau und Sankt Petersburg anschließen und Fernstraßen von Samara nach Saratow, von Wolgograd nach Krasnodar sowie von Nabereschnyje Tschelny nach Jekaterinburg gebaut werden.

    Um die Außenbezirke besser miteinander zu verbinden, errichtet Moskau vier neue Stadtautobahnen. In Sankt Petersburg beginnen 2021 die Bauarbeiten an der Schirotnaya-Stadtautobahn. Das bis 2024 veranschlagte Projekt kostet rund 440 Millionen Euro.

    Ausbau der Schieneninfrastruktur erhöht die Transportkapazitäten

    Der Güterverkehr auf der Schiene ging 2020 um 2,7 Prozent auf 1,2 Milliarden Tonnen zurück. Die Zahl der Fahrgäste brach um 27,4 Prozent auf etwa 870 Millionen ein. Der Transitverkehr auf der Schiene legte 2020 dagegen um 37,6 Prozent auf etwa 800.000 Standardcontainer (TEU) zu. Im Jahr 2021 dürfte das Vorjahresergebnis erreicht werden, schätzt Pawel Iwankin, Präsident des Instituts für Schienentransportverkehr.

    Der Aktionsplan zum Wiederaufbau der Wirtschaft sieht 18,4 Milliarden Euro für Schieneninfrastruktur-Großprojekte vor, darunter etwa 9,8 Milliarden Euro für den schnelleren Ausbau und die vollständige Elektrifizierung der Baikal-Amur-Magistrale (BAM) und der Transsibirischen Eisenbahn (Projekt "Wostotschny Polygon"). Die Erweiterung der beiden Trassen von Tynda zum Hafen Wanino (Projekt „Jakutski Cluster“) beläuft sich bis 2026 auf bis zu 7,7 Milliarden Euro. Die Gelder sollen aus dem Nationalen Wohlstandsfonds kommen.

    Im Zuge des Großprojekts „Juschni Cluster“ werden bis 2030 in der Region Krasnodar für rund 15 Milliarden Euro Schienenwege von der Küste in das Hinterland verlegt. Die Vermessungsarbeiten sollen 2022 beginnen. Die Fahrzeit von Moskau nach Sotschi verkürzt sich um die Hälfte auf 16 Stunden. Zwischen Sankt Petersburg und der finnischen Hauptstadt Helsinki soll für 2,7 Milliarden Euro eine Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut werden.

    Modernisierung von Seehäfen soll den Frachtumschlag steigern

    Der Frachtumschlag der russischen Seehäfen sank 2020 um 2,3 Prozent auf 820,8 Millionen Tonnen. Bei Flüssigfracht betrug der Rückgang 10,4 Prozent, bei Trockenfracht wuchs das Volumen hingegen um 7,6 Prozent. Der Güterumschlag entlang des Nördlichen Seewegs stieg 2020 um 5 Prozent auf knapp 33 Millionen Tonnen. Bis 2030 sollen für rund 9 Milliarden Euro Hafenanlagen und Umschlagterminals am Nordmeer, an der Ostsee, am Schwarzen, Asowschen und Kaspischen Meer sowie im Fernen Osten gebaut und modernisiert werden.

    Im Hafen von Poronajsk auf der Insel Sachalin entsteht für 400 Millionen Euro ein Terminal zum Umschlag von Kohle, Öl und Gas. Das Unternehmen Peterburgski Neftyanoj Terminal modernisiert bis 2029 das Ölterminal in Sankt Petersburg. Noworoslesexport modernisiert und erweitert den Hafen in Noworossijsk.

    Investitionen in Regionalflughäfen erweitern das Verkehrsnetz

    Obwohl der Flugverkehr im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent auf etwa 69 Millionen Fluggäste einbrach, sind Investitionen in das Flugverkehrsnetz von großer Bedeutung. Etwa drei Viertel der landesweit 241 Flughäfen erhalten bis 2035 neue Terminals oder Start- und Landebahnen. Die Luftverkehrsbehörde Rosawiatsia investiert bis 2024 rund 2 Milliarden Euro in die Modernisierung von 62 Flughäfen in der Arktis und im Fernen Osten des Landes. Neue Flughäfen entstehen auf der Halbinsel Gydan, in Omsk, Syktywkar und auf den Kurilen-Inseln Paramuschir und Schikotan.

    Das Unternehmen Aerodynamika investiert bis 2023 rund 220 Millionen Euro in den Bau eines neuen Terminals am Flughafen Krasnodar. Die Holding „Aeroporty Bolschoj Strany“ (ABS), ein Joint Venture von Aeroporty Regionow und Nowaport, modernisiert bis 2024 den Flughafen Blagoweschtschensk im Gebiet Amur. Zusammen mit dem Flughafen Chabarowsk soll er als regionaler Hub für den Fernen Osten fungieren.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Russland investiert kräftig in den Ausbau seiner Infrastruktur. Für deutsche Firmen ergeben sich gute Chancen bei Bauprojekten für Schienenwege, See- und Flughäfen sowie Brücken.

    Deutsches Konsortium will Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken bauen

    Die Russische Eisenbahn (RZD) beginnt 2022 mit dem Bau der etwa 680 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke (HGV) von Sankt Petersburg über Weliki Nowgorod nach Moskau. Derzeit läuft die Projektierung. Bis 2027 sollen die Bauarbeiten an der etwa 19 Milliarden Euro teuren Trasse abgeschlossen sein. Beim Bau der Zugstrecke ist deutsches Know-how gefragt. Ein Konsortium unter dem Dach der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) bündelt die Expertise von branchenführenden Unternehmen aus Deutschland, die sich am Bau des Hochgeschwindigkeits-Schienennetzes in Russland beteiligen wollen.

    Weitere Auftragschancen ergeben sich bei der geplanten Anbindung des Moskauer Flughafens Scheremetjewo an die Schnellfahrstrecke von Sankt Petersburg nach Moskau und des Flughafens Moskau Domodedowo an die geplante HGV-Trasse von Moskau nach Adler.

    Hafenviertel in Sankt Petersburg erhält Inspiration aus Deutschland

    In Sankt Petersburg wird aktuell ein Großprojekt zur Neuentwicklung des „Großen Hafens“ diskutiert. Der Miteigentümer des Schienenfahrzeugbauers Transmaschholding, Andrej Bokarjow, will auf dem Gelände ein neues Stadtviertel mit bis zu 4,8 Millionen Quadratmetern Wohn- und Geschäftsflächen errichten. Vorbild ist die Hamburger HafenCity. Die geplanten Investitionen belaufen sich auf etwa 5 Milliarden Euro. Bokarjow selbst plant etwa 70 Millionen Euro zu investieren, den Rest sollen private Anleger beisteuern. Präsident Wladimir Putin beauftragte die Regierung bereits, das Projekt mit den zuständigen Ministerien auszuarbeiten, wie das Wirtschaftsportal RBK meldet.

    Der Warenumschlag soll aus Sankt Petersburg in das 100 Kilometer westlich gelegene Ust-Luga verlegt werden. Die Regierung des Gebiets Leningrad versicherte bereits, dass die Kapazität des Hafens ausreicht, um die zusätzlichen Frachtmengen umzuschlagen.

    Im Hafen Olja in der Sonderwirtschaftszone (SWZ) Lotos im Gebiet Astrachan beginnen Ende 2021 die Bauarbeiten an einem Containerterminal. Die Arbeiten sollen 2023 abgeschlossen sein. Die deutsche LUNO-Gruppe aus Hamburg übernimmt die Projektberatung und erstellt die Machbarkeitsstudie.

    Das Unternehmen Daltransugol errichtet im Hafen Wanino in der Region Chabarowsk eine 25 Meter hohe Windbarriere. Ausländische Spezialisten analysieren die vorherrschenden Winde, um die optimale Positionierung zu ermöglichen.

