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Branche kompakt | Dänemark | Medizintechnik

Mit Innovationen Herausforderungen meistern

Dänemark bereitet sich auf die Behebung der durch die Pandemie offengelegten Schwachpunkte im Gesundheitssystem vor. Die dafür nötige Medizintechnik wird immer mehr importiert.

Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Marktentwicklungen und -trends

    Eine Wiederbesinnung auf lokale Kapazitäten wird für neue Nachfrage sorgen. Insgesamt bleibt sich das dänische Gesundheitssystem in der Effizienzmaximierung aber treu.

    Mit laut Eurostat über 31 Milliarden Euro Gesundheitsausgaben platzierte sich Dänemark 2019 nur im Mittelfeld der Europäischen Union (EU). Wird allerdings die Einwohnerzahl berücksichtigt, gab außer Luxemburg kein anderes Land so viel für das Wohlergehen seiner Bürger aus. Aus öffentlichen Mitteln werden über 83 Prozent der Kosten gedeckt, weitere 14 Prozent kommen direkt aus den Portemonnaies der Einwohner (out-of-pocket expenses). Die verbliebenen drei Prozent werden von privaten Krankenversicherungen übernommen. Das Interesse an privaten Krankenversicherungsangeboten nimmt zwar stätig zu - zwischen 2010 und 2019 wuchsen die entsprechenden Ausgaben mit 84 Prozent mehr als dreieinhalbmal so schnell, wie die Gesundheitsausgaben insgesamt - spielt aber weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.

    Ähnlich gestalten sich laut Eurostat auch die Eigentümerverhältnisse bei Gesundheitseinrichtungen. Zwar wurde demnach 2019 etwa jedes 16 Krankenhausbett von privaten Akteuren gestellt. Kommerzielle Anbieter verfügten aber nur über 315 der knapp 15.100 Krankenhausbetten. Entsprechend sind es auch die öffentlichen Stellen, die die Entwicklung der Nachfrage nach Medizintechnik am stärksten beeinträchtigen.

    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Dänemark

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2020 in Mio.)

    5,8

    Bevölkerungswachstum (2020 in % p.a.)

    0,3

    Altersstruktur der Bevölkerung (2020)

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    15,1

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    20,1

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2020 in Jahren)

    81,5

    Durchschnittseinkommen (monatlich; brutto in Euro; 2020)

    3.955

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2020 in Euro)

    5.121

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2019 in %)

    8,3

    Ärzte/100.000 Einwohner (2018)

    419

    Zahnärzte/100.000 Einwohner (2018)

    72

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2019)

    261

    Quelle: OECD 2021; DST 2021; Eurostat 2021

    Innovativ, aber nicht immer modern

    Gemäß der politischen Zielsetzung, die auf Effizienz und Vorsorge ausgerichtet ist, investieren sie frühzeitig in moderne Technik. Entsprechend zählt Dänemark im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern bei Diagnosetechnik: Ob Computertomografie, PET-Scanner, Gammakameras oder Geräte zur Strahlentherapie - pro Kopf ist kein oder kaum ein anderes Land besser ausgestattet. Allerdings kam der Early Adopter bisher nur bedingt mit der Erneuerung der Lösungen nach, womit sich hier ein potenzieller Markt eröffnet.

    Bild vergrößern

    Ein Teil des Nachholbedarfs wird oder wurde bereits durch die Konzentration auf Großkrankenhäuser abgedeckt. Dem Effizienzzwang Rechnung tragend investierte das Land in Regionale Großeinrichtungen mit hohen dreistelligen Bettenzahlen, die als eine Art Gesundheitshubs dienen und den Bedarf großflächig abdecken sollten. Während die Arbeiten an bis zu 1 Milliarde Euro teuren Vorhaben, wie dem Universitätskrankenhaus in Odense, einer ähnlichen Einrichtung in Köge oder des Krankenhauses Nordseeland, noch andauern, vollzog die Regierung Ende 2021 eine Strategiewende.

