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Wirtschaftsumfeld | Westafrika | Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungszusammenarbeit mit Westafrika

Das regionale Schwergewicht Nigeria dominiert die Entwicklungszusammenarbeit mit Westafrika. Doch auch Ghana, der Senegal und Côte d'Ivoire bieten vielfältige Auftragschancen.

Von Laura Sundermann | Bonn

Die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit Westafrika ist sehr heterogen. In Ghana, Côte d'Ivoire und im Senegal steht die wirtschaftliche Entwicklung in Vordergrund. In Ländern wie Mali, Niger und Burkina Faso dominieren wegen der schlechten Sicherheitslage die Investitionen in die soziale Entwicklung und direkte Hilfen für die Bevölkerung, etwa durch Transferzahlungen. Die Schwerpunkte der Geber und daraus resultierende Geschäftschancen variieren daher von Land zu Land.

Wenn die westafrikanischen Länder geberfinanzierte Entwicklungsprojekte durchführen, schreiben sie die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Darauf können sich deutsche Unternehmen bewerben und Aufträge gewinnen.

  • Definition ODA und andere Mittel internationaler Zusammenarbeit

    Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (Official Development Assistance, ODA) zeigt nur einen Teil der internationalen Hilfen. Zusagen der großen Geber fallen oft nicht darunter.

    Zur ODA zählen finanzielle, technische und personelle Leistungen, deren Summe als Kenngröße verwendet wird, um den Betrag der "Entwicklungshilfe", die ein Land leistet oder erhält, zu bemessen.

    Die Gelder müssen vom öffentlichen Sektor kommen, um als ODA bezeichnet werden zu können, und die wirtschaftliche Entwicklung fördern sowie die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern verbessern. Darlehen mit einem Zuschussanteil von unter 25 Prozent zählen nicht zu ODA. Aus diesem Grund tauchen die großen Kreditprogramme internationaler Geber wie der Weltbank und anderer Entwicklungsbanken nicht in den entsprechenden Statistiken der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf. Nichtsdestotrotz verfolgen auch solche Programme entwicklungspolitische Ziele, weshalb sich die OECD bemüht, auch diese und weitere Formen der internationalen Hilfe abzubilden. Die Entwicklungsbanken veröffentlichen ihre Gesamtzusagen in ihren Jahresberichten, schlüsseln diese dort aber nicht nach ODA und anderen Mitteln auf.

    Häufig wird ODA als Bruttowert angegeben, welcher die tatsächlichen Zahlungen des jeweiligen Gebers in einem bestimmten Jahr abbildet. Beim Nettowert werden hiervon unter anderem Rückzahlungen von in vergangenen Jahren gewährten Darlehen abgezogen. Aus Geberperspektive wird oft der Bruttowert zur Angabe der eigenen Zahlungen gewählt. Soll hingegen der Anteil an der Wirtschaftsleistung des Empfängerlandes dargestellt werden, findet dies häufig unter Angabe des Nettowerts statt.

    Für ODA gilt grundsätzlich das Antragsprinzip, was bedeutet, dass die Mittel von der Regierung des Empfängerlandes bei dem jeweiligen Geber beantragt werden müssen. Ein zweites wichtiges Prinzip ist das Beteiligungsprinzip, was verlangt, dass das Empfängerland einen Teil der Projektausgaben selbst trägt. Zudem sind die Zusagen oft an allgemeine Reformbedingungen geknüpft.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Überblick über die Entwicklungszusammenarbeit mit Westafrika

    In Westafrika erhält Nigeria die meiste Entwicklungshilfe. Ghana, der Senegal und Côte d'Ivoire stehen als Reformpartner im Fokus der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.

    Charakteristika der Länder Westafrikas

    Westafrika umfasst die 15 Länder Benin, Burkina Faso, den Inselstaat Cabo Verde, Côte d‘Ivoire, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone und Togo. Die Vereinten Nationen zählen auch Mauretanien noch hinzu. Das Land orientiert sich selbst aber eher am Maghreb und der arabischen Welt. In diesem Bericht wird Mauretanien daher nicht berücksichtigt.

