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Special | China | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

China - Der weltgrößte CO2-Emittent will das Klima schützen

China ist das Land mit den höchsten Kohlenstoffdioxidemissionen weltweit. Es spielt für den globalen Klimaschutz eine entscheidende Rolle - kann es diese ausfüllen?

Von Corinne Abele | Shanghai

  • Klimastrategie: China betreibt Klimaschutz in eigenem Interesse

    China ist sich seiner globalen Verantwortung durchaus bewusst, setzt sie aber auch als Hebel zum eigenen Nutzen ein. 

    China ist mit einem Anteil von rund einem Drittel das Land, das weltweit die meisten Treibhausgase emittiert. Dementsprechend groß ist seine Bedeutung bei der Bekämpfung des globalen Klimawandels. Präsident Xi Jinping unterstützt mit dem Gewicht seines Amtes ambitionierte Klimaschutzziele. Diese bringt China auch in internationale Klimaschutzabkommen ein. Insofern zeigt die Volksrepublik Bereitschaft, globale Verantwortung in einem gewissen Rahmen zu übernehmen, idealerweise zum eigenen Nutzen.

    Chinas Eigeninteresse ist groß: Das Land ist in weiten Teilen wasserarm und durch den Klimawandel bedrohte Gletscher im Himalaya speisen einige seiner wichtigsten Flusssysteme. Zudem fordern Unwetter und Überschwemmungen einerseits sowie Hitzewellen andererseits immer häufiger Todesopfer und führen zu immensen wirtschaftlichen Einbußen. Nicht zuletzt hat China früher als viele Wettbewerber die gewaltigen Gewinnchancen erkannt und bereits genutzt, die der weltweit notwendige Wirtschaftsumbau hin zu mehr Nachhaltigkeit schafft. 

    China: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    China

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    1.412

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI)1)

    Rang: 51

    Punktezahl: 38,80

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %) 2)

    24,2

    1,5

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr) 

    11.472

    675

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr) 

    8,0

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP3))

    0,4

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ4)/2017 US$ PPP5)) 2)

    6,31

    2,76

    1 2023, Rang von 63; 2 2019; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: CCPI 2023; Our World in Data 2023; Global Carbon Atlas 2023 IEA 2023; IIGF 2023; Climate Watch 2023

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    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Klimaziele: Klimaneutralität bis 2060

    Laut Präsident Xi soll China bis 2060 klimaneutral sein und bis spätestens 2030 den Höchststand an CO2-Emissionen erreicht haben. Der Weg dahin ist weit und schließt Umwege ein. 

    China strebt die Spitze seiner CO2-Emissionen bis spätestens 2030 sowie CO2-Neutralität bis 2060 an. Diese Ziele verkündete Präsident Xi Jinping auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) im September 2020 und erklärte somit quasi vor aller Welt Klimaschutz zur Chefsache. Bereits 2015 hatte das Land das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet und ein Jahr später ratifiziert. 

    China will mit den USA beim Klimaschutz zusammenarbeiten

    Im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Glasgow im November 2021 unterzeichneten China und die Vereinigten Staaten die gemeinsame Erklärung zur Verstärkung der Klimaschutzmaßnahmen in den 2020er-Jahren und bekräftigten damit die Bereitschaft, trotz zunehmend intensiverer Technologie- und Handelskonflikte zur Erreichung von Klimaschutzzielen zusammenzuarbeiten. Zwar ist der in Glasgow erzielte Klimapakt kein Durchbruch. Doch China akzeptiert als einer der Unterzeichner das darin formulierte Ziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen sowie den Einsatz von Kohlekraftwerken zu verringern. Seine tatsächliche Energiepolitik widerspricht dem jedoch. So genehmigte das Land neue Kohlekraftwerke sowie den Ausbau seiner Kohle- und Gasproduktion laut dem Climate Change Performance Index (CCPI) um 5 Prozent bis 2030. China fiel daher im CCPI 2023 um 13 Plätze auf Rang 51 zurück und kann mit dem derzeitigen Kurs seiner Verpflichtungen aus dem Klimapakt in Glasgow nicht nachkommen.

    Grüne Ziele im 14. Fünfjahresplan

    Dabei zeigt der von der Regierung formulierte 14. Fünfjahresplan 2021 bis 2025, dass China nachhaltigeres und hochwertigeres Wirtschaften über rein quantitatives Wirtschaftswachstum stellen kann - soweit es sich dadurch eine Modernisierung der eigenen Industrieproduktion verspricht. Erstmals fehlt im 14. Fünfjahresprogramm ein Wirtschaftswachstumsziel. Konkret formulieren die Planer hingegen, die CO2-Emissionen pro Wirtschaftseinheit von 2021 bis 2025 um 18 Prozent und die Energieintensität um 13,5 Prozent verringern zu wollen. Ebenfalls sollen die Waldbestände von 23,04 Prozent Flächenanteil 2020 auf 24,1 Prozent anwachsen. 

    Außerdem ist vorgesehen, die Energieeffizienz vor allem in energieintensiven Industrien zu verbessern. Schrittweise werden hierzu Industriestandards erhöht. Ebenfalls hat die Regierung zum 1. Juli 2021 das nationale Handelssystem für CO2-Emissionszertifikate (ETS) zunächst für den Energiesektor eingeführt, aber bislang eine Erweiterung auf andere energieintensive Industriebereiche immer wieder verschoben. Grüne Finanzierungsinstrumente werden hingegen immer wichtiger. Auch steht die Regierung hinter dem Ausbau der Elektromobilität, wenngleich seit 1. Januar 2023 die nationalen Subventionen entfallen sind.

    Trotz einer neuen Rekordzahl für genehmigte Kohlekraftwerke 2022 baut die Regierung auch erneuerbare Energien (Wind, Solar etc.) in raschem Tempo aus. Dabei handeln die Provinzen gemäß der nationalen Vorgaben für sowohl den Energieverbrauch als auch die Energieintensität ("Dual Control"-Politik).

