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Branchenanalyse | Indonesien | Bauwirtschaft

Indonesiens Bauwirtschaft verharrt im Krisenmodus

Der Sektor hinkt dem anziehenden Wirtschaftswachstum weit hinterher. Die hoch verschuldeten staatlichen Baufirmen müssen Infrastrukturprojekte verschieben oder aufgeben.

Von Frank Malerius | Jakarta

  • Hochbau: Marktlage und -entwicklung

    In Indonesien bleiben die Home-Office-Regelungen aus der Coronakrise teilweise bestehen. Das verringert die Nachfrage nach Bürofläche und entsprechenden Neubauten.

    Laut Statistikamt Badan Pusat Statistik (BPS) lag der Wert der gesamten Hochbauleistungen in Indonesien nach letztverfügbaren Zahlen von 2021 bei 473 Billionen Rupiah, das entspricht etwa 33 Milliarden US-Dollar (US$). Das ist ein Plus von 7,9 Prozent gegenüber dem Coronajahr 2020, verglichen mit dem Jahr 2019 aber ein Minus von 12,4 Prozent. Fast die Hälfte dieser Summe entfiel auf die Hauptstadt Jakarta. Etwa 75 Prozent entfielen auf die Insel Java, auf der sich auch Jakarta befindet. Außerhalb der Hauptinsel gab es lediglich in der Provinz Südsulawesi und deren Hauptstadt Makassar sowie in Medan im Norden Sumatras größere Hochbauaktivitäten.

    Doch das Neugeschäft ist rückläufig. Im Großraum Jakarta mit seinen 34 Millionen Einwohnern war die Nachfrage nach Apartments, Häusern und Büros schon vor der Coronakrise zurückgegangen. Denn viele ausländische Firmen haben ihr Personal im Land reduziert. Dieser Effekt wurde dann durch die Beschränkungen des öffentlichen Lebens in den Jahren 2020 und 2021 weiter verstärkt.

    Mehr Krankenhäuser, weniger neue Hotels, neue Hauptstadt

    Andere Sparten, wie etwa der Krankenhausbau, befinden sich im Aufwind. Nach Zahlen des Gesundheitsministeriums stieg die Anzahl der Allgemeinkrankenhäuser zwischen den Jahren 2017 und 2021 um 266 auf 3.042. Das bedeutet: Im Durchschnitt wird pro Woche irgendwo im Archipel ein neues Krankenhaus eröffnet.

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    Der Tourismus florierte, bevor er im Frühjahr 2020 für zwei Jahre praktisch zum Erliegen kam. Zwischen den Jahren 2015 und 2019 war die Zahl der ausländischen Besucherankünfte um fast 60 Prozent auf 16,1 Millionen gestiegen. Dann kam die Coronakrise. Auch im ersten Nachkrisenjahr 2022 wurden nur 5,5 Millionen Besucherankünfte gezählt. Vor allem die Lockdowns in China, dem wichtigsten Herkunftsland von Touristen, trafen die Tourismuswirtschaft hart. Es gibt große Überkapazitäten. Im Jahr 2023 erholt sich der Markt, wenngleich noch nicht auf das Vorkrisenniveau: In den ersten sieben Monaten wurden immerhin 6,3 Millionen Besucherankünfte gezählt. 

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    Einen Schub für den Hochbau könnte der Bau der neuen Hauptstadt Nusantara in der Provinz Ostkalimantan bringen. An den ersten Repräsentationsbauten und der Versorgungsinfrastruktur wird gearbeitet. Die Planungsbehörde Bappenas geht davon aus, dass sich der Bau über 20 Jahre hinziehen wird. Die Kosten werden mit umgerechnet etwa 33 Milliarden US$ veranschlagt. Ob Nusantara, so wie es geplant ist, zu einer organisch wachsenden Stadt mit eigenem Wirtschaftsleben wird oder aber steriler Verwaltungssitz mit den notwendigsten politischen Institutionen bleibt, steht noch in den Sternen.

    Wohnungsbau schwächelt

    Die Immobilienanalysten von Colliers International sehen in ihren aktuellen Branchenanalysen Überkapazitäten im Bereich des hochpreisigen Wohnraums im Großraum Jakarta, auf den ein Großteil dieses Segmentes entfällt. Demnach sind die ohnehin hohen Leerstände seit der Coronakrise durch weiteren Zubau noch weiter gestiegen. Der Fokus liege nun auf der Fertigstellung von Projekten, die in der Krise hinausgezögert worden waren.

    Schon vor der Wirtschaftskrise schwächelte der Markt. Denn zahlreiche Expats hatten schon vorher das Land unter anderem infolge der Krise im Öl- und Gassektor verlassen. Das gleichzeitig steigende Angebot durch Jahre zuvor geplante Objekte schaffte erhebliche Überkapazitäten. 

    Auch bei Bürogebäuden herrscht ein Überangebot

    Bei Bürogebäuden im Großraum Jakarta ist laut Colliers für Bauherren und Eigentümer nur eine langsame Erholung in Sicht. Denn auch in diesem Segment waren bereits vor der Krise Überkapazitäten entstanden. Zudem deuten die überall aus dem Boden schießenden Co-Working-Spaces einen Wandel in der Arbeitswelt an. Während der Coronakrise gab es praktikable Home-Office-Verordnungen, die viele Arbeitgeber dazu veranlasst haben, ihren Bürobedarf auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls zu verringern. 

    Deshalb versuchen derzeit viele Vermieter händeringend, ihre Kunden zu halten, auch durch die Verringerung der Mieten und flexiblere Vertragslaufzeiten. Ausländische Unternehmen berichten von Spottpreisen in besten Bürolagen. Sinnbildlich für diese Entwicklung stehen die Zwillingstürme "Indonesia One" halbfertig im Stadtzentrum Jakartas. Sie sollen die zweithöchsten Gebäude des Landes werden. Doch seit April 2020 wird an ihnen nicht mehr weitergebaut.