    Wie in anderen Regionen Afrikas haben sich auch die westafrikanischen Staaten zu einem Wirtschaftsraum zusammengeschlossen. Zur Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (Economic Community of West African States) gehören alle 15 westafrikanischen Staaten. Auf Grund von Putschen suspendiert die ECOWAS immer wieder die Mitgliedschaft einzelner Mitgliedsstaaten; Anfang 2023 sind Burkina Faso, Guinea und Mali suspendiert. Die ECOWAS strebt einen gemeinsamen Binnenmarkt mit freiem Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital an. Seit 2015 setzen die Mitgliedsstaaten Schritt für Schritt einen gemeinsamen Außenzolltarif um.


    Westafrika ist geprägt von der Kolonialgeschichte, die die Region immer noch in französischsprachige und englischsprachige sowie einige portugiesischsprachige Länder aufteilt.

    Nigeria ist die dominierende Kraft in Westafrika - sowohl im Hinblick auf die Wirtschaftskraft als auch auf die Bevölkerungszahl. Das Land ist die größte Volkswirtschaft Afrikas und hat mit 214 Millionen mehr Einwohner als alle anderen westafrikanischen Länder zusammen. Die Einwohnerzahl der anderen Länder variiert überwiegend zwischen 13 Millionen und 40 Millionen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf ist in den meisten Ländern der Region ähnlich niedrig und liegt unter 1.000 Euro. Lediglich Cabo Verde, Côte d'Ivoire, Ghana, Nigeria, Senegal und Benin haben mit über 1.000 Euro BIP pro Kopf eine etwas höhere Wirtschaftsleistung.

    Diese Strukturen wirken sich auch auf die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) in der Region aus: Die etwas reicheren Länder erhalten grundsätzlich auch mehr Mittel aus der EZ, wobei die bilateralen Geber ihre ehemaligen Kolonien stärker berücksichtigen.

    Große Geber und Empfänger in Westafrika

    Die Weltbank ist in Westafrika der größte Geber. 2020 sagte sie etwa 7,5 Milliarden Euro zu. Hierzu zählen sowohl Official Development Assistance (ODA) als auch andere Mittel wie Darlehen. Es folgen mit größerem Abstand weitere Geber. Die bilaterale ODA der USA für die Länder Westafrikas belief sich 2020 auf rund 1,9 Milliarden Euro. Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte 2020 etwa 1,1 Milliarden Euro zu. Von den EU-Institutionen, das heißt von Europäischer Kommission und Europäischer Investitionsbank (EIB), floss 2020 ODA in Höhe von über 1,4 Milliarden Euro nach Westafrika.

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    Deutsches Engagement in der Region

    Westafrika erhielt von Deutschland 2020 ODA in Höhe von über 820 Millionen Euro. Dabei leistet Deutschland seine Entwicklungshilfe vor allem in Krisenländern wie Niger und Mali, im bevölkerungsreichen Nigeria sowie im Senegal, in Côte d'Ivoire und in Ghana. Die letzten drei Länder bezeichnet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Reformpartner, wie es in seinem Reformkonzept "BMZ 2030" darlegt. Die Idee dahinter: Besonders reformorientierte Länder fördert Deutschland mit höheren Zusagen - die allerdings an Erfolge geknüpft sind. Solch ein Erfolg kann sein, dass das jeweilige Land beispielsweise durch neue Gesetze sein Investitionsklima verbessert hat. Seit 2021 zählt in Westafrika auch Togo zu den Reformpartnern.

    Die KfW Entwicklungsbank setzt die Finanzielle Zusammenarbeit (FZ) Deutschlands um, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) führt die Projekte der Technischen Zusammenarbeit (TZ) durch. Beide Institutionen arbeiten im Auftrag der Bundesregierung.

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    Förderstrategien der großen multilateralen Geber

    Weltbank unterstützt Energiesektor

    Die Weltbank verfolgt eine Regionalstrategie in ganz Subsahara-Afrika. Darin adressiert sie die Länder West- und Zentralafrikas gemeinsam. Sie fördert in der Region insbesondere den Energiesektor, die öffentliche Verwaltung und soziale Sicherungssysteme.

