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Branche kompakt | Iran | Solarenergie

Irans Solarwirtschaft steht vor einem Neustart

Für den Solarsektor könnte es nach den 2022 erwarteten Sanktionslockerungen aufwärts gehen. Nach der Reaktivierung der US-Sanktionen 2018 hatte die positive Entwicklung gestoppt.  

Von Robert Espey | Dubai

  • Marktüberblick

    Der Ausbau erneuerbarer Energien durch private Investoren soll stark beschleunigt werden. Dazu müssten sich aber die Rahmenbedingungen deutlich verbessern.      


    Markttreiber und -hemmnisse

    Treiber

    Hemmnisse

    Stark gesunkene Investitionskosten für Photovoltaikanlagen

    US-Wirtschaftssanktionen (könnten 2022 wieder gelockert werden)

    Stromproduktion unzureichend, neue Kraftwerkskapazitäten erforderlich

    Unwägbarkeiten bei der Zahlungsfähigkeit staatlicher und privater Stromabnehmer

    Klimaschutz gewinnt an Bedeutung

    Finanzierungsengpässe bei privaten Kraftwerksprojekten

    Quelle: Germany Trade & Invest

    Von Robert Espey | Dubai

  • Politische Ziele

    Die Regierungen wollen seit vielen Jahren die Erneuerbaren stärken. Der Privatsektor soll den Ausbau vorantreiben. 

    Starker Ausbau des noch kleinen Solarsektors angestrebt

    Seit Jahrzehnten gehört es zu den energiepolitischen Zielen aller iranischen Regierungen, erneuerbare Energien (EE) zum Schutz der Umwelt und zur Einsparung fossiler Brennstoffe zu fördern. Die Zielgrößen wurden aber in der Regel weit verfehlt. Die Aktivitäten richteten sich zunächst vor allem auf Windprojekte. In der Region Rudbar-Manjil (Provinz Gilan am Kaspischen Meer) wurden 1995 die ersten Windturbinen in Betrieb genommen. Dort entstand dann der erste und bis heute größte Windpark des Landes (92 Megawatt). Anfang 2017 gingen die ersten zwei größeren PV-Projekte (Photovoltaik; jeweils 7 Megawatt) in Betrieb.

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    Der Anteil erneuerbarer Energien (ohne große Wasserkraftwerke) an der Stromerzeugung lag 2020/2021 (iranisches Jahr 1399: 21. März bis 20. März) mit 5,9 Millionen Megawattstunden bei 1,7 Prozent. Davon dürfte mehr als die Hälfte PV-Strom gewesen sein. Ende 2021 hatten erneuerbare Energien einen Anteil an den gesamten Kraftwerkskapazitäten (86 Gigawatt) von 1 Prozent, Solarenergie alleine kam auf 0,5 Prozent.

    Die Regierungsplanung setzt bei erneuerbaren Energien keine technologiespezifischen Ziele. Die stark gesunkenen Investitionskosten für PV-Kraftwerke haben jedoch zu einer Dominanz dieser Technologie geführt, der Trend dürfte sich auch zukünftig fortsetzen. Zwischen 2016/2017 und 2020/2021 sind die PV-Kapazitäten von 22 auf 429 Megawatt gestiegen. Bei Windkraft kam es nur zu einer Erhöhung um 117 auf 308 Megawatt.

    Der Ausbau erneuerbarer Energien soll im Wesentlichen durch den Privatsektor erfolgen. Der Staat bietet Stromabnahmeverträge an. Zunehmend soll die Stromvermarktung auch über die Energiebörse (Energy Exchange Market/IRENEX) abgewickelt werden.

    Aktuelle Zielgröße: 11 Gigawatt erneuerbare Energien bis 2026

    Im Rahmen des 6. Fünfjahresentwicklungsplans (2017/2018 bis 2021/2022) war für den Bereich erneuerbare Energien eine Ausweitung der Kapazitäten auf 5 Gigawatt vorgesehen. Im März 2022 endet die Planperiode, Ende 2021 waren aber nur 0,9 Gigawatt erreicht. Bis Sommer 2022 sollen es 1,2 Gigawatt werden, was aber auch nicht als gesichert gelten kann.

