Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Manila; Philippines Manila; Philippines | © Getty Images/Thomas Galvez

Special | Philippinen | Wege aus der Coronkrise

Coronavirus trifft philippinische Wirtschaft ins Mark

Die Wirtschaft wurde massiv von der Coronakrise getroffen. Anfang 2022 steigt die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung, die Einreiserestriktionen werden gelockert.

Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Die philippinische Wirtschaft ist in eine tiefe Rezession geraten. Es wird noch dauern, bis der alte Wachstumspfad wieder erreicht werden kann. (Stand: 23. Juli 2021)

    Die philippinische Wirtschaft wird sich 2021 voraussichtlich etwas von dem schweren Einbruch des Vorjahres erholen. Die Prognosen für das reale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) schwanken zwischen 4,5 Prozent und 7,0 Prozent. Es wird erwartet, dass die Ex- und Importe - nach ebenfalls starken Rückgängen im Jahr 2020 - im laufenden Jahr 2021 wieder zweistellig zulegen. Die Exporte sind im 1. Quartal 2021 bereits um 7,6 Prozent und die Importe um 3,2 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode gestiegen.

    Allerdings gibt es noch Unbekannte in der Gleichung, wie die im Frühjahr erneut angestiegenen Fallzahlen, neu auftretende Virusvarianten und verschärfte Maßnahmen der Regierung. Einige Finanzinstitute senkten infolgedessen ihre BIP-Prognosen wieder. Die Erholung dürfte im 3. Quartal 2021 einsetzen. Nahezu sämtliche Experten sind sich einig, dass es bis zu einer Rückkehr zum alten Wachstumsniveau noch einige Zeit dauern wird. Frühestens 2022 könnte wieder das absolute BIP von 2019 erreicht werden, so die Einschätzungen. Die philippinische Regierung geht für das nächste Jahr von einem realen Wachstum zwischen 7 Prozent und 9 Prozent aus.

    In den Jahren vor der Coronakrise hatte das durchschnittliche reale BIP-Wachstum in den Philippinen bei 6,2 Prozent gelegen. Doch mit der im März 2020 einsetzenden ersten Welle und stark ansteigenden Infektionsraten war zunächst die Hauptstadt Manila und dann die komplette Insel Luzon und andere Teile des Landes abgeschottet worden. Der Lockdown in den Philippinen gilt als einer der längsten und umfassendsten weltweit. Im Vorfeld hatte auf dem Archipel die Hoffnung bestanden, dass aufgrund der relativ geringen außenwirtschaftlichen Verflechtung die Auswirkungen der Coronakrise auf die Konjunktur begrenzt bleiben könnten.

    BIP ist 2020 massiv eingebrochen

    Doch die Konjunktur brach ab März 2020 auf allen Fronten ein und das BIP musste ein massives reales Minus von fast 10 Prozent im Gesamtjahr hinnehmen – gleichbedeutend mit einer der tiefsten Rezessionen weltweit und dem historisch schwächsten Ergebnis der Philippinen. Dies war dadurch bedingt, dass zahlreiche Beschäftigte aufgrund logistischer Schwierigkeiten ihren Arbeitsplatz nicht mehr erreichen konnten und somit die Produktion in vielen Bereichen drastisch heruntergefahren werden musste. Einige Firmen waren deshalb dazu übergegangen, für die Arbeitnehmer Schlaf- und Verpflegungsmöglichkeiten auf dem Firmengelände bereitzustellen.

    Als Reaktion senkte die Zentralbank den Leitzinssatz innerhalb weniger Monate drastisch auf das neue Rekordtief von 2 Prozent. Daraufhin zog die Inflation an und wird 2021 mit rund 4 Prozent voraussichtlich über dem Vorjahresniveau von 2,6 Prozent liegen. Im Januar und Februar 2021 waren die Preise um 4,2 und 4,7 Prozent stark gestiegen, vor allem aufgrund von Angebotsschwächen bei Nahrungsmitteln und höheren Rohölnotierungen.

    Direktinvestitionen geben nach

    Im Jahr 2020 hatte der Output in vielen Industriezweigen stark nachgelassen, unter anderem in der für den Export wichtigen Elektronikindustrie. Diese litt ebenfalls unter der gesunkenen internationalen Nachfrage und Unterbrechungen in den Lieferketten. Die Investitionen in den Exportförderzonen gingen laut Philippine Export Zone Authority stark zurück, die Ausfuhren der dort angesiedelten Unternehmen schrumpften massiv. 