    EU arbeitet viel zu Sicherheitsthemen

    Das Cotonou-Abkommen und die Gemeinsame Strategie Afrika-EU regeln die Beziehungen zwischen der EU und Afrika. Über den Nachfolger des Cotonou-Abkommens haben die EU und die Organisation der afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten (OAKPS) bereits verhandelt. Anfang 2023 war das neue Abkommen noch nicht ratifiziert und deshalb auch nicht in Kraft, daher gilt weiterhin das Cotonou-Abkommen. Für Westafrika hat die EU unter anderem eine Regionalstrategie für den Golf von Guinea und eine für die Sahelregion mit entsprechenden Aktionsplänen entwickelt. Waren beide Strategien zunächst von Sicherheitspolitik geprägt, spielen seit 2021 zivile Aspekte eine größere Rolle: Die Partner wollen sich im Sahel stärker um gute Regierungsführung kümmern und grundlegende Dienstleistungen für die Bevölkerung bereitstellen.

    Die weltweite Entwicklungszusammenarbeit der EU läuft seit 2021 über die geografische Säule des EU-Instruments für Nachbarschaft, Entwicklung und internationale Zusammenarbeit NDICI (Neighbourhood, Development and International Cooperation Instrument). Für Subsahara-Afrika sieht die EU zwischen 2021 und 2027 fast 30 Milliarden Euro vor - mehr als für jede andere Region.

    AfDB fördert Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

    Die AfDB hat ihre Strategie für Westafrika in ihrem West Africa Regional Integration Strategy Paper 2020 - 2025 festgelegt. Sie fokussiert sich in der Region auf zwei Säulen: die Entwicklung der regionalen Infrastruktur sowie die Stärkung der regionalen Wirtschaftsentwicklung durch Sonderwirtschaftszonen, Unternehmensförderung und regionale Finanzsysteme. Ein Schwerpunkt ist dabei die Landwirtschaft und die ländliche Entwicklung.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Nigeria

    Nigeria erhält in Westafrika die meiste Entwicklungshilfe - wichtigster Geber ist die Weltbank. Die Schwerpunkte sind soziale Entwicklung, Landwirtschaft und Wasser.

    Weltbank ist mit Abstand größter Geber

    In Westafrika erhielt Nigeria 2020 mit etwa 3,2 Milliarden Euro mit Abstand die höchste Summe an Official Development Assistance (ODA). Der Hauptanteil in Höhe von etwa 1,1 Milliarden Euro kam 2020 von der zur Weltbankgruppe gehörenden International Development Association (IDA), gefolgt von Mitteln aus den USA über 695 Millionen Euro und dem Vereinigten Königreich in Höhe von 280 Millionen Euro.

    Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte Nigeria 2020 etwa 265 Millionen Euro zu. Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterschrieb 2020 Kreditverträge über 435 Millionen Euro mit Nigeria. Die KfW Entwicklungsbank machte im Jahr 2020 Neuzusagen in Höhe von 5 Millionen Euro. Die durchschnittlichen Zusagen der KfW Entwicklungsbank in den Jahren davor lagen bei etwa 60 Millionen Euro.

    Hohe Zusagen Dank großer Bevölkerung

    Der wichtigste Grund für die hohen Zusagen für Nigeria ist dessen Bevölkerungsgröße. Mit 214 Millionen Einwohnern ist Nigeria das mit Abstand bevölkerungsreichste Land in Afrika. An zweiter Stelle liegt Äthiopien mit 108 Millionen Einwohnern. Die Entwicklungshilfe pro Kopf war in Nigeria mit 15 Euro im Jahr 2020 im regionalen Vergleich sehr gering. Im benachbarten Niger etwa lag die ODA pro Kopf im selben Jahr bei 76 Euro.

    Der Bedarf ist dabei groß. Fast ein Drittel der Nigerianer lebte 2018 von weniger als 2,15 US-Dollar (US$) am Tag. So machte im Jahr 2020 humanitäre Hilfe 25 Prozent der ODA für Nigeria aus, gefolgt von 24 Prozent für Gesundheit und Bevölkerung. Hierzu zählen Reformen im Gesundheitssektor, Maßnahmen zur Familienplanung, Medikamentenlieferungen, aber auch Aktivitäten im Bereich Migration. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sieht die weit verbreitete Armut, Defizite in der Regierungsführung, Korruption, eine Wirtschaftskrise, die angespannte Sicherheitslage und terroristische Anschläge als die größten Herausforderungen für das Land.