    Provinzen in der Verantwortung 

    Allerdings kommt es inzwischen zu einer Flexibilisierung und Aufweichung der "Dual-Control"-Politik. Im Sommer 2021 wurden Kraftwerke abgeschaltet und die Industrieproduktion teilweise gestoppt, um die Vorgaben gerade in wirtschaftlich potenten Provinzen einzuhalten. Außerdem hat der Staatsrat Ende 2021 den Arbeitsplan für Energieeinsparung und Emissionsminderung während des 14. Fünfjahresplans veröffentlicht. Demnach ist eine Evaluierung der Vorgabeneinhaltung nur noch am Ende der Fünfjahresperiode vorgesehen. Dazwischen können die Provinzen die Zielvorgaben flexibel variieren. 

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    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Klimagesetze: Rechtlicher Rahmen im Aufbau

    Klimaschutz steht in China oben auf der Agenda der Regierung. Auch ohne generelles Klimagesetz sind die Vorgaben und Ziele - bei entsprechender Flexibilität - ernst zu nehmen.

    China adressiert seine Klimaschutzvorgaben weniger in Gesetzesform, sondern eher in nationalen Strategien, Fünfjahresplänen oder Aktionsplänen. Obwohl daher bis dato ein Klimaschutzgesetz fehlt, sind die Vorgaben und Ziele dieser verschiedenen Programme in Bezug auf Klimaschutz, Energie- oder Kohlenstoffintensität in dem zentralstaatlichen Einparteienstaat durchaus verbindlich. Geht es jedoch um nationale Sicherheit (beispielsweise im Energiesektor) werden sie eher flexibel angewandt.

    Ein erster Überblick über chinesische Gesetze im Bereich des Umwelt- und Energierechts ist abrufbar im GTAI-Rechtsbericht "China: Nachhaltigkeit/Umweltschutzrecht".

    Aktionsplan macht Priorität deutlich 

    Präsident Xi Jinping hat Klimaschutz ganz oben auf die Agenda seines Landes gesetzt. So haben das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas und der Staatsrat im Oktober 2021 einen Aktionsplan zur Erreichung des CO2-Spitzenwerts vor 2030 erlassen, mit konkreten Maßnahmen in Bereichen wie Energie, Industrie, Verkehr und Kreislaufwirtschaft. Seine Vorgaben und Ziele haben Gewicht und finden sich auch im 14. Fünfjahresplan 2021 bis 2025 wieder.

    Industriespezifische Standards

    Um diese Ziele und Vorgaben umzusetzen, verfolgt die Regierung verschiedene Maßnahmen, Standards und Industrieprogramme. Dazu zählen beispielsweise die schrittweise Anhebung industriespezifischer Energieeffizienzstandards vor allem für energieintensive Industriebereiche wie Aluminium, Zement oder Stahl sowie branchenspezifische Entwicklungs- und Förderprogramme wie beispielsweise für Elektromobilität oder der 14. Fünfjahresplan zur Energieeinsparung und Emissionsverringerung 2021 bis 2025.

    Im Gegensatz zu früher können Entscheider Standards, Genehmigungsvorschriften oder CO2-Intensitätsziele nicht mehr ignorieren. Doch es gibt regionale Unterschiede: Während an der Ostküste fortgesetzte Nichteinhaltung der Vorgaben zur Betriebsschließung führen kann, scheint an manchen westlicher gelegenen Standorten der Verhandlungsspielraum größer. 

    Programme und Strategiepapiere Chinas beim Klimaschutz (Auswahl)


    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Investitionen: Klimaschutz braucht Investitionen in Billionenhöhe

    Der Staat geht bislang bei Klimaschutzinvestitionen voran. Grüne Finanzinstrumente, Green Finance, sollen ihn dabei unterstützen.

    Um seine Klimaschutzziele zu erreichen, muss China gewaltig investieren. Diese sieben Investitionsbereiche haben die Nichtregierungsorganisation RMI und die Investment Association of China in einer Studie vom Februar 2021 identifiziert: Ressourcen-Recycling, Energieeffizienz, "End-use“-Elektrifizierung, CO2-neutraler Energieeinsatz, Energiespeicherung, Wasserstoff und Digitalisierung.

    Die Experten schätzen die Marktgröße dieser sieben Bereiche im Jahr 2050 auf rund 2,3 Billionen US-Dollar (US$) oder 15 Billionen Renminbi Yuan (RMB). Den Investitionsbedarf zwischen 2020 und 2050 beziffern sie auf knapp 11 Billionen US$. Laut dem Energy Research Institute der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) müssen bis 2050 jedoch allein in energiebezogene Infrastruktur etwa 15,5 Billionen US$ fließen. Die China International Capital Corp. schätzt den gesamten Klimaschutzfinanzierungsbedarf Chinas auf rund 21,3 Billionen US$ über die nächsten 40 Jahre, wie Forbes im April 2023 berichtete. 

    Staat treibt Investitionen voran

    Sowohl der Staat als auch die Privatwirtschaft sind gefragt. Doch bislang schreitet immer noch der Staat voran, inklusive der Staatsunternehmen. Auch Public-Private-Partnership (PPP)-Projekte stützen sich stark auf Finanzierungen aus dem öffentlichen Sektor, wie eine Studie der Climate Policy Initiative zur Green-Finance-Situation Chinas von 2021 ergab. Demzufolge stammte 2017 und 2018 über die Hälfte der Finanzierung aus dem öffentlichen Sektor, und davon 95 Prozent von Staatsunternehmen auf nationaler Ebene, Staatsbanken und Entwicklungsbanken (Policy Banks). 

    Während subventionierte Tarifaufschläge für Solar- und Windkraftstrom oder nationale Subventionen für Elektroautos ausgelaufen sind, setzt der Staat im Bereich Energieeffizienz auf finanzielle Anreize. Parallel schraubt er die Anforderungen durch verbesserte Industriestandards und strengere Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Neuprojekten hoch.

    Bereits seit 2008 fördert China Technologien im Bereich Energieeffizienz durch Aufnahme in Technologieproduktkataloge des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT). Der jüngste aus dem Jahr 2021 enthält ausgewählte Schlüsseltechnologien und Produkte zur Energieeinsparung für unter anderem Kohle- und Stromwirtschaft, Eisen und Stahl, Nichteisenmetalle, Petrochemie, Chemie und Baumaterialien. Subventioniert werden Unternehmen, die entsprechende klimafreundliche – häufig energetische – Maßnahmen ergreifen. Auch ausländische Unternehmen können Zuschüsse erhalten. 

