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Branche kompakt | Portugal | Medizintechnik

Portugal bezieht Medizintechnik vor allem aus dem EU-Ausland

Durch die Mittel des Aufbau- und Resilienzplans fließen vermehrt Investitionen in das Gesundheitswesen. Deutsche Anbieter konkurrieren vor allem mit europäischen Wettbewerbern.

Von Oliver Idem | Madrid

  • Marktentwicklungen und -trends

    Portugal deckt den Bedarf an Medizintechnik vor allem durch Importe. Der größte Abnehmer ist der staatliche Gesundheitsdienst, insbesondere durch seine Krankenhäuser.

    Branchenkenner beziffern den Markt für Medizintechnik 2021 auf knapp 1,24 Milliarden Euro. Die Analysten von Fitch Solutions rechnen für die darauffolgenden Jahre mit einem kontinuierlichen Wachstum.

    Marktvolumen soll bis 2025 kontinuierlich zulegen

    Bis 2025 soll sich ein Marktvolumen von 1,52 Milliarden Euro ergeben. Die größten Produktgruppen in Portugal bilden medizinische Geräte sowie Verbrauchsmaterial.

    Portugal ist bei einer Reihe von wichtigen medizintechnischen Erzeugnissen überwiegend auf Importe angewiesen. Das betrifft beispielsweise Anästhesie-, Beatmungs- und Ultraschallgeräte. Rollstühle, künstliche Gelenke und Herzschrittmacher stammen ebenfalls vorwiegend aus dem europäischen Ausland.

    Importe von Medizintechnik stammen zumeist aus Spanien oder Deutschland. Weitere wichtige Lieferländer sind Frankreich, Italien, die Niederlande und Belgien. Außereuropäische Länder spielen nur eine geringe Rolle.

    Bei den Exporten sind ebenfalls europäische Länder die wichtigsten Handelspartner, wenn auch mit einem geringeren Anteil als bei den Importen. Bei den anderen Zielmärkten macht sich die enge Verbindung Portugals zu seinen früheren Kolonien bemerkbar. So sind Angola und Mosambik bedeutsame Abnehmer für medizintechnische Produkte aus Portugal. Bei einem geschäftlichen Interesse an diesen Ländern kann Portugal durch die engen wirtschaftlichen Verbindungen einen Brückenkopf bilden, um den Markteintritt zu erleichtern.

    Innerhalb der Europäischen Union (EU) ist Portugal ein verhältnismäßig kleiner Markt für Medizintechnik. Die höchste Nachfrage entfällt auf den staatlichen Gesundheitsdienst Serviço Nacional de Saúde (SNS). Dessen finanzielle Möglichkeiten sind jedoch begrenzt, was sich in längeren Wartezeiten auf Zahlungen ausdrücken kann. Zudem sind im staatlichen System erhebliche Schulden aufgelaufen.

    Private Gesundheitseinrichtungen fragen ebenfalls Medizintechnik nach, allerdings sind die Volumina deutlich geringer als bei staatlichen Aufträgen.

    Aufgrund unterschiedlich weit gefasster Produktgruppen kursieren zur Produktion und dem Außenhandel verschiedene Angaben. Entsprechend unterscheiden sich je nach Quelle auch die Marktvolumina, die sich daraus ergeben.

    Bild vergrößern

    Großteil der EU-Gelder für Gesundheitssektor vorgesehen

    Bereits vor der Coronapandemie bestand Investitionsbedarf im staatlichen Gesundheitswesen. Obwohl die Ressourcen schon vor Covid-19 knapp waren, konnten die meisten Wellen der Pandemie bewältigt werden. Ein Grundpfeiler dafür war, Krankenhaus- und Intensivbetten für die schweren Fälle vorzuhalten. Zudem wurden Tests in separaten Bereichen vor Krankenhäusern durchgeführt, damit potenziell Infizierte die Gebäude gar nicht erst betreten mussten. 