    Das 5-Gigawatt-Ziel hätte möglicherweise erreicht werden können, wenn es nicht 2018 zu einer Reaktivierung der US-Sanktionen gekommen wäre. Mit ausländischen Partnern wurde 2016 und 2017 über große Solar- und Windprojekte diskutiert. Die Sanktionen führten aber dann dazu, dass fast alle Gespräche beendet wurden. Die nun 2022 erwartete erneute Lockerung der US-Sanktionen - nach einer Einigung zwischen den USA und Iran bei den in Wien laufenden Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Atomabkommens - könnte ausländische Investoren zurückbringen.

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    Im Oktober 2021 hat die zum Energieministerium gehörende Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) interessierte in- und ausländische Unternehmen aufgefordert, Vorschläge für Solaranlagen ab 10 Megawatt, Windkraftwerke ab 50 Megawatt und andere erneuerbare Energieprojekte (ohne Kapazitätsvorgaben) zu unterbreiten. Es sollen Vorhaben mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt vergeben werden. Satba erwartet, dass etwa 7,5 Gigawatt auf Solarprojekte entfallen.

    Ende der langfristigen Stromabnahmeverträge, aber schnelle Amortisierung

    Anders als bisher will Satba mit den privaten Investoren keine langfristigen Stromabnahmeverträge mehr unterzeichnen. Vielmehr soll ein Stromliefervertrag über lediglich sechs bis sieben Jahren geschlossen werden, wobei eine Amortisierung der Investitionen innerhalb von vier Jahren gesichert werden soll. Wie in der Vergangenheit könnten aber die (noch nicht bekannten) Zahlungsmodalitäten, unzureichende Zahlungsgarantien und Finanzierungsengpässe zentrale Probleme darstellen.

    Unklar ist, wie zukünftig mit Solar- und Windprojekten verfahren werden soll, die aufgrund einer Unterschreitung der genannten Mindestkapazitäten nicht unter das 10-Gigawatt-Programm fallen. Bislang konnte Satba bei Solar- und Windanlagen unter 10 Megawatt mit den Betreibern gemäß dem jeweils geltenden Einspeisetarif Stromabnahmeverträge über 20 Jahre abschließen.

    Im Mai 2021 wurden für Neuverträge die Vergütung pro Kilowattstunde angehoben, auf 7.644 Rial für Windkraftanlagen und 8.918 Rial für Solaranlagen. Dies entsprach nach dem damaligen freien Wechselkurs 2,6 beziehungsweise 3,0 Euro-Cent (Durchschnitt im Mai 2021). Die in Rial zu zahlenden Vergütungen werden jährlich an die Inflations- und die Euro-Wechselkursentwicklung angepasst (Adjustment Formula).

    Der Haushaltsentwurf für 2022/2023 sieht Mittel zur Förderung erneuerbarer Energien in Höhe von etwa 100 Millionen US$ vor. Details zur geplanten Verwendung der Gelder liegen nicht vor. Aufgrund der Förderung erwartet die Regierung bis Ende 2022/2023 mehr als eine Verdoppelung der Kapazitäten auf 1,9 Gigawatt.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Marktorganisation

    Seit langem wird über eine Privatisierung des Strommarktes diskutiert. Zahlreiche Kraftwerke sind in eine private Rechtsform überführt worden. Dennoch bleibt der Staat dominierend.

    Staatliche Akteure dominieren 

    Iran verfügt über Kraftwerke mit einer Kapazität von 86 Gigawatt (Stand: Ende 2021). Die Stromerzeugung stieg 2020/2021 (iranisches Jahr 1399: 21. März bis 20. März) um 5,1 Prozent auf 343 Millionen Megawattstunden. Kraftwerke, die vom Energieministerium betrieben werden, hatten einen Anteil an der Stromerzeugung von über 40 Prozent. Alle nicht vom Ministerium betriebenen Kraftwerke werden als privat klassifiziert. Allerdings handelt es sich zum Großteil um Kraftwerke, die zwar in privater Rechtsform geführt, aber von nicht-privaten Eigentümern kontrolliert werden. Die staatliche Iran Power Generation and Transmission Company (Tavanir) und ihre Regionalgesellschaften sind Stromnetzbetreiber.