    Flughafenprojekt setzt auf Expertise aus Deutschland

    Das deutsche Unternehmen Assmann Beraten + Planen entwirft bis 2022 das neue Terminal des Flughafens Magadan-Sokol im Fernen Osten. Die Planungs- und Beratungsgesellschaft setzte sich bei der Ausschreibung des 1,5 Millionen Euro-Projekts gegen einen russischen Mitbieter durch. Die Erneuerung des Flughafens soll Mitte 2022 beginnen und 2025 abgeschlossen sein. Das Unternehmen Aeroporty Bolschoj Strany (ABS, Joint Venture von Aeroporty Regionow und Nowaport) investiert rund 46,7 Millionen Euro in das Vorhaben.

    Im Rahmen des Nationalen Projekts „Sichere und hochwertige Straßen“ fließen bis 2024 etwa 3,2 Milliarden Euro in die Sanierung von Brücken und Überführungen. Landesweit sind etwa 5.500 Brücken renovierungsbedürftig.

    In Moskau werden bis 2024 insgesamt neun neue Brücken errichtet. Die Stadtregierung führt Verhandlungen mit internationalen Anbietern und erhofft sich qualitativ überzeugende und architektonisch originelle Lösungen. Die Umsetzung darf zugleich den Verkehr im staugeplagten Moskau nicht beeinträchtigen.

    Gute Auftragschancen für deutsche Hersteller von Baumaschinen

    Beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in Moskau ergeben sich Geschäftschancen für deutsche Hersteller von Baumaschinen. Teermaschinen der Wirtgen Group oder Walzen von Hamm kommen beim Straßenbau zum Einsatz. Liebherr liefert Kräne und Bulldozer. Mit Zeppelin ist ein deutscher Händler von Radladern, Bulldozern und Muldenkippern unter anderem für Caterpillar in Russland tätig.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Tiefbau: Projekte

    Im russischen Tiefbau liegt der Schwerpunkt auf milliardenschweren Infrastruktur-Großprojekten. Dazu gehören die Errichtung neuer Schnellstraßen, Schienenwege, See- und Flughäfen. 

    Ausgewählte Großprojekte im russischenTief-/Infrastrukturbau (Investitionen in Milliarden Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Eisenbahnstrecke Arktis-Sibirien-Asien (Sibirski Meridian)

    62,0

    Absichtserklärung; Vorplanungen laufen; umfasst mehrere Eisenbahn-Großprojekte; geplante Fertigstellung: 2034

    Russische Eisenbahn (RZD)

    Straßen- und Schienenbau (Projekt Juschni Cluster) / Region Krasnodar

    34,0

    Projektierung; geplante Fertigstellung: 2024

    Awtodor

    Hochgeschwindigkeitsstrecke Moskau - St. Petersburg über Nowgorod (684 Kilometer Länge)

    19,0

    Projektierung: bis 2022; geplante Fertigstellung: 2026-2027

    Russische Eisenbahn (RZD)

    Russischer Teil des Transportkorridors Europa - China (Mautautobahn M12 von Moskau nach Kasan); Verlängerung nach Jekaterinburg angekündigt

    9,2

    davon 5,5 aus dem russischen Staatsbudget

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

    Verkehrsministerium; GK Awtodor; China Communication Construction CorporationShandong Hi-Speed GroupSeidenstraßenfonds

    Russischer Teil der Mautstraße Meridian (Shanghai - Hamburg)

    8,5

    Baubeginn: 2021; geplante Fertigstellung: 2024

    ZAO Russkaja holdingowaja kompania (RHK); potenzielle Geldgeber: VneshekonombankUK Lider; Awtodor

    Ausbau der Baikal-Amur-Magistrale (BAM) und der Transsibirischen Eisenbahn

    8,1

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2025

    Russische Eisenbahn (RZD)

    Neugestaltung des Hafens von St. Petersburg / Gebiet Leningrad

    (Bau von 4,8 Mio. Quadratmeter Wohn-, Geschäfts- und Sozialräume sowie Verlagerung der Umschlagkapazitäten nach Ust-Luga)

    4,9

    Vorschlag von Andrej Bokarjow (u.a. Beteiligungen an Transmaschholding, Terminal Ust-Luga-Oil, Ust-Luga-RosTerminalUgol; geplante Fertigstellung: 2036

    Transportministerium; Stadtregierung St. Petersburg

    Nord-Ost-Ausfallstraße / Moskau

    3,5

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2022

    Stadtregierung MoskauZAO Lider

    Polarkreisbahn Sewerny Schirotny Chod / Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen

    2,8

    Bauarbeiten an der 2.000 Kilometer langen Trasse liegen derzeit auf Eis; geplante Inbetriebnahme: 2023

    Konzession zwischen der Föderalen Agentur für Eisenbahntransport und OOO Sewerny Schirotny Chod; Investoren: Staat, RZD, Gazprom; Finanzierung: GazprombankSberbankVTB Bank; Eurasische Entwicklungsbank (EABR); VEB.RF

    Schirotnaja skorostnaja magistral (Schnellstraße) / St. Petersburg und Gebiet Leningrad

    2,6

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

    Regierung von St. Petersburg (www.gov.spb.ru); Finanzierung aus dem Staats- und Stadthaushalt

    Bau von 5 S-Bahnlinien mit 375 km Gesamtlänge / Stadt und Gebiet Moskau

    (Moskowskije zentralnyje diametry)

    2,5

    Im Bau; weitere Linien werden projektiert

    Auf Konzessionsbasis; Finanzierung: Stadt Moskau; RZD und private Investoren

    Universelle Güterumschlaganlage / Hafen Primorsk, Gebiet Leningrad

    (Kohle-, Mineraldünger-, Getreide-, Container- und Stückgutterminals sowie Lagerlogistikzentrum)

    2,4

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2022

    Primorsk UPK 

    Tiefseehafen Archangelsk / Gebiet Archangelsk

    2,1

    Im Bau; geplante Fertigstellung der 1. Etappe: 2023

    Arktis-Transportknoten (ATPU) Archangelsk

    Modernisierung von 62 Regionalflughäfen / Arktis und Ferner Osten

    2,0

    Geplante Fertigstellung: 2024

    Rosawiatsia

    Bahnstrecke Jelegest-Kysyl-Kuragino / Republik Tywa, Region Krasnojarsk

    (410 km lange eingleisige Spur zum Abtransport von Kohle aus der Lagerstätte Jelegest)

    1,8

    Projektierungsphase: bis August 2021; geplante Fertigstellung: 2025

    Im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft: RZD, AO TEPK Kysyl-Kuragino, ZAO Lider

    3. Abschnitt der Autobahn Wladiwostok - Nachodka - Hafen Wostotschny / Region Primorje

    1,8

    Teil des internationalen Transportkorridors „Primorje-1“; geplante Fertigstellung: 2024

    Rosawtodor

    Ausbau des Hafens Noworossijsk / Region Krasnodar

    (geplant sind neue Umschlagterminals für Container, Düngemittel und Pflanzenöl)

    1,5

    Absichtserklärung von Tatneft; geplante Projektdauer: bis 2029

    Transneft

    Brücke über den Fluss Lena / Republik Sacha (Jakutien)

    1,5

    Untersuchungsarbeiten am Permafrostboden und Projektierung; Investitionsstadium des Projekts: 2021-2024

    Konsortium von Rostec (33,4%) und Gruppe VIS (66,6%)

    3. Abschnitt der Ringautobahn ZKAD / Gebiet Moskau

    (105 km langer mautpflichtiger Abschnitt soll die Strecke Moskau-Sankt-Petersburg mit der Autobahn M7 „Wolga“ verbinden)

    1,3

    Auf Konzessionsbasis; geplante Fertigstellung: 2021;

    Awtodor und Konsortium Awtodoroschnaja stroitelnaja korporazija (ASK)

    Südliches Double des Moskauer Autobahnrings (MKAD) / Gebiet Moskau

    1,1

    Projektierung; geplante Fertigstellung als Mautautobahn auf Konzessionsbasis: 2026