    Darüber hinaus fördern die Zentral- wie Lokalregierungen Demonstrationsprojekte etwa im Bereich Wasserstoff. Diese sollen den Weg für künftige Technologielösungen zeigen. Ebenfalls soll das landesweite Emissionshandelssystem (ETS) künftig auf weitere energieintensive Industriebereiche ausgeweitet werden und so marktbasierte Anreize für mehr Klimaschutzinvestitionen und deren Finanzierung schaffen. Das ETS gilt seit Juli 2021, aber zunächst nur für den Energiesektor.

    Steuererleichterungen für mehr Energieeffizienz

    Bereits seit einigen Jahren erhalten "Energy Service Companies" (ESCO) steuerliche Erleichterungen. ESCO führen auf Basis von Energy Performance Contracts (EPC) Energieeffizienzmaßnahmen in Industrie oder kommerziellen Gebäuden durch. Die Bezahlung erfolgt auf Basis der Energieeinsparungen. 

    Auch für Energieeinsparungsmaßnahmen im Gebäudesektor gibt es in Abhängigkeit des Umfangs der Maßnahmen und Klimazonen Zuschüsse. Grundlage für eine Förderung ist die Zertifizierung nach lokalem Standard. Auch laufen landesweit zahlreiche Low-Carbon-Pilotprojekte im Gebäudesektor mit staatlicher Unterstützung.

    Green Finance soll dem Staat bei der Finanzierung helfen

    Um den Staat bei der Finanzierung zu entlasten, treibt China sein Green Finance-System voran, indem etwa ökologische Investments gefördert werden. Zu Chinas Green-Finance-Werkzeugkasten zählen unter anderem subventionierte grüne Kredite, eine obligatorische Versicherung gegen verursachte Umweltschäden (Environment Pollution Liability Insurance) und Green Funds (darunter fast 20 Regierungsfonds wie der Silk Road Green Industry Fund). Grüne Kredite stellten Ende des 3. Quartals 2022 rund 10 Prozent des gesamten Kreditmarktes, so eine Studie des Green Finance & Development Center der FISF Fudan University in Shanghai. Seit 2017 fungieren mittlerweile sieben Provinzen und regierungsunmittelbare Städte als Pilotregionen für grüne Finanzierungsformen. Darüber hinaus hat das Umweltministerium 23 Städte zu Pilotzonen für die Klimafinanzierung erklärt. Weitere lokale Initiativen ergänzen das Bild.  

    Mit der Ausgabe grüner Anleihen im Wert von 76,25 Milliarden US$  stand China 2022 laut der Climate Bonds Initiative (CBI) weltweit an erster Stelle. Für 2023 erwartet CBI in China die Ausgabe von grünen Anleihen im Wert von 90 bis 100 Milliarden US$. Dabei hat das Land Ende Juli 2022 mit den neuen "China's Green Bond Principles (China GBP) die Kriterien für die Ausgabe grüner Anleihen verschärft und harmonisiert. Demnach müssen alle Erlöse der entsprechend den China GBP ausgegebenen grünen Anleihen für grüne Projekte verwendet werden. Während sich die Bank of China (BoC) sowie die China Securities Regulatory Commission (CSRC) bereits hinter die China GBP gestellt haben, war die Haltung der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) - zuständig für grüne Firmenanleihen, zumeist von Staatsunternehmen - Ende 2022 noch nicht entschieden. 

    Wettbewerbsverzerrung durch Subventionen

    Chinas massive Unterstützung der Transformation seiner Wirtschaft hin zur Klimaneutralität schafft einen großen Markt, führt jedoch inländisch wie auch global zu verzerrten Wettbewerbsverhältnissen. Im Ergebnis schaffen es chinesische Anbieter wie im Solar- und Windkraftbereich, in der Batterieherstellung und künftig möglicherweise in der Wasserstoffwirtschaft sowie bei der Kernenergie in die weltweite Spitzengruppe. Hierauf gilt es, künftig stärker zu reagieren. 
     

    Von Corinne Abele | Shanghai

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz 2022

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 von der DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.


    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: China dominiert bei erneuerbaren Energien

    Neue Kohlekraftwerke und gleichzeitig Ausbau der erneuerbaren Energien - für China kein Widerspruch. Das Primat lautet: Energiesicherheit.

    Energieversorgung

    China erhöht seit Jahren den Anteil nicht fossiler Energieträger (allerdings inklusive Atomkraft) an seinem Energiemix. Bis 2030 soll er auf 25 Prozent am Primärenergieverbrauch und bis 2060 auf 90 Prozent steigen. Ende 2023 dürfte er bereits 18,3 Prozent erreichen, wie die Nationale Energieagentur (NEA) im April 2023 verkündete. Das Primat lautet Energiesicherheit.

    Energiesicherheit an erster Stelle

    Energiesicherheit liegt dem Ausbau von Kohlekraft, Gaspipelines und unterirdischen Gasspeichern zugrunde. Allein 2022 genehmigte China neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 106 Gigawatt (neuer Höchststand seit 2015), so eine Studie des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) gemeinsam mit Global Energy Monitor (GEM). Stromengpässe aufgrund von Hitzewellen in den beiden Jahren 2021 und 2022 haben zu diesem Ausbau beigetragen. Gleichzeitig setzt China bei Stromgewinnung weiter auf erneuerbare Energien. Letztere stellten 2022 allein 76,2 Prozent aller neu installierten Stromkapazitäten in China. Grüner Strom ist in China kostengünstiger als Kohlestrom.

    Wasserstoffstrategie veröffentlicht

    Der künftigen Energiesicherheit dient auch die Umsetzung des mittel- bis langfristigen Entwicklungsplans für die Wasserstoffwirtschaft (2021 bis 2035) vom März 2022. Bis 2025 sollen jährlich 100.000 bis 200.000 Tonnen grüner Wasserstoff hergestellt und eine Flotte von 50.000 Brennstoffzellenfahrzeugen aufgebaut werden. Etwa ein Dutzend Regionen verfolgen mit staatlicher Unterstützung unterschiedliche Schwerpunkte − von der Gewinnung über den Transport von Wasserstoff bis hin zum Brennstoffzellenfahrzeug.