    Dennoch befinden sich neue Büroprojekte im Bau, die in besseren Zeiten geplant wurden. Inwieweit ihre Fertigstellung verzögert wird, ist auch für Branchenkundige schwer zu prognostizieren. Jedenfalls bewegt sich der Markt mittelfristig in eine Richtung, die Mietern eine gute Verhandlungsposition verspricht. Die Auslastungsraten von Bürogebäuden im Großraum Jakarta liegen 2022 nach Schätzungen von Colliers bei etwa 75 Prozent.

    Viel Leerstand im Einzelhandel

    Die Coronapandemie, mit ihren harten Beschränkungen des öffentlichen Lebens, war eine Katastrophe für den Einzelhandel. In den Shoppingmalls haben sich die Leerstände sichtbar erhöht. Zudem gewinnt der E-Commerce zunehmend an Bedeutung. Millionen Menschen bestellen ihre Konsumartikel mittlerweile online. Dieser Trend hat während der Pandemie einen weiteren Schub erhalten. Im engmaschigen Netz der Motorradkuriere lassen sich Pakete in kürzester Zeit in jeden Winkel der Städte liefern. 

    Zudem war im Großraum Jakarta die verfügbare Einzelhandelsfläche schon seit vielen Jahren stärker gewachsen als die Nachfrage. Die Leerstandsquote liegt laut Colliers bei 30 Prozent. Dennoch werden weitere Malls gebaut. Im 2. Quartal lag die entsprechende Verkaufsfläche bei knapp 5 Millionen Quadratmetern. Hier verbessert sich die Verhandlungsposition der Mieter weiter.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Zulieferer

    Der Bau von Gebäuden ist weitgehend in indonesischer Hand. Anspruchsvollere Vorhaben leisten Marktteilnehmer aus Japan, China und Südkorea. Deutsche Firmen liefern Bautechnik. 

    Der Hochbau in Indonesien wird überwiegend von einheimischen Marktteilnehmern durchgeführt. Technisch kompliziertere Projekte benötigen ausländische Unterstützung und vor allem ausländische Finanzierung. Es gibt keine größeren deutschen Baukonzerne im Land, die als Generalunternehmer fungieren könnten, dafür einige Spezialbaufirmen, die aber eher im Infrastrukturbau zum Zuge kommen. Darüber hinaus wird aus Deutschland im kleinen Umfang Bautechnik zugeliefert. 

    Rohbauten werden vornehmlich von indonesischen Firmen erstellt. Falls internationales Spezialwissen gefragt ist, wenden sich die Bauherren in erster Linie an Anbieter aus Japan, China oder Südkorea. Japanische Baufirmen haben schon seit Langem eine führende Position. Sie verfügen über die notwendigen Verbindungen und können für Großprojekte zinsgünstiges und langfristiges Kapital zur Verfügung stellen.

    Gehobene Ausstattung ist gefragt

    Seit Jahren drängen aber auch Firmen aus China vehement auf den Markt. Indonesien exportiert jährlich große Mengen an Kohle und anderen Rohstoffen in das Reich der Mitte. Die dafür ausgegebenen Devisen gilt es zurückzuholen. Chinesische Unternehmen bieten Bauvorhaben zu niedrigen Preisen an und gewähren mit Hilfe staatlicher Banken zinsgünstige Darlehen. Auch Anbieter aus Südkorea konnten in den letzten Jahren ihre Präsenz steigern. 

    Chancen ergeben sich hingegen für Zulieferer. Viele der geplanten Apartments, Bürogebäude oder Einkaufszentren sind Objekte im oberen Marktsegment und erhalten eine gehobene Ausstattung. So wird ein großes Spektrum an Gebäudetechnik benötigt. Es beginnt bei der Sicherheits- und Brandschutztechnik, geht über Aufzüge, Rolltreppen sowie Klimaanlagen und endet bei Sanitärtechnik und Armaturen. Die vielerorts mangelhafte Produktqualität macht sich (in Verbindung mit schlechter Verarbeitung) selbst im Luxussegment deutlich bemerkbar.

    Die neue Hauptstadt soll grün werden

    Energieeffizientes Bauen ist in das Blickfeld der Politik gerückt. Als Meilenstein gilt die Regierungsverordnung 77 von 2009. Diese verpflichtet energieintensive Unternehmen, ihren Energiebedarf an Regierungsstellen zu melden, sich Energie-Audits zu unterziehen und einen Energie-Manager zu beschäftigen. Seitdem hat es aber keine nennenswerten Gesetzesinitiativen mehr gegeben. Bisher existieren verpflichtende Standards für grünes Bauen nur in Metropolen wie Jakarta (seit 2012) und Bandung (seit 2016). Sie sind aber kaum überprüf-, geschweige denn bei Nichteinhaltung sanktionierbar.

    Die neue Hauptstadt in Ostkalimantan soll erklärtermaßen nach grünen Kriterien gebaut werden und Symbol für die Fortschrittlichkeit des Landes sein. Das bietet ein Geschäftsfeld für deutsche Unternehmen, denn in den Bereichen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist der Archipel weitgehend auf ausländisches Know-how und importierte Technologie angewiesen.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Hochbau: Projekte

    In allen Hochbausegmenten gibt es Überkapazitäten. Deshalb wird mancherorts die Fertigstellung geplanter Projekte hinausgezögert.