    GK Region

    Umgehungsstraße / Kemerowo

    0,9

    Geplante Bauzeit: bis 2024

    Regierung des Gebiets Kemerowo

    Tiefwasserhafen Indiga / Autonomer Kreis der Jamal-Nenzen

    0,8

    Projektierung; geplante Bauzeit: 2023-2028

    AEON Holding

    Straßenbahnlinie Station Kuptschino - Schuschary - Slawjanka / Sankt Petersburg

    (21 km lange Straßenbahnlinie)

    0,8

    Abkommen zwischen der Stadtregierung und Baltnedwischserwis; Fertigstellung etappenweise geplant: 2023-2024

    auf Konzessionsbasis (für 30 Jahre); Baltnedwischserwice (Konsortium von Gazprombank und Baufirma ABZ-3); Suche nach weiteren Privatinvestoren

    Projekt „Lugaport“/ Gebiet Leningrad

    (Hafenausbau und Bau von Terminals zum Umschlag von Getreide und Nahrungsmitteln im Hafen Ust-Luga)

    0,7

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2024

    GK Novotrans; GT Morstroy; Lugaport

    Stationen und Tunnels für die zweite unterirdische U-Bahn-Ringlinie / Moskau

    0,6

    Im Bau; geplante Fertigstellung: 2022

    China Railway Construction Corporation (CRCC)

    Kohleterminal, Hafen Wanino / Region Chabarowsk

    0,4

    Im Bau; geplante Inbetriebnahme der 2. und 3. Stufe: 2023-2030

    Rosmorport; Sachatrans und Kolmar im Rahmen einer PPP

    Bahnstrecken und Wolga-Brücke / Gebiet Saratow

    0,4 und 0,3

    Projektierung abgeschlossen; geplante Fertigstellung: bis 2025

    RZD (Priwolschskaja schelesnaja doroga)

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Branchenstruktur und Wettbewerbssituation

    In Russland investiert der Staat kräftig in die Bauwirtschaft. Die Konkurrenz verschärft sich. Lukrative Staatsaufträge gehen meist an lokale Unternehmen.

    Staatliche Förderprogramme sorgen für Optimismus

    Die Immobilienbranche in Russland freut sich über gute Aussichten. Über das föderale Investitionsförderprogramm (FAIP) fließen bis 2023 etwa 30 Milliarden Euro in 1.100 öffentliche Bauvorhaben der „Nationalen Projekte“ sowie des "umfassenden Plans zur Modernisierung und Ausweitung der Infrastruktur". Für 2021 sind 9,4 Milliarden Euro eingeplant, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 1 Prozent. Die Investitionen in Gewerbeimmobilien belaufen sich 2021 auf etwa 3,5 Milliarden Euro, schätzt Cushman & Wakefield.

    Im Jahr 2020 wurden 285 Milliarden Rubel (etwa 3,4 Milliarden Euro, 1 Euro = 82,72 Rubel, Jahresdurchschnittskurs der Europäischen Zentralbank) in russische Immobilien investiert und damit 14 Prozent mehr als im Vorjahr, berechnete das Beratungsunternehmen CBRE. Die Investitionen in Wohnimmobilien stiegen gegenüber dem Vorjahr um 75 Prozent. Bei gewerblichen Immobilien wurde jedoch ein Rückgang um 4 Prozent verzeichnet. Eine Ausnahme waren Investitionen in Büroflächen mit einem Wachstum von 40 Prozent.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Russland (Veränderung in Prozent)

    Kennziffer

    2019 1)

    2020

    Veränderung 2020/19

    Wert der Bauinvestitionen (in Mrd. Euro ) 2)

    126,7

    114,8

    0,1 3)

    gebaute Wohnfläche (in Mio. qm)

    82,0

    80,6

    -1,8

      öffentlich

    45,2

    41,9

    -7,3

      privat

    36,8

    38,7

    5,2

    zur Verfügung gestellte Wohnungen (in 1.000 Einheiten)

    1.103

    1.104

    0,1

    Bestand an Wohnfläche (in Mio. qm)

    3.857

    k.A.

    k.A.

    Fertigstellungen (Anzahl der Gebäude)

    271.671

    298.210

    9,8

    gebaute Gewerbefläche (in Mio. qm)

    32,6

    30,8

    -5,5

    1) Ab 2019 berücksichtigt Rosstat auch die gebauten Wohnungen auf den Datscha-Grundstücken, 2) umgerechnet zu den jeweiligen Jahresdurchschnittskursen der EZB, 3) Veränderung auf Rubel-BasisQuelle: Föderaler Statistikdienst Rosstat

    Lokale Konzerne dominieren Baubranche

    Russlands Baustellen sind fest in der Hand einheimischer Firmen. Ausländische Unternehmen fungieren meist als Planer und Entwickler oder produzieren Baustoffe. Als Generalunternehmer treten neben russischen auch türkische Unternehmen auf, die preislich konkurrenzfähig sind. Mit Hochtief zog sich der bis dato größte deutsche Baukonzern Ende 2017 nach einem Rechtsstreit aus Russland zurück.

    TOP-10 der russischen Projektentwickler im Massensegment (Umsatz in Milliarden Euro)

    Unternehmen/Zentrale

    Umsatz 2019

    Umsatz 1. Halbjahr 2020

    GK PIK/Moskau

    3,2

    1,4

    GK FSK/Moskau

    1,6

    0,3

    Setl Group/Sankt-Petersburg

    1,4

    0,6

    GK Granelle/Moskau

    1,3

    0,2

    LSR Group/Sankt-Petersburg

    1,1

    0,5

    Etalon Group/Sankt-Petersburg

    1,0

    0,4

    GK Ingrad/Moskau

    0,8

    0,4

    GK Samoljot/Moskau

    0,7

    0,3

    RG Development/Moskau

    0,5

    0,2

    A101/Moskau

    0,5

    0,1

    Quelle: Forbes

    TOP-5 der russischen Projektentwickler im Businesssegment (Umsatz in Milliarden Euro)

    Unternehmen/Zentrale

    Umsatz 2019

    Umsatz 1. Halbjahr 2020

    Donstroj/Moskau

    1,3

    0,4

    MR Group/Moskau

    0,8

    0,3

    GK Pioner/Moskau

    0,6

    0,2

    Krost/Moskau

    0,3

    0,1

    Taschir/Moskau

    0,2

    0,1

    Quelle: Forbes

    TOP-5 der russischen Projektentwickler im Premiumsegment (Umsatz in Milliarden Euro)

    Unternehmen/Zentrale

    Umsatz 2019

    Umsatz 1. Halbjahr 2020

    Capital Group/Moskau

    1,0

    0,3

    Inteco/Moskau

    0,5

    0,1

    GK Gals/Moskau

    0,3

    0,1

    Vesper/Moskau

    0,2

    0,2

    AB Development/Moskau

    0,1

    0,1

    Quelle: Forbes

    Einheimische Konzerne werden bei staatlichen Ausschreibungen bevorzugt

    Die Regierung gründete im Dezember 2020 eine zentrale Vergabestelle für Bauaufträge bei öffentlich finanzierten Vorhaben. Die Regierung erhofft sich vom einheitlichen staatlichen Auftraggeber eine Steigerung der Qualität, eine effektivere Kontrolle der Ausgaben sowie zügigere Umsetzung der Projekte. Für Bauunternehmen beinhaltet die Gründung der staatlichen Vergabestelle faktisch ein Vergabemonopol für Aufträge bei staatlichen Bauvorhaben.

    Der für Baupolitik zuständige stellvertretende Ministerpräsident Marat Chusnullin kündigte an, auch für den Infrastrukturbau einen staatlichen Monopolisten gründen zu wollen - voraussichtlich mit Awtodor als Träger. Die staatliche Autobahngesellschaft vergab im September 2020 lukrative Staatsaufträge im Wert von mehr als 5 Milliarden Euro zum Bau von Abschnitten der Mautautobahn M-12 von Moskau nach Kasan ohne Vorlage eines Konkurrenzangebots, darunter an Unternehmen kremlnaher Oligarchen wie Strojtransgas (gehört zur Volga-Unternehmensgruppe von Gennadi Timtschenko) oder Transstrojmechanisazia (gehört zu Nazproektstroj von Arkadi Rotenberg).