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    Stromerzeugung

    Führend bei Solar und Windkraft

    Laut NEA legte die installierte Gesamtleistung von Fotovoltaikanlagen (PV) 2022 gegenüber dem Vorjahr um 28,1 Prozent auf 392,6 Gigawatt und die von Windkraftanlagen um 11,2 Prozent auf 365,4 Gigawatt zu. Damit liegt China weiterhin weltweit an der Spitze. Auch die Leistung der Wasserkraftwerke erhöhte sich um 5,8 Prozent. Bis 2030 strebt Präsident Xi eine installierte Gesamtleistung von PV- und Windkraftanlagen von 1.200 Gigawatt an. Dies dürfte er früher erreichen - wie auch das Ziel, 2025 ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. 

    Dabei hat sich 2022 der Trend zu dezentralisierten Wind- und vor allem PV-Anlagen verstärkt. Letztere stellten laut NEA bereits 58 Prozent aller 2022 neu installierten PV-Anlagen. Treiber dafür sind subventionierte Fotovoltaikinstallationen in der Industrie, auf privaten und kommerziellen Hausdächern. Aber auch Großprojekte für Wind und Solar werden umgesetzt - vor allem in der Wüste Gobi. Bis 2030 sind dort allein Anlagen mit einer Gesamtleistung von 450 Gigawatt geplant. Subventionen in Form von Tarifaufschlägen gibt es seit Anfang 2022 nicht mehr. Ausschreibungen gewinnt der günstigste Bieter.

    Regionale Strommärkte

    China visiert einen national integrierten Strommarkt an, doch der Weg dahin ist weit. Inzwischen sind regionale Strommärkte entstanden, über die 2021 mit 3.700 Terawattstunden laut dem China Electricity Council (CEC) allein 44,6 Prozent des gesamten Elektrizitätsverbrauchs gehandelt wurden. Insgesamt reflektieren die Strompreise zwar zunehmend Markteinflüsse, sind jedoch keine reinen Marktpreise. Als Pilotprojekt ist auch der Handel mit grünem Strom möglich. Das Angebot ist bislang jedoch unzureichend und fragmentiert. 

    Atomkraftnation China

    Auch der Ausbau der Atomkraft ist Teil von Chinas Energiesicherheitsstrategie. Das Land verfügt inzwischen über eigenständiges Know-how im Bereich der Reaktortechnologie. Mitte 2021 gab es im Land über 50 Kernreaktoren; weitere 150 sollen in den nächsten 15 Jahren durch ausschließlich staatliche Firmen gebaut werden. Ausländische Zulieferungen bleiben auf wenige Bereiche beschränkt. Dabei arbeitet China bereits an der nächsten Generation von Atomkraftwerken wie mit Helium gekühlten Small Modular Reactors (SMR). Auch ist ein experimenteller Thoriumreaktor am Rande der Wüste Gobi in Betrieb. Und in der Provinz Shandong gingen Ende 2021 zwei heliumgekühlte Hochtemperaturkugelhaufenreaktoren (HTR-PM) ans Netz. 

    Wenig Chancen

    Die Chancen für ausländische Firmen sind aufgrund des großen inländischen Wettbewerbs, der nicht zuletzt durch Local-Content-Bestimmungen und Subventionen stark wurde, sowohl im Solar- wie Windkraftbereich beschränkt. So verkaufen ausländische Windkraftanlagenbauer inzwischen zumeist nur noch Serviceverträge und Technologielizenzen. Nur bei wenigen Komponenten wie Steuerungselektronik, Leichtbaumaterialien, Technologien zum Transport von Wasserstoff oder Elektrolyseure zur Herstellung grünen Wasserstoffs sind ausländische Unternehmen wettbewerbsfähig und gefragt.

    Gemäß der International Energy Agency (IEA) stellte China 2021 rund 75 Prozent der Weltproduktion von PV-Modulen. Sechs der zehn weltweit größten Lieferanten von Solar-Wechselrichternwaren 2021 laut Yi Cai Global chinesische Hersteller mit einem weltweiten Anteil von 66 Prozent. Ebenfalls verfügte China 2021 über 79 Prozent der globalen Produktionskapazität für Lithium-Ionen-Batterien, berichtet Statista. Auch seinen wachsenden Bedarf an Batteriespeichern im Zuge des Ausbaus erneuerbarer Energien deckt es daher nahezu selbst.

    Darüber hinaus mischen chinesische Firmen bei Windkraft an der Spitze mit, etablieren sich mit Reaktortechnologie und steigen nun in die Wasserstoffwirtschaft ein. Wachsende geopolitische Spannungen veranlassen Europa, bestehende Abhängigkeiten zu verringern, zunehmend zu lokalisieren und Alternativen zu China in der Wertschöpfungskette zu erarbeiten. Dabei setzen Deutschland und China in einigen Bereichen des Klimaschutzes weiter auf Zusammenarbeit, wie die im Rahmen der bilateralen Regierungskonsultationen im Juni 2023 unterzeichnete Absichtserklärung über die Einrichtung eines Dialog- und Kooperationsmechanismus zum Klimawandel und zur grünen Transformation zeigt. 


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    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Verkehr: Elektromobilität setzt sich durch

    Bereits jeder vierte Neuwagen war 2022 in China ein Elektroauto; bis 2035 soll es schon jeder zweite sein. Unter Hochdruck werden die notwendigen Ladesäulen gebaut.

    Mit knapp 6,9 Millionen verkauften New Energy Vehicles (NEV), wie Fahrzeuge mit alternativem Antrieb in China genannt werden, war das Land 2022 mit gewaltigem Abstand der weltweit größte Markt für Elektrofahrzeuge. Gelungen ist dies durch eine Mischung aus Subventionsanreizen und Druck auf Hersteller sowie Käufer.