    Ausgewählte Großprojekte im Wohnungs- und Wirtschaftsbau (Investitionen in Millionen US$)

    Vorhaben

    Investition *)  

    Projektstand

    Projektträger

    Sakura Garden City (Phase 1), Jakarta

    800

    Im Bau

    Trivo Group, Daiwa House

    Indonesia Satu (2 Türme), Jakarta

    570

    Zwischenzeitlicher Baustopp und Eigentümerwechsel, Fertigstellung 2023 geplant

    Media Properti Indonesia (MPI)

    Menara Jakarta Shopping Mall

    350

    Im Bau, geplante Fertigstellung 2023

    Agung Sedayu Permai

    Branz Mega Kuningan, Jakarta

    170

    Im Bau, geplante Fertigstellung 2023

    Tokyuland

    Antasai Place, Jakarta

    140

    Eigentümerwechsel, im Bau

    Prospek Duta Sukses

    Solterra Place (2 Türme), Jakarta

    90

    Im Bau

    Waskita Realty

    The Living World Kota Wisata, Jakarta

    85

    Im Bau, geplante Fertigstellung 2023

    Sinarmas Land

    *) gerundet; Umrechnung: 1 US-Dollar = 14.316 Rupiah im Jahresdurchschnitt 2021Quelle: Colliers 2022; Medienberichte

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Indonesien plant mit großen Summen den Infrastrukturausbau. Doch die Folgen der Coronakrise für den Staatshaushalt verengen die finanziellen Spielräume.

    Indonesiens Infrastruktur ist veraltet und unterdimensioniert. Um die hohen Wirtschaftswachstumsraten der vergangenen zwei Jahrzehnte aufrechterhalten zu können, muss sie dringend ausgebaut werden. Das ist auch ein politisches Versprechen für ärmere Bevölkerungsschichten in abgelegenen Regionen. Denn dort sind die Preise von Produkten des Grundbedarfs mangels Straßen, Häfen und Flughäfen deutlich höher.

    Der Medium-Term Development Plan 2020-2024 der nationalen Planungsbehörde Bappenas definiert 41 strategische Großprojekte von nationaler Priorität, die in diesem Zeitraum angestoßen oder abgeschlossen werden sollen. Das Gesamtvolumen beträgt etwa 500 Milliarden US-Dollar (US$). Schwerpunkt ist die urbane und industrielle Entwicklung.

    Einige prominente Vorhaben sind bereits fertig, wie etwa die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Jakarta-Bandung oder befinden sich in der Umsetzung, wie der Ausbau der U-Bahnlinie in Jakarta. Jenseits dieser Prestigeprojekte dürfte es aber Verzögerungen oder Absagen von Projekten geben. Denn der Bausektor ist staatlich dominiert, und die Regierung muss nach den hohen Sozialausgaben während der Coronakrise nun sparen. Auch deshalb hängt das Wachstum der Bauwirtschaft weit hinter dem der Gesamtwirtschaft zurück. Nun hat die Regierung auch noch beschlossen, die Kreditvergabe an die großen staatlichen Bauunternehmen zu begrenzen. Das dürfte zu weiteren Verwerfungen in der Branche führen.

    Mehr Entwicklung außerhalb Javas

    Dennoch hat Präsident Joko Widodo die infrastrukturelle Entwicklung zum Markenzeichen seiner Amtszeit gemacht. Vor allem der Bau der neuen Hauptstadt in der Provinz Ostkalimantan soll sein politisches Erbe werden – und ein Symbol für die Regionalentwicklung. Denn die Insel Java mit der Hauptstadt Jakarta stehen für nicht einmal 7 Prozent der Landfläche des Archipels, aber für fast 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Hier ist ein Großteil der Industrie ansässig, und die Infrastruktur ist am besten ausgebaut. Alle gewählten Präsidenten des Landes waren Javaner. In nahezu allen sozialen Indikatoren haben die anderen Regionen das Nachsehen.

    Nach Angaben von Bappenas sollen 40 Prozent der im Medium-Term Development Plan aufgelisteten Mittel aus dem Staatshaushalt kommen, weitere 25 Prozent von den großen Staatsunternehmen. Laut Fünfjahresplan müssten 35 Prozent von privaten Investoren gestemmt werden. Doch gerade die waren in der Vergangenheit der große Unsicherheitsfaktor in den Berechnungen – vor allem wegen mangelhafter Investitionsbedingungen.

    Auch der Staat kann seinen Verpflichtungen nicht im geplanten Umfang nachkommen. Denn die geplanten Staatsausgaben sollten 5,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Fünfjahreszeitraum entsprechen. Grundlage dafür war die optimistische Prognose eines jährlichen Wirtschaftswachstums zwischen 5,4 und 6 Prozent. Spätestens durch die Coronakrise sind diese Zahlen Makulatur. 

    Der Fünfjahresplan ist kein wahrscheinliches Szenario, sondern eher als Best Case zu verstehen. Die Wirklichkeit bleibt oft deutlich hinter den Ambitionen zurück. Welcher Anteil der geplanten Projekte realisiert wird, ist schwer abzuschätzen, da auch die Volatilität der Rupiah Unsicherheit schafft. Zu Beginn der Pandemie verlor sie binnen sechs Wochen um 20 Prozent an Wert gegenüber dem US-Dollar (und erholte sich danach genauso schnell wieder). Projekte mit hohem Importanteil können so plötzlich deutlich teurer werden. Indonesien muss einen Großteil seiner Technologie im Ausland einkaufen, seien es Baumaschinen, Elektrotechnik oder Kraftwerkstechnologie.

    Bauvorhaben verzögern sich häufig

    Der Privatsektor soll nach dem Willen der Regierung eine wesentliche Rolle beim Ausbau der Infrastruktur spielen. Daher veröffentlicht Bappenas jährlich eine Liste der auszuschreibenden Public-private-Partnership-Projekte. In der Ausgabe von 2023 werden 70 Projekte aufgeführt, davon sind aber nur 18 ausgeschrieben, 50 befinden sich in der Kategorie "voraussichtlich". Sie umfassen ein breites Spektrum des zumeist städtischen und regionalen Infrastrukturausbaus. 

