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Branchencheck I Armenien

Kleiner Markt mit Geschäftschancen in vielen Nischen

Internationale Geber fördern die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur. Der Staat unterstützt vorrangig Projekte in der Ernährungswirtschaft und im IKT-Sektor.

Von Uwe Strohbach | Eriwan

Armeniens kommunale Versorgungssysteme und seine soziale Infrastruktur müssen dringend modernisiert und ausgebaut werden. Hierfür benötigt der kleine Südkaukasusstaat mit seinen 3 Millionen Einwohnern Ausrüstungen und Materialien. 

In den Jahren 2022 bis 2026 will die Regierung das verarbeitende Gewerbe mit umgerechnet 155 Millionen US-Dollar fördern. Dabei konzentriert sich das Geschäftspotenzial auf die Verarbeitung von Agrarrohstoffen. Ein Kleinod der armenischen Wirtschaft bleibt die stetig wachsende und stark exportorientierte Entwicklung von Softwareprodukten.

  • Bauwirtschaft

    Die Regierung treibt prioritäre  Projekte im Transport- und Energiesektor sowie im Hochbau voran. Geber fördern die energieeffiziente Modernisierung von Wohnungen.   

    Die Konjunkturaussichten im Bausektor bleiben positiv. Marktkenner erwarten für 2022 ein reales Wachstum von etwa 3 bis 4 Prozent. Die Prognose basiert vor allem auf einer Belebung öffentlicher Investitionen einschließlich eines schnelleren Abrufs internationaler Kreditlinien.

    Die Gelder fließen vorrangig in den Straßenbau, die Wasser- und Stromwirtschaft sowie in den Bau und die Modernisierung von Schulen. So sollen 2021 bis 2023 rund 1.900 Kilometer Straßen modernisiert, repariert und gebaut werden. Die Französische Entwicklungsagentur und die EU fördern mit 20 Millionen Euro die Ausreichung von Kleinkrediten für mehr Energieeffizienz in Wohnimmobilien (Programm Warmes Heim).

    Von Uwe Strohbach | Eriwan

  • Textil- und Bekleidungsindustrie

    Armeniens Bekleidungsindustrie will weiter wachsen. Die Produzenten haben neue Märkte im Visier.

    Die Bekleidungsindustrie legte 2019 bis 2021 im Jahresdurchschnitt um real 20 Prozent zu. Sie produzierte 2021 Waren für 81 Millionen US-Dollar (US$). Der Export von Bekleidung und Textilien stieg 2021 um 37 Prozent auf 183 Millionen US$ (inklusive Reexporte).

    Armenien kommt seit dem 1. Januar 2022 bei Lieferungen in die EU nicht mehr in den Genuss des Allgemeinen Präferenzsystem (GSP+) beziehungsweise des Nullzollsatzes für Bekleidung. Grund ist die Einstufung Armeniens in die Kategorie für Länder mit mittlerem Einkommen/obere Einkommenskategorie in den Jahren 2018 bis 2020. 

    Die Branche setzt umso mehr auf Effizienzsteigerungen in der Produktion und neue Absatzmärkte. Ein Anfang 2022 gestartetes Förderprogramm unter Federführung des Business Support Office Armenia zielt auf die Entwicklung einer Textil- und Bekleidungsindustrie mit einer hohen Wertschöpfung.

    Von Uwe Strohbach

  • Energiewirtschaft

    Die Stromwirtschaft ist und bleibt einer der wichtigsten Investitionsbereiche. Mehrere größere Fotovoltaikprojekte sind angekündigt.

    Bis 2030 will Armenien Fotovoltaikparks mit einer installierten Kapazität von bis zu 1.000 Megawatt errichten. Zwei Projekte (jeweils 200 Megawatt) stehen auf der Projektliste des Unternehmens Masdar (VAE). Masdar und die spanische Gesellschaft Acciona verfolgen größere Windkraftprojekte.

    Geschäftschancen bieten die zweite Phase der Netzerneuerung des Stromverteilers ENA (2020 bis 2027) und der schon länger geplante Ausbau der Stromübertragung zwischen Armenien und Georgien (Kaukasus Energieverbund II/I) bis etwa 2025/2026. Mit finanzieller Hilfe der Weltbank sollen in sieben Provinzen circa 200 öffentliche Gebäude mit Solaranlagen ausgerüstet werden (Kosten: etwa 4 Millionen US$).


    Von Uwe Strohbach | Eriwan

  • Informations- und Kommunikationstechnik

    Softwareprodukte für den Export bestimmen das Marktgeschehen. Der Staat fördert die Ansiedlung von Start-ups mit Steuer- und anderen Präferenzen.     

    Die Sparte kundenspezifische und exportorientierte Softwareprodukte bleibt das Hauptgeschäftsfeld in der IKT-Branche. Der Umsatz von IKT-Dienstleistungen legte sowohl 2020 und 2021 im Schnitt um real 9,5 Prozent pro Jahr zu und erreichte 2021 ein Volumen von 608 Millionen US$. Für 2020 ist ein Plus von 6 bis 8 Prozent in Sicht.

    Neu gegründete IT-Firmen und Töchter ausländischer Gesellschaften genießen Steuervorzüge. Geschäftschancen versprechen Projekte für den Umbau der Armenischen Post (Haypost) zu einem digitalen Dienstleister (2021 bis 2025). Bereits 14 in- und ausländische technologieorientierte Firmen haben sich in dem neuen öffentlich geförderten Büro- und Laborkomplex Ingenieur-City, Eriwan, niedergelassen. Weitere Start-ups sind an einer Ansiedlung interessiert.   