    Elektromobilität auf Siegeszug

    Während seit Anfang 2023 nationale Kaufsubventionen für Elektrofahrzeuge ausgelaufen sind, müssen die Autobauer weiterhin eine Elektroquote sowie einen maximalen durchschnittlichen Flottenverbrauch (Corporate Average Fuel Consumption, CAFC) erfüllen. Diese "Dual Credit Policy" hat die Umstellung der Kfz-Branche vorangetrieben. Vor allem reine Elektroautohersteller wie BYD, NIO, XPeng oder Tesla profitieren.

    Branchenkenner gehen von einem weiteren Anstieg des E-Auto-Absatzes 2023 um 30 bis 40 Prozent aus. Vor allem vermehrte regionale Restriktionen für die Neuregistrierung von Verbrennern (besonders in den Mega- und Großstädten) tragen zum Wachstum bei. Der Einstiegspreis für einen Elektro-Pkw ist dabei vergleichsweise hoch, sieht man von wenigen inländischen Elektrokleinstwagen ab. Auch die Busflotten werden nur noch mit Elektrobussen erweitert oder modernisiert.

    Ausbau der Ladeinfrastruktur

    Um die Elektromobilität voranzutreiben, bauen staatliche wie private Firmen die Ladeinfrastruktur massiv aus. So hat sich die Zahl der landesweit verfügbaren Ladesäulen laut der China Electric Vehicle Charging Infrastructure Promotion Alliance zum Jahresende 2022 auf rund 5,2 Millionen innerhalb eines Jahres verdoppelt; 34,6 Prozent sind öffentlich. Allerdings bleibt der Beitrag der Elektrofahrzeuge zur CO2-Emissionsminderung bislang deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück: Allein 63 Prozent der Elektrizität stammten auch 2022 aus Kohlekraftwerken. 

    Ebenfalls fördert China den Einsatz von Brennstoffzellen in Fahrzeugen. Im März 2022 veröffentlichte es den ersten langfristigen Entwicklungsplan für Wasserstoff 2021 bis 2035.


    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Druck auf energieintensive Industrie in China steigt

    Bis 2030 will China die CO2-Spitze erreichen. Vor allem für energieintensive Sektoren formuliert Beijing strengere Vorgaben. Firmen setzen erste Projekte zur Dekarbonisierung um. (Stand: 05.04.2023)

    China ist global der größte Emittent von Kohlenstoffdioxid (CO2). Die Emissionen gehen im Wesentlichen auf den Energiesektor und die verarbeitende Industrie zurück. Daneben spielt die Baubranche eine bedeutende Rolle. Nach dem Elektrizitätssektor mit einem Anteil von 45 Prozent entfielen 2019 rund 29 Prozent der CO2-Emissionen auf die Industrie, so das China Energy Statistical Yearbook 2020. In den letzten Jahren ist daher der Druck zur Reduzierung von CO2-Emissionen auf den Energiesektor und vor allem auf energieintensive Branchen wie etwa die (petro-)chemische Industrie sowie die Herstellung von Papier und von Baustoffen wie Zement, Stahl oder Glas gestiegen. China ist mit deutlichem Abstand der größte Baumaterialproduzent weltweit.

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    CO2-Einsparung und Dekarbonisierung nach Plan

    Bis zum Jahr 2030 will die Regierung die Spitze der CO2-Emissionen sowie bis 2060 Klimaneutralität erreichen. Seither nimmt die Zahl einschlägiger Industriestandards zu. Laut dem 14. Fünfjahresprogramm sollen bereits 2025 die CO2-Emissionen pro Wirtschaftseinheit um 18 Prozent und eng damit verbunden die Energieintensität um 13,5 Prozent im Vergleich zu 2021 reduziert werden. Aufgrund des "Dual Control System" zur gleichzeitigen Verringerung des Energieverbrauchs und der Energieintensität werden immer weniger energieintensive Industrieprojekte im Osten und Südosten des Landes genehmigt.

    Um die genannten CO2-Reduktionsziele zu erreichen, erließen mehrere Ministerien am 11. Februar 2022 gemeinsam die neue Richtlinie "Implementation of Energy-saving and Carbon Reduction Transformation and Upgrading in Key Areas of High Energy Consumption Industries" für 17 energieintensive Industriebereiche. Die Richtlinie benennt konkrete Ziele bis zum Jahr 2025. Umgesetzt werden die Maßnahmen in industriespezifischen Vorgaben zur Energieeffizienz sowie allgemeinen Standards für einzusetzende sowie zu vermeidende Technologien.

    Leitlinien für Energieeinsparung und Kohlenstoffreduzierung in Schlüsselbereichen der energieintensiven Industrie in China 2022

    Bereich

    Standard für Energieeffizienz *

    Stand Ende 2020

    Ziel bis 2025

    Ethylen

    Benchmark: 590 Kilograms of Oil Equivalent pro Tonne (kgoe/t)
    Referenz: 640 kgoe/t

    Steamcracken zu Ethylen: 
    20% des Bereichs übertreffen Benchmark; 30% liegen unter Referenz

    30% des Bereichs übertreffen Benchmark; Upgrades für Unternehmen mit Energieeffizienz unter Referenz

    Paraxylen

    Benchmark: 380 kgoe/t
    Referenz: 550 kgoe/t

    23% des Bereichs übertreffen Benchmark; 18% liegen unter Referenz

    50% des Bereichs übertreffen Benchmark; 0% liegen unter Referenz

    Zement

    Benchmark: 100 Kilograms of Coal Equivalent pro Tonne (kgce/t)
    Referenz: 117 kgce/t

    Zementklinker:
    5% des Bereichs übertreffen Benchmark; 24% liegen unter Referenz

    Zementklinker:
    30% des Bereichs übertreffen Benchmark; 0% liegen unter Referenz

    Flachglas

    Produktionskapazität bei >800 t/Tag:

    Benchmark: 8 kgce/weight case; Referenz: 12 kgce/weight case

    Produktionskapazität bei 500 bis 800 t/Tag:

    Benchmark: 9,5 kgce/weight case; Referenz: 13,5 kgce/weight case

    5% des Bereichs übertreffen Benchmark; 8% liegen unter Referenz

    20% des Bereichs übertreffen Benchmark; 0% liegen unter Referenz

    Stahl

    Hochofenprozess:
    Benchmark: 361 kgce/t

    Referenz: 435 kgce/t

    Konverterprozess:
    Benchmark: -30 kgce/t

    Referenz: -10 kgce/t

    Schmelzen im Elektrolichtbogenofen (Nennkapazität 30 t bis 50 t):