    Privatunternehmen sind gerade bei großen Vorhaben, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken, vorsichtig. Denn sehr häufig kommt es zu langwierigen Verzögerungen, die die Renditeplanung für die eigenen Investitionen unsicher macht.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Anspruchsvolle Infrastrukturvorhaben werden oft von chinesischen oder japanischen Konsortien durchgeführt. Deutschen Unternehmen bleiben Chancen als Subunternehmer oder Zulieferer.

    Der Tiefbau bietet die mit Abstand besten Geschäftsaussichten. Andererseits lauern hier aber auch die größten Risiken. So müssen die Baufirmen mit vielen staatlichen Stellen kooperieren. Oft sind die Kompetenzen nicht klar verteilt, was zu Streitigkeiten und Verzögerungen führen kann. Von der Planung über die Ausschreibung, Finanzierung und den Landerwerb bis zur Fertigstellung können Jahre vergehen. In allen Teilphasen kann es zudem zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen, auch weil Korruption und Vetternwirtschaft weit verbreitet sind.

    Die Regierung will beim Ausbau der Infrastruktur in möglichst großem Umfang private Kapitalgeber beteiligen. In den letzten Jahren sind einige größere Vorhaben im Rahmen von Public-private-Partnership in die Bauphase eingetreten. Dabei erwiesen sich staatliche chinesische, aber auch japanische Investoren als besonders aktiv. Sie bringen eine Finanzierung zu sehr günstigen Konditionen mit. Seit einigen Jahren leiten vor allem chinesische Unternehmen große Infrastrukturprojekte in Indonesien. Viele von ihnen wurden in Regierungsverhandlungen eingefädelt. 

    Für deutsche Unternehmen bleiben vor allem Chancen als Subunternehmer oder als Zulieferer. Die entsprechenden Geschäftsvolumina sind dann zwar kleiner, die Risiken jedoch geringer. Wer hauptverantwortlich ein Projekt durchführt, stößt nämlich im Land oft auf Widerstände, die das Vorhaben in vielen Fällen um Jahre verzögern.

    Auch wenn chinesische Firmen ein Projekt finanzieren, bauen und betreiben, kann die indonesische Seite darauf bestehen, dass deutsche Partner mit ins Boot kommen, etwa als Zulieferer von Verkehrs- und Sicherheitstechnik, Kraftwerkstechnik oder bei der Planung und Zertifizierung. Denn es hat sich herumgesprochen, dass chinesische Technik unzuverlässig sein kann. So sind nach Angaben von Insidern im Kraftwerksbau viele Ausschreibungen mittlerweile so gehalten, dass sie Anbieter aus China ausschließen.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Tiefbau: Projekte

    Indonesien plant infrastrukturelle Großprojekte für mehrere Hundert Milliarden US-Dollar (US$). Doch die Kosten der Coronakrise zwingen den Staat zum Sparen.

    Ausgewählte Großprojekte im Tief-/Infrastrukturbau (Investitionen in Milliarden US$)

    Vorhaben

    Investition  *)

    Projektstand

    Projektträger

    Raffinerie Tuban

    14,0

    Im Bau

    Pertamina

    Jakarta Sewerage System

    4,9

    In Planung

    Provinzregierung JakartaMinistry of Public Works

    Batang Power Plant

    4,0

    Im Bau

    Bhimasena Power Indonesia

    Gedebage-Tasikmalaya Toll Road

    3,8

    Ausschreibung

    Jasa Marga

    Bahnstecke Kutai Barat-Paser Balikpapan (Kalimantan)

    3,6

    In Planung

    Komite Percepatan Penyediaan Infrastruktur Prioritas

    MRT Jakarta Phase 2

    1,6

    Im Bau

    Mass Rapid Transit Jakarta

    Light Rail Transit (LRT) Jakarta, Bogor, Depok, Bekasi

    1,6

    Im Bau

    Adhi KaryaKAI

    Mulut Tambang Power Plant 

    1,4

    Im Bau

    Huadian Bukit Asam Power

    Yogyakarta-Bawen Toll Road

    1,0

    In Planung

    Ministry of Public Works

    *) Umrechnung: 1 US$ = 14.316 Rupiah im Jahresdurchschnitt 2021Quelle: Regierungsangaben, Medienberichte

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Branchenstruktur und Wettbewerbssituation

    Vor der Coronakrise florierte die Bauwirtschaft. Nun wächst sie deutlich langsamer als die Gesamtwirtschaft.

    Der Bausektor trägt mittlerweile weniger als 10 Prozent zur indonesischen Wirtschaftsleistung bei und ist während der Coronakrise in seiner Bedeutung hinter den Bergbau und die Landwirtschaft (jeweils 12 Prozent) zurückgefallen. Vorher hatte die Bauwirtschaft oft Steigerungsraten von mehr als 6 Prozent pro Jahr ausgewiesen und lag damit deutlich über dem Wachstum der Gesamtwirtschaft. Sie war Treiber der Konjunktur. Doch seit 2020 ist sie stärker geschrumpft als die Gesamtwirtschaft und hat sich seitdem nicht wieder erholt. So wuchs die Bauwirtschaft im 1. Halbjahr 2023 nur um 2,7 Prozent, während die Gesamtwirtschaft um 5,1 Prozent zulegte.