    Im Herbst 2021 erreichte Portugal eine der höchsten Impfquoten weltweit und erhielt viel Lob für die durchorganisierte Kampagne. Ebenso fand der bei der EU-Kommission eingereichte Aufbau- und Resilienzplan des Landes Anerkennung für die ehrgeizigen und weitsichtigen Ziele, die darin formuliert waren. Bis 2026 stehen insgesamt 16,6 Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten bereit. Der Gesundheitssektor im weiteren Sinne bildet einen der größten Blöcke bei den vorgesehenen Investitionen.

    Krankenhäuser sind der wichtigste Nachfragefaktor

    Laut einer Analyse der AHK Portugal sind die Krankenhäuser im Land für den Großteil der Medizintechnikkäufe verantwortlich. Auf diese Kundengruppe entfallen etwa 75 Prozent des gesamten Absatzes.

    Die Bedeutung des SNS ist erheblich. Durch die hohe Anzahl seiner Gesundheitszentren und den Betrieb von nahezu der Hälfte der Krankenhäuser im Land bündelt er einen großen Teil der Gesamtnachfrage. Der Fachverband APORMED bezifferte das Einkaufsvolumen des staatlichen Gesundheitssystems bereits 2016 auf 409 Millionen Euro.

    Neue Medizintechnik und Digitalisierung stehen im Fokus

    Die EU-Fördermittel aus dem Aufbau- und Resilienzplan erweisen sich als ein Investitionsmotor für die Modernisierung des portugiesischen Gesundheitswesens. Seit der Weltfinanzkrise 2008 waren die Haushaltsmittel überwiegend knapp. Der europäische Aufbauplan ermöglicht es nun, den aufgelaufenen Nachholbedarf zu decken.

    Für die digitale Transformation im Gesundheitssektor wurden beispielsweise 300 Millionen Euro vorgesehen. Im Fokus stehen die Datennetze und die Resilienz der IT-Systeme. Zudem sollen die Kommunikation und die nationalen Gesundheitsregister verbessert werden.

    Weitere 225 Millionen Euro sind für die Ausrüstung und Digitalisierung in Krankenhäusern bestimmt. Davon werden vor allem Hospitäler in Lissabon, Seixal und Sintra profitieren. In den Inselregionen Azoren und Madeira fließen jedoch ebenfalls Mittel in die Modernisierung der Gesundheitsangebote. 

    Die AHK Portugal stellte 2020 in einer Zielmarktanalyse fest, dass zunehmend Roboter in portugiesischen Gesundheitseinrichtungen Verwendung finden. Dabei werden sie in einem breiten Feld von Anwendungen eingesetzt. Diese erstrecken sich zum Beispiel auf Operationen und therapeutische Zwecke, aber auch die Organisation und Verteilung von Medikamenten und Mahlzeiten. Der Fokus liegt auf der Unterstützung des menschlichen Personals und der Entlastung von zeitintensiven, aber notwendigen Aufgaben.

    Aktuelle Investitionsvorhaben im Gesundheitssektor in Portugal (Auswahl; Investitionssummen in Millionen Euro)

    Projekt

    Investitionssumme

    Anmerkung

    Neues Krankenhaus von Madeira, Hospital Central da  Madeira (HCM)

    352

    Erdarbeiten im Mai 2021 begonnen mit einer Laufzeit von 18 Monaten. Bauausschreibung für Ende 2021 und der Baubeginn ist für 2022 vorgesehen. Wird je zur Hälfte finanziert vom portugiesischen Staat und der Region Madeira

    Neues Krankenhaus, Hospital Central do Alentejo, in Evora (Alentejo)

    210

    Erdarbeiten begonnen; 180 Mio. sind für den Bau und 30 Mio. für den Kauf von Hightech-Ausrüstung angewiesen. Europäische Fördermittel von 40 Mio. Euro; geplante Fertigstellung Ende 2023. Auftraggeber: Administração Regional de Saúde do Alentejo (ARS Alentejo); Auftragnehmer: Baukonzern Acciona 

    Erweiterung des Krankenhauses von Setúbal (CHS)