    Weiterführende Informationen: 

    Armeniens Softwareetnwickler werben um deutsche Kunden 

    Von Uwe Strohbach | Eriwan

  • Gesundheitswirtschaft

    Der Kampf gegen die Coronapandemie und der Ausbau der primären Gesundheitsfürsorge dominieren die Branche.

    Im Jahr 2022 sollen etwa 250 Millionen US-Dollar (US$) aus dem Staatshaushalt in 12 Programme und 48 Schritte für eine bessere Gesundheitsfürsorge fließen. Schwerpunksektoren sind die weitere Bekämpfung der Coronapandemie und die forcierte Ausstattung der Polikliniken mit Medizintechnik und qualifiziertem Fachpersonal.

    Das zuletzt genannte Projekt steht im Zusammenhang mit der gegenwärtig vorbereiteten Einführung einer umfassenden neuen Krankenpflichtversicherung. Die geplante Einbeziehung von mehr Menschen in die Versicherung dürfte die Investitionen im Gesundheitswesen in den Folgejahren weiter ankurbeln.

    Von Uwe Strohbach | Eriwan

  • Bergbau

    Armenien will die inländische Wertschöpfung in der Kupfererzverarbeitung erhöhen. Der Bau einer Kupferschmelze ist geplant.

    Im Herbst 2021 kündigte die Industriegesellschaft AG, eine 100%ige Tochter des Unternehmens GeoProMining Armenia und Teil der AEON Corporation, ein langfristig angelegtes Großprojekt für die Förderung und Verarbeitung von Kupfererzen an. Dieses wird im Rahmen des Kupfer- und Molybdänkombinates Sangesur (ZCMC) realisiert. 

    Kernelement des auf 4 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzten Vorhabens ist die Errichtung einer Kupferschmelze. Die Industriegesellschaft erwarb Ende 2019 von der deutschen Cronimet Mining das Kontrollpaket der Kupfermine ZCMC (60 Prozent der Aktien). Später hat sie 25 Prozent der Aktien an die Regierung Armeniens übertragen.

    Von Uwe Strohbach | Eriwan

  • Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

    Die Regierung unterstützt Projekte im Gartenbau, in der Gewächshauswirtschaft und der Tierzucht.   

    In den Agrarsektor fließen 2022 öffentliche Fördermittel in Höhe von 53 Millionen US$, ein Drittel mehr als 2021. Im Fokus stehen dabei Projekte in den Sektoren Gartenbau, Gewächshaus- und Weinwirtschaft, Bewässerung sowie Rinder-, Schaf-, Schweine- und Geflügelzucht. Das Leasing von Landtechnik fördert der Staat mit verbesserten Vertragskonditionen (günstigere Zinssätze und längere Kreditlaufzeit).

    Unter den geplanten Großvorhaben im Agrarsektor ragt der Bau eines Gewächshauskomplexes auf einem 110 Hektar großen Gelände des Sewan-Sees hervor. Das neue Unternehmen Green Solutions GmbH will bis zu 48 Millionen Euro in das Projekt investieren und jährlich 12.000 Tonnen Gemüse produzieren.

    Von Uwe Strohbach | Eriwan

  • Nahrungsmittelindustrie

    Die armenische Regierung fördert perspektivreiche Projekte mit Zinszuschüssen, Steuer- und Zollerleichterungen.

    Die Lebensmittel-, Getränk- und Tabakindustrie steht mit einem Ausstoß von gut 1,8 Milliarden US$ für hohe 62 Prozent der verarbeitenden Industrie Armeniens (2021). Mit Zinszuschüssen und Steuerpräferenzen sowie einem Förderprogramm für das Leasing von Lebensmitteltechnologien unterstützt der Staat alljährlich mehrere Ausbau- und Modernisierungsvorhaben.

    Empfänger der Gelder sind insbesondere die Hersteller von Obst-, Gemüseerzeugnissen und Weinerzeugnissen sowie Süßwaren. Mehrere Weinbrand- und Weinhersteller hegen Expansionspläne. Der Ausstoß von Weinbrand und Wein stieg 2021 gegenüber 2020 um jeweils ein Fünftel auf 47 Millionen beziehungsweise 13 Millionen Liter.

    Von Uwe Strohbach | Eriwan

  • Umwelttechnik

    Internationale Geber kreditieren Vorhaben in der Wasser-, Bewässerungs- und Abfallwirtschaft.

    In Projekte der Wasser- und Bewässerungswirtschaft fließen 2022 bis 2024 voraussichtlich bis zu 150 Millionen US-Dollar (US$). Aktuelle international finanzierte Projekte zielen auf die Verbesserung der Wasserversorgung von etwa 100.000 Einwohnern in Städten und Dörfern ab. Hinzukommen geplante Investitionen in neue Wasserspeicher.

    Der schon länger geplante Bau des größeren Staudamms Kaps für Bewässerungszwecke soll starten (Projektwert: 60 Millionen Euro). In der Abfallwirtschaft genießen die Errichtung einer neuen Deponie, die ökologische Schließung der bisherigen Deponie für Haushaltsabfälle und Projekte für die Abfallverarbeitung am Standort Eriwan Priorität (31 Millionen US$). Verträge über diese Vorhaben sollen 2022 unterzeichnet werden.     

    Von Uwe Strohbach | Eriwan

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