    Gesundheitsdienste gehen in die Gemeinden

    Im Rahmen des Plans "Näher dran II" (Tættere på II – sundhed, uddannelse og lokal udvikling), der zum landesweiten Chancenausgleich und der Steigerung der Attraktivität kleinerer Gemeinden beitragen soll, ist der Bau von bis zu 20 lokaler Krankenhäuser, die Ergänzung des Einsatzfahrzeugparks um bis zu 10 neue Autos sowie eine Erweiterung des Netzes an Hausarztpraxen geplant. Gesundheitsminister Magnus Heunicke umreißt die Ziele folgendermaßen: "In den letzten 20 Jahren hat sich das dänische Gesundheitssystem auf unsere großen Krankenhäuser konzentriert. Jetzt gilt es, den lokalen Gesundheitsdienst zu stärken, damit mehr Menschen im Alltag von Gesundheitsdiensten profitieren können und alle Dänen einen regulären Arzt bekommen sowie im Bedarfsfall auf schnelle Hilfe zählen können".

    Aktuelle Investitionsvorhaben im Gesundheitssektor in Dänemark (Auswahl; Investitionssummen in Millionen Euro) *)

    Projekt

    Investitionssumme

    Anmerkung

    Modernisierung Notfallkrankenhaus Nyköbing Falster, Neubau beinhaltet neue Operationsräume und CT-Scanner

    90,4

    geplante Fertigstellung 2028

    Neue Krankenhausapotheke und Wäscherei, Universitätskrankenhaus Aarhus

    67,3

    Baustart Mai 2021; geplante Fertigstellung 2023; Bauunternehmen: Hoffmann AS

    Steno Diabetes Center, Universitätskrankenhaus Köge

    k.A.

    Das Unternehmen C.C. Contractor AS hat im Juli 2021 den Bauauftrag erhalten;  geplante Fertigstellung 2023; Ingenieur: Sweco 

    Neuer Behandlungsbau, Regionalkrankenhaus Nordjütland Hjörring

    35,6

    Geplante Fertigstellung 2026

    Gesundheitszentrum, Nyborg

    10,2

    Angebote mussten bis 21.10.2021 eingereicht werden; Auswahl läuft

    Medizintechnische Ausrüstung für die frühzeitige Aufspürung von kritischen Krankheiten (TOKS), Aarhus

    k.A.

    Angebote mussten bis 15.10.2021 eingereicht werden; Auswahl läuft

    *) Umrechnung nach EZB-Wechselkurs: 1 Euro = 7,4365 dkr; Stand: 29.12.21Quelle: Recherchen der Germany Trade & Invest

    Die Regionen müssen sich um die Projekte bewerben. Für die lokalen Krankenhäuser wurden bereits 13 Standorte vorgegeben. Wie umfangreich ihr Dienstleistungsangebot ausfallen wird, soll Anfang 2022 festgelegt werden. Allerdings zielt die Regierung eher auf einen Basisumfang, der die Bedürfnisse chronisch Kranker beziehungsweise einfache Blut- und Bilddiagnose abdecken soll. In der zweiten Jahreshälfte 2022 sollen die genauen Antragskriterien bekanntgegeben werden. Über die Zuteilung der etwa 540 Millionen Euro für Neubauten, Modernisierungsarbeiten, technische Ausstattung und IT-Investitionen soll spätestens Anfang 2023 entschieden werden.

    Corona begünstigt neues Denken, nicht unbedingt neue Ausgaben

    Die neuen "kleinen Krankenhäuser" werden sicherlich auch in Sondersituationen helfen können. Trotz der hohen Gesundheitsausgaben verfolgt Dänemark - wie seine skandinavischen Nachbarn - nämlich eher die Politik hoher Effizienz bei kleinen Kapazitäten. Traditionell ist die Auslastung in der Grippesaison sehr hoch, im Sommer wesentlich geringer. Die Pandemie und der damit verbundene Streik der Krankenpflegefachkräfte, der zur Kündigung eines tariflichen Überstundenabkommens führte, hat die Lage zusätzlich verschärft.

    Experten weisen allerdings darauf hin, dass ein Kapazitätsausbau teuer, in Normalsituationen aber der täglichen Leistungsqualität kaum zutragend wäre. Die Aufschiebung nicht akuter Eingriffe sei im Einzelfall ein Ärgernis, systematisch aber kaum ein Problem. "Wenn wir uns die aufgeschobenen Operationen aus früheren Pandemiewellen ansehen stellt sich heraus, dass das Gesundheitssystem tatsächlich in der Lage ist, den Rückstand aufzuholen", unterstrich Kjeld Møller Pedersen, Professor für Gesundheitsökonomie und -politik an der Universität von Süddänemark, im Gespräch mit der Tageszeitung Berlingske.