    14

    Im Ausschreibungsverfahren. Eine neue Notaufnahme soll entstehen. Erwartete Bauzeit 18 Monate. Auftraggeber: Centro Hospitalar de Setúbal, E.P.E.; Amtsblatt-Anzeige Nr.13059/2021, Diário da República”(DR), 18.10.2021

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemitteilungen

    Zwei Drittel der Ausgaben stammen aus öffentlichen Quellen

    Mehrere internationale Studien bescheinigen dem portugiesischen Gesundheitswesen über die vergangenen drei Jahrzehnte eine stetige Verbesserung. Im Jahr 2020 verfügten beispielsweise zehn Gesundheitseinrichtungen im Land über eine Akkreditierung der Joint Commission International für hohe Qualitätsstandards.

    Über die Jahre gelang es zumeist mit knappen Finanzmitteln, die Qualität zu steigern. Dennoch trüben einige Probleme das Gesamtbild. Für viele Behandlungen und Operationen existieren lange Wartezeiten. Mit der Alterung der Gesellschaft nehmen chronische Krankheiten zu, die Ressourcen binden. Zudem sind einzelne Fachbereiche im Land unterschiedlich flächendeckend abgedeckt. Dadurch kann es insbesondere bei Spezialisten zu erheblichen zeitlichen Knappheiten kommen.

    Die Primärversorgung erfolgt in Portugal durch die staatlichen Gesundheitszentren des SNS. Ansprechpartner dort sind die Médicos de Família, die in etwa die Funktion von Hausärzten ausüben. Krankenhäuser bieten vor allem sekundäre Gesundheitsleistungen an und versorgen Notfälle. Rehabilitationszentren sind in drei Kategorien entlang der Dauer der Maßnahmen eingeteilt.

    Etwa ein Viertel der portugiesischen Bevölkerung nutzt private Gesundheitsanbieter. Dies geschieht meistens ergänzend zum staatlichen System, beispielsweise um schneller Termine bei Spezialisten zu erhalten. Private Anbieter decken vor allem die beiden größten Städte Lissabon und Porto ab.

    Zudem existieren Mischformen, in denen private Anbieter im Auftrag des staatlichen Gesundheitssystems Leistungen erbringen.

    Spezialisierte Einrichtungen in Portugal 2020

    Fachbereich

    Anzahl

    Krankenhäuser, davon (2019)

    238

       öffentliche 1)

    108

       private

    127

      öffentlich-private

    3

    Hochspezialisierte Referenzzentren 2)

    112

    Gesundheitszentren 3)

    542

    Zentren für Gesundheitsversorgung und soziale Betreuung, davon 4)

    9.322

      Rekonvaleszenzeinheiten für kurze Dauer

    1.447

      Rehabilitationszentren für mittlere Dauer

    3.060

      Zentren für Langzeitaufenthalte

    5.115

    1) davon 5 Militär-Gefängniskrankenhäuser, beschränkter Zugang; 2) Centros de Referencia (CRe); 3) Centros de Saúde, SNS 4) Landesnetz von Einrichtungen für Pflegebedürftige (Rede Nacional de Cuidados Continuados Integrados, RNCCI) Quelle: Estatisticas da Saúde, INE Portugal; Relatório Anual do Acceso 2020, Ministerio da Saúde; Servicio Nacional de Saúde

    Laut vorläufigen Daten der OECD stammten 2020 rund 65 Prozent der Gesundheitsausgaben in Portugal aus öffentlichen Kassen. Patienten zahlten zudem mehr als 26 Prozent dieser Gesamtausgaben aus der eigenen Tasche. 

    Das staatliche System wird vor allem aus Steuern finanziert und deckt ein breites Leistungsspektrum ab. Beispielsweise für Medikamente sind jedoch Zuzahlungen der Patienten erforderlich.


    Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Portugal

    Indikator

    Wert

    Einwohnerzahl (2020 in Mio.) 1)

    10,3

    Bevölkerungswachstum (2020 in % p.a.)

