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Branchencheck I Turkmenistan

Turkmenistan verstärkt wirtschaftliche Diversifizierung

Die Öl- und Gaswirtschaft bleibt Hauptanlagesektor. Aber auch die verarbeitende Industrie sowie die Bau- und Logistikbranche versprechen Liefer- und Kooperationspotenzial.

Von Uwe Strohbach | Aschgabad

Das gasreiche Turkmenistan will die Diversifizierung seiner Wirtschaft forcieren. Der Fokus liegt auf der Öl- und Gasveredelung sowie dem Ausbau der Sparten Nahrungsmittel, Textilien und Bekleidung sowie Baustoffe. Zudem investiert der Staat in Infrastrukturprojekte. Das Land will sich mehr denn je als regionale und internationale Logistikdrehscheibe etablieren.

  • Maschinenbau

    Turkmenistans Maschinenbau ist wenig entwickelt. Projekte konzentrieren sich auf Reparaturwerke und den Schiffbau.

    Im Land stellen nur wenige Betriebe Maschinenbauerzeugnisse her; Projekte gibt es kaum. Auf dem Gelände des Gaskraftwerks Büzmeyin (Aschgabat) plant das Unternehmen Çalık Enerji (Türkei) in Kooperation mit der Gesellschaft Çalık Enerji Swiss (Türkei/Schweiz) die Inbetriebnahme eines Reparaturwerks für Energietechnik (vorrangig für Gasturbinen).

    Die Eisenbahn Turkmenistans modernisiert bis 2023/2024 ihren Maschinenpark zur Wartung und Reparatur von rollendem Material und Gleisanlagen. Gleichzeitig wird neue Technologie für die Herstellung von Ersatzteilen und anderen Zulieferungen für die Bahninfrastruktur erworben. Der OPEC-Fonds für Internationale Entwicklung stellt 45 Millionen US-Dollar für den Ausbau der Handelsflotte zur Verfügung. Das Geld fließt zu einem großen Teil in den Bau neuer Frachtschiffe.

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Chemieindustrie

    Der Hauptanlagesektor ist und bleibt die Düngemittelindustrie.

    Der staatliche Chemiekonzern Türkmenhimiya will von 2020 bis 2025 etwa 2 Milliarden US-Dollar (US$) in Anlagen für die Produktion von Ammoniumnitrat/Harnstoff, Phosphorsäure, Natriumsulfat, kaustischem Soda, Jod-, Brom-, Chlorerzeugnissen sowie Isobutan investieren. Der Abu Dhabi Fund for Development (VAE) stellt 175 Millionen US$ für eine geplante Polyvinylacetat-Anlage und 18 Millionen US$ für die Produktion von NPK-Dünger bereit.

    Die Ölraffinerie in Turkmenbaschi modernisiert von 2019 bis 2024 für etwa 1,1 Milliarden US$ die Produktion von Kraft- und Schmierstoffen. Die Raffinerie erstellt zurzeit eine neue mittelfristige Investitionsstrategie. 

    Weiterführende Informationen: 

    Turkmenistans Chemieindustrie erhöht Wertschöpfung

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Energiewirtschaft

    Investitionen fließen vorrangig in neue Hochspannungsleitungen und Gaskraftwerke.

    Die Projekte in der Stromwirtschaft konzentrieren sich vor allem auf den geplanten Bau von folgenden Vorhaben:

    • 120-Megawatt-Gaskraftwerks in Turkmenbaschi,
    • 220-Kilovolt-Leitung Ahal-Balkan (420 Kilometer),
    • 300-Kilovolt-Leitung Balkanabat-Daschogus (567 Kilometer),
    • drei Umspannwerken (Kyzylarvat-110, Serdar-220 und Balkan-500).

    Der Abu Dhabi Fund for Development, ein Entwicklungsfonds der Vereinigten Arabischen Emirate, kündigte die Kofinanzierung eines 10-Megawatt-Hybridkraftwerks (Fotovoltaik/Windkraft) im Landkreis Serdar (Provinz Balkan) an.

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Bauwirtschaft

    Projekte im Städte- und Straßenbau dominieren das Baugeschehen. Die Regierung setzt auf Elemente des Smart-City-Konzepts.

    In der Provinz Ahal entsteht bis etwa 2023/2024 eine neue lokale Hauptstadt mit Wohn-, Verwaltungs- und Freizeitobjekten für bis zu 70.000 Einwohner. Dabei sollen Elemente einer Smart City integriert werden.

    Im Norden der Landesmetropole Aschgabat ist der Bau eines Smart-City-Stadtteils und einer Erholungszone am See Altyn köl geplant. Das Vorhaben umfasst den Bau von 200 Gebäuden, darunter 180 Wohnbauten mit bis zu 35 Stockwerken für 107.000 Einwohner. In Daschogus soll ein Stadtviertel mit 1.500 Wohneinheiten entstehen.