    Professor Jakob Kjellberg vom Dänischen Zentrum für Sozialwissenschaftliche Forschung VIVE sieht ferner andere Möglichkeiten, die Auslastungshochs zu umschiffen: "Wir haben bereits ein unglaublich flexibles Gesundheitssystem. Aber wir müssen uns überlegen, ob es nicht noch flexibler werden kann". Ihm nach sollten bestimmte Aufgaben nur im Sommer ausgeführt werden, damit in Krisensituationen wie dem Grippehoch im Winter "alle Mann an Deck" sein können. "Dann kann es durchaus Sinn ergeben, mehr Geld auszugeben", fügt er hinzu.

    Bessere Koordination und mehr Mittel

    Die Regierung dürfte eine Mischung aus besserer Planung und mehr Geld implementieren. Im Sinne des erstgenannten sollen 2022 Gesundheitscluster geschaffen werden. An jedem der landesweit 21 Notfallkrankenhäuser angesiedelt, sollen die aus Politik-, Kommunenvertretern und Gesundheitspersonal zusammengesetzten Strukturen für einheitlichere Prozesse und Qualität in der Gesundheitsvorsorge sorgen. Die über ihnen angesiedelten Gesundheitskooperationskomitees - eines in jeder der fünf dänischen Regionen - sollen deren Arbeit koordinieren und Zielrichtungen für die jeweilige Region setzen.

    Seit Anfang 2020 hat die Regierung bereits mehrere Tranchen an Zusatzmitteln für die regionale Gesundheitsvorsorge zur Verfügung gestellt. Zuletzt wurden im Dezember 2021 über 130 Millionen Euro bewilligt, die für "zeitlich begrenzte Maßnahmen während der Wintermonate im Krankenhauswesen verwendet werden sollen, die dazu beitragen können, die Tätigkeit in der Zukunft zu stärken und zu unterstützen, das Gesundheitspersonal zu halten und das Krankenhaussystem zu erhalten". Die Regionen haben bereits im Sommer des Vorjahres neue Schwerpunkte gesetzt. Demnach sollen die Bereiche Rehabilitation und chronische Krankheiten, die Vorsorge bei lebensbedrohlichen Krankheiten, wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sowie eine größere Aufmerksamkeit auf die Lebensqualität, einschließlich des psychischen Wohlergehens und die Langzeitfolgen eine COVID-19-Erkrankung, stärker in den Fokus rücken.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Digital Health

    Künstliche Intelligenz, Telemedizin, vor allem aber Gesundheitsdaten stehen in Dänemark ganz oben auf der Agenda. Anders lassen sich die Herausforderungen kaum meistern.

    Ein Spitzenreiter legt nach

    Laut des E-Government Berichts der Vereinten Nationen war Dänemark 2020 globaler Spitzenreiter beim Angebot digitaler öffentlicher Dienstleistungen. Das Land etablierte bereits 2003 das landesweite Gesundheitsportal sundhed.dk. Dadurch erhalten Bürger nicht nur Zugriff auf ihre Krankenhistorie, Rezepte, Untersuchungsergebnisse oder das Register für Organspender. Mittlerweile ermöglicht es durch entsprechende Apps unter anderem auch Videokonsultationen mit Psychologen, Psychiatern, Chiropraktikern, Podologen oder Zahnärzten. Dank anderer Applikationen wurde das Portal auch ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Ob Testergebnisse, Coronapass oder Infektionsnachverfolgung - alles wird dort gebündelt.

    Entsprechend sind die Nutzerzahlen in den letzten Jahren hochgeschossen: 3,6 Millionen der 5,8 Millionen Dänen haben sich im Laufe des Jahres 2020 mindestens einmal eingeloggt. Monatlich wurden bis zu 11 Millionen Zugriffe verzeichnet. "Corona hat unsere Rolle als Anbieter wichtiger Gesundheitsdaten gestärkt und die Bedeutung digitaler Gesundheitsdaten auf eine ganz neue Ebene gehoben. Die Investitionen der Regionen in die Digitalisierung gehen weiter. Wir müssen diesen Weg einschlagen, um ein Gesundheitssystem von Weltklasse zu erhalten", unterstrich die Vorsitzende der Vereinigung der für die Gesundheitspflege verantwortlichen dänischen Regionen (KL) Stephanie Lose.

    Mehr E-Health durch Reform

    Welche Schwerpunkte die Entwicklung von E-Health zukünftig haben wird, dürfte die angekündigte Reform des Gesundheitswesens klären. Premierministerin Mette Frederiksen hatte diese bereits zu Anfang ihrer Amtszeit angekündigt. "Der Druck auf das Gesundheitswesen ist so groß, dass es keinen Sinn ergibt eine Gesundheitsreform jetzt in Gang zu setzen", lautete es dann aber im Januar 2021 von Gesundheitsminister Magnus Heunicke. Presseberichten zufolge dürfte es pandemiebedingt 2023 soweit sein.