    Die ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) konnten sich dem allgemeinen Abwärtstrend ebenfalls nicht entziehen und sanken 2020 nach Angaben der Zentralbank wertmäßig um 24,6 Prozent auf 6,5 Milliarden US-Dollar (US$). Die Zahl der Anträge auf neue Projekte implodierte nach Informationen des Statistikbüros PSA (Philippine Statistics Authority) sogar um mehr als 70 Prozent.

    Konsum stark beeinträchtigt

    Besonders stark leidet noch immer der Tourismus, der für rund 12 Prozent der Wirtschaftsleistung auf dem Archipel verantwortlich zeichnet. Die lokalen Airlines fuhren 2020 rund 1,2 Milliarden US$ an Verlusten ein. Der Sektor BPO (Business Process Outsourcing) kam einigermaßen unbeschadet durch die Krise und gilt weiterhin als einer der zentralen Wirtschaftsfaktoren des Landes mit 1,3 Millionen Arbeitsplätzen und einem Anteil von rund 10 Prozent am BIP.

    Aufgrund der temporären Arbeitsplatzverluste auf breiter Front, vor allem bei einfacheren Tätigkeiten, sowie der Ausgangssperre hat sich die Konsumneigung deutlich verringert. Darüber hinaus litten angesichts der globalen Konjunkturabkühlung die Rücküberweisungen von im Ausland tätigen Beschäftigten, die rund 10 Prozent des BIP ausmachen. 

    Infrastrukturprojekte kurbeln Erholung des Bausektors an

    Der Pkw-Absatz wird 2021 erwartungsgemäß um mehr als 20 Prozent zulegen. Die Branchenverkäufe waren 2020 um fast 50 Prozent eingebrochen, auch die Importe gingen in den ersten drei Quartalen massiv zurück - um 44 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Sparte Nutzfahrzeuge (Nfz) dürfte in den kommenden Jahren aufgrund der geplanten Ausgaben für den Ausbau der Infrastruktur überproportional wachsen.

    Die philippinische Bauwirtschaft wird sich 2021 voraussichtlich deutlich erholen und die Folgewirkungen der Pandemie hinter sich lassen. Diese Branche dürfte Schätzungen von Marktanalysten zufolge im laufenden Jahr ein Wachstum von 13 Prozent erzielen. Auch hier wird das Comeback in erster Linie von Infrastrukturprojekten angetrieben, da diese auf der Prioritätenliste der Regierung für 2021 ganz oben stehen.

    Geplante Budgetausweitungen sollen dafür sorgen, dass die Regierungsinitiative "Build, Build, Build" wieder ins Rollen kommt. Das Programm wurde von Präsident Rodrigo Duterte für den Zeitraum 2016 bis 2022 aufgelegt, um die marode Infrastruktur des Landes zu verbessern. Allerdings hatten die Coronakrise und die damit einhergehenden Einschränkungen zu einem starken Rückgang der Aktivitäten geführt.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Das Maßnahmenpaket der philippinischen Regierung hat die starke Rezession nicht verhindern können. Die Zentralbank belässt den Leitzins auf einem Rekordtief. (Stand: 23. Juli 2021)

    Die Regierung hatte bereits frühzeitig im März 2020 ein umfassendes Hilfspaket angekündigt, um die Wirtschaft gegen die sich abzeichnenden Folgen der Coronakrise zu wappnen. Als Herzstück des Programms gilt der “Bayanihan to Heal as One Act“ (Republic Act No. 11469), der sich auf eine Summe von rund 4,1 Milliarden US-Dollar (US$) beläuft. Dies entspricht etwa einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Philippinen. Es ist das größte finanzielle Hilfspaket, das jemals in dem südostasiatischen Land lanciert wurde.

    Es beinhaltet einen bunten Strauß an Maßnahmen, wobei die Unterstützung von in Not geratenen Haushalten dabei zunächst Priorität genoss, unter anderem in Form von Subventionen, Arbeitslosenhilfe, Berufsförderinstrumenten sowie Zuschüssen zu medizinischen Kosten. Für betroffene Unternehmen waren Kredithilfen für Kleinst- und Kleinbetriebe vorgesehen, außerdem Verlängerungen von Zahlungsfristen bei Steuern sowie temporäre Aussetzungen bei Zins- und Mietzahlungen.

