Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Israel | Maschinenbau

Maschinenbau ist hochspezialisiert

Die Maschinenbauindustrie ist in Israel eine wichtige Branche. Sie erzielt ihre Umsätze hauptsächlich auf dem Weltmarkt. Das Einfuhrregime ist liberal.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

 

  • Markttrends

    Der israelische Maschinenbau ist eine bedeutende Industriebranche und auf dem Weltmarkt erfolgreich. Produktivität und Investitionen stocken, doch es gibt auch Innovationsimpulse.

    Produktionswachstum bei 1,4 Prozent pro Jahr

    Im Jahr 2020 lag der Umsatz der Maschinenbauindustrie bei umgerechnet 5,4 Milliarden US-Dollar (US$). Das machte 4,8 Prozent des Gesamtumsatzes der israelischen Industrie aus. Damit gehört der Maschinenbau zu den wichtigeren Branchen des verarbeitenden Gewerbes.

    In den Jahren 2016 bis 2019, also bis zum Ausbruch der Coronakrise konnte der Maschinenbau seine Wertschöpfung um durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr wachsen; 2020 konnte er sie in realen Binnenpreisen mit einem Minus von nur 0,2 Prozent wahren. Im Endergebnis lag die Wertschöpfung der Branche 2020 um 5,5 Prozent über dem fünf Jahre zuvor verzeichneten Stand.

    Das Produktivitätswachstum hielt sich in dieser Zeit in Grenzen. Im Jahr 2020 war die Wertschöpfung je Beschäftigten nur um 2,1 Prozent höher als 2015. Durchschnittlich entsprach dies einer Produktivitätssteigerung um 0,4 Prozent pro Jahr.

    Auch die Investitionstätigkeit des Maschinenbaus zeigt keine auffällige Dynamik. Die Investitionen der Branche in ausländische Maschinen und Ausrüstungen sind während des letzten Jahrfünfts in laufenden Dollarwerten wie auch in realen Binnenpreisen dreimal zurückgegangen – besonders deutlich im Coronajahr 2020. Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2020 belief sich diese Investitionskategorie auf 214 Millionen US$.

    Der Erwerb von Maschinen und Ausrüstungen aus einheimischer Produktion wird nicht statistisch erfasst. Allerdings spiegeln die Investitionen in ausländische Fabrikate, auf welche die überwiegende Mehrheit des Kapitalaufwands entfällt, das Investitionsverhalten der Branche durchaus getreu wider.

    Anspruchsvolle Kunden

    Die Wachstumschancen der Maschinenbaubranche in den kommenden Jahren werden  angesichts der hohen Exportquote in hohem Maß von der weltwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung ebenso wie von anhaltender Modernisierungs- und Innovationstätigkeit abhängen. Das Gros der Maschinenproduktion ist für ausländische und für inländische Kunden bestimmt, die hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Präzision stellen. Zu den einheimischen Kunden gehören nicht zuletzt Hersteller aus der Elektronikindustrie und der Wehrtechnik, für die höchste Bearbeitungsgenauigkeit unabdingbar ist.

    Die israelische Industrie als Ganzes bemüht sich um eine Rationalisierung ihrer Produktion. Diese Bemühungen werden von der Regierung gefördert. Zu diesem Zweck unterstützt die Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority) finanziell die Einführung moderner Produktionsmethoden auch in traditionellen Industriezweigen. Dieses Programm steigert die Nachfrage nach innovativen und effizienten Produktionsanlagen, Maschinen und Ausrüstungen.

    Innovationsimpulse aus der Hightechszene

    Wie aus der Datenbank der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central hervorgeht, waren im Mai 2021 insgesamt knapp 1.500 Hochtechnologiefirmen in einem oder mehreren der folgenden Technologiebereiche tätig: industrielle Erzeugung, Maschinen, Automatisierung, Robotik, Industrie 4.0, additive Produktionsverfahren und Maschinenlernen. Fast 1.100 dieser Unternehmen verfügen bereits über marktgängige Produkte.

    Natürlich sind nicht alle von diesen Firmen entwickelten Lösungen für den Maschinenbau gedacht, doch zeigen die obigen Zahlen, dass es in Israel ein hohes technologisches Potenzial auch für Maschinen und Ausrüstungen gibt. Dieses Potenzial steht nicht nur israelischen Unternehmen zur Verfügung. Vielmehr können auch ausländische Partner fertige technologische Lösungen erwerben oder mit israelischen Hightech-Firmen an der Entwicklung solcher Lösungen kooperieren.

    Israel ist Nettoimporteur

    Die israelische Maschinenbauindustrie deckt nur einen kleinen Teil des binnenwirtschaftlichen Bedarfs, sodass der Markt sich hauptsächlich über die Einfuhr versorgt.

