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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Wasser und Umwelt

Wassersektor in Entwicklungsländern bietet Geschäftschancen

Die Investitionen in den Wassersektor hinken den Zielen hinterher. Die Vereinten Nationen laden zur Wasserkonferenz, um mehr Unterstützung zu mobilisieren.

Von Martin Walter | Bonn

Die offizielle Entwicklungshilfe (ODA) für den Wassersektor hat sich in den letzten drei Jahren mehr als halbiert. In Zeiten des Klimawandels mit langanhaltenden Hitze- und Dürreperioden sind das keine guten Nachrichten.

Damit der Bereich wieder mehr Beachtung und Fördergelder bekommt, planen die Vereinten Nationen (VN) eine internationale Konferenz. Diese findet vom 22. bis 24. März 2023 in New York statt. Sollten die Geber ihre Zusagen erhöhen, könnten deutsche Anbieter von mehr Geschäftsmöglichkeiten im Wassersektor profitieren.

Der Wassersektor ist deutlich unterfinanziert

Nach Angaben der VN leidet die Hälfte der Weltbevölkerung bereits jetzt mindestens einen Monat im Jahr unter starker Wasserknappheit. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Wasser. Wir brauchen es als Trinkwasser, in der Landwirtschaft, zur Energieerzeugung und in der Industrie. Schätzungen zufolge könnte die Nachfrage nach Wasser bis 2050 um 55 Prozent steigen.

Während die Klimafinanzierung in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, konnte der Wassersektor davon nicht profitieren. Haben die Geberländer im Jahr 2019 noch 11,1 Milliarden US-Dollar (US$) an Entwicklungshilfe für den Wassersektor zugesagt, so waren es im Jahr 2021 nur noch 5,1 Milliarden US$. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 investierten Entwicklungsbanken rund 50 Milliarden US$ an Klimafinanzierung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Mittel fließen am häufigsten in Vorhaben, die den CO2-Ausstoß reduzieren. Dazu gehört beispielsweise der Bau von Solar- und Windkraftanlagen. Der Wassersektor, welcher zu den Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zählt, ist deutlich unterfinanziert.

Die Weltbank schätzt, dass bis 2030 jährlich 114 Milliarden US$ benötigt werden, um das Nachhaltigkeitsziel sechs der VN im Wassersektor zu erreichen. Mit dem Ziel strebt die internationale Staatengemeinschaft an, allen Menschen bis 2030 Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung zu verschaffen.

Wasserkonferenz in New York soll neuen Schwung bringen

Die Fortschritte bei den wasserbezogenen Zielen und Vorgaben bleiben alarmierend hinter den Erwartungen zurück. Um einen Wendepunkt zu markieren, laden die VN vom 22. bis 24. März 2023 nach New York zur UN-Wasserkonferenz 2023 ein. Nach Angaben der VN ist es die erste Wasserkonferenz der Organisation seit 1977. Ein wichtiges Ergebnis der Konferenz ist die Wasser-Aktionsagenda. Mit ihr wollen die VN eine globale Dynamik erzeugen, um wieder mehr Investitionen für den Wassersektor in Entwicklungs- und Schwellenländern zu mobilisieren.

Geber investieren in den Wassersektor

Die Geberländer mit den traditionell höchsten Zusagen im Wassersektor sind Japan, Deutschland und die USA. Für Deutschland ist die KfW Entwicklungsbank der größte Akteur. Die Bank vergibt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Kredite. Zusammen mit Eigenmitteln hat die KfW im Jahr 2022 knapp 1,2 Milliarden Euro für die Bereiche Wasserversorgung und Abwasser sowie Abfallentsorgung zugesagt.

Eine andere wichtige Organisation auf europäischer Ebene ist die Europäische Investitionsbank (EIB). Eines ihrer größten Vorhaben außerhalb Europas ist ein Wasserprojekt in Ecuador. Die Bank finanziert mit 100 Millionen US$ die Sanierung von Wasser-, Abwasser- und Regenwassernetzen unter dem nationalen Programm „Wasser- und Sanitärversorgung für alle“. Das Projekt spart nicht nur Energie und reduziert Wasserverluste, es verringert auch Plastikmüll im Pazifischen Ozean.

Lateinamerika ist ein wasserreicher Kontinent und bietet entsprechende Geschäftschancen. Viele Regionen leiden jedoch aufgrund des Klimawandels unter Wasserknappheit. Unter anderem der Norden von Mexiko: In der Industriemetropole Monterrey sind vor allem Getränkehersteller und die Landwirtschaft von einem Wassermangel betroffen.

Andere Länder bekommen ebenfalls Unterstützung von Geberorganisationen, beispielsweise Jordanien. Das Land hat Ende 2022 Zusagen für drei neue große Vorhaben im Wassersektor erhalten.

Der Wassersektor bietet vielfältige Geschäftschancen

In der Entwicklungshilfestatistik gehört der Wassersektor zum Bereich der sozialen Infrastruktur. Das meiste Geld fließt im Wassersektor in Baumaßnahmen, um Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssysteme aufzubauen oder zu modernisieren. Dazu müssen große Wasser- und Abwasserleitungen mit dazugehörigen Verteilerstellen sowie zahlreiche Hausanschlüsse geplant und verlegt werden.

Es ist außerdem wichtig, dass die lokalen Wasserversorger eine moderne Verwaltung haben und kostendeckend arbeiten. Deshalb investieren die Geber neben den reinen Baumaßnahmen auch in moderne EDV-Anlagen zur Erfassung und Fakturierung des Wasserverbrauchs. Zudem fördern sie Anlagen, mit denen die Versorger die Wasserqualität kontrollieren und verbessern. Weitere nötige Elemente sind Kanäle, Schleusen und Klärwerke, damit Abwässer keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt und das Grundwasser haben.

Geschäftspotential bietet der Wassersektor auch bei neuen Verfahren und Technologien, um Wasser zu reinigen und Wertstoffe aus dem Wasser zurückzugewinnen. Dem Wassersektor rechnen die Geber auch Vorhaben zu, welche Menschen an Küsten und Flüssen vor Hochwasser schützen und Wasserschutzgebiete nachhaltig managen.

Bei der Planung und Umsetzung von Vorhaben im Wassersektor schreiben die Geberorganisationen die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Anbieter aus Deutschland können an den Ausschreibungen teilnehmen, Aufträge gewinnen und mit ihrem Know-how darüber hinaus einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern leisten.

Germany Trade & Invest (GTAI) informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen aller großen Geberorganisationen im Bereich Wasser und Umwelt.

Über die Exportinitiative Umwelttechnologie erhalten Anbieter aus Deutschland Unterstützung beim Export.

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