    Unternehmen kritisieren Hilfspaket

    Allerdings konnte das Hilfspaket nicht verhindern, dass die Philippinen 2020 in die tiefste Rezession ihrer Geschichte schlitterten, mit einem Einbruch des BIP von real fast 10 Prozent. Die von zahlreichen Betriebsschließungen und strengen Quarantänevorschriften betroffenen Firmenvertreter vor Ort beklagten schon 2020, dass es Unklarheit bezüglich der Maßnahmen und deren Konsistenz gegeben habe. Darüber hinaus seien die Hilfspakete insgesamt eher weniger auf die Unternehmen ausgerichtet gewesen.

    Auch die Europäische Handelskammer in den Philippinen (ECCP) äußerte in der lokalen Presse ihre Unzufriedenheit über den unzureichenden Umfang des Hilfspakets. So gaben in einer Umfrage im 2. Halbjahr 2020 drei Viertel der Firmen an, dass die Maßnahmen aus ihrer Sicht nicht ausreichend seien. Auch forderten sie mehr Unterstützung in Bereichen wie Internetzugang und sonstiger Infrastruktur sowie Erleichterungen bei Steuern und in der Geschäftspraxis (Ease of Doing Business). Renommierte Ökonomen bemängelten, dass im 2. Halbjahr 2020 kaum noch Maßnahmen umgesetzt worden wären. 

    Die Regierung reagierte unter anderem mit einer Ausweitung des Haushalts für 2021 um fast 10 Prozent. Das Budget des Gesundheitsministeriums DOH (Department of Health) soll sogar um knapp 20 Prozent auf rund 4,2 Milliarden US$ erhöht werden. Der Löwenanteil in Höhe von 1,4 Milliarden US$ ist dabei für die staatliche Krankenversicherung Philhealth vorgesehen. Im Rahmen der Covid-19-Bekämpfung sollen 100 Millionen US$ für Schutzausrüstungen und rund 50 Millionen US$ für das Impfprogramm ausgegeben werden. 6 Millionen US$ sind für den Aufbau eines virologischen Instituts vorgesehen. Von Seiten der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) sind circa 86 Millionen US$ und von der Weltbank 23 Millionen US$ zur Eindämmung der Pandemie in den Philippinen eingeplant.

    Zentralbank versucht Wirtschaft zu beleben

    Auch die Zentralbank versuchte mittels verschiedener Instrumente, Liquidität in den Markt zu pumpen und auf diese Weise die Wirtschaft  anzukurbeln. Auch wurden die Möglichkeiten zur Kreditvergabe an kleine und mittelständische Unternehmen vereinfacht. Der Leitzinssatz wurde innerhalb weniger Monate massiv auf das neue Rekordtief von 2 Prozent abgesenkt. Die Regierung erhoffte sich davon vor allem eine Wiederbelebung des privaten Konsums, die allerdings bis ins Frühjahr 2021 noch nicht in größerem Maß eingetreten ist.

    Auch hatte die Zentralbank bereits Mitte 2020 in dem  Arbeitspapier „Exit Strategies: How do we proceed“ bekanntgegeben, dass weitere langfristig angelegte Reformen zur Modernisierung des Finanzsektors, wie etwa die intensivere Nutzung elektronischer Zahlungsmöglichkeiten, künftig notwendig seien, um die Wirtschaft wieder auf den alten Wachstumspfad zu hieven.

    Anschub durch Infrastrukturprogramm

    Einen wichtigen Anschub soll die philippinische Konjunktur nach Ansicht von Wirtschaftsexperten wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) durch die Regierunsinitiative „Build, build, build“ (BBB) erhalten, die im Zuge des Lockdowns 2020 stark ins Stottern geraten war. Das Programm soll die Infrastruktur des Landes modernisieren und sieht milliardenschwere Investitionen in den kommenden Jahren vor. Die Wiederaufnahme der Aktivitäten dürfte sich auf verschiedene Sektoren positiv auswirken, wie die Baubranche oder auch die Kfz-Industrie. In diesen Bereichen bieten sich die besten Chancen für deutsche Lieferanten - zum Beispiel von Baumaschinen oder Transportausrüstungen.