    Der Föderale Antimonopoldienst beklagt, dass er nur etwa 3 Prozent der bestehenden Kartelle aufdecken könne. Die Marktabsprachen schädigen demnach besonders die Bauindustrie (28 Prozent der Kartelle). Der Gesamtschaden beläuft sich auf etwa 2 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts.

    Staat greift Baukonzernen gezielt unter die Arme

    Während der Pandemie erstellte das Bauministerium eine Liste von 76 systemrelevanten Bauunternehmen, die besondere staatliche Unterstützung erhalten, darunter zinsgünstige Kredite zur Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebs. Um die Gelder in Anspruch nehmen zu können, müssen sich Bauunternehmen verpflichten, Bauobjekte fristgerecht fertigzustellen. Zudem müssen die Firmen mindestens 90 Prozent ihrer Arbeitnehmer weiter beschäftigen.

    Ausgewählte systemrelevante Bauunternehmen in Russland

    Unternehmen

    Region

    A101

    Moskau

    Granelle

    Gebiet Moskau

    Ingrad

    Moskau

    Inteco

    Moskau

    Kortros

    Moskau

    LSR Group

    Sankt Petersburg

    MR Group

    Moskau

    Gruppa PIK

    Moskau

    Renaissance Construction

    Sankt Petersburg

    Samoljot

    Moskau

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Die Viruspandemie bremst die Konsolidierung des Marktes. Im Jahr 2020 meldeten 162 Baufirmen Insolvenz an, 12 Prozent weniger als im Vorjahr, meldet die Rating-Agentur des Bauwesens (RASK). Verantwortlich dafür waren die staatlichen Investitionen in die Bauwirtschaft sowie Steuerstundungen und Insolvenzmoratorien.

    Wegen des akuten Mangels an Arbeitskräften geht die Russische Eisenbahn (RZD) beim Ausbau der Bakal-Amur-Magistrale (BAM) und der Tanssibirischen Eisenbahn (Transsib) ungewöhnliche Wege und setzt auf die Hilfe der Streitkräfte. Soldaten der Eisenbahntruppen bauen für 33,3 Millionen Euro den 330 Kilometer langen Abschnitt von Ulak nach Fewralsk. Die Maßnahme zeigt besonders, welche Bedeutung der Staat als Marktakteur einnimmt.

    Chinesische Baufirma erhält Zuschlag für Großprojekt

    Bauunternehmen aus China drängen auf den Markt. Im Oktober 2020 erhielt der chinesische Staatskonzern China Railway Construction Corporation (CRCCI) den Zuschlag für den Bau eines rund 100 Kilometer langen und 640 Millionen Euro teuren Abschnitts der Mautautobahn von Moskau nach Kasan. Damit akquirierte erstmals eine chinesische Firma einen Auftrag zur Umsetzung eines Schlüsselprojekts im russischen Autobahnbau. Der Abschluss ist ein weiterer Mosaikstein in der strategischen Zusammenarbeit zwischen Russland und China und dürfte den Weg für weitere Verträge mit chinesischen Unternehmen ebnen.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Geschäftspraxis

    Die Regierung Russlands vereinfacht das Dickicht der Bauvorschriften. Deutsche Firmen müssen sich bei Ausschreibungen auf die landes- und branchenübliche Vergabepraxis einstellen.

    Deutsche Unternehmen können sich an Projekten der russischen Bauwirtschaft beteiligen. Bei öffentlichen Bauvorhaben wird jedoch großer Wert auf die Erbringung lokaler Wertschöpfung gelegt. In diesem Falle sollte das Unternehmen prüfen, ob die Eröffnung einer lokalen Niederlassung wirtschaftlich Sinn macht. Ein Joint-Venture-Zwang besteht in Russland nicht.

    Staat modernisiert Regelwerk am Bau

    Die Regierung nimmt bei der Umsetzung des Nationalen Wiederaufbauplans auch die Verschlankung der Bauvorschriften in Angriff. Seit 1. August 2020 wurde die Zahl der GOST- und SNiP-Normen um ein Drittel reduziert. Von mehr als 10.000 verbindlichen Anforderungen an Bauvorhaben in der Planungs- und Umsetzungsphase haben über 3.000 Normen nur noch "empfehlenden" Charakter. Damit soll der Druck durch die Aufsichtsbehörden gesenkt werden. Im Dezember 2020 wurde angekündigt, ein weiteres Drittel der Baunormen in Empfehlungen umzuwandeln.

    Die Regierung hat neue Anforderungen an Teilnehmer öffentlicher Ausschreibungen eingeführt. Seit 1. September 2020 muss der Auftragnehmer statt bisher drei nunmehr fünf Jahre Berufserfahrung vorweisen. Für alle Projekte, die eine bestimmte Kostenschwelle übersteigen, müssen weitere Kompetenzen nachgewiesen werden: Bei föderalen Projekten gilt die Nachweispflicht ab 10 Millionen Rubel, bei regionalen und kommunalen Vorhaben ab 5 Millionen Rubel.

    Russland führt ab 1. Januar 2022 BIM-Technologien (Building Information Modeling) im Bauwesen ein, die für Developer, Baufirmen und Betreibergesellschaften aller im öffentlichen Auftrag errichteten Objekte verpflichtend sind. Derzeit nutzen nur etwa 7 Prozent aller russischen Baufirmen BIM. Die Anwendung der Technologie soll Planungsfehler minimieren und die Umsetzung von Projekten beschleunigen.

    Korruption bleibt leidiges Dauerthema

    Russlands Bauwirtschaft gilt als notorisch intransparent und korruptionsanfällig. Auf regionaler Ebene ist zudem oftmals Vetternwirtschaft im Spiel. Der Rechnungshof stellte im Januar 2021 während eines Audits für den Bau der Autobahn M-12 von Moskau nach Kasan bei der staatlichen Autobahnbetreibergesellschaft Awtodor Anzeichen von Korruption fest. In mehreren Fällen seien Leistungen zu überhöhten Preisen abgerechnet worden. Die Fertigstellung der Autobahn verteuere und verzögere sich damit, so die Auditoren.

    Daneben kritisiert der Rechnungshof Konzessionsvergaben im Straßenbau. Beim Bau eines Abschnitts der neuen Mautautobahn M-11 Moskau - Sankt Petersburg und ihrer Anschlussstelle an den Moskauer Autobahnring (MKAD) verlor der Staat mehr als 60 Millionen Euro, monierten die Revisoren Mitte November 2020. Ein Großteil der entstandenen Zusatzkosten sei auf fehlerhaftes Verhalten von Beamten zurückzuführen. Bei Konzessionsvergaben werde das geplante Verkehrsaufkommen oftmals um das Zwei- bis Dreifache überhöht veranschlagt, um die Attraktivität des Projekts zu steigern.

    Öffentliche Ausschreibungen werden in einer nationalen Datenbank veröffentlicht.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Zement und Beton

    Der beginnende Aufschwung im Wohnungsbau und Großprojekte im Straßenbau steigern die Nachfrage nach Zement und Beton. Hersteller modernisieren ihre Werke und bauen Kapazitäten aus.

    Die Produktionsmenge von Zement sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent auf etwa 56 Millionen Tonnen, meldet der Branchenverband Sojuszement. Die Herstellung von Beton ging um 2,4 Prozent auf 25,3 Millionen Kubikmeter zurück.