    Hauptprojekte im Straßenbau sind die Autobahnen von Aschgabat nach Turkmenbaschi und Turkmenabat. Geplant sind mehrere Modernisierungsvorhaben im 3.932 Kilometer langen Bahnnetz des Landes.

    Gut 500 Millionen US-Dollar fließen alljährlich in die Infrastruktur ländlicher Regionen. Die Bauvorhaben generieren Folgeprojekte in der Baustoffindustrie, wie die Produktion von Trockenmischungen, Calzit sowie Farben und Lacken.

    Weiterführende Informationen: 

    Turkmenistan baut Seidenstraßen-Transportkorridor aus

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Gesundheitswirtschaft

    Regionen außerhalb der Hauptstadt Aschgabat erhalten neue Krankenhäuser und Kliniken. 

    Das staatliche mittelfristige Programm "Gesundheit" ist die Richtschnur für Investitionen im Gesundheitswesen. Der Fokus liegt auf der Errichtung von medizinischen Einrichtungen in den Regionen außerhalb der Landesmetropole Aschgabat.

    Allein im neuen Verwaltungszentrum der Provinz Ahal sind folgende Bauvorhaben geplant: 

    • Mehrprofilkrankenhaus (360 Betten),
    • onkologische Klinik (150 Betten),
    • Mutter-Kind-Klinik (150 Betten),
    • Rehabilitationszentrum für Kinder,
    • mehrere Polikliniken. 

    Auch in der nördlichen Region Daschogus und in der westturkmenischen Stadt Turkmenbaschi entstehen neue Krankenhäuser und spezialisierte Kliniken.  

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei

    Private Agrarunternehmen weiten in Turkmenistan die Gewächshauswirtschaft kräftig aus.

    Turkmenistans Agrarwirte, Mitglieder im Verband der Unternehmer und Industriellen, investieren vorrangig in den Bau und in die Erneuerung von Gewächshäusern. Von letzteren werden aktuell weitere 200 gebaut, projektiert oder geplant. Priorität genießt dabei der Anbau von Tomaten.

    Zu Jahresbeginn 2022 gab es im Land etwa 200 Gewächshäuser mit einer Gesamtfläche von gut 1.800 Hektar. Kleine Objekte für die Selbstversorgung der Bevölkerung sind darin nicht enthalten.

    Auf der Projektliste steht auch der verstärkte Anbau von Kartoffeln und Futtermitteln (Klee- und Luzernegras), der Ausbau von Obstplantagen (Äpfel, Birnen, Pfirsiche und Kirschen), die Errichtung von Lager- und Kühlhallen für Agrarerzeugnisse sowie die Modernisierung von Geflügelfarmen. Allein die Flächen für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Melonen sollen 2022 auf 106.000 Hektar erweitert werden. Der Ist-Wert betrug 2021 noch 55.550 Hektar.

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Öl und Gas

    Investitionen in die Öl- und Gaswirtschaft dominieren das Anlagegeschehen in Turkmenistan. Die weitere Erschließung des riesigen Galkynysch-Gasfelds genießt oberste Priorität.

    Die Investitionen in die Branche sollen 2022 und 2023 im Schnitt jährlich bis zu 2,5 Milliarden US-Dollar erreichen. Hauptinvestoren sind der Staatskonzern Türkmengaz (Förderung und Verarbeitung von Gas), Dragon Oil (Vereinigte Arabische Emirate; Ölförderung), Petronas Carigali Sdn Bhd (Malaysia, Ölförderung), CNPC (China, Gasförderung) sowie der Staatskonzern Türkmennebit (Ölförderung).

    Das Investitionsprogramm der Regierung für 2019 bis 2025 umfasst in der Öl- und Gasbranche 20 größere Projekte. Das Gros der Anlagen entfällt auf die weitere geologische Erkundung und industrielle Erschließung der gigantischen Gaslagerstätte Galkynysch. Turkmenistan will 2022 etwa 85 Milliarden Kubikmeter Gas fördern.

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Nahrungsmittelindustrie

    Turkmenistans Regierung fördert mit günstigen Krediten Modernisierungs- und Ausbauprojekte mit dem Ziel einer Importsubstitution.

    Verteuerte Lebensmittelimporte als Folge knapper Devisen und die wachsende Nachfrage nach günstigen und staatlich subventionierten Nahrungsmitteln beleben die einheimische Produktion. Lokale Produzenten können zinsgünstige Investitionskredite mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren nutzen.

    Vor allem Mitglieder des Verbandes der Unternehmer und Industriellen und die Verbrauchergesellschaften (Genossenschaften) erneuern und bauen ihre Kapazitäten aus. Sie investieren in die Verarbeitung von Obst und Gemüse, Fleisch und Milch sowie in die Produktion von Brot und -erzeugnissen, Mineral- und Tafelwasser, Wein und Spirituosen, Süßwaren sowie Speiseölen.