    Die Impfkampagne in den Philippinen ist im März 2021 angelaufen. Allerdings wird das schleppende Vorankommen der Maßnahmen von verschiedenen Stellen kritisiert. Die ADB befürchtet nach Angaben der lokalen Presse, dass es aufgrund infrastrukturell bedingter Schwierigkeiten bis Ende 2023 dauern könne, bis die gesamte Bevölkerung des Archipels geimpft sei. Vor allem der Transport und die Lagerung des Impfstoffs in abgelegenen Landesteilen bereiten dabei Sorgen. Eine solche Verzögerung hätte auch massive Auswirkungen auf die Erholung der Konjunktur. Die Bevölkerung wurde in zwölf Priorisierungsgruppen unterteilt, wobei zunächst Beschäftigte im Gesundheitssektor und Menschen über 60 Jahren geimpft werden sollen.

    Von Alexander Hirschle | Taipei

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Die Philippinen haben lange versucht, die Pandemie mit harten Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Seit Jahresende 2021 scheint sich die Situation etwas zu entspannen. (Stand: 17. Februar 2022)

    Die Philippinen haben einen der tiefgreifendsten und längsten Lockdowns weltweit hinter sich. Er hielt bis ins 2. Halbjahr 2021 an, mit zwischenzeitlichen Lockerungen und erneutem Anziehen der Maßnahmen. Im Frühjahr und zur Jahresmitte 2021 waren die Fallzahlen deutlich nach oben geschnellt, jeweils auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Krise.

    Doch mit dem Abflachen der Infektionskurve wurden im November 2021 die Beschränkungen im Inland wieder heruntergefahren. Landeskenner gehen bei den Fallzahlen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Aufgrund der jungen Bevölkerung hält sich die Mortalität jedoch in Grenzen.

    Die Impfquote lag im Dezember 2021 bei rund einem Drittel. Von der Bevölkerung in der National Capital Region um Manila waren knapp 90 Prozent geimpft. Mit den im November begonnenen Boosterimpfungen für Risikogruppen und dem Impfen von Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren läuft die Kampagne weiter.

    Die Regeln in Bezug auf Bewegungseinschränkungen und Quarantäne sind zum Teil sehr komplex und ändern sich in kurzen zeitlichen Abständen. Sie gelten jeweils für einzelne Regionen. Im Mai 2020 wurde ein gestaffeltes Quarantänesystem eingeführt. Die sogenannte "Enhanced Community Quarantine" (ECQ) beinhaltet scharfe Restriktionen. Die abgeschwächten Stufen "Modified Enhanced Community Quarantine" (MECQ) und "General Community Quarantine" (GCQ) sehen einige Erleichterungen vor, wie etwa die Öffnung mancher Geschäfte und Shoppingcenter.

    Bereits im März 2020 hatte die Regierung angesichts schnell in die Höhe schießender Infektionszahlen drastische Maßnahmen ergriffen, darunter die Abriegelung der Hauptstadt Manila sowie kurz darauf der kompletten Insel Luzon. Dies ging einher mit einer starken Einschränkung des lokalen Land- und Flugverkehrs.

    Die internationalen Flugverbindungen wurden ebenfalls deutlich zurückgefahren. Die Einreise für Ausländer war lange Zeit bis auf wenige Ausnahmen untersagt. Für Einreisende galt eine zweiwöchige Quarantänebestimmung. Mit dem Aufkommen der Omikron-Variante verschärfte die Regierung im Dezember 2021 die Beschränkungen diesbezüglich noch einmal deutlich. In einer überraschenden Kehrtwendung implementierte sie dann jedoch im Februar 2022 erhebliche Erleichterungen bei der Einreise. Seither dürfen Touristen wieder ins Land. Die vorgeschriebene Quarantäne im Hotel ist unter bestimmten Voraussetzungen aufgehoben (vollständige Impfung, negative PCR-Tests).

    Aufgrund der äußerst dynamischen Gemengelage ist es empfehlenswert, sich auf den nachfolgenden Webseiten über die neuesten Entwicklungen zu informieren.

    Aktuelle Informationen zu Reisebeschränkungen

    Aktuelle Informationen zu Bewegungsbeschränkungen im Inland

    Von Alexander Hirschle | Taipei

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.