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Wirtschaftsumfeld | Lateinamerika | Entwicklungszusammenarbeit

Lateinamerika bietet Chancen für wirtschaftliche Zusammenarbeit

Die Region ist reich an Rohstoffen und mit Europa eng verbunden. Unternehmen könnten von mehr Entwicklungsprojekten in Lateinamerika profitieren.

Von Martin Walter | Bonn

Deutschland und Europa wollen Abhängigkeiten reduzieren und Absatzmärkte diversifizieren. Es gilt neue Partner zu gewinnen oder alte Partnerschaften zu reaktivieren. Eine Region fällt dabei sofort ins Auge: Lateinamerika.

Solche Partnerschaften werden meist mit Mitteln aus der internationalen Zusammenarbeit unterfüttert, um konkrete Projekte und Maßnahmen zu finanzieren. Dazu gehören beispielsweise Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz, der Ausbau von Infrastruktur sowie soziale Vorhaben in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Bei der Durchführung der Projekte werden benötigte Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international ausgeschrieben. Deutsche Unternehmen können an den Ausschreibungen teilnehmen und so Aufträge in der Entwicklungszusammenarbeit gewinnen.

Entwicklungshilfe und -finanzierung in Lateinamerika

Die Zahlungen für offizielle Entwicklungshilfe (ODA) haben sich für Lateinamerika und die Karibik in den letzten 20 Jahren nahezu verdoppelt. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lagen die ODA-Zahlungen bei 4,67 Milliarden US-Dollar (US$), im Jahr 2019 bei 8,88 Milliarden US$. In den Jahren 2016 und 2018 flossen sogar mehr als 10 Milliarden US$. Für die Jahre 2020 und 2021 werden wegen der erhöhten Hilfen aufgrund der Coronapandemie sogar noch höhere Werte erwartet.

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Für die drei Subregionen Karibik, Mittel- und Südamerika ergibt sich dabei folgende Verteilung:

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ODA ist jedoch nur eine Quelle der Entwicklungsfinanzierung und bei weitem nicht die größte. Kredite großer Entwicklungsbanken werden nicht als ODA erfasst, unter anderem da sie auch Marktmittel enthalten und dann nicht den ODA-Kriterien entsprechen. Aus diesem Grund kommt die meiste multilaterale Entwicklungsfinanzierung für die Region von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) sowie von der Weltbank. Zu den wichtigsten multilateralen Quellen gehört ebenfalls die Europäische Union (EU). Deutschland und Spanien sind die größten europäischen Geberländer für die Region.

Die wichtigsten Akteure im Überblick

Unternehmen, welche sich für Aufträge in der Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika und der Karibik interessieren, sollten folgende Akteure im Blick haben:

Europäische Union

Die EU hat Ende 2021 ihre neuen Förderpläne für die Region Lateinamerika und die Karibik vorgestellt. Insgesamt sieht sie für die Durchführung von Entwicklungsprojekten in der Region 3,39 Milliarden Euro von 2021 bis 2027 vor. Innerhalb der EU-Kommission ist die Generaldirektion Internationale Partnerschaften (INTPA) für die Mittelverwendung und Steuerung der Projekte verantwortlich. Die EU fördert in Lateinamerika hauptsächlich den Umwelt- und Klimaschutz. Weitere Mittel sieht sie für die Wirtschaftsförderung und digitale Modernisierung vor. Auf diese drei Bereiche entfallen 75 Prozent der Förderung. Mit den verbleibenden 25 Prozent stärkt die EU gute Regierungsführung, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Mit der Initiative Global Gateway will die EU weltweit 300 Milliarden Euro für Investitionen in Transport-, Energie- und Digitalinfrastruktur mobilisieren. Ein Beispiel für Global Gateway ist das Unterseekabel BELLA, das Europa mit Lateinamerika verbindet und Ende 2021 in Betrieb gegangen ist. Die Ausdehnung des Kabels auf weitere Länder der Region und die Digitalallianz EU-Lateinamerika/Karibik bieten weitere Geschäftsmöglichkeiten im Technologiebereich.

Weltbankgruppe

Die Weltbankgruppe hat seit Beginn der Coronakrise im April 2020 und während des gesamten Haushaltsjahres 2021, das im Juni 2021 endete, eine Rekordsumme von 29,1 Milliarden US$ für die Region bereitgestellt. Davon dienten 4,6 Milliarden US$ dazu, die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie einzudämmen.

Inter-Amerikanische Entwicklungsbank

Die IDB und ihr privatwirtschaftlicher Arm, IDB Invest, mobilisierten zur wirtschaftlichen und sozialen Unterstützung der Region im Jahr 2021 Mittel in Höhe von 23,4 Milliarden US$. Über die Finanzierung der IDB werden jedes Jahr rund 20.000 Verträge zur Erbringung von Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen abgeschlossen.

Deutschland

Die deutsche bilaterale Entwicklungshilfe für Lateinamerika und die Karibik betrug zwischen 2013 und 2020 insgesamt knapp 11 Milliarden Euro. Das Reformkonzept 2030 des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stuft dabei nur Kolumbien und Ecuador als bilaterale Partner ein. Die Schwellenländer Brasilien, Mexiko und Peru werden als globale Partner betrachtet. Für die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ), also die Vergabe von Entwicklungshilfekrediten, ist in Deutschland die KfW Entwicklungsbank verantwortlich.

Spanien

2019 leistete Spanien Entwicklungshilfe in Höhe von 363,5 Millionen Euro für Lateinamerika und die Karibik. Das sind rund 34 Prozent der Entwicklungshilfe des Landes. Fünf der zehn größten Empfängerländer Spaniens liegen in der Region. Das sind Venezuela, Kolumbien, El Salvador, Peru und Guatemala. Verantwortlich für die Durchführung der staatlichen Entwicklungsprojekte ist die Agentur für internationale Entwicklungszusammenarbeit (AECID).

Lateinamerika bietet gemeinsame Werte und Rohstoffe

Europa und die Region verbinden eine gemeinsame Geschichte und gemeinsame Werte. Deutsche und europäische Firmen - etwa große Automarken - sind dort präsent und produzieren in eigenen Werken. In Zeiten des Klimawandels bietet die Region darüber hinaus viel Potential bei der Erzeugung von erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff. Außerdem verfügt Südamerika über die weltgrößten Lithiumvorkommen - wichtig für den Ausbau der Elektromobilität. Das Metall wird dringend für Lithium-Batterien benötigt, welche in Elektroautos, aber auch in Handys und Laptops verwendet werden.

Interessierte Firmen sollten die entsprechenden Länderstrategien der Geber kennen und sich frühzeitig über neue Projekte informieren.

Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der Geber in Lateinamerika und der Karibik.

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