    Benchmark: 67 kgce/t

    Referenz: 86 kgce/t

    Schmelzen im Elektrolichtbogenofen (Nennkapazität ≥ 50 t):

    Benchmark: 61 kgce/t

    Referenz: 72 kgce/t

    Hochofenprozess:
    4% des Bereichs übertreffen Benchmark; 30% liegen unter Referenz;

    Konverterprozess:
    6% des Bereichs übertreffen Benchmark; 30% liegen unter Referenz

    30% des Bereichs übertreffen Benchmark; 0% liegen unter Referenz

    * Benchmark ist besser als Referenz; niedriger Wert bedeutet höhere Energieeffizienz.Quelle: National Development and Reform Commission (NDRC) People's Republic of China 2022

    Laut Angaben der Internationalen Energieagentur ist der globale Rückgang der CO2-Emissionen in der Industrie 2022 vor allem auf China zurückzuführen, wo der Sektor gegenüber 2021 rund 161 Megatonnen CO2-Äquivalent weniger ausstieß. Ein Großteil lässt sich durch geringere Emissionen durch Industrieprozesse erklären. Bei China verzerren die Coronamaßnahmen aber das Bild, denn die Regierung verhängte 2022 mehrere regionale Lockdowns und beschränkte damit zeitweise die Industrieproduktion.

    Erweiterung des Emissionshandels stockt

    Das im Juli 2021 gestartete landesweite Emissionshandelssystem (ETS) umfasst bislang nur die Wärme- und Stromerzeugung, soll aber bis 2025 um sieben Sektoren erweitert werden: Eisen- und Stahlerzeugung, Nichteisenmetallindustrie, Baumaterialien, Petrochemie, Chemie, Papier- und Zelluloseherstellung sowie zivile Luftfahrt. Die bereits für 2022 vorgesehene Integration der Zement-, Aluminium- und Stahlherstellung soll nun 2023 erfolgen. Jedoch fehlt bislang ein konkretes Datum.

    Unternehmenseigene Kraftwerke etwa in der Chemiebranche, der Zellstoff- und Papierherstellung sowie im Bereich sonstiger Bergbau und Metalle (häufig zur Herstellung von Aluminium, Eisen und Stahl) werden jedoch bereits einbezogen. Am weitesten ist das ETS in Shanghai fortgeschritten, entwickelt sich insgesamt aber dennoch nicht besonders dynamisch.

    Hoher Investitionsbedarf in Stahlbranche

    Mit rund 1 Milliarde Tonnen produzierte China 2021 gemäß der World Steel Association mehr als die Hälfte des weltweit erzeugten Stahls. Einer Richtlinie aus dem Jahr 2021 zufolge soll die Branche bis 2030 den CO2-Höhepunkt erreichen, ursprünglich war schon 2025 anvisiert.

    Dabei verfolgt die Branchenspitze eigene ambitionierte Klimaziele. So wollen China Baowu Steel Group sowie Inner Mongolia Baotou Steel Union ihre CO2-Emissionen bereits ab 2024 senken, Ansteel Group ab 2025. Die gewaltigen Investitionen sind nur von den Branchengrößen zu stemmen. Dennoch sieht die Richtlinie keine Konzentrationsziele für die Branche vor. Für kleinere Stahlerzeuger wird es mittelfristig eng. 

    Erste Stahlprojekte im Bau

    Als erster Stahlerzeuger Chinas hat Zhanjiang Iron and Steel, eine Tochter der Baosteel-Gruppe, im Februar 2022 mit dem Bau der größten wasserstoffbasierten Direktreduktionsanlage (Direct Reduced Iron; DRI) mit einer Produktionskapazität von 1 Million Tonnen Stahl jährlich begonnen. Dadurch können jedes Jahr 500.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Anlage kann neben Wasserstoff auch Kokereigas einsetzen und verwendet die gemeinsam von den italienischen Maschinenbauern Danieli und Tenova entwickelte DRI-Technologie ENERGIRON. Die Umsetzung findet in Kooperation mit Sinosteel Engineering & Technology statt. Derartige Kooperationen sind häufig notwendig, sollten aber sorgfältig begleitet werden, um ungewollten Know-how-Transfer zu vermeiden.

    Chemiebranche muss umrüsten

    Die energieintensive petrochemische und chemische Industrie muss bereits seit Jahren strenge Anforderungen zur Energieeffizienz einhalten. Die Richtlinie vom 11. Februar 2022 gilt in der Chemiebranche für Raffinerien, Kohlechemie und Nichteisenmetallurgie.

    Mit 26 von 49 Unternehmen war die Chemiebranche auf einer im Januar 2022 vom Ministerium für Industrie und Informationstechnologie veröffentlichten Liste führender Unternehmen im Bereich Energieeffizienz prominent vertreten. Aufgeführt wurden etwa die Bereiche Rohölverarbeitung, Kokerei sowie die Herstellung von Ethylen, synthetischem Ammoniak, Methanol, Ätznatron und Soda. Derart herausgestellte Werte für die Energieeffizienz könnten Brancheninsidern zufolge zumindest bei Neuvorhaben zu Richtlinien werden.

    Des Weiteren wurden im Mai 2022 erste Benchmark-Kriterien für eine saubere und effiziente Kohlenutzung als Ausgangsmaterial für die Synthese von Ammoniak sowie zur Herstellung von Koks, Methanol, Olefinen und Ethylenglykol erlassen. Manche Branchenvertreter sehen im hohen Energieverbrauch ein Haupthindernis für die weitere Entwicklung von Kohle-Chemieprojekten zur Herstellung von Ethylenglykol.