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    Laut Statistikamt Badan Pusat Statistik (BPS) gab es im Jahr 2022 landesweit etwa 197.000 Baufirmen. Das ist ein Rückgang von 3,1 Prozent gegenüber 2021. Die Aussagekraft dieser Zahlen ist angesichts der vielen Kleinunternehmen mit Gelegenheitsbeschäftigten begrenzt. Nach letztverfügbaren Zahlen gab es 2021 gerundet etwa 168.000 kleine, 34.000 mittlere und 1.750 größere Marktteilnehmer. Die indonesische Baubranche beschäftigt etwa 1,2 Millionen Menschen.

    Bei vielen der als größer ausgewiesenen Baufirmen handelt es sich nach internationalem Maßstab eher um Mittelständler. Nur wenige bringen es auf einen Umsatz von mehr als 1 Milliarde US$. Die größten Marktteilnehmer sind die Staatsunternehmen Waskita Karya, Jasa Marga, Wijaya Karya, Hutama Karya und PP. Viele dieser großen Akteure sind hoch verschuldet. Nun hat ihnen die Regierung eine weitere ungezügelte Kreditaufnahme untersagt.

    Infrastrukturausbau setzt Impulse

    Der Wert aller im Jahr 2021 fertiggestellten Bauleistungen in Indonesien belief sich nach vorläufigen Zahlen des Statistikamtes BPS 2022 auf 1,4 Billiarden Rupiah. Das entspricht 100 Milliarden US$ und einem Plus von knapp 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie verlässlich diese Zahlen sind, ist unklar, denn in den vergangenen Jahren gab es mehrfach rückwirkend deutliche Korrekturen. Etwa 57 Prozent der Bauleistungen entfielen auf den Infrastrukturausbau ("Civil Construction"), ein Drittel auf den Hochbau ("Construction of Buildings"), der Rest war Spezialbau. Regional sind die Insel Java und die dort ansässige Hauptstadt Jakarta Schwerpunkte.

    Die mangelnde Infrastruktur gilt als Flaschenhals für die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Aufgrund der hohen Verschuldung des Staates und der Staatsunternehmen dürfte sich der landesweite Ausbau allerdings über Jahrzehnte hinziehen. Der Nachholbedarf ist immens. 

    Auch im Hochbau dürfte eine volle Erholung viele Jahre dauern. Grund sind die hohen Überkapazitäten, die bereits vor der Coronakrise existierten. Im Spezialbau stehen die langfristigen Zeichen auf Expansion. Denn durch den boomenden Nickelbergbau werden Erzschmelzen und Stahlwerke benötigt. Sie werden aber zumeist von chinesischen Investoren errichtet. Hinzu kommen große, langfristig geplante Projekte in der Petrochemie.

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    Geschäftspraxis

    Indonesiens Bauwirtschaft bietet ein schwieriges Geschäftsumfeld. Ausländische Firmen sind bei kleineren Teilaufträgen am ehesten vor unlauteren Geschäftspraktiken geschützt. Im Tiefbau erhalten in der Regel inländische Firmen — vor allem staatliche Betriebe — den Zuschlag für öffentlich finanzierte Projekte.

    Diese können, wenn spezielles Know-how gefragt ist, ausländische Subunternehmer beauftragen oder mit ihnen ein Joint Venture bilden. Das dürfte unter anderem beim Bau von Eisenbahnstrecken, Flughäfen, Containerhäfen, vollelektronischen Mautstationen sowie Brücken und Tunneln der Fall sein. Im Vorfeld eines Vorhabens werden im Rahmen von Machbarkeits- oder Designstudien häufig ausländische Architektur- oder Ingenieurbüros eingeschaltet.

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    Problematisch bleibt im Infrastrukturgeschäft die allgegenwärtige Korruption. Außerdem kommt es oft zu Schwierigkeiten beim Landerwerb. Schließlich führen die fehlenden Planungskapazitäten der Behörden dazu, dass Projekte nicht technisch korrekt ausgeschrieben und finanziell durchgerechnet wurden. In der Folge finden sich nicht ausreichend Bieter. Gesetzlich sind aber mindestens drei Angebote vorgeschrieben. Daher müssen Ausschreibungen oft wiederholt werden.

    Doch es gibt auch den umgekehrten Fall: Wenn ein Projekt korrekt ausgeschrieben wurde und eine Firma den Zuschlag bekommen hat, können die Behörden die Ausschreibung ohne Angabe von Gründen wieder kassieren. Oftmals steckt dann ein enttäuschter Wettbewerber dahinter, der über politische Verbindungen verfügt. Gerade ausländische Unternehmen werden auf diese Weise systematisch diskriminiert.

    Im Hochbau spielen Korruption und Vetternwirtschaft eine deutlich geringere Rolle, da hier private inländische Unternehmen Projektausführer sind. Nach Angaben von Landeskennern fließen im Business-to-Business-Geschäft weitaus weniger Schmiergelder als bei Business-to-Government-Vorhaben.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Zulieferprodukte: Marktlage

    Das städtische Indonesien benötigt eine Vielzahl von importierten Zulieferprodukten. Mittelfristig wird aber eine Importsubstitution durch Fertigung vor Ort angestrebt.

    Das moderne, städtische Indonesien benötigt für seine vielfältigen Bauprojekte eine große Anzahl von Zulieferprodukten – beispielsweise für Luxuswohnungen, Hotels von internationalem Standard oder Sportstadien. Einfachere Waren kommen zumeist aus China, hochwertigere auch aus Europa. Importe sind der Regierung allerdings ein Dorn im Auge. Sie werden durch eine Vielzahl von administrativen Hindernissen gezügelt, seien es Importkontingente, der nationale Produktstandard Standar Nasional Indonesia (SNI) oder hohe Local-Content-Quoten.