    0,0

    Altersstruktur der Bevölkerung (2020)

      Anteil der unter 14-Jährigen (in %)

    13,4

      Anteil der über 65-Jährigen (in %)

    22,4

    Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2020 in Jahren)

    81,1

    Durchschnittseinkommen (2019 in Euro) 2)

    1.209,9

    Gesundheitsausgaben pro Kopf (2019 in Euro) 3)

    1.088,9

    Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2019 in %) 3)

    9,6

    Ärzte/100.000 Einwohner (2020)

    555

    Zahnärzte/1000 Einwohner (2020)

    1,1

    Krankenhausbetten/100.000 Einwohner (2019), davon 

    350,6

      privat 4)

    112,4

      öffentlich 4)

    228,1

    1) angemeldete Einwohner zum 1.1.2021; 2) durchschnittliche Bruttomonatslöhne einschließlich Zulagen, Überstunden und Zuschüsse; 3) vorläufig ; 4) gemischte privat-öffentliche Krankenhausbetten 10,1Quelle: INE Portugal Base de Dados

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Digital Health

    Portugal verfügt bereits über eine digitale Basis durch Krankenakten und Rezepte. Im Fokus für die Zukunft stehen neue Initiativen und die stärkere Nutzung von Synergien.

    Portugal setzte bereits früh auf die Nutzung digitaler Technologien und Produkte im Gesundheitswesen. Eine lebendige Forschungs- und Entwicklungslandschaft sowie die Kooperation zwischen Universitäten und Unternehmen bilden eine fruchtbare Grundlage für Innovationen. In Zukunft wird die Vernetzung und Verzahnung von Initiativen eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehört auch die Konsolidierung und Skalierung, um Anwendungen in der Breite nutzen zu können.

    Die elektronische Patientenakte Registo de Saúde Eletrónico bildet einen Dreh- und Angelpunkt der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Diese Basisdaten werden durch die erfassten Behandlungen auf dem neuesten Stand gehalten. Für die Zukunft ist ein wesentliches Ziel, den Datenaustausch zwischen öffentlichen und privaten Gesundheitsanbietern zu ermöglichen.

    Bereits seit 2015 erfolgt die Nutzung von digitalen Rezepten. Dieses Instrument hat sich sehr schnell durchgesetzt. Mittlerweile werden nahezu ausschließlich elektronische Rezepte genutzt.

    Sehr weit verbreitet ist auch die Registrierungssoftware SClínico Hospitalar. Dass rund 66.500 Anwender sie nutzen, sorgt für eine gleiche Datenbasis bei der Mehrzahl der Anbieter. Zudem laufen durch die einheitliche Struktur landesweit Gesundheitsinformationen zusammen, die für Erkenntnisse und die Steuerung der Gesundheitsversorgung genutzt werden können.

    SNS bündelt Inhalte für die Bürger in einem Internetportal

    Für die Patienten wurde eine elektronische Anlaufstelle eingerichtet. In dieser Área do Cidadão laufen Informationen und Anwendungen des öffentlichen Gesundheitswesens zusammen. Der staatliche Gesundheitsdienst SNS bietet den Bürgern dort unter anderem sieben Apps an. Damit können unter anderem Wartezeiten und Preise von Medikamenten abgefragt werden. 

    Einem Bericht der Onlinezeitung Observador zufolge nutzten 2019 bereits 87 Prozent der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen telemedizinische Anwendungen. Besonders verbreitet waren Sprechstunden und die Fernüberwachung. Vor allem für die Versorgung chronisch Kranker ist die Telemedizin zu einer wesentlichen Unterstützung herangereift.

    Neben den staatlich geplanten Initiativen entstehen auch viele Anwendungen aus der lokalen Praxis heraus. Damit reagieren zum Beispiel Krankenhäuser auf den Bedarf, der in ihrem Arbeitsalltag erkennbar wird. Nach Erkenntnissen der AHK Portugal bezieht sich das zum Beispiel auf Telesprechstunden, Überwachung und Screening.