    Nigeria präsentiert seine Strategie für wirtschaftliche Entwicklung im National Development Plan (NDP) 2021-2025. Ziele sind ein schnelles sektorübergreifendes Wachstum und die Entwicklung der nigerianischen Wirtschaft. Dazu will Nigeria unter anderem in "physische, finanzielle, digitale und innovative" Infrastrukturen investieren und Sicherheit und Regierungsführung verbessern. Durch bessere Bildungs-, Gesundheits- und Sozialleistungen will das Land die Armut in der Bevölkerung reduzieren und dieser mehr Entwicklungschancen bieten. Gleichzeitig will Nigeria regionale Ungleichheiten im eigenen Land abbauen.

    Schwerpunkte der Geber: Soziale Entwicklung, Landwirtschaft und Wasser

    Anfang 2023 gibt es viele Entwicklungsprojekte im Bereich soziale Entwicklung, in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Wasser- und Umweltsektor. Weltbank und AfDB sind besonders aktiv.

    Die Weltbank fördert beispielsweise das National Social Safety Net Program - Scale Up zur Verbesserung der sozialen Sicherung mit 800 Millionen US$. Ziel ist, dass mehr Menschen in Nigeria Sozialleistungen erhalten. Mit 500 Millionen US$ unterstützt die Weltbank das Livestock Productivity and Resilience Support Project, das die Wertschöpfung in der Viehzucht verbessern soll. Die Bauern sollen ihre Produktivität steigern und mehr ihrer Erzeugnisse auf den Markt bringen. Um die Wasserver- und Abwasserentsorgung zu verbessern, finanziert die Weltbank mit 700 Millionen US$ das Sustainable Urban and Rural Water Supply, Sanitation and Hygiene Program-for-Results. Es soll gut 6 Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgen und für 1,4 Millionen Menschen den Zugang zu sanitären Diensten verbessern.

    Die AfDB fördert ebenfalls eine verbesserte Wasserver- und Abwasserentsorgung. Sie unterstützt mit 176,4 Millionen US$ ein Projekt in der Stadt Akure. Dort führt das nigerianische Wasserministerium das Nigeria Urban Water Sector Reform and Akure Water Supply & Sanitation Project durch. Die Modernisierung der Landwirtschaft fördert die AfDB unter anderem durch das Special Agro-Industrial Processing Zones Program. In Sonderzonen sollen Zentren für die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten errichtet werden, damit mehr Wertschöpfung im eigenen Land erfolgt.

    Wer sich für Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen in Nigeria interessiert, kommt um die Weltbank als Finanzier wahrscheinlich nicht herum. Der Markt ist durch das hohe Projektvolumen interessant.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Ghana

    Die Demokratie gilt als Stabilitätsanker Westafrikas. Als Reformpartner Deutschlands erhält Ghana von der KfW Entwicklungsbank unter anderem Geld für Energieprojekte.

    Institutionelle Geber sind wichtig

    In Westafrika erhielt Ghana 2020 mit etwa 2,1 Milliarden Euro nach Nigeria die zweithöchste Summe an Official Development Assistance (ODA). Den größten Anteil machten 2020 mit 470 Millionen Euro Auszahlungen des Internationalen Währungsfonds aus, die über entsprechende Treuhandfonds für zinsverbilligte Darlehen liefen. Es folgten 243 Millionen Euro an Hilfen von der zur Weltbankgruppe gehörenden International Development Association (IDA) und 179 Millionen Euro an ODA aus den USA.

    Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte Ghana 2020 etwa 92 Millionen Euro zu. Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterschrieb 2020 Kreditverträge mit Ghana über 170 Millionen Euro. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) machte im Jahr 2020 Neuzusagen in Höhe von fast 117 Millionen Euro.

    Ghana verspricht Demokratie und Stabilität

    Ghana zählt zu den Geberlieblingen in Afrika. Es ist eines der demokratischsten Länder auf dem Kontinent. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bezeichnet Ghana als "Stabilitätsanker in Westafrika". Ghana ist einer der Reformpartner Deutschlands, was auch bedeutet, dass Ghana höhere Zusagen aus Deutschland erhält als andere Länder. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist mit über 500 Beschäftigten und über 20 Projekten sehr präsent im Land. Das Sekretariat der Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA) hat seinen Sitz in Ghanas Hauptstadt Accra, was dem Land außenpolitisches Gewicht auf dem Kontinent verleiht.

    Ghana verfolgt das Ziel, unabhängig von Entwicklungshilfe zu werden. Lange schien dieses Ziel erreichbar zu sein, doch die Coronapandemie und die Folgen des Kriegs in der Ukraine haben das Land in eine Wirtschaftskrise gestürzt. Aus dieser versucht sich Ghana nun mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu befreien.