    Zementtransporte auf der Schiene verbuchten 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 4,6 Prozent auf 24,6 Millionen Tonnen. Die größten Einbußen in den Absatzmengen mussten Gazmetallprojekt, Asia Zement, Akkermann, Sibirski Zement, Ewrozement sowie Vostokzement verkraften. Ihre Verkäufe steigern konnten die lokalisierten ausländischen Branchengrößen wie LafargeHolcim, Buzzi Unicem sowie das deutsche Unternehmen HeidelbergCement (Plus 8,5 Prozent).

    Im Wohnungsbau hellen sich die Aussichten auf. Das Programm zur Vergabe vergünstigter Hypothekenkredite sorgt für eine wachsende Nachfrage nach Beton und Zement beim Wohnungsbau. Die Produktion von Gasbeton wird bis 2025 auf 13 Millionen Kubikmeter steigen, schätzt Abarus Market Research. Die zunehmende Beliebtheit von vorgefertigten Baumodulen im Wohnungs- und Wirtschaftsbau kommt der Branche gelegen.

    Auch beim Bau von Verkehrswegen sind die Aussichten gut. Im Zuge des nationalen Projekts „Sichere und hochwertige Straßen“, sowie des „umfassenden Plans zur Modernisierung der Transportinfrastruktur“ sollen mehr Autobahnen mit Betonbelag gebaut werden.

    Zementhersteller müssen Schadstoffausstoß senken

    Die Themen Umwelt und Energieeffizienz werden bei der Produktion von Zement immer wichtiger. Das Gesetz über die Einführung der besten verfügbaren Techniken (BVT) verpflichtet Betriebe mit hohem Schadstoffausstoß, darunter Zementproduzenten, ihre Emissionen zu senken. Dazu müssen sie ihre Produktionsanlagen auf den neuesten Stand bringen.

    Das Energieministerium erstellt eine Roadmap zur Verwendung von Asche und Schlacke aus der industriellen Kohleverfeuerung zur Herstellung von Zement. Damit soll der Schadstoffausstoß bei der Zementproduktion um 6,2 Millionen Tonnen pro Jahr sinken, rechnet das Energieministerium vor. Erste Projekte wurden bereits begonnen. Mit dem Tochterunternehmen Mechel-Materialy verarbeitet der Metallurgiekonzern Mechel in Tscheljabinsk Schlacke, die in der Produktion von Zement und Beton einsetzbar ist. Das Unternehmen Totschka Centr hat mit dem Konzern Ewrocement den Bau eines Werks zur Verarbeitung von Abfällen bei der Zementerzeugung vereinbart. Das 22 Millionen Euro schwere Projekt läuft bis 2024. Anfang April 2021 veräußerte das Bankhaus Sber Ewrocement mit seinen insgesamt 19 Werken auf dem Gebiet der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an einen bis dato unbekannten Käufer.

    Produzenten modernisieren und erweitern ihre Kapazitäten

    In der Pandemie ging der Auslastungsgrad der vorhandenen Produktionskapazitäten, der schon vor der Pandemie nur bei gut 50 Prozent lag, weiter zurück. Trotzdem werden Projekte zum Auf- und Ausbau neuer Fertigungsstätten umgesetzt. Der deutsch-russische Baustoffhersteller KSMK baut in Sergijew Posad im Gebiet Moskau eine Fabrik für Porenbeton. Bis 2023 fließen etwa 22 Millionen Euro in das Projekt. Die Firma GK Monarch steckt rund 167 Millionen Euro in den Bau eines Werks zur Produktion von vorgefertigten Baumodulen aus Beton für den Wohnungsbau in Neu-Moskau. Das Unternehmen RD-Group vereinbarte mit der Regierung des Gebiets Saratow den Bau einer Fabrik zur Herstellung von Asphaltbeton.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Holz

    Holz wird in Russland als ökologischer Baustoff immer beliebter. Der Staat fördert den Bau von Einfamilienhäusern aus Holz. Produzenten erweitern ihre Werke.

    Die Produktionsmenge ging 2020 bei Sperrholz um 3,2 Prozent zurück, bei DSP-Faserplatten um 7,1 Prozent. Der Preis für Bauholz stieg um bis zu 30 Prozent. Der Absatz sank um 14,1 Prozent auf 1,3 Millionen Kubikmeter.

    Für 2021 erwartet BusinessStat bei den Bauholz-Verkäufen ein Minus von 5,8 Prozent. Bis 2025 dürfte der Absatz jedoch auf rund 1,4 Millionen Kubikmeter steigen, auch wegen des Nachholbedarfs verschobener Renovierungen.

    Der Anteil von Holzhäusern an der gesamten Wohnfläche wird sich bis 2025 auf etwa 25 Millionen Quadratmeter pro Jahr mehr als verdreifachen, schätzen Experten der Rosselchosbank. Verbilligte Hypothekenkredite sollen der wichtigste Wachstumsfaktor für den Holzhausbau werden.

    Das Unternehmen Swiss Krono Holding AG baut bis 2023 für rund 220 Millionen Euro ein Werk zur Produktion von OSB-Platten im Gebiet Kostroma. Die Firma Plitwood investiert bis 2023 etwa 130 Millionen Euro in den Bau eines Werkes zur Produktion von Birkensperrholz.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Glas

    Russlands Glasproduzenten blicken zuversichtlich in die Zukunft. Zahlreiche Projekte im Wohnungsbau steigern die Nachfrage. Nachhaltigkeit in der Produktion wird immer wichtiger.

    Die Fertigung von Flachglas verzeichnete 2020 im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 1,3 Prozent auf rund 240 Millionen Quadratmeter, meldet der Branchenverband Steklosoyuz. Zahlreiche Hersteller mussten Produktionsrückgänge hinnehmen, darunter AGC (minus 23,8 Prozent) und Gardian Steklo Rostow (minus 15,3 Prozent). Zusammen mit Salawatsteklo aus der Republik Baschkortostan bilden die beiden Firmen die TOP-3 Hersteller von Flachglas mit einem Marktanteil von 42,3 Prozent.

    Der bevorstehende Boom im Wohnungsbau führt zu einem höheren Bedarf an Flachglas. Gesetzliche Vorschriften zur Wärmedämmung bei Gebäuden kurbeln die Nachfrage nach Wärmeschutzglas an. Deutsche Unternehmen haben gute Chancen bei Spezialaufträgen, wie der Auftrag an das Unternehmen Josef Gartner, Glasfassaden für das Lachta-Center in Sankt Petersburg zu liefern, bewiesen hat.

    Ressourcenschonung liegt im Trend

    Russlands Glaserzeuger setzen bei der Produktion verstärkt auf den Einsatz von Altglas. Dieses Verfahren wird wichtiger, da die Versorgung der Glasbetriebe mit Rohstoffen nicht immer sichergestellt ist. Vor allem bei Soda kommt es immer wieder zu Lieferengpässen. Die Regierung der Region Stawropol gab bekannt, dass vor Ort ein neues Werk zur Verarbeitung von Altglas entstehen soll.

    Neben dem einheimischen Markt setzen die russischen Glashersteller verstärkt auf den Export. Im Jahr 2020 wurden 43 Millionen Quadratmeter Flachglas ausgeführt. Einer der wichtigsten Absatzmärkte ist die Europäische Union (EU). Glas gehört zu den Top-5-Exportprodukten von Russland nach Europa. Die geplante Einführung des Carbon Border Adjustment Mechanism (CO2-Grenzsteuer) der EU zwingt die Hersteller dazu, ihren CO2-Fußabdruck zu senken, wenn sie ihren Absatzmarkt nicht verlieren wollen.

    Projekte eröffnen Chancen für Zulieferer und Investoren aus Deutschland

    Das deutsche Unternehmen Horn Glass Industries liefert für 25 Millionen Euro eine Glasschmelzwanne an Salawatsteklo im Werk Salawat in der Republik Baschkortostan. Die Inbetriebnahme erfolgt 2022. Pikaljowskaja Soda steckt rund 27 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung einer Glasfabrik im Gebiet Twer. Im April 2021 übernahm der Konzern das insolvente Glaswerk Aktis im Gebiet Tula.