    Einspeisevergütungen für private Kraftwerksbetreiber

    Bereits seit 2001 gibt es in Iran eine gesetzliche Einspeisevergütung für private Kraftwerksbetreiber. Das Energieministerium zahlt den Betreibern garantierte Abnahmepreise. Die Tarife waren allerdings für erneuerbare Energien in der Regel zu gering. Bis 2014 wurden einheitliche Vergütungen angeboten, eine Unterscheidung nach Kraftwerksarten gab es nicht. Zur Förderung erneuerbarer Energien traten im Juli 2015 besondere Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien in Kraft, die nach Technologie und Anlagengröße differenzieren. Für den Abschluss der Stromabnahmeverträge bei erneuerbaren Energien ist vor allem die Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) zuständig. Sie gehört zum Energieministerium.

    Die Stromabgabepreise sind weiterhin stark subventioniert, obwohl seit langem daran gearbeitet wird, die Subventionen zu reduzieren.  Für industrielle Kunden, die monatlich mehr als 2.000 Kilowattstunden verbrauchen, soll der Kilowattstundenpreis 2022/2023 auf 5.000 Rial (entspricht 2 US-Cent) verfünffacht werden. Die Strompreise variieren nach Verbraucherkategorie (Haushalte, Industrie, Landwirtschaft etc.), Verbrauchsmenge und Netzbelastung (Spitzenzeiten etc.).

    Verbrauchsabhängige Tarife für Haushaltsstrom (Stand: Januar 2022)

    Verbrauch pro Monat (in Kilowattstunden)

    Kilowattstunde (in Rial)

    Kilowattstunde (in US-Cent) *)

    Bis 100

    300

    0,11

    100 bis 200

    350

    0,13

    200 bis 300

    750

    0,27

    200 bis 400

    1.350

    0,49

    400 bis 500

    1.550

    0,56

    500 bis 600

    1.950

    0,70

    Mehr als 600

    2.150

    0,77

    *) Umrechnung zum freien Wechselkurs (Stand: 14. Januar 2022: 1 US$ = 278.000 Rial)Quelle: Energieministerium


    Energieministerium mit Zahlungsrückständen

    Das Energieministerium hat bei den privaten Stromproduzenten hohe Zahlungsrückstände. Die Budgetzuteilungen sind häufig zu gering, um die Differenz zu decken zwischen den an die Erzeuger zu zahlenden Vergütungen und den Einnahmen aus dem Stromverkauf.

    Private Kraftwerksbetreiber können Strommengen, die über die Stromabnahmeverträge hinausgehen, über den "Energy Exchange Market" (IRENEX) direkt an Großverbraucher wie Industrieunternehmen etc. verkaufen. Die gehandelten Strommengen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Mittlerweile versorgen sich viele Industriebetriebe über IRENEX. Seit Februar 2020 werden über IRENEX auch sogenannte Kapazitätszertifikate gehandelt. Dabei sichern Stromerzeuger den Zertifikatserwerbern zu, neue Kapazitäten bereitzustellen. Bis September 2021 wurden Zertifikate für insgesamt 1,5 Gigawatt ausgestellt.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Marktchancen

    Die klimatischen Voraussetzungen für Solarstrom sind in Iran sehr gut. Viele Investoren zeigen Interesse. Aber die politischen Rahmenbedingungen stellen aktuell ein Hindernis dar. 

    Viele Investoren in Wartestellung 

    In Iran ist das Potenzial Solarenergie zu nutzen groß aufgrund der in den meisten Landesteilen hohen bis sehr hohen Sonneneinstrahlung. Die durchschnittliche tägliche Sonneneinstrahlung pro Quadratmeter liegt zwischen 4,5 und 5,5 Kilowattstunden. In 80 Prozent des Landes bewegt sich die jährliche Strahlung zwischen 1.640 und 1.970 Kilowattstunden. Die höchsten Werte werden in den Provinzen Kerman, Yazd, Fars, Kohkiluyeh va Boyer Ahmed, Hormuzgan und Chahar Mahal va Bakhtiari erreicht. Das in diesen Regionen hohe Staub-/Sandaufkommen beeinträchtigt allerdings die Leistungsfähigkeit von PV-Anlagen, beziehungsweise verursacht erhebliche Kosten für die Panel-Reinigung. 