    Land baut Infrastruktur aus

    Dass Ghana generell auf einem höheren Entwicklungsstand ist, zeigt auch die Verteilung der ODA: Im Jahr 2020 ging der Großteil mit 33 Prozent in die wirtschaftliche Infrastruktur, etwa in Energieerzeugung, Transport und Kommunikation.

    Anfang 2023 gibt es in Ghana viele Entwicklungsprojekte in der Land- und Forstwirtschaft und im Bildungswesen. Weltbank und KfW Entwicklungsbank sind besonders aktiv.

    Die Weltbank unterstützt beispielsweise das Digital Acceleration Project zur Förderung der Digitalisierung mit 200 Millionen US$. Durch das Projekt sollen unter anderem mehr Menschen Zugang zu Breitbandinternet erhalten, und digitale öffentliche Dienste sollen effizienter arbeiten.

    Die KfW Entwicklungsbank fördert mehrere Stromprojekte in Ghana. So unterstützt sie die Ghana Grid Company beim Bau einer neuen Übertragungsleitung von Accra nach Kumasi mit 31,5 Millionen Euro. Über das Projekt Erneuerbare Energien und Energieeffizienz II fördert die KfW Entwicklungsbank mit 30 Millionen Euro die Installation von Solaranlagen auf öffentlichen Einrichtungen.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit dem Senegal

    Stabilität, demokratische Strukturen und der Reformwille des Senegals locken Geber an. Entwicklungsprojekte gibt es in allen Sektoren gleichermaßen.

    Die Weltbank ist der größte Geber

    Der Senegal erhielt 2020 etwa 1,5 Milliarden Euro an Official Development Assistance (ODA). Der Hauptanteil in Höhe von 429 Millionen Euro kam 2020 von der zur Weltbankgruppe gehörenden International Development Association (IDA), gefolgt von 270 Millionen Euro aus Frankreich und 148 Millionen Euro aus den USA.

    Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte dem Senegal 2020 etwa 112 Millionen Euro zu. Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterschrieb 2020 Kreditverträge mit dem Senegal über 90 Millionen Euro. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) machte im Jahr 2020 Neuzusagen in Höhe von fast 202 Millionen Euro.

    Der Senegal punktet mit Demokratie und Reformen

    Der Senegal ist einer der Geberlieblinge in Afrika. Eine lange demokratische Tradition und politische Stabilität helfen dem Land dabei, internationale Hilfen anzuziehen. Ein stetiges Wirtschaftswachstum in den letzten 20 Jahren erleichtert es dem Senegal ebenfalls, Entwicklungskredite zu erhalten. Der Senegal zählt zu den Reformpartnern Deutschlands, was mit höheren Zusagen einhergeht.

    Der Senegal formuliert seine Strategie für wirtschaftliche Entwicklung im Plan Sénégal Emergent (PSE). Dieser läuft in seiner zweiten Phase von 2019-2023. Das Land möchte damit das Wirtschaftswachstum fördern, Ungleichheiten abbauen und für stabile und rechtsstaatliche Institutionen sorgen.

    Projekte in allen Sektoren

    Die Verteilung der ODA nach Sektoren ist im Senegal sehr ausgeglichen. Der größte Teil floss 2020 in Bildungsprojekte, dicht gefolgt von Investitionen in die wirtschaftliche Infrastruktur, also unter anderem in Energieerzeugung, Transport und Kommunikation.

    Anfang 2023 gibt es im Senegal viele Entwicklungsprojekte im Wasser- und Umweltsektor, im Bildungswesen und in der Land- und Forstwirtschaft. Die Weltbank, die AfDB und die KfW Entwicklungsbank finanzieren die meisten der laufenden Projekte und Ausschreibungen.

    Die Weltbank unterstützt beispielsweise das Natural Resources Management Project zur besseren Bewirtschaftung von Fischbeständen und Waldgebieten mit 100 Millionen US-Dollar (US$). Durch das Projekt sollen unter anderem Fischer und Aquakulturen produktiver arbeiten und Wälder nachhaltiger gemanagt werden.