    Da in Skandinavien solche Projekte meistens in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftswelt ausgearbeitet werden, liefert ein Papier des Unternehmensverbandes Dansk Industri einen Vorgeschmack. Dieses legt den Fokus vor allem auf chronische Krankheiten, Datenerhebung und -teilung sowie telemedizinische Lösungen. So sollen zukünftig Langzeitleiden mithilfe von Genomsequenzierung und künstlicher Intelligenz frühzeitig erkannt werden. Das Ziel für 2030 sollte sein, 80 Prozent der nicht diagnostizierten chronischen Krankheiten aufzuspüren und die Diagnosen früher zu stellen, als es heute der Fall ist. Ebenfalls 80 Prozent der chronischen Patienten sollen sich bis dahin in Behandlung befinden.

    Eine Schnittstelle soll ermöglichen, Daten von mobilen Gesundheitslösungen - Apps und tragbaren Geräten - in die Gesundheitsdatenbank einzuspeisen. Ihre Anzahl und Gebrauch sollen zudem gesteigert werden, damit ältere Menschen "so viele Lebensjahre wie möglich bei sich zuhause verbringen" können. Die in Gesundheitseinrichtungen gesammelten Daten sollen dank einheitlicher Dokumentationspflichten und -standards übersichtlicher werden und für das gesamte Gesundheitswesen abrufbar sein. Mit entsprechender Absicherung sollen sie zudem für Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen sowie die Geschäftswelt zur Verfügung stehen.

    Augenmerk auf Life Science

    Dieser Bereich wird auch in der im Frühjahr 2021 vorgestellten Life-Science-Strategie der Regierung umfangreich aufgegriffen. Die dadurch etablierte Nationale Partnerschaft für Gesundheitsdaten soll alle relevanten Akteure im Bereich Gesundheitsdaten, darunter verantwortliche Behörden, Regionen, Kommunen, Universitäten, Gesundheitsfachorganisationen, Patientenvereinigungen und die Life Science Industrie sammeln sowie die Rahmenbedingungen für ihre Zusammenarbeit beim Gebrauch von Gesundheitsdaten ausarbeiten. Binnen des Jahres 2022 sollen beispielsweise eine Datenlandkarte für Übersicht über die in unterschiedlichen Registern verfügbaren Daten sorgen, eine Suchmaschine die korrekte Anlaufstelle für die Beantragung des Datenzugangs aufzeigen und ein Wegweiser diesen Prozess erleichtern. Langfristig wird die Schaffung einer auf künstlicher Intelligenz basierenden nationalen Analyseplattform für Gesundheitsdaten sowie eines Statistikservices bei der Gesundheitsdatenbehörde angestrebt.

    Um die Attraktivität des Landes für klinische Studien zu erhöhen soll zudem ein Pilotprojekt für virtuelle klinische Studien etabliert und Gebührenerleichterungen für Unternehmen eingeführt werden. Auch soll ein gesonderter Mittelpool den "innovativen Einkauf im Gesundheitswesen" unterstützen. Vorgesehen sind zudem ein Kooperationsprojekt zu Biosolutions sowie eine Partnerschaft für intelligentes Abfallmanagement im Gesundheitswesen.

    Fortlaufende Forschung

    Neben den Zukunftsvorhaben wird derweil an kleineren Lösungen gearbeitet. Im Rahmen der Finanzplanung für 2022 erhielten die fünf dänischen Regionen über 8 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt für 12 Leuchtturmprojekte im Bereich künstlicher Intelligenz. Sie soll beispielsweise der Mangelernährung bei Senioren vorbeugen, die Pränataldiagnostik verbessern, die Untersuchungsergebnisse bei koexistierenden Krankheiten übersichtlicher machen, aber auch die E-Mail-Flut aufräumen oder die Gebäudenutzung optimieren.