    Das Unternehmen OOO Glassprom aus Omsk investiert rund 11 Millionen Euro in den Aufbau einer Produktion von großflächigen Fensterscheiben für Bürogebäude, Flughafenterminals und Einkaufszentren. Das Unternehmen Home Master will in Blagoweschtschensk im Gebiet Amur einen Produktionsbetrieb für gehärtetes, feuerfestes sowie Verbundglas blauen. Im Gebiet Nischni Nowgorod soll ein neuer Glasbetrieb entstehen, meldet Steklosoyuz. Die Gebietsregierung sucht derzeit einen Investor.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Fliesen und Keramik

    Die Hersteller von Fliesen und Keramik stehen in Russland vor einem schwierigen Jahr. Der Absatz bleibt rückläufig. Wachstumschancen bietet das Billigpreissegment im Wohnungsbau.

    Die Produktionsmenge von Keramikfliesen und Porzellansteinzeug verzeichnete 2020 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 10 Prozent auf etwa 164,7 Millionen Quadratmeter, meldet die Marktforschungsagentur Indexbox. Während der Pandemie fuhren einige Hersteller ihre Produktion vorübergehend zurück.

    Die Absatzmenge sank 2020 um 13,2 Prozent auf etwa 174 Millionen Quadratmeter. Ein Großteil davon wurde im Billigsegment gehandelt. Die Rubelabwertung bremste die Einfuhr von Fliesen aus Europa. Importe aus Indien stiegen dagegen deutlich an. Die indischen Hersteller veräußerten ihren Produktionsüberschuss zu Billigpreisen auf den Weltmarkt.

    Aussichten beim Absatz bleiben trübe

    Für das Jahr 2021 rechnet Indexbox mit einem weiteren Rückgang der Verkäufe auf eine Gesamtmenge von 170 Millionen Quadratmeter. Beim Bau von Mehrfamilienhäusern sind vor allem preiswerte Lösungen gefragt. Die rückläufigen frei verfügbaren Einkommen drücken die Kaufkraft der Bevölkerung. Anstehende Sanierungsarbeiten in den eigenen vier Wänden und Wochenendhäusern werden verschoben.

    Etwas besser sind die Absatzchancen für importierte hochwertige Fliesen, die beim Bau von Gewerbeimmobilien der Klasse A sowie bei Wohnungen im Premiumsegment zum Einsatz kommen.

    Konzentration auf dem Markt für Fliesen und Keramik nimmt zu

    Die Coronapandemie beschleunigt die Konzentration auf dem Markt für Keramikfliesen und Porzellansteinzeug. Auf die sechs größten Hersteller Kerama Marazzi, Unitajl, Ceranit Trade, Estima, Quadro Dekor und ZKS entfallen bereits mehr als 50 Prozent Marktanteil. Insgesamt halten einheimische Hersteller rund drei Viertel des Marktes. Deutsche Lieferanten kommen auf einen Anteil von etwa 2 Prozent.

    Trotz der verhaltenen Aussichten ist der Bau neuer Werke geplant. Die Regierungen des Gebiets Amur und der Republik Sacha (Jakutien) bekunden Interesse am Aufbau einer Produktion von Keramikfliesen durch indische Investoren, meldet der Branchenverband der Keramikhersteller (APKM).

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Bauchemikalien

    Der Markt für Bauchemikalien bleibt in Russland auf Wachstumskurs. Die Nachfrage nach Farben, Lacken, Baumischungen und Kunststoffböden steigt.

    Farben und Lacke bleiben hoch im Kurs

    Die Absatzmenge bei Farben und Lacken wächst 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent, erwartet der Branchenverband Centrlack. Im Pandemiejahr 2020 trieb die Renovierung der Innenräume von Wohnungen und Wochenendhäusern die Nachfrage nach Dekorfarben sowie antiviralen und antibakteriellen Beschichtungen nach oben. Die Umweltverträglichkeit und Geruchsneutralität von Farben auf Wasserbasis werden als Verkaufskriterien zunehmend wichtiger.

    Lokalisierte internationale Hersteller dominieren den Markt für Farben und Lacke. Marktführer ist Tikkurila. Der finnische Konzern steigerte 2020 seinen Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent. Im Jahr 2021 plant Tikkurila, seinen Marktanteil bei Beschichtungen auf Wasserbasis weiter zu erhöhen und lokal zu produzieren. Russische Hersteller holen jedoch auf und werden qualitativ immer konkurrenzfähiger.

    Absatz von Baumischungen legt zu

    Der Markt für Trockenbaumischungen stieg 2020 auf rund 180 Millionen Euro, meldet die Marketingagentur ROIF-Expert. Einheimische Hersteller dominieren den Markt. Durch die Rubelabwertung sank die Importmenge 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent und der Importwert um 5 Prozent.

    Die Aussichten für 2021 sind gut. Die wachsende Beliebtheit des Trockenhausbaus sowie der gleichbleibend hohe Bedarf an Trockenmischungen aus Kasachstan und der Ukraine kurbeln die Nachfrage an.

    Henkel plant die Erweiterung seines Ceresit-Werkes in Kolomna im Gebiet Moskau. Dort stellt der Düsseldorfer Konzern unter anderem Baumischungen, Spachtelmasse, Fliesenkleber und Fugenmörtel her. Das Schweizer Unternehmen Sika übernahm im Februar 2021 Kreps, seinen russischen Wettbewerber, um seine Präsenz auf dem russischen Markt für Trockenmörtel zu erweitern.

    Nachfrage nach Kunststoffböden steigt

    Die Absatzmenge von PVC- und Linoleum-Böden legt 2021 um etwa 3 Prozent zu, schätzt die Marktforschungsagentur Abarus Market Research. Bis 2025 soll das Marktvolumen auf 20 Millionen Quadratmeter steigen. Im Jahr 2020 stieg die Produktionsmenge von Linoleum um 10 Prozent, zugleich gingen die Einfuhren wegen der Rubelabwertung zurück.

    BASF erweitert für etwa 5 Millionen Euro das Werk MBS Stroitelnyje Sistemy in Pawlowskij Posad im Gebiet Moskau um weitere Fertigungs- und Lagerkapazitäten. Dort produziert der deutsche Chemieriese Polymer-Massivböden für den Bau von Lagerhallen, Gewerbe- und Industrieimmobilien.

    Hersteller investieren in neue Werke

    Die positiven Marktaussichten veranlassen Hersteller von Bauchemikalien, ihre Kapazitäten zu erweitern. Die VMP-Holding investiert rund 11 Millionen Euro in den Bau eines Betriebs zur Herstellung von Lacken und Farben im Gebiet Swerdlowsk. Das Unternehmen Russkie Titanowye Resursy baut in der Republik Komi ein Werk zur Herstellung von Pigmenten aus Titanoxid. Das Unternehmen Gidrostroj investiert bis 2022 etwa 7 Millionen Euro in den Bau eines Werkes zur Produktion von Baumischungen und Stahlbetonprodukten in der Sonderwirtschaftszone Alga in der Republik Baschkortostan.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Bauisolationsmaterialien

    Der sich anbahnende Aufschwung im Wohnungsbau und die anstehende Welle energetischer Sanierungen bei Altbauten kurbeln in Russland die Nachfrage nach Dämmstoffen an.

    Absatz von Isolationsmaterial wächst wieder

    Die Produktionsmenge von Mineralwolle sank 2020 gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozent. Dabei legte die Herstellung von Steinwolle, die etwa 70 Prozent des gesamten Produktionsvolumens ausmacht, um 1,8 Prozent zu. Der Ausstoß von Glaswolle ging hingegen um 4,4 Prozent zurück.

    Die Verkäufe von Mineralwolle erreichten 2020 in etwa das Vorjahresniveau von 19 Millionen Kubikmetern. Im Jahr 2021 rechnet Indexbox Russia mit einem Wachstum von bis zu 3 Prozent. Wichtigster Faktor ist dabei der Wohnungsbau. Auch das Potenzial bei energetischen Sanierungen ist vielversprechend. Etwa 40 Prozent aller Wohnungen sind älter als 50 Jahre und brauchen eine neue Wärmedämmung.