    Ausgewählte Projekte zur Dekarbonisierung der chinesischen Industrie

    Projekt

    Projektstand

    Weitere Informationen

    Vorhaben für wasserstoffbasierte Direktreduktionsanlage (DRI) zur Eisen- und Stahlherstellung von Baosteel Zhanjiang Iron Steel in Zhanjiang (Provinz Guangdong); mit ENERGIRON-Technologie

    Baubeginn: Februar 2022

    Nach Fertigstellung laut firmeneigenen Angaben größte DRI-Kapazität in China und weltweit; Jahreskapazität: 1 Million Tonnen direktreduziertes Eisen; Einsparung von 500.000 metrischen Tonnen CO2 pro Jahr

    Open-Source-Projekt für "Carbon Capture, Utilisation and Storage (CCUS)" von Shell, Sinopec, Baowu und BASF (Yangtse-Delta)

    Nicht bindendes Memorandum of Understanding zur Durchführung einer gemeinsamen Studie zu Technologielösungen und Geschäftsmodell im November 2022 unterzeichnet

    Ziel ist, Unternehmen im Yangtse-Delta CCUS anbieten zu können

    Projekt zur Versorgung umliegender Petrochemiebetriebe mit Dampf, erzeugt durch Kernkraftwerk Tianwan (Provinz Jiangsu)

    Im Bau; Fertigstellung Ende 2023 geplant

    Jahreskapazität: 4,8 Millionen metrische Tonnen Dampf

    Demonstrationsanlage für "Carbon Capture and Storage (CCS)" von Anhui Conch Cement in Baimashan, Wuhu (Provinz Anhui)

    Im Bau mit Fläche von 40.000 qm

    In Zeiten geringen Energieverbrauchs wird CO2 verdichtet und unter Druck verflüssigt; dadurch erzeugte Wärmeenergie wird gespeichert und zur Vergasung des flüssigen CO2 genutzt

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023, basierend auf lokalen und internationalen Pressemeldungen

    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Gebäude: Erstmals verbindliche Standards für Neubauten

    Zum 1. April 2022 trat der erste national verbindliche Standard für CO2-Emissionen von Neubauten in Kraft – eine gute Basis für den Ausbau der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit.

    Über die Hälfte der CO2-Emissionen stammt in China aus dem Gebäudesektor, schließt man Bau und Betrieb sowie die Herstellung von Baumaterialien ein, so die Association for Energy Efficiency in Buildings. Mit einem Anteil von 22 Prozent trägt der reine Gebäudebetrieb vergleichsweise wenig zu den CO2-Emissionen des Gebäudesektors bei. Dies liegt auch an fehlenden Heizungen im alten Gebäudebestand südlich des Jangtse-Flusses. Um den nachholenden Anstieg von CO2-Emissionen durch Neu- und Nachinstallationen von Heizung und Kühlung zu begrenzen, muss China schnellstmöglich die Energieeffizienz erhöhen sowie Energieträger wie Solar, Geothermie und Wärmepumpen einsetzen. 

    Weniger Energieverbrauch und Emissionen bei Neubauten

    Zum 1. April 2022 trat der erste national verbindliche Standard zu Energieeinsparung und Einsatz erneuerbarer Energien in Neubauten sowie Gebäudemodernisierung des Ministry of Housing and Urban-Rural Development (MoHURD) in Kraft. So muss der Energieverbrauch privater und öffentlicher Neubauten um 30 beziehungsweise 20 Prozent unter dem alten Standard von 2016 liegen. Auch die CO2-Emissionen sollen um 40 Prozent sinken, was etwa 7 Kilogramm CO2-Emissionen weniger pro Quadratmeter entspricht. Die Berechnung erfolgt gemäß dem Standard GB/ T 51366-2019. Es bleibt aber abzuwarten, inwieweit die Einhaltung des neuen Standards kontrolliert wird. 

    Deutsch-chinesische Partnerschaft bei Energieeffizienz in Gebäuden

    Seit 2006 setzt die Deutsche Energie-Agentur (dena) für das deutsche Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit dem MoHURD die deutsch-chinesische Partnerschaft im Bereich Energieeffizienz in Gebäuden um. Zu ihr zählen auch qualitätsgesicherte Pilotprojekte im Niedrigenergie- und Passivhausstandard (teilweise in Anlehnung an deutsche Standards) unter Einsatz deutscher Technologien. Neben dem LEED-Standard aus den USA kommt in China auch der Nachhaltigkeitsstandard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zum Einsatz. Seit 2019 arbeitet die DGNB an der Harmonisierung und Doppelvergabe von deutschem DGNB- und chinesischem Three Star-Standard. Für staatliche Förderung ist nur letzterer relevant.


    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Land- und Forstwirtschaft: Plan für eine grüne Landwirtschaft

    Erstmals hat China einen Fünfjahresplan für eine grüne Landwirtschaft 2021 bis 2025 erlassen. Darin bekräftigt China, CO2-Emissionen auch im Agrarsektor reduzieren zu wollen.

    Chinas Klimaneutralitätsziel schlägt sich auch im neuen Fünfjahresplan zur grünen Entwicklung der Landwirtschaft 2021 bis 2025 nieder. Es ist der erste seiner Art und wurde neben dem Landwirtschaftsministerium von fünf weiteren Regierungsorganisationen gemeinsam erlassen. Dies zeigt die politische Dringlichkeit, die darin erwähnten Ziele auch umzusetzen.

    Geringe Emissionen und Kreislaufwirtschaft als Ziel

    Das Programm betont den Schutz ökologischer Ressourcen sowie die Kontrolle von Verschmutzung durch die Landwirtschaft. Ebenfalls sollen landwirtschaftliche Lieferketten mit geringen CO2-Emissionen aufgebaut werden. Bereits der 14. Fünfjahresplan 2021 bis 2025 nennt eine grüne Landwirtschaft mit geringen CO2-Emissionen und weitgehender Kreislaufwirtschaft als Ziel. Erste Pilotprojekte für eine CO2-neutrale Landwirtschaft gibt es bei der Teeherstellung. 

    Ebenfalls als verbindliches Ziel im 14. Fünfjahresplan verankert ist die weitere Aufforstung. So soll sich der Anteil der Waldfläche von 23,04 Prozent Ende 2020 auf 24,1 Prozent Ende 2025 erhöhen. Als Flächenstaat verfügt China über die fünftgrößte Waldfläche weltweit. 