    In den letzten fünf Jahren war bei den Importen kein Wachstumstrend zu beobachten. Die Auslandsbezüge schwankten in dieser Zeit zwischen 7 Milliarden und 7,9 Milliarden US. Im Jahr 2020 beliefen sie sich 7,1 Milliarden US$, während die einheimische Branche einen Inlandsumsatz von umgerechnet circa 1,8 Milliarden US$ erzielte. Damit betrug die Importquote auf dem Maschinenmarkt 80 Prozent.

    Deutschen Maschinenherstellern bieten sich in Israel zahlreiche Geschäftschancen. In dem Jahrfünft 2016 bis 2020 schwankten die Importe aus Deutschland zwischen 808 Millionen und 927 Millionen US$. Im Jahr 2020 lagen sie bei 858 Millionen US$, was einem Importmarktanteil von 12 Prozent entsprach.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Branchenstruktur

    Die israelische Maschinenbauindustrie ist hochspezialisiert und sucht ihr Wachstum im Ausland. Deshalb treten ausländische Anbieter auf dem israelischen Markt oft gegeneinander an.

    Umsatzzahlen nur grob aufgeschlüsselt

    Eine detaillierte Aufschlüsselung der vom Maschinenbau erzielten Umsatzzahlen liegt nicht vor, da das Zentralamt für Statistik für die Branche lediglich drei breitgefasste Sparten ausweist. Zudem werden selbst diese Angaben mit erheblicher Verzögerung veröffentlicht.

    Im Jahr 2018, für das die jüngsten verfügbaren Zahlen vorliegen, war die Produktion von Landwirtschafts-, Umform-, Nahrungsmittelmaschinen sowie Werkzeugmaschinen und anderen Maschinen für besondere Zwecke die größte der drei Sparten. Auf sie entfielen 45,2 Prozent des Branchenumsatzes.

    An zweiter Stelle lag mit 30,9 Prozent die Produktion von Öfen, Ofenbrennern, solaren Energieanlagen, Fördertechnik, Büromaschinen und anderen Maschinen für allgemeine Zwecke. Mit 23,9 Prozent war die Herstellung von Motoren und Turbinen, hydraulischen und pneumatischen Anlagen, Pumpen, Kompressoren, Hähnen und Ventilen sowie Schalt- und Antriebstechnik vertreten.

    Im Mai 2021 verzeichnete die Datenbank der Wirtschaftsauskunftsfirma Dan & Bradstreet Israel rund 1.000 Maschinenhersteller. Auch wenn diese Zahl zum Teil Unternehmen umfasst, die nicht der Maschinenproduktion im engeren Sinne befasst sind, so zeigt sie doch, dass es im Land eine relativ große Zahl von Herstellern gibt. Die mit Abstand zahlenstärksten Gruppen sind dabei Produzenten von Maschinen für spanabhebende Bearbeitung und Maschinen für die Nahrungsmittelverarbeitung.

    Produktions- und Exportentwicklung der Maschinenbauindustrie

    Jahr

    Umsatz in Mio. US$ 1)

    Ausfuhr in Mio. US$ 2)

    Exportquote in Prozent

    2016

    4.566

    3.387

    74,2

    2017

    5.136

    3.771

    73,4

    2018

    5.241

    3.938

    75,1

    2019

    5.281

    4.308

    81,6

    2020

    5.442

    3.638

    66,9

    2016 – 2020 insgesamt

    25.666

    19.042

    74,2

    1) Binnenpreisangaben, berechnet nach Angaben des Zentralamts für Statistik und umgerechnet nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs 2) SITC 71 bis 74 Quelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

    Exportorientierung ist lebenswichtig

    Die Ausfuhr ist für die Maschinenbauindustrie von entscheidender Bedeutung. In den Jahren 2016 bis 2020 schwankte die Exportquote zum Teil erheblich. Dabei brachte das Coronajahr 2020 einen scharfen Rückgang der Ausfuhr um 17,7 Prozenten in Dollarpreisen und einen Einbruch des Exportanteils am Gesamtumsatz.

    Die Maschinenbaubranche ist hoch spezialisiert, wie anhand der Exportstruktur klar wird. So entfallen 23 Prozent der Maschinenausfuhr auf nur drei SITC-Fünfergruppen: Apparate zum Filtrieren oder Reinigen von Wasser, Apparate zum Verteilen, Verspritzen oder Zerstäuben von Flüssigkeiten oder Pulvern für die Landwirtschaft oder den Gartenbau sowie auf andere Druckmaschinen (dabei handelt es sich vor allem um 3-D-Drucker). Weitere 22 Prozent der Maschinenausfuhr entfallen auf Maschinenteile.