    Die AfDB fördert die Wasser- und Abwasserinfrastruktur unter anderem durch das Project to provide Access to safe water and Sanitation Services to build Sustainable Resilience in Disadvantaged Areas. Fast 40 Millionen Euro der AfDB sollen dem Senegal dabei helfen, das Trinkwassernetz auszubauen, Kläranlagen zu bauen und das Wassermanagement in den verantwortlichen Institutionen zu verbessern.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Côte d'Ivoire

    Wirtschaftsreformen sorgen für Entwicklungsgelder; der ehemalige Kolonialherr Frankreich ist der wichtigste Geber. Entwicklungsprojekte gibt es in allen Sektoren.

    Frankreich ist der wichtigste Geber

    Côte d'Ivoire erhielt 2020 gut 1,5 Milliarden Euro an Official Development Assistance (ODA). Der Großteil kam 2020 von Frankreich, das 321 Millionen Euro an Hilfen auszahlte. Es folgten 259 Millionen Euro der zur Weltbankgruppe gehörenden International Development Association (IDA) und 192 Millionen Euro vom Internationalen Währungsfonds.

    Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte Côte d'Ivoire 2020 etwa 112 Millionen Euro zu. Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterschrieb 2020 keine Kreditverträge mit Côte d'Ivoire. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) machte im Jahr 2020 Neuzusagen in Höhe von fast 80 Millionen Euro.

    Wirtschaftsreformen bescheren Wachstum und Entwicklungsgelder

    Côte d'Ivoire unterhält seit seiner Unabhängigkeit enge Beziehungen zum Westen, vor allem zu Frankreich. Der ehemalige Kolonialherr ist der größte Geber des Landes und ein wichtiger Partner.

    Der seit 2010 im Amt befindliche Präsident Alassane Dramane Ouattara hat in den letzten Jahren wichtige Wirtschaftsreformen angestoßen. Auch deshalb konnte Côte d'Ivoire bis zur Coronapandemie ein jährliches Wirtschaftswachstum zwischen 6 und 10 Prozent verzeichnen. Das Land ist zudem Sitz der AfDB. Dadurch erhöht sich der Druck auf das Land, die von der Bank in anderen afrikanischen Staaten unterstützte wirtschaftliche Entwicklung und politische Transparenz auch selbst zu erreichen. Deutschland sieht entsprechendes Potenzial und zählt Côte d'Ivoire zu seinen Reformpartnern, was mit höheren Zusagen einhergeht.

    Das Land formuliert seine Strategie für wirtschaftliche Entwicklung im Plan National de Développement (PND). Dieser läuft von 2021-2025. Côte d'Ivoire strebt an, durch wirtschaftspolitische und soziale Maßnahmen bis 2030 zu den Ländern mit mittlerem Einkommen im oberen Bereich zu gehören.

    Entwicklungsprojekte: Große Bandbreite an Sektoren

    Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung dominieren die Entwicklungszusammenarbeit mit Côte d'Ivoire: Im Jahr 2020 ging mit 35 Prozent der Großteil der ODA in die wirtschaftliche Infrastruktur, etwa in Energieerzeugung, Transport und Kommunikation.

    Dennoch gibt es in Côte d'Ivoire über alle Sektoren verteilt viele Entwicklungsprojekte und regelmäßig Ausschreibungen. Dies betrifft etwa das Bildungswesen, die Land- und Fortwirtschaft, den Bereich Wasser- und Umwelt sowie den Energiesektor. Die Weltbank, die AfDB und die KfW Entwicklungsbank finanzieren die meisten der Anfang 2023 laufenden Projekte und Ausschreibungen. Bei den Ausschreibungen der AfDB ist zu beachten, dass sie die Leistungen, die sie für ihren Hauptsitz in Abidjan beschafft, ebenfalls Côte d'Ivoire zurechnet.

    Die Weltbank unterstützt beispielsweise die Côte d'Ivoire Strengthening Primary Education System Operation zur besseren Grundschulbildung mit 350 Millionen US-Dollar (US$). Durch das Projekt sollen mehr Kinder in Côte d'Ivoire Vor- und Grundschulen besuchen, dort besseren Unterricht erhalten und in den Schulen medizinisch untersucht werden.

    Die KfW Entwicklungsbank fördert vor allem Energieprojekte in Côte d'Ivoire, unter anderem das FZ-Programm Erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Sie stockte das bereits laufende Projekt im Sommer 2022 mit 20 Millionen Euro auf. Im Projekt sollen die Netzinfrastruktur ausgebaut und modernisiert werden, Solar- und Kleinstwasserkraftwerke gebaut werden sowie ein Garantie- und Finanzierungsmechanismus eingerichtet werden, um private Investitionen zu hebeln.