    Westliche Unternehmen werden Marktchancen im iranischen Solarsektor allerdings erst nach einer Lockerung der US-Sanktionen wieder nutzen wollen beziehungsweise können. Der Solarsektor befand sich seit 2016 im Aufschwung. Die Reaktivierung und Verschärfung der US-Sanktionen stoppten diesen allerdings 2018. Das Jahr 2022 könnte einen Neustart bringen. Auch inländische Unternehmen werden sich bis zu einer Verständigung mit den USA und dem dann erwarteten allgemeinen Wirtschaftsaufschwung zurückhalten.

    Die Aktivitäten in Irans Solarsektor konzentrieren sich auf den Bau von PV-Anlagen. Nach Angaben der für die Entwicklung erneuerbarer Energien zuständigen Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) waren 2018 PV-Projekte mit einer Kapazität von 2,8 Gigawatt in der Bau- oder Planungsphase. Für diese Vorhaben hatte Satba bereits Stromabnahmeverträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren unterzeichnet. Die meisten der Projekte wurden aber nicht zu Ende geführt. Die damals installierten PV-Kapazitäten summierten sich auf weniger als 0,3 Gigawatt, bis Ende 2021 erhöhte sich die PV-Leistung auf noch nicht einmal 0,5 Gigawatt.

    Lange Projektliste und neues 10-Gigawatt-Programm

    Satba führt eine Liste mit 219 EE-Projekten (Erneuerbare Energien), die zwischen 2016/2017 (iranisches Jahr 1395: 21. März bis 20. März) und 2021/2022 genehmigt, aber noch nicht abgeschlossen oder gar nicht umgesetzt wurden. Darunter befinden sich 180 PV-Anlagen mit Leistungen bis zu 10 Megawatt, zwei Projekte mit 30 Megawatt und ein Vorhaben mit 100 Megawatt. Ein Teil der noch nicht realisierten Projekte könnte zukünftig reaktiviert werden.

    Die größten Chancen dürfte aber das neue 10-Gigawatt-Programm bieten. In- und ausländische Investoren bewerten erneuerbare Energien in Iran weiterhin als potenziell attraktiv - das zeigt die große Resonanz auf die Aufforderung, Interessensbekundungen für den Bau von EE-Anlagen abzugeben, die Satba im Oktober 2021 veröffentlichte.

    Nach Satba-Angaben haben 153 Unternehmen Interessenbekundungen für insgesamt 90 Gigawatt abgegeben. Der Großteil dürfte sich auf PV-Anlagen beziehen. Hier hat Satba eine Kapazitätsuntergrenze von 10 Megawatt gesetzt. Zu den Interessenten sollen auch einige ausländische Firmen gehören.

    Im Januar 2022 hat Satba einem Teil der Interessenten, deren vorgeschlagene Projekte sich auf 30 Gigawatt summieren, die Unterzeichnung von Absichtserklärungen angeboten. Die Prüfung der anderen Vorschläge wurde angekündigt. Informationen über den weiteren Verhandlungs- und Entscheidungsprozess liegen bislang nicht vor.

    Deutschland in Iran größter ausländischer PV-Investor

    Angesichts des Interesses der deutschen Solarwirtschaft an Iran wurde 2015 die aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierte Studie Enabling PV Iran: The Emerging PV Market in Iran zu den Perspektiven des PV-Marktes in Iran durchgeführt. Deutsche Investoren haben in Iran zwischen 2016 und 2018 PV-Anlagen mit einer Leistung von über 60 Megawatt fertiggestellt. Damit ist Deutschland unter den ausländischen Investoren führend.

    Die iranische Tochter des Heidelberger Projektentwicklers Athos Solar, Aftab Mad Rah Abrisham, hat in der Provinz Hamedan fünf PV-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 38,5 Megawatt (3 x 7 Megawatt, 8,5 Megawatt, 9 Megawatt) errichtet. Anfang 2017 wurden die ersten beiden Anlagen in Betrieb genommen. Einige Anlagenkomponenten konnten bei lokalen Herstellern beschafft werden. Die etwa 40.000 PV-Module lieferte Canadian Solar.

    Damals erklärte Athos Solar Geschäftsführer Christian Linder, nur eine Finanzierung aus Eigenkapital sei möglich gewesen. "Das ist der einzige Weg, wie sich solche Projekte im Iran momentan realisieren lassen. Eine Finanzierung über Banken ist derzeit noch nicht möglich; schon der Zahlungsverkehr ist eine tägliche Herausforderung. Unser Vorteil ist in dieser Hinsicht, dass wir über ausreichend Eigenkapital verfügen, das es uns ermöglicht, selbst ins Risiko zu gehen und solche Großprojekte auch kurzfristig umzusetzen." Ob zukünftig – nach einer Lockerung der US-Sanktionen - Finanzierungen über westliche Banken möglich sein werden, bleibt abzuwarten.