    In vielen Branchen ist die politische Strategie, Importe mit Produkten zu substituieren, die im eigenen Land hergestellt werden. Ausländische Unternehmen, die eine Produktion vor Ort aufbauen und dadurch Arbeitsplätze schaffen, Wertschöpfung generieren und Know-how übertragen, sind daher willkommen. Allerdings nur, solange sie sich nicht in zu starke Konkurrenz mit einheimischen Unternehmen begeben. Indonesien ist im Vergleich mit den Nachbarländern der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) ein schwieriger Investitionsstandort. Dennoch hat die Reform des Investitionsrechts und des Arbeitsrechts ab Frühjahr 2022 die Bedingungen für ausländische Unternehmen deutlich verbessert. Seitdem verfolgt Indonesien eine aktive Industriepolitik, die vorher lange vernachlässigt worden war.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

    Die indonesische Zementbranche leidet unter großen Überkapazitäten. Deshalb verbietet die Regierung mittlerweile den Bau neuer Produktionsanlagen. 

    Der Zementverbrauch Indonesiens ist mit durchschnittlich 238 Kilogramm pro Kopf und Jahr deutlich geringer als in den weiter entwickelten Ländern Thailand oder Malaysia. Das Versprechen eines steigenden Bedarfs und ein Bausektor, der bis zur Coronakrise deutlich stärker wuchs als die Gesamtwirtschaft, hat die Branche zu einem umfangreichen Ausbau ihrer Produktionskapazitäten verleitet. Es kamen unter anderem Zementhersteller aus China und Thailand in den Markt. Dadurch sind große Überkapazitäten entstanden. Der jährliche Zementbedarf liegt bei etwa 63 Millionen Tonnen, die Produktionskapazitäten sind aber fast doppelt so hoch. 

    Eine weitere Ursache für die Überkapazitäten liegt in der Geografie des Inselstaats. Denn der Markt ist dort mehr als anderswo lokal getrieben. Der Transport der Zementsäcke über schlechte Straßen und auf zahllose Inseln ist vergleichsweise teuer, in abgelegenen Regionen kostet er mehr als das Produkt selbst. Dies ist Anreiz zum Bau lokaler Zementwerke – trotz nationaler Überkapazitäten. Zuletzt waren neue Werke im zentraljavanischen Grobongan und im ostjavanischen Jember entstanden. Doch 2021 hat die Regierung den Bau weiterer Zementwerke verboten, bis sich der Markt wieder erholt hat. Ausgenommen ist die stark unterentwickelte Region Papua.

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    Staatsunternehmen dominieren den Zementsektor

    Der Zementsektor wird in Indonesien überwiegend vom Staat dominiert. Die Zement-Holding Semen Indonesia, auf die die Hälfte des Marktes entfällt, gehört zu 51 Prozent der öffentlichen Hand. Das Unternehmen setzt sich aus zahlreichen lokalen Anbietern zusammen. Dazu zählen Semen Gresik in Ostjava, Semen Padang in Westsumatra oder Semen Tomasa in Südsulawesi. Etwa ein Drittel der Holding gehört ausländischen Anteilseignern.

    Ausländische Anbieter haben eine beträchtliche Marktmacht. So wird das zweitgrößte Zementunternehmen des Landes, Indocement Tunggal Prakarsa (ITP), von Heidelberg Materials (ehemals HeidelbergCement) kontrolliert. Laut Data Consult hat ITP insgesamt 13 Produktionsbetriebe mit einer jährlichen Kapazität von 25,5 Millionen Tonnen. Zuletzt hat ITP in den unterentwickelten Osten Indonesiens expandiert. Auch am Bau der neuen Hauptstadt ist das Unternehmen nach der Übernahme eines Zementterminals in Samarinda in Ostkalimantan beteiligt.

    Ein 50-Kilogramm-Sack Zement kostet in Indonesien umgerechnet zwischen 4 und 5 US-Dollar (US$). Die Markentreue der Kunden soll hoch sein. Nicht immer sei der Preis das entscheidende Kaufargument, berichtet ein australischer Zementmanager und beschreibt die Kundenbeziehungen der Branche als "team sports". 

    Bei Rohholz gibt es Importbedarf

    Indonesien kann die meisten Holzprodukte für die Bauwirtschaft selbst herstellen. Die Forstwirtschaft bedient eine große Holzindustrie, die insbesondere den exportgetriebenen heimischen Möbelsektor, aber auch die große Papierindustrie beliefert. Trotzdem importiert der Archipel zusätzlich in erheblichem Umfang Holz, weil dessen Import teilweise günstiger ist als die Nutzbarmachung eigener Vorkommen. Indonesiens Außenhandelsbilanz bei Holz ist dennoch deutlich positiv. Exportiert wird überwiegend bearbeitetes Holz. Wichtigste Absatzmärkte sind China und Australien.

    Auch der Baustoff Gips gewinnt in Indonesien an Bedeutung. Gips findet Verwendung überwiegend als minimalistisches Stilmittel – wie etwa bei Zwischenwänden – oder in seiner Eigenschaft als feuerfestes und wasserabweisendes Material für Decken – beispielsweise in Küchen oder Badezimmern. Seit den 1990er-Jahren haben vor allem ausländische Unternehmen die Herstellung von Gips begonnen. Im Jahr 2003 eröffnete der deutsche Produzent Knauf eine Gipsfabrik im westjavanischen Cikampek und 2015 eine zweite im ostjavanischen Gresik. In den vergangenen Jahren bauten der multinationale Hersteller Saint-Gobain und das japanische Unternehmen Yoshino ebenfalls Fertigungen im Land auf.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitär

    Indonesien hat eine vergleichsweise starke Glasindustrie. Etwa die Hälfte ihres Outputs landet im Hochbau. Die Keramikproduktion expandiert, während Importe gedrosselt werden.