    Von Laura Sundermann | Bonn

  • Entwicklungszusammenarbeit mit Burkina Faso

    Burkina Faso ist auf Entwicklungshilfe angewiesen, doch die politische Instabilität schreckt Geber ab. Wasser- und Landwirtschaftsprojekte dienen oft der Ernährungssicherung.

    Weltbank liegt unter den Gebern vorn

    Burkina Faso erhielt 2020 gut 1,6 Milliarden Euro an Official Development Assistance (ODA). Größter Geber war 2020 mit 301 Millionen Euro die zur Weltbankgruppe gehörende International Development Association (IDA). Es folgten 170 Millionen Euro von EU-Institutionen, das heißt von Europäischer Kommission und Europäischer Investitionsbank (EIB), und 125 Millionen Euro von Frankreich.

    Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) sagte Burkina Faso 2020 etwa 51 Millionen Euro zu. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) machte im Jahr 2020 Neuzusagen in Höhe von 20 Millionen Euro.

    Trotz großer Armut - Politische Instabilität behindert Entwicklungszusammenarbeit

    Burkina Faso ist trotz reicher Goldvorkommen eines der ärmsten Länder der Welt. Etwa 7 Millionen der rund 21 Millionen Einwohner leben in extremer Armut und müssen mit maximal 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen. Der Bedarf für humanitäre Hilfe ist also groß. Die schlechte Sicherheitslage durch die Aktivitäten verschiedener Terrorgruppen verschärft die Situation für die Menschen zusätzlich und macht viele zu Binnenvertriebenen. Gleichzeitig ist das Land politisch instabil und erlebte in den letzten Jahren wiederholt Militärputsche - allein zwei im Jahr 2022.

    Die internationalen Geber sind daher zurückhaltend bei neuen Entwicklungsprojekten. Deutschland unterstützt über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Bevölkerung weiterhin, etwa durch Ernährungssicherung. Dies geschieht jedoch möglichst direkt und nur soweit nötig mit Einbindung der Regierung. Das BMZ schränkt aber ein: "Die weitere deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Burkina Faso steht auf dem Prüfstand und ist von den weiteren politischen Entwicklungen abhängig."

    Burkina Faso formuliert seine Strategie für wirtschaftliche Entwicklung im Deuxième Plan national de développement économique et social (PNDES II). Dieser läuft von 2021-2025. Sein übergeordnetes Ziel ist es, Sicherheit und Frieden wiederherzustellen, die Widerstandsfähigkeit der Nation zu stärken und die burkinische Wirtschaft strukturell umzugestalten, um ein starkes, integratives und nachhaltiges Wachstum zu erreichen.

    Soziale Sicherung und humanitäre Hilfe dominieren

    Der Großteil der ODA ging 2020 mit 22 Prozent in den Sektor "andere soziale Infrastruktur und Services". Hierzu zählen vor allem Zahlungen für die soziale Sicherung verschiedener Bevölkerungsgruppen. In humanitäre Hilfe flossen 14 Prozent der ODA im Jahr 2020.

    Anfang 2023 gibt es in Burkina Faso viele Entwicklungsprojekte im Bereich Wasser und Umwelt, in der Land- und Forstwirtschaft und im Gesundheitswesen. Die Weltbank und die AfDB finanzieren die meisten der Anfang 2023 laufenden Projekte und Ausschreibungen.

    Die Weltbank unterstützt beispielsweise das Communal Climate Action and Landscape Management Project zur klimafreundlichen Landnutzung mit 113 Millionen US-Dollar (US$). Durch das Projekt soll das Land nachhaltiger bewirtschaftet werden. Außerdem sollen Menschen in ausgewählten Waldgebieten bessere Einkommensmöglichkeiten erhalten, etwa indem sie Sheabutter verkaufen.

    Die AfDB fördert eine verbesserte Wasser- und Abwasserinfrastruktur in Burkina Faso unter anderem durch das Water and Sanitation Services Improvement Project for Resilience Building. Die Bank trägt mit 43 Millionen US$ dazu bei, dass die Menschen im Norden des Landes einen besseren Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen erhalten.

    Von Laura Sundermann | Bonn

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