    Weitere Projekte führen die zahlreichen Cluster durch, darunter das auf klinische Robotik spezialisierte CCR oder das allgemeinere Odense Robotics, das gemeinsame, dänisch-schwedische Medicon Valley oder das auf Wohlfahrtsinnovationen spezialisierte Zentrum der Hauptstadtregion. Besonders interessant für deutsche Unternehmen dürfte dabei das im Rahmen der Interreg-Finanzierung der Europäischen Union geführte Projekt Access & Acceleration sein, das in der deutsch-dänischen Grenzregion eine grenzübergreifende Plattform aufbaut um Unternehmen die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und Forschungseinrichtungen zu erleichtern.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Lokale Branchenstruktur

    Die Branche hat zahlreiche Firmen, wird aber von wenigen großen Spielern dominiert. Diese produzieren allerdings immer mehr im Ausland.

    Laut Angaben des Branchenverbandes Medicoindustrien sind in Dänemark etwa 1.000 Unternehmen im Medizintechniksektor tätig. Darunter fallen sowohl einheimische Firmen als auch Produzenten und Anbieter aus dem Ausland. Zusammen erwirtschafteten sie 2019 knapp 8,6 Milliarden Euro Umsatz - etwa 28 Prozent der Einnahmen des Life Science Sektors im Land.

    Große Spieler mit kleinen Produkten

    Innerhalb der Branche dominieren kleine und mittelständische Unternehmen. Allerdings kommt der Großteil der Umsätze von den wenigen großen Akteuren. Die beiden Marktführer Coloplast und Demant steuern alleine etwa die Hälfte des Umsatzes des Wirtschaftszweiges bei.

    Führende Branchenunternehmen in Dänemark (Umsatz in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

    Unternehmen

    Umsatz 20201)

    Veränderung 2020/20192)

    Coloplast

    2.488

    3,4

    Demant3)

    1.941

    -3,2

    WS Audiology (vor 28. Februar 2019: Widex AS)

    1.738

    k.A.

    GN Hearing

    634

    -25,6

    Ambu AS

    479

    26,5

    1) EZB-Umrechnungskurs 2020: 1 Euro = 7, 4542 dkr; 2) auf Basis der Landeswährung; 3) Gesamtkonzern: Demant hat die Geschäftsbereiche Hearing Healthcare und CommunicationsQuelle: Geschäftsberichte der Unternehmen

    Zudem wird ein zunehmend größerer Teil der Einnahmen durch Reexporte generiert. Der Trend zur Verlegung der Kapazitäten ins Ausland hält an. So hat Demant bereits Ende 2018 seine letzten bestehenden Standorte in Dänemark geschlossen und nach Polen ausgelagert. Coloplast folgte Mitte 2019 mit der Schließung seines Werkes im norddänischen Thisted - nach 53 Produktionsjahren.

    Die Gründe dafür liegen in der Produktstruktur der einheimischen Anbieter, die vor allem preissensible Märkte beliefern. Laut dem Beratungsunternehmen Fitch Solutions machten portable Hörgeräte mehr als die Hälfte der Produktion im Wert von 2,3 Milliarden Euro aus. Mehr als ein Drittel entfiel auf Spritzen, Nadeln und Katheter. Mit großem Abstand folgen Elektrodiagnoseapparate, Adhäsionsbarrieren oder Orthopädietechnik und Prothesen, deren jährliche Produktion bei 60 Millionen bis 120 Millionen Euro liegt.

    Auslagerung kurbelt Importnachfrage an

    Die Auslagerungstendenz wird auch an der Außenhandelsstatistik ersichtlich. War der Wert der dänischen Exporte von Medizintechnik im Jahr 2000 noch mehr als doppelt so hoch wie der der Importe, übertraf er sie 20 Jahre später nur noch um ein Viertel. Die Einfuhren haben sich in der gleichen Zeitspanne nahezu verdreifacht. Eine besonders hohe Dynamik wiesen Therapie- und Beatmungsgeräte, Medizinmöbel sowie Kleininstrumente, wie Spritzen, Nadeln und Katheter, auf.

    Deutsche Produkte wachsen überdurchschnittlich: Ihr Anteil an den Gesamtimporten stieg in den vergangenen 10 Jahren laut dem dänischen Statistikamt DST von 15 auf 20 Prozent. Bei zahnmedizinischen Instrumenten machten Produkte Made in Germany 2021 sogar knapp 30 Prozent der Einfuhren aus. Aus Deutschland kommt auch jeweils etwa ein Viertel der nach Dänemark importierten Elektrodiagnose- und Therapiegeräte sowie Medizinmöbel.