    Indonesien kann den größten Teil seiner Glasnachfrage aus eigener Produktion decken. Etwa die Hälfte der indonesischen Produktion geht in den Hochbau. Ein weiteres Viertel ist für die Automobilindustrie bestimmt. Einige Marktsegmente sind auf Importe angewiesen. Mit großem Abstand wichtigster Lieferant ist China. Von dort kommt vor allem ungeschliffenes Flachglas.

    Es gibt bisher zwei große Hersteller von Vorprodukten wie Flach-, Sicherheits- und Spiegelglas in Indonesien: den unumschränkten Marktführer Asahimas Flat Glass und die deutlich kleinere Mulia Glass. Im Juli 2023 hat die chinesische Xinyi Group auf der Singapur vorgelagerten Insel Batam den Bau einer Anlage zur Verarbeitung von Quarzsand zu Glasvorprodukten im Wert von 10 Milliarden US$ angekündigt.  

    Keramikproduktion bedient das untere Preissegment

    In Indonesien gibt es etwa 40 Hersteller von Keramikfliesen und -kacheln, den wichtigsten Branchenprodukten vor Sanitäreinrichtungen. Überall im Archipel wird Wohnraum geschaffen, der entsprechende Fliesen und Kacheln benötigt. Es handelt sich dabei überwiegend um günstige Produkte für einfache Wohnhäuser. Urbane Apartments und Gastronomiebetriebe fragen hingegen anspruchsvollere Produkte nach. Etwa drei Viertel der Keramik werden für Wohnimmobilien nachgefragt, ein Viertel für Bürogebäude und Shoppingmalls.

    Die Produktionskapazitäten der Keramikbranche sind in den vergangenen Jahren leicht zurückgegangen. Nahezu alle Hersteller sind auf Java ansässig, wo der weitaus größte Teil der Hochbautätigkeit stattfindet. Das größte Problem der Branche ist die zunehmende Konkurrenz durch Importprodukte. Die Einfuhren von Keramikfliesen und -kacheln, vor allem aus China, sind deutlich gestiegen. Sie sind günstiger als vor Ort hergestellte Produkte und zielen auf das untere Marktsegment.

    Apartmentbau steigert die Nachfrage nach hochwertiger Sanitäreinrichtung

    Die Apartments in neu gebauten Hochhäusern richten sich insbesondere an eine solvente Kundschaft und haben daher moderne Sanitäreinrichtungen. Im gehobenen Segment finden sich selbst in Apartments mittlerer Größe zwei Badezimmer, oftmals noch ein spärlicher ausgestattetes drittes für die Hausangestellten. Warmes Duschwasser ist dort ein Muss. Eine hochwertige Badezimmerausstattung dient ab der gehobenen Mittelschicht als Statussymbol und auch in anspruchsvolleren Gastronomiebetrieben gehört sie mittlerweile dazu.

    Allerdings haben mangelhafte Produktqualität und eine schlechte Verbauung von Abflüssen und Leitungen Hochhausapartments teilweise in Verruf gebracht. Selbst in Luxusapartments gibt es immer wieder Wasserschäden. Hochwertige Produkte gewinnen daher an Bedeutung.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Zulieferprodukte: Kunststoffe, Türen und Fenster

    Indonesien stellt Türen und Fenster für den eigenen Gebrauch überwiegend selbst her – Kunststoffe werden importiert.

    Indonesien ist industriell vergleichsweise schwach entwickelt und muss Maschinen und Vorprodukte in großem Umfang einführen. Dazu gehören auch Kunststoffe, für die ein jährlicher Importbedarf im Wert von bis zu 10 Milliarden US-Dollar (US$) besteht. Mehr als drei Viertel davon entfallen auf Kunststoffe in Primärform. Singapur, Thailand und China sind in diesem Segment die wichtigsten Lieferanten. Maschinen zum Bearbeiten von Gummi und Kunststoffen kommen vor allem aus China. Dahinter gehört Deutschland zu den größten Lieferanten. Indonesien ist nach Thailand der bedeutendste Kautschukproduzent.

    Türen und Fenster werden kaum importiert

    Die Geschäftsaussichten für ausländische Lieferanten von Türen und Fenstern sind in Indonesien gering. Der Bedarf für Standardwaren wird weitgehend aus eigener Produktion gedeckt. Die heimische Glasindustrie und Holzverarbeitung sind recht gut entwickelt. Einfache Produkte beherrschen den Markt. Zwar gibt es Vorschriften, die energieeffizientes Bauen mit hochwertigeren Materialien einfordern. Doch in der Praxis kommen diese noch wenig zum Einsatz, denn es gibt bei Nichteinhaltung kaum Sanktionen. Günstiges Bauen ist wichtiger. 

    Selbst in Hochhäusern von mehr als 100 Metern Höhe werden nur einfachverglaste Aluminiumfenster eingebaut. Sie schließen schlecht und sind weder schall- noch kälteisolierend. Auch an Türen werden keine allzu großen Ansprüche gestellt. Dennoch steigt in der indonesischen Gesellschaft das Bewusstsein für das Energiesparen. Grund sind auch die im Verhältnis zu den Einkommen hohen Stromkosten für die Klimatisierung.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Zulieferprodukte: Bauisolationsmaterialien

    Indonesiens Hersteller von Bauchemie decken ein breites Produktspektrum ab. Bei Grundstoffen gibt es teilweise eine Importabhängigkeit. Energieeffizientes Bauen steht am Anfang.

    Die indonesische Bauwirtschaft bezieht ihre chemischen Produkte in der Regel von den zahlreichen Herstellern vor Ort. Grundsätzlich gilt: Einfache Massenware kann im Land hergestellt werden, spezialisierte Produkte werden eingeführt. Allerdings besteht bei Grundstoffen teilweise eine hohe Importabhängigkeit. 