    Jährlich einmal Belgien als neue Waldfläche

    Nach Aussagen der State Forestry and Grasslands Commission auf einer Pressekonferenz im August 2021 sollen jährlich 36.000 Quadratkilometer neuer Waldfläche angelegt werden, was in etwa der Fläche Belgiens entspricht. Auch auf dem Weltklimagipfel in Glasgow (COP 26) Ende 2021 erklärte China, die bisherige Entwaldung bis 2030 umzukehren. Experten zweifeln jedoch, dass mit mehrheitlich staatlich gelenkten Baumpflanzaktionen dieses Ziel zu erreichen ist. Zu wenig sind diese auf die lokalen Gegebenheiten und ökologischen Systeme abgestimmt. 

    Letztlich muss China als zweitgrößter Holzverbraucher und größtes Holzimportland seinen Bedarf reduzieren, um tatsächlich zum weltweiten Erhalt der Wälder beizutragen. Schafft es das nicht, führt dies zwangsläufig zur Abholzung von Wäldern in anderen Ländern wie beispielsweise Russland. 


    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Dem Mangel begegnen

    Zur Umsetzung der Klimaschutzziele benötigen Unternehmen und die öffentliche Verwaltung in China Fachkräfte. Sie sind rar und teuer. Doch erste Ausbildungsangebote entstehen. 

    Chinas Arbeitsmarktbericht 2021 schätzte die Zahl grüner Arbeitsplätze im Jahr 2019 auf insgesamt 45 Millionen, davon allein knapp 23 Millionen im Green-Building-Sektor und 10 Millionen im Bereich ökologische Infrastruktur. Da ein systematisches Ausbildungssystem für Handwerker und Fachkräfte fehlt, wird häufig "on the job" ausgebildet. Dies tun auch deutsche Unternehmen, die beispielsweise Monteure für hochwertige Isolierfenster, zur korrekten Anbringung von Dämmmaterialien oder für den Einsatz intelligenter Gebäudetechnik benötigen. 

    Rund 1 Million Talente gesucht

    Gleichzeitig suchen Firmen für eigene kohlenstoffneutrale Produktionsziele Fachleute und Manager mit Erfahrung. Diese sind rar, ihre Gehälter steigen. Erstmals hat das Ministry of Human Resources and Social Security (MoHRSS) im März 2021 die Berufsbezeichnung Carbon Emission Manager eingeführt. Allein für den Zeitraum 2021 bis 2025 schätzt die China Petroleum and Chemical Industry Federation den Bedarf auf 550.000 bis 1 Million Klimaschutztalente, so die China Business Times. 

    Bildungs- und Ausbildungsanbieter reagieren

    Erste Universitäten wie die renommierte Tsinghua University in Beijing haben einschlägige Studiengänge eingerichtet. Andere Anbieter ermöglichen weiterführende Berufsqualifikationen mit Zertifikat des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) beispielsweise für den steigenden Bedarf an interdisziplinärem Fachwissen in der Kfz-Branche für die Transformation hin zur Elektromobilität. Das Erziehungsministerium registrierte in der Kurzzeiterwachsenenbildung 2021 für Umwelttechnologie und Energietechnik rund 9.300, respektive rund 4.100 Absolventen – kaum ausreichend. 

    Auch auf öffentlicher Planungsebene fehlen Fachwissen und Erfahrung. Allein die Erstellung regionaler Klimaschutzpläne auf Provinz- und Stadtebene erzeuge gewaltigen Bedarf, so ist aus der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform (NDRC) zu hören. Dies bestätigt auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die im Rahmen eines Pilotprojektes einen Industriepark in Taicang in diesen Fragen betreut. 

    Von Corinne Abele | Shanghai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK China

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)  

    Umsetzung der deutsch-chinesischen Kooperation zum Klimaschutz im Rahmen der International Climate Initiative (IKI) 

    National Development and Reform Commission

    Staatliche Kommission für Wirtschaftsplanung

    National Energy Administration

    Behörde für Energiewirtschaft

    Ministry of Ecology and Environment

    Ministerium für Umwelt und Ökologie

    Ministry of Water Resources

    Ministerium für Wasserressourcen u. -management

    National Center for Climate Change Strategy and International Cooperation

    Forschungseinrichtung für Klimastrategien

    China Association of Circular Economy

    Fachverband für Kreislaufwirtschaft

    Chinese Renewable Energy Society

    Fachverband für erneuerbare Energien 

    China Petroleum and Chemical Industry Association

    Fachverband für petro-/chemische Industrie

    China Association of Environmental Protection Industry

    Fachverband für Umwelttechnologie

    Clean Energy Expo China

    Fachmesse für erneuerbare Energien in Beijing; März 2024

    IE expo China

    Fachmesse für Umwelttechnik in Shanghai; Ableger in Chengdu, Shenzhen; April 2024

    Energy of China

    Zeitschrift für Energie

    China Environment News

    Staatliche Tageszeitung zu Umweltthemen

    China National Environmental Monitoring Center

    Staatliches Portal zur Umweltüberwachung

    Beijixing Electricity Information Network

    Portal für Energiewirtschaft

  • Angebote der AHK

    AHK Greater China

    Die AHK Greater China verfügt seit mehr als 15 Jahren über ein eigenes Team, das sich mit Themen wie Energie, Klima- und Umweltschutz, Dekarbonisierung, grünes Bauen und nachhaltige Mobilität befasst und Dienstleistungen zur Unterstützung deutscher Unternehmen anbietet, wie zum Beispiel Marktrecherchen, Geschäftspartnervermittlung und Veranstaltungen.

    Um die Interessen der deutschen Wirtschaft und deutschen Unternehmen in China zu vertreten sowie über neue politische Maßnahmen zu informieren, werden regelmäßig „Advocacy Papers“ und „Policy Snapshots“ erstellt und veröffentlicht.

    Darüber hinaus führt die AHK Greater China geförderte Projekte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beziehungsweise des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) durch.

    Weitere Informationen stehen auf den folgenden Webseiten zur Verfügung:

    https://china.ahk.de/services/building-energy-environment

    https://china.ahk.de/advocacy

    Kontakt


    Telefon: +86 10 6539 6688

    Telefax: +86 10 6539 6689

    E-Mail: growth@china.ahk.de

    Homepage: http://china.ahk.de


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