    Seit 1998 ist die Region Alentejo Vorreiter bei telemedizinischen Anwendungen. Mit einer großen Fläche, einer dünnen Besiedlung und einer verhältnismäßig alten Bevölkerung bietet sich das Gebiet für derartige Lösungen an. Hinzu kommen weitere Faktoren wie niedrige Einkommen, eine geringe Ärztedichte und ein lückenhaftes öffentliches Verkehrssystem. Über die Jahre entstand ein Netzwerk von Gesundheitseinrichtungen, das intensiv genutzt wird.

    Mit dem eHealthsummit verfügt Portugal über eine große Fachveranstaltung für die digitale Gesundheitswirtschaft. Zuletzt wurde das Forum im Juni 2021 abgehalten. Informationen zum Teilnehmerfeld, der Agenda und einigen Inhalten sind weiterhin im Internetauftritt abrufbar.

    Die Covid-19-Pandemie hat die Nutzung digitaler Gesundheitslösungen weiter vorangetrieben. In den öffentlichen Gesundheitszentren und Krankenhäusern brach zu Beginn der Pandemie die Zahl der Konsultationen ein. Um diesen Rückgang aufzufangen und die Versorgung zu sichern, erhielten die staatlichen Krankenhäuser Zugänge für die neue Onlineplattform RSE Live. Damit wurden Live-Sprechstunden auf Distanz möglich. Ärzte können während der Konsultation die Krankenakte aufrufen und auch Rezepte ausstellen.

    Für die Patienten ist der Zugang unkompliziert gestaltet. Die Anwendung dockt an den Bürgerservice-Bereich im Internetauftritt des SNS an, in dem Informationen und Zugänge gebündelt sind. Damit benötigen sie lediglich eine Registrierung auf dem Portal und eine Kamera an ihrem Rechner. 

    Drei Projekte fördern die Entwicklung digitaler Lösungen

    Zu den wesentlichen aktuellen Projekten gehört das von der portugiesischen Regierung geförderte Smart Health 4 All. Damit soll bis 2023 ein Ökosystem für die Entwicklung und Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen geschaffen werden. 

    An dem von der EU geförderten Projekt Smart4Health sind auch portugiesische Akteure beteiligt. Dabei geht es um die Entwicklung einer Anwendung zum Sammeln, Teilen, Verwalten und Freigeben von Gesundheitsdaten über Ländergrenzen hinweg.

    Die Plattform VitalMobile Health konzentriert sich auf die Entwicklung von Monitoring- und Telehealth-Systemen für Gesundheitsdienstleister. 

    Strategieplan setzt auf neue Initiativen und Weiterbildung 

    Das portugiesische Gesundheitsministerium integrierte in den vergangenen Jahren digitale Elemente in die Gesundheitspolitik. Der Trend geht zu höheren staatlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen. Gleichzeitig finden mehr digitale Elemente Eingang in die Leistungserbringung und auch die Verwaltung des Gesundheitssystems. 

    Ende 2019 wurde ein Strategieplan bis 2022 veröffentlicht. Die englische Version heißt National Strategic Telehealth Plan. Zu den Maßnahmen gehören einfach zu nutzende, aber zugleich sichere Lösungen. Sowohl Beschäftigte im Gesundheitswesen als auch Versicherte sollen mit den Möglichkeiten vertraut gemacht werden. Der Blick richtet sich auch weiter in die Zukunft. So sollen neue Initiativen geplant, Synergien geschaffen und in einem "Living Lab" Ideen erprobt werden.

    Next Generation EU sorgt für 345 Millionen Euro an Fördermitteln

    Aus dem portugiesischen Aufbau- und Resilienzplan sollen insgesamt 345 Millionen Euro in digitale Gesundheitsbereiche fließen. Der größte Anteil von 300 Millionen Euro entfällt auf die Digitalisierung des SNS. Zwei weitere Vorhaben sind in den Regionen Azoren (30 Millionen Euro) und Madeira (15 Millionen Euro) geplant. Durch die isolierte Lage bieten sich digitale Lösungen für diese Inselregionen an.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Lokale Branchenstruktur

    Portugal verfügt vorwiegend über kleine bis mittelgroße Hersteller von Medizintechnik. Die Importe waren 2018 etwa dreimal so hoch wie die Exporte.