    Die heimische Farbenindustrie umfasst laut Branchenverband Asosiasi Produsen Cat Indonesia (APCI) 150 Hersteller und beschäftigt 40.000 Mitarbeiter. Rund 90 Prozent der Grundstoffe für Farben müssen eingeführt werden. Es gibt zwar - wie in vielen anderen Branchen auch - politische Bestrebungen, die Importabhängigkeit zu verringern. Aber nicht überall ist das wirtschaftlich sinnvoll oder praktikabel. Dort, wo Produkte im eigenen Land hergestellt werden können, wird die Einfuhr von Konkurrenzprodukten vielfach erschwert. Ein beliebtes Instrument dafür ist der nationale Produktstandard Standar Nasional Indonesia (SNI).

    Isolation wird wichtiger

    Beim Bau von Hoch- und Einzelhäusern kommen in der Regel keine Isoliermaterialien zum Einsatz. Das bedeutet: Die kühle Luft der Klimaanlage entweicht schnell nach draußen. Da aber die Stromkosten im Verhältnis zu den Einkommen hoch sind, gewinnt energieeffizientes Bauen allmählich an Bedeutung. Erste Gesetzgebungen zur Energieeffizienz gibt es seit dem Jahr 2000. Als Meilenstein gilt die Regierungsverordnung 77 von 2009. Sie verpflichtet energieintensive Unternehmen dazu, ihren Energiebedarf an Regierungsstellen zu melden, sich Energie-Audits zu unterziehen und einen Energie-Manager zu beschäftigen. Allerdings fehlen bei Nichteinhaltung Sanktionsmaßnahmen. 

    Beim beginnenden Bau der neuen Hauptstadt in der Provinz Ostkalimantan dürfte energieeffizientes Bauen eine wichtige Rolle spielen. Die Metropole soll das grüne Vorzeigeprojekt des Archipels werden.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Zulieferprodukte: Gebäudetechnik

    Effiziente Klimaanlagen sind gefragt, denn Strom ist in Indonesien im Verhältnis zu den Einkommen teuer. Für private Sicherheit ist Wachpersonal oft günstiger als Technik.

    In Indonesien ist es ganzjährig heiß und feucht. Klimaanlagen sind daher gefragt. Analysten von TechSciResearch zufolge lag ihr Marktvolumen für das Jahr 2021 bei etwa 1,4 Milliarden US-Dollar (US$). Energieeffizienz ist bei ihnen ein wichtiges Verkaufsargument, denn im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen sind die Strompreise verhältnismäßig hoch. Wo es sich lohnt, werden alte Anlagen durch neue ersetzt. Der durchschnittliche Preis für eine Kilowattstunde Strom liegt bei etwa 8 US-Dollar-Cent. Allerdings sind die Preisunterschiede regional und je nach installierter Leistung groß. Der Strompreis ist kein Marktpreis, der sich nach den Erzeugungskosten richtet. Elektrizität wird mit Milliardensummen subventioniert, um sie für den Durchschnittsverdiener erschwinglich zu halten. Daher hat auch der Staat ein Interesse an energieeffizienter Kühlung. 

    Selbst städtische Mittelschichtsfamilien schlafen vielfach ohne Klimatisierung, weil das die Haushaltskasse zu sehr belastet. Eine neue Immobilie wird oft nach den potenziellen Kosten für deren Kühlung ausgesucht. In neueren Häusern muss Strom mittlerweile über ein virtuelles Guthabenkonto bezahlt werden, das per Handy-Überweisung aufgeladen wird. Wer das vergisst oder gerade kein Geld hat, sitzt schnell in einer überhitzten Wohnung. 

    Infrastrukturausbau treibt den Bedarf an Sicherheitstechnik

    Der Markt für Sicherheitstechnik bekommt durch den Ausbau der Infrastruktur gewaltigen Aufwind. Denn die neu entstehenden Bahntrassen, Bahnhöfe, Containerterminals und Flughäfen müssen abgesichert werden. Von Seiten des Hochbaus ist die Nachfrage noch relativ schwach. Moderne Zugangssysteme kommen zwar in Bürogebäuden und Apartmentanlagen zunehmend zum Einsatz, doch nach wie vor setzen viele Vermieter auf Wachpersonal, das angesichts niedriger Löhne die preiswertere Lösung ist. Zudem gibt es in Indonesien vergleichsweise wenig Kriminalität.

    Der Archipel muss einen Großteil seiner benötigten Sicherheitstechnik importieren. Die Einfuhren dürften sich nach Einschätzung von Branchenkennern - die Zolldaten lassen keine klare Zuordnung zu - auf 500 Millionen bis 600 Millionen US$ belaufen. Zum Großteil handelt es sich dabei um Alarmanlagen, Feuermelder sowie elektronische Zugangs- und Videoüberwachungssysteme. Zudem fragen Hotels und Shoppingmalls Metalldetektoren für die Eingangskontrolle nach. China ist mit weitem Abstand größter Zulieferer.

    Stand: Oktober 2023

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    AHK Indonesien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Public Works

    Ministerium für Infrastrukturbau

    Ministry of Transportation

    Verkehrsministerium

    Bappenas

    Nationale Planungsbehörde

    Koordinasi Penanaman Modal (BKPM

    Nationale Investitionsbehörde

    Gabungen Pelaksanaan Konstruksi Idonesia Nasional (GAPENSI)

    Nationaler Verband für Baudienstleistugen

    Asosiasi Semen Insonesia (ASI)

    Zementverband

    Construction Indonesia

    Baumesse in Jakarta für Engineering, Beschaffung und Ausrüstung

    Konstruksi Indonesia

    Baumesse in Jakarta mit Schwerpunkt Hochbau

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