    Solarthermie führt Schattendasein

    Die Aktivitäten im Solarsektor konzentrieren sich derzeit auf Photovoltaik, aber es könnten auch einige größere CSP-Anlagen (Concentrated Solar Power) gebaut werden. Das Energieministerium hatte bereits 1997 die Stuttgarter Ingenieurfirma Fichtner mit der Erstellung einer Feasibility-Studie beauftragt. Das erste (Pilot)Solarkraftwerk wurde aber erst 2008 in Shiraz mit einer Kapazität von 250 Kilowatt in Betrieb genommen. Weitere kleine CSP-Anlagen wurden errichtet.

    In Yazd ging 2010 ein 467-MW-ISCC-Kraftwerk (Integrated Solar Combined Cycle) mit einer CSP-Komponente von 17 Megawatt ans Netz. Das Projekt geht auf eine deutsch-iranische Planung aus dem Jahre 1995 zurück, das damalige Konzept sah allerdings 100 Megawatt CSP vor. Eine weitere CSP-Komponente mit 20 Megawatt soll noch 2022 in Yazd fertiggestellt werden.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Markthemmnisse

    Die US-Sanktionen behindern die Entwicklung des Solarmarktes stark. Aber auch interne Probleme sind zu lösen.  

    Lösung politischer Probleme würde Investitionsrisiken deutlich vermindern

    Nach Abschluss des Atomvertrages zwischen Iran und den USA, den E3-Ländern (Frankreich, Vereinigtes Königreich, Deutschland), China sowie Russland und der Aufhebung vieler Wirtschaftssanktionen Anfang 2016 zeichnete sich im Bereich der erneuerbaren Energien ein kräftiger Aufschwung ab. In- und ausländische Investoren zeigten angesichts der verbesserten internationalen Rahmenbedingungen und attraktiver Einspeisevergütungen (gültig seit 2015) für Erneuerbare großes Interesse. 

    Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen 2018 und der Reaktivierung und kontinuierlichen Verschärfung der US-Sanktionen kamen nahezu alle mit westlichen Partnern geführten Gespräche über Solar- und Windprojekte zum Stillstand. Die meisten der Vorhaben, die lokalen Investoren geplant hatten, wurden ebenfalls nicht realisiert. In den Jahren 2019 bis 2021 stiegen im Solarsektor die Kapazitäten lediglich um insgesamt 0,15 Gigawatt.

    Die zum Energieministerium gehörende Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) konnte bei Solaranlagen, die private Investoren seit 2016 gebaut hatten, ihren Zahlungsverpflichtungen gemäß den Stromabnahmeverträgen nur unvollständig nachkommen.

    Zudem waren ausländische (auch deutsche) Investoren mit kaum lösbaren Problemen konfrontiert, um ihre in Rial ausgezahlten Einspeisevergütungen in Hartwährung umzutauschen sowie beim Geldtransfer ins Ausland.

    In Wien laufen seit Ende November 2021 wieder Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Atomabkommens. Nach einem erfolgreichen Abschluss dieser und entsprechender Lockerungen der US-Sanktionen wäre ein wesentliches Markthemmnis beseitigt. Zusätzlich müssten Investoren Vertrauen zurückgewinnen, dass vereinbarte Einspeisevergütungen auch zuverlässig ausgezahlt werden.

    Für ausländische Unternehmen wäre ein relativ reibungsloser Geldtransfer ins Ausland zu einem akzeptablen Wechselkurs zu gewährleisten. Eine Rückkehr von US-Sanktionen nach einer möglichen Wahlniederlage der Demokraten bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 dürfte als fortbestehendes Risiko betrachtet werden.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Branchenstruktur

    Iran verfügt bei Photovoltaik bereits über erhebliches Know-how. Für einen starken Ausbau der Solarenergie ist die Branche aber noch nicht gerüstet. Deutsche Partner sind gefragt.

