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Branchen | USA | Maschinen- und Anlagenbau

Deutsche Maschinenbauer bleiben in den USA auf Rekordkurs

Die Reindustrialisierung und der Infrastrukturausbau treiben die Maschinenimporte. Deutsche Anbieter hängen die asiatische Konkurrenz ab und erwarten 2024 weiter steigende Umsätze.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Die US-Nachfrage nach Anlagen und Maschinen wächst stetig. Laut Global Market Insights soll sich das Marktvolumen zwischen 2023 und 2032 nahezu verdoppeln. Verantwortlich dafür sind vor allem die drei großen Konjunkturprogramme: der Infrastructure Development and Jobs Act, der Inflation Reduction Act (IRA) und der Chips and Science Act. Gemäß den Consultants sind daneben die Automatisierungswelle in der Landwirtschaft und die Modernisierung der Nahrungsmittel- und Verpackungsindustrie wichtige Treiber. 

Die USA durchlaufen eine Art Reindustrialisierung. In der Halbleiterbranche befanden sich Ende 2023 mehr als ein Dutzend große Chipfabriken mit einem Investitionsvolumen von über 200 Milliarden US-Dollar (US$) in der Pipeline, so die Semiconductor Industry Association. Die in- und ausländischen Autobauer haben Investitionen in neue Kapazitäten zur Fertigung von Elektroautos und Batterien im Umfang von 100 Milliarden US$ angekündigt. Die gleiche Summe fließt in den Bau von Fabriken zur Fertigung von Solarzellen und -panels, berichtet die Solar Energy Industries Association.

"Made in America" bedeutet oft: Produziert wird im Inland, die Fertigungstechnologie kommt aus dem Ausland.

Doch die Reindustrialisierung beschränkt sich nicht nur auf die geförderten Bereiche, sondern auch auf Branchen, die gar keine Subventionen erhalten. Die Coronapandemie und die Störungen der internationalen Lieferketten haben zu einem Umdenken geführt. Einige US-Unternehmen holen ihre Montage, die sie vor vielen Jahren in sogenannte Niedriglohnländer verlagert hatten, zumindest teilweise zurück.

Einfuhren durchbrechen die 300-Milliarden-US-Dollar-Grenze

Das schafft auch Geschäftschancen für ausländische Firmen, denn die in den neu entstehenden Fabriken oder beim Infrastrukturbau zum Einsatz kommenden Maschinen stammen nur teilweise aus einheimischer Produktion. US-Anbieter sind zwar bei Universalanlagen gut aufgestellt. Bei auf spezielle Kundenwünsche angepasster Fertigungstechnologie klaffen aber in zahlreichen Sparten Lücken. Daran dürfte sich nicht viel ändern. Eine Reindustrialisierung im US-Maschinen- und Anlagenbau zeichnet sich nicht ab. 

Entsprechend hoch fällt der Importbedarf aus. Laut der U.S. International Trade Commission beliefen sich die Einfuhren der Vereinigten Staaten von Maschinen und Anlagen 2023 auf 311 Milliarden US$. Das kam zwar nur einer nominalen Steigerung von gut 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gleich. Gegenüber dem Jahr 2021 ergab sich aber ein Plus von einem Fünftel. Für das schwache Wachstum 2023 war zudem ein Sondereffekt verantwortlich: Infolge der teilweisen Rückverlagerung von Montageschritten in der Aufzugsfertigung gingen die Einfuhren von Fördertechnik aus Mexiko stark zurück.

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Deutsche Anbieter stoßen in den USA ziemlich genau in die Lücke, die die einheimischen Maschinenbauer hinterlassen. Sie können besonders stark von den Konjunkturprogrammen und der steigenden US-Nachfrage nach Investitionsgütern profitieren. Ihre Branchenlieferungen in die Vereinigten Staaten stiegen 2023 um 19 Prozent auf 37 Milliarden US$. Gegenüber 2021 betrug das Wachstum gut 30 Prozent.

Deutschland hängt China und Japan ab

Die beiden asiatischen Hauptwettbewerber der Bundesrepublik fuhren 2023 Umsatzverluste ein. Vor allem Maschinen aus dem Reich der Mitte sind nicht mehr wohlgelitten, insbesondere wenn sie in öffentlichen Projekten oder der kritischen Infrastruktur zum Einsatz kommen. So ließ etwa Washington Ende Februar 2024 verlautbaren, an einheimischen Häfen Kräne "made in China" aus Sicherheitsgründen austauschen zu wollen. Infolgedessen konnte Deutschland 2023 die beiden Konkurrenten auf der Rangliste der größten Zuliefernationen erstmals seit vielen Jahren überholen.

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Für Platz 1 reichte es dennoch nicht. Diesen Rang belegt Mexiko. Dort verfügen die Hersteller von Automotoren, Klimatechnik und Aufzügen (auch nach der vereinzelten Rückverlagerung von Montageschritten) über riesige Fertigungskapazitäten. Rund die Hälfte der US-Maschineneinfuhren aus Mexiko entfällt auf diese drei Warengruppen. Als Lieferant von Spezialmaschinen spielt das Nachbarland dagegen kaum eine Rolle.

Keine Wolken am Konjunkturhimmel

Die weiteren Aussichten für die deutschen Maschinenbauer sind gut. Zum Frühjahr 2024 zeichnet sich keinerlei Abkühlung der leicht überhitzten US-Konjunktur ab. Eine Umfrage der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer (AHK) vom Januar 2024 ergab, dass 90 Prozent der in den USA angesiedelten Unternehmen mit Umsatzsteigerungen rechnen. Auch im Jahr 2025 ist mit keinem Nachfrageeinbruch zu rechnen, vor allem weil die großen Ausgabenprogramme weiterlaufen. 

Trotzdem steht insbesondere der IRA in Europa und Deutschland wegen Vorschriften zur Erbringung lokaler Wertschöpfungsanteile ("local content") noch immer in der Kritik. Im Maschinenbausektor hat sich dieser Mechanismus aber vielfach als stumpfe Waffe erwiesen, da es schlichtweg zu wenige einheimische Anbieter gibt. In diesem Fall dürfen Projektbetreiber auch bei öffentlich geförderten Vorhaben mit Hilfe von Ausnahmegenehmigungen auf Importe zurückgreifen. 

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