    Portugal ist kein Schwerpunktland, in dem Medizintechnik hergestellt wird. Entsprechend konkurrieren die Anbieter vor allem auf der Ebene der Importe miteinander.

    Ansätze zur Kooperation vor Ort bietet zum Beispiel das Health Cluster Portugal. In diesem arbeiten Universitäten und andere Forschungseinrichtungen, Krankenhäuser und Unternehmen zusammen. Unter letzteren befinden sich Medizintechnikunternehmen und solche aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnik sowie Dienstleistungen. Das Spektrum reicht aber noch darüber hinaus und umfasst auch biotechnologische und pharmazeutische Firmen. Anhand von Suchbegriffen kann das umfangreiche Verzeichnis der in Cluster organisierten Partner durchforstet werden.

    Kleine Unternehmen dominieren die lokale Medizintechnikbranche

    Portugals Medizintechnikbranche besteht vor allem aus zwei Sorten von Unternehmen. Einerseits sind bekannte internationale Namen im Land vertreten, jedoch eher selten mit einer eigenen Fertigung. Aus Deutschland sind zum Beispiel B. Braun, Fresenius und Hartmann vor Ort präsent.

    Hinzu kommen zahlreiche kleine lokale Unternehmen. Diese stellen zum Beispiel medizinische Möbel oder Verbrauchsmaterialien her.

    Einen Überblick insbesondere über die größeren Medizintechnikunternehmen im Land gibt die Mitgliederliste des Fachverbandes APORMED.

    Im November 2021 kündigte das medizinische Softwareunternehmen Dedalus an, im folgenden Jahr einen Standort in Portugal zu eröffnen. Laut der Onlinezeitung Jornal de Negócios handelt es sich um ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Analyse medizinischer Daten.

    Laut dem Statistikamt INE stellten 2017 laut den aktuellsten verfügbaren Angaben 1.050 Unternehmen medizintechnische Produkte her. Bei ihnen handelte es sich zu 96 Prozent um kleine und mittelständische Hersteller. Im Durchschnitt verfügte jeder Produzent nur über drei Mitarbeiter. Gemeinsam erzielten die Produzenten einen Umsatz von 411 Millionen Euro.

    Nach der Einschätzung der AHK Portugal stellen die kleinen lokalen Unternehmen zumeist technisch weniger anspruchsvolle Produkte her. Das Qualitätsbewusstsein ist jedoch ausgeprägt. Zudem kann die geringe Größe ein Vorteil sein, wenn es um Flexibilität geht.

    Die Importe von Medizintechnik legten seit 2014 erheblich zu. Im Jahr 2018 erreichten die Einfuhren laut dem Health Cluster Portugal rund 810 Millionen Euro. Portugal verzeichnete damit eine stark negative Handelsbilanz in diesem Bereich. Auf einen im Export erwirtschafteten Euro entfielen rechnerisch Importe für drei Euro.

    Die wichtigste Importkategorie waren mit einem Anteil von 45 Prozent medizinische, chirurgische, zahnärztliche oder tierärztliche Instrumente, Apparate und Geräte (HS 9018). Diese wurden zu 93 Prozent auf europäischen Märkten eingekauft.

    Der Fachverband APORMED schätzt, dass sich 2018 die Medizintechnikexporte auf etwa 270 Millionen Euro beliefen. Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent stellten medizinische, chirurgische, zahnärztliche oder tierärztliche Instrumente, Apparate und Geräte (HS 9018) den größten Einzelposten. Die wichtigsten Abnehmer waren Partnerländer der europäischen Union. Unter den außereuropäischen Zielmärkten waren die früheren Kolonien Angola und Mosambik stark vertreten.