    Solarbranche an Zusammenarbeit mit deutschen Partnern interessiert

    In Iran gibt es schon eine größere Zahl von Unternehmen die Erfahrung darin haben, Solardach- und Freilandanlagen zu errichten. Auch einige Komponentenhersteller existieren bereits. Die lokale Herstellung von Solartechnik soll forciert werden. Bei Nutzung im Land hergestellter Komponenten werden Zuschläge zur Einspeisevergütung angeboten. Zudem wird die heimische Industrie durch Schutzzölle gefördert.

    Für deutsche Unternehmen bieten sich Kooperationen mit iranischen Partnern nicht nur bei der lokalen Herstellung von Solartechnologie an. Interesse besteht auch an deutschem Know-how unter anderem bei Planung und Wartung von Solaranlagen. Es besteht auch die Möglichkeit zur Kooperation mit leistungsfähigen Forschungseinrichtungen, wie beispielsweise dem Photovoltaic Laboratory and Solar Cell Applied Research Institute der Universität Teheran.

    Anlagenkomponenten aus lokaler Produktion

    Im Dezember 2021 wurde in Iran nach vierjähriger Bauzeit die erste Produktionsstätte für Photovoltaikzellen und -module in Betrieb genommen. Die Fabrik befindet sich in der Region Khomein (Provinz Markazi). Nach Angaben des Unternehmens (Mana Energy Pak Company) können in der ersten Ausbauphase jährlich Solarpanel mit einer Leistung von 250 Megawatt hergestellt werden. Letztlich ist eine Kapazität von 1.500 Megawatt angestrebt. Die Kapazität zur Herstellung von polykristallinen Solarzellen beträgt derzeit 150 Megawatt. Eine Produktion von mono- und polykristallinen Wafern mit einer Jahresleistung von 1.200 Megawatt ist geplant.

    Solarmodule mit monokristallinen Zellen werden unter anderem von Solar Firouzeh (Leistung: 30 bis 340 Watt) und von Taban Energy (320 bis 380 Watt) zusammengebaut. Nian Elecronic in Mashad stellt Inverter mit einer Leistung von 5 Kilowatt sowie Steuerungstechnik für kleine Solaranlagen her. Tavan Pajoohan Fanavar Pasargad in Teheran produziert ebenfalls 5 Kilowatt Inverter und Steuerungsanlagen. Ob beziehungsweise wie schnell sich der lokale Solartechnologiesektor weiter entwickelt, wird von der Investitionsdynamik beim Bau neuer Solaranlagen abhängen.

    Die staatliche Industrial Development & Renovation Organization of Iran (IDRO) und die deutsche SCHMID Group hatten 2016 eine Absichtserklärung unterzeichnet, um bei der Errichtung einer voll integrierten Photovoltaik-Produktion zusammenzuarbeiten. Das geplante Werk sollte die gesamte Photovoltaik-Wertschöpfungskette umfassen, einschließlich Polysilizium, Wafer, Solarzellen und Modul-Fertigung. Zunächst sollte eine Jahreskapazität von 200 Megawatt erreicht werden, langfristig 1.000 Megawatt.

    Das Unternehmen Noursun Energy gehört zu den Firmen, die neben PV-Dachinstallationen bereits mehrere größere Freilandanlagen geplant und gebaut haben. Dazu gehören das Khuf Projekt mit 10 Megawatt (Provinz South Khorasan; Fertigstellung 2017) oder die 10-Megawatt-Anlage in Lamerd (Provinz Fars; 2019). In der Provinz Kerman ist ein 10-Megawatt-Projekt im Bau.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest/Iran

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Iran

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land

    Ministry of Energy

    Für erneuerbare Energien zuständiges Ministerium

    Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba)

    Für erneuerbare Energien zuständige Behörde

    Iran Renewable Energy Association (IRRENA)

    Fachverband der Privatwirtschaft (gegründet 2018)

    Iran International Renewable Energy, Lighting & Energy Saving Exhibition

    Fachmesse (jährlich in Teheran seit 2008; letzter Termin: 2019, nächster: k.A.)

    Iran International Electricity Exhibition

    Fachmesse (jährlich seit 1999 in Teheran; letzter Termin: Januar 2021, nächster: November 2022)

    Kish ENEX - International Energy Exhibition

    Fachmesse (jährlich seit 2005 auf der Freizoneninsel Kish; nächster Termin: Dezember 2023)

    Von Robert Espey | Dubai

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