    Der Marktanteil der etwa 40 einheimischen Produzenten von Bauisolationsmaterialien liegt nahezu bei 100 Prozent. Alle namhaften internationalen Hersteller sind mit eigenen Werken auf dem russischen Markt vertreten. Die drei größten Unternehmen TechnoNikol, Rockwool und Saint-Gobain beherrschen etwa zwei Drittel des Marktes. Der Importanteil bei Mineralwolle ging 2020 aufgrund der Rubelabwertung auf 1,4 Prozent zurück.

    Produzenten realisieren neue Investitionsprojekte

    Marktführer Technonikol will bis 2025 rund 550 Millionen Euro in die Modernisierung bestehender und den Bau neuer Werke zur Herstellung von Mineralwolle in den Gebieten Saratow, Moskau und im Nordwesten des Landes investieren. Weitere 1,7 Millionen Euro fließen in die Erweiterung des Sortiments und die Automatisierung der Produktionslinien im Betrieb in Chabarowsk.

    Das französische Unternehmen Saint Gobain unterzeichnete mit der Regierung des Gebiets Kemerowo eine Vereinbarung zum Bau eines Werks zur Produktion von Mineralwolle für rund 33 Millionen Euro bis 2023. Die irische Firma Kingspan übernahm die Firma Kron in der Region Stawropol und investiert in die Modernisierung der Fertigung von Sandwichpaneelen.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Sanitärprodukte

    Die Nachfrage nach Sanitärtechnik verharrt in Russland 2021 auf Vorjahresniveau. Der Konkurrenzkampf wird härter. Deutsche Lieferanten fokussieren sich auf das Premiumsegment.

    Absatz von Sanitärtechnik erholt sich zögerlich

    Der Markt für Sanitäreinrichtungen wird 2021 in etwa das Vorjahresniveau erreichen, schätzt Simon Reimers, Russland-Chef des deutschen Sanitärtechnikproduzenten Duravit. Das Nachfrageverhalten verändert sich. Bei der jüngeren Generation geht der Trend zu einem minimalistischen und schlichten Stil. Im Jahr 2020 legten die Verkäufe von Sanitärtechnik im Vergleich zum Vorjahr leicht um etwa 0,5 Prozent zu.

    Gute Wachstumsperspektiven bieten Badezimmermöbel. Bis 2025 wird das Marktvolumen jährlich um bis zu 4,5 Prozent steigen und 1,9 Millionen Stück erreichen, schätzen Marktforscher von BusinessStat. Im Jahr 2020 verzeichneten die Verkäufe mit 1,6 Millionen Stück ein Plus von 20 Prozent.

    Der Markt für Acrylbadewannen wird dagegen erst 2022 zum Wachstum zurückkehren, schätzt Indexbox Russia. Die Verkaufsmenge sank 2021 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 3,6 Prozent, die Produktion um rund 2 Prozent.

    Der Absatz von Rohrleitungs-, Absperr- und Regelarmaturen dürfte das Vorkrisenniveau 2022 wieder erreichen. Im Jahr 2020 gingen die Verkäufe zurück. Der Anteil von Importen am Markt für Absperr- und Regelventile liegt bei etwa 50 Prozent. Dabei dominieren Lieferanten aus China, Deutschland und Italien.

    Einheimische Hersteller holen bei der Qualität auf

    Russische Hersteller von Sanitärtechnik können mit günstigeren lokalen Produktionskosten punkten und steigern kontinuierlich ihre Qualität. Insbesondere im Billigpreissegment stellen russische Unternehmen mittlerweile ernsthafte Wettbewerber für internationale Anbieter dar.

    Im mittleren und hohen Preissegment dominieren hingegen ausländische Lieferanten, meist aus Italien oder Deutschland wie Villeroy & Boch, Grohe, Geberit oder Duravit. Ein gutes Absatzpotenzial besteht bei Wohnungen im Business- und Premiumbereich, die bereits mit Sanitärkeramik vorausgestattet werden.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Türen und Fenster

    Der bevorstehende Boom im Wohnungsbau und die Sanierung von Altbauten bieten Herstellern von Fenstern und Türen in Russland gute Absatzchancen.

    Fensterverkäufe steigen mittelfristig

    Der Absatz von Plastikfenstern steigt im Jahr 2021 um 5 Prozent auf etwa 33 Millionen Quadratmeter, schätzt der Branchendienst OKNA-Media im Basisszenario. Im Vorjahr gingen die Verkäufe um 2 Prozent auf rund 31,4 Millionen Quadratmeter zurück.

    Die Nachfrage nach modernen Plastikfenstern wächst in den nächsten Jahren. Die Rekordvergabe von vergünstigten Hypothekenkredite kurbelt den Wohnungsbau an. Mit dem Gesetz zur „Integrierten Entwicklung von Territorien“ (KRT) sollen baufällige Gebäude abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. In den nächsten Jahren steht zudem eine Modernisierungswelle von Mehrfamilienhäusern an, die in den 1990er Jahren errichtet wurden. Wegen steigender Anforderungen an die Energieeffizienz müssen zahlreiche ältere Fenster ausgetauscht werden. Lokalisierte deutsche Hersteller von Fensterprofilen wie Profine, Veka oder Rehau dürften profitieren.

    Absatz von Metalltüren wächst

    Der Verkauf von Türen wird 2021 steigen. Im Jahr 2020 legte die Absatzmenge im Sekundärsegment im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent zu. Kunden legen ihr Augenmerk stärker auf die Funktionalität von Türen. Sicherheit und Zuverlässigkeit gehen dabei vor Ästhetik und Geräuschdämmung. Im Markt für Metalltüren decken einheimische Hersteller rund 86 Prozent des Umsatzes ab. Rund 90 Prozent der Importe kommen aus China und Belarus. Der deutsche Hersteller von Türbeschlägen, Roto Frank, ist mit einer lokalen Fertigung auf dem Markt vertreten.

    Türproduzenten investieren in neue Werke

    Russische Türhersteller planen den Ausbau ihrer Kapazitäten und Verbesserungen in der Fertigungsqualität. Die Firma NPO Promet investiert bis 2022 etwa 14,5 Millionen Euro in den Bau eines Werks zur Herstellung von Metalltüren im Gebiet Tula. Das Unternehmen Ferroni errichtet bis 2023 für 2,2 Millionen Euro eine Fabrik zur Fertigung von Metalltüren im Gebiet Samara. Die Firma YuUZMK errichtet bis 2022 eine Produktion von Metalltüren im Gebiet Orenburg.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik

    Die Nachfrage nach Klima- und Lüftungstechnik steigt mittelfristig. Absatzchancen bietet der bevorstehende Aufschwung im Wohnungsbau. Heizungstechnik ist derzeit weniger gefragt.

    Corona kurbelt Nachfrage nach Klimaanlagen an

    Der Markt für Klima- und Lüftungstechnik wird in Russland erst 2022 wieder an das Vorkrisenniveau von 2019 mit 1,9 Millionen verkauften Einheiten anknüpfen können, schätzt Litwintschuk Marketing. Im Jahr 2020 stiegen zwar die Verkäufe von Klimaanlagen für öffentliche Einrichtungen und in den Branchen, die in der Pandemie stärker in den Fokus des öffentlichen Interesses gerieten, wie Krankenhäuser, Pharmaunternehmen oder Datenverarbeitungszentren. Große Einbußen musste hingegen der Absatz von Klimatechnik in Einkaufszentren, Freizeit- und Sportstätten verkraften. Dort ist auch 2021 nicht mit einer Erholung der Nachfrage zu rechnen.