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Textil- und Bekleidungsindustrie

    Turkmenistans Textil- und Bekleidungsbranche will bis 2025 einen hohen dreistelligen Millionenbetrag investieren.

    Die Regierung plant für die Jahre 2022 bis 2025 Investitionen von mindestens 200 Millionen US-Dollar (US$). Die Vorhaben zielen auf die modernisierte Herstellung von Baumwollgarn und -stoffen ab. Darüber hinaus soll die Produktion von Erzeugnissen aufgenommen werden, die in dem zentralasiatischen Land bisher noch nicht oder kaum produziert werden. Dazu zählen Vliesstoffe, synthetische Fasern und Teppiche, Hygieneprodukte sowie Zulieferartikel wie textile Gürtel und Reißverschlüsse.

    Gegenwärtig prüfen das Ministerium für Textilindustrie Turkmenistans und das Koreanische Institut für Industrietechnologien eine mögliche Produktion von synthetischen Fasern aus Polymeren.

    Rund 80 Prozent der turkmenischen Produktion von Textilien und Bekleidung sind für den Export bestimmt. Die jährlichen Branchenausfuhren sollen bis 2023 auf mindestens 450 Millionen US$ steigen, gegenüber 350 Millionen US$ im Jahr 2020.

    Weiterführende Informationen:

    Turkmenistans Textilindustrie investiert in 60 Projekte 

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Umwelttechnik

    Turkmenistan will bis 2025 etwa 300 Millionen US-Dollar in die Bewässerungswirtschaft investieren.

    Das Investitionsprogramm des Komitees für Wasserwirtschaft umfasst Projekte für die Be- und Entwässerung von Ackerböden für circa 300 Millionen US-Dollar (US$). Etwa die Hälfte der Gelder fließt in Vorhaben für weniger Wasserverluste im Karakum-Kanal und in den Ausbau des großen künstlichen Sammelwasserbeckens "Turkmenischer See". Letzterer wird aus Rückfluss- und Drainagewasser von den Anbaufeldern gespeist.

    Für die zweite Ausbauphase des künstlichen Speichers "15 Jahre Unabhängigkeit" sind 30 Millionen US$ bestimmt. Das Unternehmen Garagumderýagurluşyk errichtet in der Region Lebap einen Wasserspeicher mit einem Fassungsvermögen von 4 Milliarden Kubikmetern, einschließlich eines 14 Kilometer langen Kanals zum Fluss Amudarja.

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • Elektronikindustrie

    Ausländische Partner sind willkommen, gemeinsam mit turkmenischen Partnern Projekte in der Elektroindustrie umzusetzen.

    Seit 2015 setzt Turkmenistan in Kooperation mit ausländischen Partnern ein Programm um für den Aufbau einer eigenen elektronischen Industrie. Die staatliche Industrie-Agentur Türkmen Senagat koordiniert diese Vorhaben, die unter anderem folgende Produktgruppen umfassen:

    • Transformatorstationen (Firma Sowatly gurluşyk),
    • Stromverteiler (Elektron ylhamy),
    • LED-Lampen, Lernnotebooks und Fernsehgeräte (Aýdyň gijeler),
    • elektronische Anzeigetafeln (Tehniki serişdeleriň serwisi),
    • Wi-Fi-Router, 3G-Modems und elektronische Ausrüstungen für das Bankgewerbe (Turkmen-Innovation).

    Die Produktpalette soll unter anderem erweitert werden um:

    • leistungsfähige Fotovoltaikpaneele,
    • Markierungssysteme für die Warenkennzeichnung,
    • elektronische Zugangskontroll- und RFID-(Funkerkennungs-)Systeme sowie
    • Automatisierungstechnik für die Gasindustrie. 

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

  • IKT

    Die Investitionsaktivitäten konzentrieren sich auf den Ausbau des Mobilfunks, des Internets und von E-Government.

    Turkmenistan startete 2019 mithilfe der Islamischen Entwicklungsbank (IDB) ein Ausbauprogramm für Mobilfunk und Internet. Kernelemente sind eine Erhöhung der Mobilfunkabonnenten um 1 Million auf 6,8 Millionen. Zudem soll die Internet-Netzgeschwindigkeit erhöht werden. Zielwerte sind bei der Steigerung bis 2025 in Aschgabat bis zu 100 Gigabit pro Sekunde (von bis zu 20 Gigabit) und in den Provinzzentren bis zu 40 Gigabit pro Sekunde.

    Die Regierung startete mit der Umsetzung eines bis 2025 konzipierten Programms für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Mehrere Behörden sollen bis 2023 mit Kommunikationstechnik für die Abwicklung von Regierungs- und Verwaltungsprozessen ausgestattet werden. In Aschgabat ist in Kooperation mit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) der Aufbau eines Zentrums für Cybersicherheit geplant.

    Von Uwe Strohbach | Aschgabad

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