    Angesichts der überschaubaren Größe des Binnenmarktes sucht der israelische Maschinenbau seine Wachstumschancen großenteils auf dem Weltmarkt. Das erklärt den hohen Spezialisierungsgrad. Zugleich versucht die israelische Branche erst gar nicht, den einheimischen Markt in voller Breite zu bedienen, sodass ausländische Maschinenbauer oft eher gegeneinander konkurrieren.

    Aufwertung behindert Expansion

    Ein negativer Einfluss auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit israelischer Industriebetriebe geht vom hohen Außenwert des Neuen Schekels aus, und der Maschinenbau stellt dabei keine Ausnahme dar. In den Jahren 2016 bis 2020 stieg der Wert der israelischen Währung gegenüber dem US-Dollar um 13 Prozent.

    In den ersten Monaten 2021 setzte sich die Aufwertung fort. Ob der Wert des Neuen Schekels weiter steigen wird, lässt sich schwer vorhersagen, doch haben die Währungsrelationen strukturelle Gründe wie den boomenden Export technologischer Dienstleistungen und die Umstellung der Energiewirtschaft von importierten Treibstoffen auf einheimisches Erdgas mit daraus resultierenden Leistungsbilanzüberschüssen. Daran dürfte sich in den nächsten Jahren wenig ändern, so dass Experten zumindest keine wesentliche Abwertung der israelischen Währung erwarten.

    Von Wladimir Struminski | Israel

  • Rahmenbedingungen

    Die Einfuhr entfaltet sich ohne Behinderungen. Die für Maschinen geltenden Normen gleichen internationalen Vorlagen. Ausländische Investoren sind an der Branche kaum interessiert.

    Israel hat ein liberales Importregime, das in der sogenannten Verordnung über freie Einfuhr (Free Import Order) verankert ist. Es gibt allerdings auch Bestimmungen, die den Import bestimmten Kontrollen unterwerfen. Für Maschinen und Ausrüstungen gilt eine Reihe von Industrienormen. Diese richten sich nach internationalen, insbesondere europäischen Vorbildern. Sie werden vom israelischen Normeninstitut ausgearbeitet und vom Wirtschafts- und Industrieministerium in Kraft gesetzt.

    Ein zentraler Aspekt der Normen ist die Sicherheit der Maschinen, doch beziehen sich Normen auch auf Gebiete wie Umweltschutz und öffentliche Gesundheit. Ohne eine Bestätigung, dass das betreffende Fabrikat den Normbestimmungen entspricht, ist die Einfuhr nicht erlaubt.

    Die Normerfüllungspflicht richtet sich nach der Zollklassifizierung. Sie bestimmt, welche Einfuhrbestimmungen für das jeweilige Produkt gelten. Bei Zollfragen bietet die israelische Zolldirektion die Möglichkeit einer Vorabentscheidung (pre-ruling), sofern für die betreffenden Produkte keine bereits getroffene Entscheidung vorliegt.

    Für einen Teil von Maschinen fallen grundsätzlich Zollsätze an, doch gelten diese nicht bei der Einfuhr aus Ländern oder Regionen, mit denen Israel Freihandelsabkommen unterzeichnet. Zu Israels Freihandelspartnern gehört unter anderem die EU.

    Auch wenn viele ausländische Maschinenhersteller ihre Produkte in Israel verkaufen, zieht der Maschinenbau kaum Kapitalgeber aus Übersee an. Wie aus Angaben des Zentralamts für Statistik vom März 2021 hervorgeht, wurden 2019 ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 27 Millionen US$ in die Maschinenbauindustrie getätigt. Das waren lediglich 0,1 Prozent der gesamten Direktinvestitionen, die in diesem Jahr aus dem Ausland nach Israel flossen.

    Ende 2019 betrug der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in die Maschinenbauindustrie knapp 1,3 Milliarden US$. Dieser Betrag machte 0,8 Prozent des Gesamtbestands ausländischer Direktinvestitionen aus.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Kontaktadressen

    Deutschen Unternehmen, die Interesse am israelischen Maschinenmarkt haben, stehen mehrere Ansprechpartner zur Verfügung. Das gilt auch für den Technologiezukauf und Kooperationen.

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Israel

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Economy and Industry

    Wirtschaftsministerium, u.a. für die Industriepolitik verantwortlich

    Israel Innovation Authority

    Innovationsbehörde, zuständig für die Förderung industrieller Forschung und Entwicklung

    Metal, Electrical and Infrastructure Industries Association

    Der für den Maschinenbau zuständige Fachverband bei der Industriellenvereinigung

    Start-up Nation Central

    Gemeinnützige Hightech-Organisation, verfügt über umfassende und aktuelle Datenbank

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.