    Die Branche will mittelfristig vom Aufschwung im Wohnungsbau profitieren. Mehr als 40 Prozent der Verkäufe entfallen auf Klimaanlagen für Mehrfamilienwohnungen. Vor allem im Business- und Premiumsegment bieten sich Chancen für ausländische Lieferanten.

    Im Trend sind umweltschonende Kältemittel. Einzelhandelsketten wie Metro oder Auchan haben entsprechende Lösungen bereits implementiert. Auch der Campus der ITMO-Universität in Sankt Petersburg soll ein modernes Klimaanlagensystem erhalten, das nach dem Standard Green Zoom zertifiziert ist.

    Aussichten auf dem Markt für Heizungstechnik bleiben verhalten

    Die Verkäufe von Warmwasserheizgeräten und Wärmeleitplatten gingen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 5 Prozent auf etwa 69 Millionen Einheiten zurück. Auf Aluminium- und Bimetallheizkörper entfallen etwa 65 Millionen, auf Stahlheizkörper etwa 4 Millionen Einheiten. Etwa vier Fünftel des Wohnungsbestandes in Russland sind an die zentralisierte Wärmeversorgung angeschlossen, meldet der Rat der Energieerzeuger (EWG).

    Für 2021 erwartet der Verband der Hersteller von Heizkörpern (APRO) kein Wachstum. Im wichtigsten Marktsegment, bei Altbauten, steht derzeit keine Modernisierungswelle bevor. Viele Heizkörper wurden erst in den letzten Jahren installiert und sind nicht modernisierungsbedürftig. Heizungen, die neu eingebaut werden, müssen vor allem durch Kosteneffizienz bestechen. Die Heizsaison im Land ist lang und liegt bei durchschnittlich neun Monaten.

    Im Wohnungsbau dürfte sich die Nachfrage nach Heizkörpern mit der Fertigstellung der Neubauprojekte, die durch vergünstigte Hypothekenkredite finanziert werden, in den nächsten Jahren dagegen erhöhen.

    Das Marktvolumen einheimischer Hersteller von Heizgeräten steigt kontinuierlich und umfasst derzeit einen Marktanteil von rund einem Drittel. Der Großteil der Einfuhren kommt aus China. Mit der „Strategie zur Entwicklung der Produktion von Heizgeräten bis 2022 will die Regierung die einheimische Produktion weiter ankurbeln und den Marktanteil auf etwa 60 Prozent ausdehnen. Der deutsche Hersteller von Heiz- und Klimatechnik Viessmann erweitert sein Werk im Gebiet Lipezk um eine Produktion von Hochdruck-Dampferzeugern.

    Online-Auftritt ergänzt klassische Vertriebswege

    Für den Vertrieb von Klimatechnik eignen sich Messen wie die „Aquatherm“ in Moskau. Die nächste Messe findet vom 15. bis 18. Februar 2022 statt. Daneben laden Hersteller ihre Kunden in Showrooms ein, um Lösungen in der Praxis zu präsentieren. Ein weiterer klassischer Vertriebsweg ist die Kontaktaufnahme mit Kunden über lokale Branchenverbände sowie über Vertriebspartner und Handelsvertreter. Zudem wird das Online-Marketing immer wichtiger. Auch nach Ende der Pandemie sollten Anbieter einen Multi-Channel-Ansatz fahren.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Zulieferprodukte: Hausautomatisierung und Gebäudesicherheit

    Smart-Home-Lösungen und Gebäudesicherheitssysteme erfahren in Russland infolge der Pandemie eine rasante Steigerung der Nachfrage.

    Steigende Nachfrage nach Mess-, Regel- und Steuerungstechnik

    Der Absatz von Smart-Home-Technologien wird 2021 wertmäßig um etwa 28 Prozent wachsen. Im Jahr 2020 stieg das Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel auf rund 800 Millionen US-Dollar, meldet das Analytische Zentrum der russischen Regierung. Die Nachfrage nach autonomen Heizungs-, Wasserversorgungs- und Beleuchtungssystemen legte während des landesweiten Lockdowns besonders stark zu. Systeme zur kontaktlosen Messung der Körpertemperatur sowie Luftreinigungs- und -desinfektionssysteme erfahren eine zunehmende Nachfrage.

    Das Entwicklungspotenzial ist groß: Rund die Hälfte der Kaufinteressenten von Eigenheimen sind an Smart-Home-Technologien interessiert, meldet Discovery Research Group. Bis 2025 dürfte sich der Anteil der russischen Haushalte, die Smart-Home-Technologien nutzen, auf 13,6 Prozent mehr als verdreifachen. Derzeit nutzen vor allem junge Leute im Alter von 25 bis 30 Jahren und Männer zwischen 45 und 50 Jahren Smart-Home-Technologien.

    Russische Technologiefirmen dominieren den Markt für Smart-Home-Lösungen. Marktführer ist Rostelekom vor dem IT-Konzern Yandex und Mail.ru. Für europäische Anbieter ergeben sich gute Chancen bei technisch anspruchsvollen Lösungen im Hochpreissegment.

    Corona kurbelt Verkäufe von Gebäudesicherheitssystemen an

    Der Markt für elektronische Zugangssysteme bleibt 2021 auf Wachstumskurs, erwartet das Wirtschaftsportal RBK. Im Jahr 2020 stieg der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent. Während der Pandemie waren vor allem kontaktlose Zugangssysteme nachgefragt. Auch die Identifizierung mithilfe von Barcodes per Smartphone liegt im Trend.

    Zur Erhöhung der Sicherheit werden immer mehr Ein- und Mehrfamilienhäuser mit Überwachungskameras ausgerüstet. Zunehmend gefragt sind Videoanalysesysteme sowie Gesichts- oder Kennzeichenerkennung mithilfe künstlicher Intelligenz. Bis 2024 dürfte sich der Markt für Videoüberwachungssysteme im Vergleich zu 2020 auf etwa 70 Millionen Euro nahezu verdoppeln.

    Der Bedarf an intelligenten Rauchmeldern und Sprinklersystemen steigt. Seit 1. März 2021 müssen Wohnungen in Neubauten verpflichtend mit autonomen Brandmeldern ausgestattet werden. Bereits seit 1. Januar 2021 sind neue Brandschutzvorschriften für Einkaufszentren und Gewerbeflächen in Kraft.

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Russland

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Minstroj

    Ministerium für Bauwirtschaft und Wohnungsverwaltung: Normen und Standards, Wohnungsverwaltung, Genehmigungen, Gesetzesentwürfe, Wohnungsbaupolitik, staatliche Bauinvestitionen

    Minvostokrazvitia

    Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens: Wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Fernen Ostens

    Minpromtorg

    Ministerium für Industrie und Handel: Industrie- und Handelspolitik, öffentliche Ausschreibungen, Investitionsprogramme für Industriezweige

    Rossijski sojuz stroitelej

    Russischer Bauverband

    Nostroy

    Nationale Vereinigung der Projektierungsunternehmen

    Assoziazia stroitelnych kompani „Meschregionalny stroitelny komplex“(SRO ASK MSK)

    Berufsstandesvereinigung von Baufirmen russischer Regionen

    Stroitelnaja Assoziazia Svoy dom

    Verband für den Privathausbau

    Vestnik stroitelnogo komplexa

    Fachzeitschrift für Bauwirtschaft (auch online)

    Stroitelnaja gaseta

    Leitmedium für die Baubranche

    Forschungsinstitut für Baustoffindustrie

    Portal für Baustoffe

    Stroj-Radar

    Infoportal für Baubranche und Baustofflieferanten

    Bauma CTT Russia

    Messe für Bautechnik, 25. bis 28. Mai 2021 in Moskau

    Mosbuild

    Messe für Baustoffe und Innenausstattung, 29. März bis 1. April 2022 in Moskau

    RosBuild

    Messe für Baumaterialien, 1. bis 4. März 2022 in Moskau

    Batimat Russia

    Messe für Bautechnologien und Innenausstattung, Termin 2021 steht noch nicht fest

    Von Hans-Jürgen Wittmann | Moskau

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