    Führende Branchenunternehmen in Portugal (Auswahl)

    Unternehmen

    Bereich/Spezialisierung

    3M

    Medizinische Ausrüstung, klinische Informationssysteme

    BD Bard

    Medizinische Ausrüstung, klinische Informationssysteme, Herz-Kreislauf-System,  Neurochirurgie und Schmerzbehandlung

    B. Braun

    Medizinische Ausrüstung, klinische Informationssysteme, Herz-Kreislauf-System,  Neurochirurgie und Schmerzbehandlung

    Fresenius 1)

    Medizinische Ausrüstung, klinische Informationssysteme

    Medtronic

    Herz-Kreislauf-System, Neurochirurgie, Schmerzbehandlung, Traumatologie, Digital Health 

    Hartmann 

    Medizinische Ausrüstung und Produkte

    Stryker 

    Medizinische und chirurgische Ausrüstung, Orthopädie, Neurotechnologie

    1) vertreten mit zwei Unternehmen "Fresenius Kabi" und "Fresenius Medical Care"Quelle: Dachverband für Medizintechnikunternehmen (APORMED)

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Rahmenbedingungen

    Als Partnerland im EU-Binnenmarkt hat Portugal grundsätzlich die gleichen Regeln wie Deutschland. Öffentliche Ausschreibungen des Staates laufen in einem zentralen Portal zusammen.

    Der Marktzugang in Portugal ist mit keinen besonderen Hürden verbunden. Durch den gemeinsamen EU-Binnenmarkt gelten Regelungen, die für deutsche Unternehmen vertraut sind.

    Für die öffentliche Vergabe existiert in Portugal ein zentrales Portal. In der Datenbank Contratos Públicos online BASE laufen die entsprechenden Inhalte zusammen. Den Erfahrungen der AHK Portugal zufolge können Ausschreibungen kurzfristig erfolgen, aber dennoch komplizierte Bewerbungsmechanismen mit sich bringen. Je nach Art und Umfang ist es möglich, dass sich das Verfahren in die Länge zieht, bis eine Entscheidung fällt.

    Portugal verfügt über ähnliche Rahmenbedingungen wie Deutschland

    Für den Vertrieb von Medizinprodukten ist eine Registrierung bei Infarmed, der Behörde für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte, erforderlich. Unter welchen Bedingungen ein Medizinprodukt bei Infarmed registriert werden kann, ist auf europäischer Ebene durch die Richtlinien 93/42/EWG und 90/385/EWG geregelt. Damit verläuft das Registrierungsverfahren hinsichtlich der Anforderungen nicht anders als in Deutschland.

    Der Fachverband Apormed hat eine Handreichung verfasst, um Unternehmen die aktuelle Regulierung im Medizintechniksektor nahezubringen. Die Publikation in portugiesischer Sprache ist auf Anfrage beim Verband erhältlich.

    Das Institut für Qualität (Instituto Português da Qualidade) ist das nationale Normierungsinstitut des Landes.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa die Website des Deutschen Instituts für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht zur Verfügung sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Idem | Madrid

  • Kontaktadressen


    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Portugal

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft.
    Governo de Portugal. Área de Saúde

    Ministerium für Gesundheit

    Servicio Nacional de Saúde SNS

    öffentliches Gesundheitssystem

    Administração Central do Sistema de Saúde, I.P. (ACSS)

    Kontrollbehörde für die Finanzmittelverwendung im öffentlichen Gesundheitsdienst SNS 

    Autoridade Nacional do Medicamento e Produtos de Saúde, I.P. (INFARMED)

    Portugiesische Agentur für Medikamente und Gesundheitsprodukte

    Associação Portuguesa das Empresas de Dispositivos Médicos (APORMED)

    Dachverband für Medizintechnikunternehmen

    Associação Portuguesa de Hospitalização Privada (APHP)

    Dachverband für private Krankenhäuser 

    Federação Nacional dos Prestadores de Cuidados de Saúde (FNS)

    Dachverband für Pflegeeinrichtungen

    Health Cluster Portugal

    Cluster des Gesundheitssektors

    Feira Internacional de Máquinas, Equipos e Serviços para a Industria (EMAF)

    Messe für Maschinen und Anlagen sowie Dienstleistungen für die Industrie. Nächster Termin: 1. bis 4.12.21 in Porto

    Contratos Públicos online BASE

    portugiesische Plattform für die Auftragsvergabe des öffentlichen Sektors

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