    Bild vergrößern

    Ähnlich hoch ist der deutsche Anteil bei Pharmaprodukten. Diese Sparte gewann im Zuge der Pandemie deutlich an Fahrt. Im Jahr 2020 summierte sich der Wert der Einfuhren auf nahezu 5 Milliarden Euro - 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Nach den ersten neun Monaten 2021 ging das Wachstum nur geringfügig auf knapp 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Rahmenbedingungen

    Das dänische Auftragswesen zeichnet sich durch hohe Transparenz aus. Wegen der hohen Konsultationsbereitschaft sind kulturelle und sprachliche Kenntnisse sehr empfehlenswert.

    Gebündelt und transparent

    Der wichtigste Dienstleister im Gesundheitswesen in Dänemark, die öffentliche Hand, kauft entsprechend dem Vergabewesen der Europäischen Union (EU) ein. Die Aufträge für Medizintechnik, Verbrauchsmaterialien, immer öfter aber auch digitale Technologien, werden von den Kommunen ausgeschrieben. Tender sind sowohl auf dem nationalen Einkaufsportal, als auch dem Gemeinschaftsportal der fünf Regionen zu finden. Teilweise finden sie sich ebenfalls im EU-Ausschreibungssystem TED wieder.

    Separat gehandhabt werden Pflegehilfsmittel. Um bezuschusst angeboten werden zu können, muss eine Freigabe des dänischen Sozialamts vorliegen. Die entsprechenden Produkte werden dann in die Hilfsmitteldatenbank aufgenommen.

    Privatärzte und -praxen bündeln ihr Einkäufe größtenteils auch um Skaleneffekte zu nutzen und die Einkaufspreise zu senken. Dafür nutzen sie entweder Einkaufsplattformen, die durch die Regionen zur Verfügung gestellt werden, wie beispielsweise ILS Online in Nordjötland, oder von privaten Institutionen getragene Portale, wie dem Einkaufsverband der dänischen Ärzte.

    Bei den Entscheidungskriterien dominiert bei Aufträgen der Regionen und individueller Ärzte der Preis. Auf Zentralebene wird mehr Wert auf Qualitätskriterien und die Lebenszeitkosten gelegt.

    Dänisch sollte sein

    Zu beachten ist, dass die Ausschreibungen meistens ausschließlich auf Dänisch veröffentlicht werden. Auf den im Rahmen der Verfahren oftmals angebotenen Bietertreffen können Details zum Bedarf besprochen werden. Üblich ist ferner Dialogbereitschaft seitens der Auftraggeber sowie eine Offenheit gegenüber Technologieberatung. Insofern empfiehlt sich beim Vertrieb der Einsatz von Partnern oder Personal, das sowohl der dänischen Sprache mächtig als auch mit den Gepflogenheiten im Land vertraut ist. Die Zusammenarbeit mit einem lokalen Distributor hat zudem den Vorteil, meistens Zugang zu allen drei skandinavischen Ländern zu erhalten.

    Binnenmarkt erleichtert Zugang

    Um Produkte im Bereich des Gesundheitswesens in Dänemark anbieten zu können, müssen diese das europäische CE-Zertifikat besitzen.

    Im innergemeinschaftlichen EU-Warenverkehr sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Dänemark

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft

    Sundheds- og aeldreministeriet

    Ministerium für Gesundheit und Senioren

    Sundhedsstyrelsen

    Gesundheitsamt

    Sundhedsdatastyrelsen

    Gesundheitsdatenbehörde

    Laegemiddelstyrelsen

    Oberaufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizintechnik

    Digitaliseringsstyrelsen

    Digitalisierungsbehörde

    En indang til sundhedsdata (Research Health Data Gateway)

    Portal für Gesundheitsdaten zu Forschung und Entwicklung

    Danske Regioner

    Interessensorganisation der fünf dänischen Regionen


    SKI

    Einkaufsvereinigung des Staates und der Kommunen

    Brancheforeningen Medicoindustrien

    Fachverband für die medizintechnische Industrie

    Danish.CareBranchen for hjaelpemidler og velfaerdsteknologi

    Fachverband der Anbieter von Hilfsmitteln sowie Dienstleister für Körperbehinderte

    Sundhed Danmark. Foreningen av danske sundhedsvirksomheder

    Verband privater Krankenhäuser und Kliniken

    Medicoteknik

    Fachzeitschrift für Medizintechnik

    Health and Rehab Scandinavia

    größte skandinavische Messe für Gesundheit, Pflege und Rehab; nächster Termin 05.2023; Kopenhagen

    DiaLabXpo

    Konferenz der Diagnose- und Laborindustrie; nächster Termin 1. bis 3.11.2022; Kopenhagen

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