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Branchencheck | Schweden

Lieferengpässe bremsen die Produktion

Die Erholung der Industrie wird durch ausbleibende Zulieferungen gebremst. Über alle Branchen hinweg könnten die Umsätze aber bereits bis Jahresende 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Nach neun Monaten des Jahres 2021 hat die schwedische Industrie bereits das Umsatzniveau des gleichen Zeitraums 2019 erreicht. Der Auftragseingang ist teilweise deutlich höher als vor dem Ausbruch der Pandemie. Je nach Branche führen Zulieferengpässe allerdings dazu, dass sich die Abarbeitung der Aufträge in die Länge zieht. Vor allem bei der Produktion von Kapitalgütern sind deswegen die Kapazitäten nicht ausgelastet. Neue Investitionsvorhaben bremst dies kaum.

  • Maschinenbau

    Der schwedische Maschinenbau macht die pandemiebedingten Verluste schnell wett. Der Aufschwung wird aber durch Engpässe bei Zulieferern gebremst.

    Die Lieferzeiten für Vorleistungsgüter sind so hoch wie nie und die Lagerbestände bei ihren Herstellern auf einem Rekordtief. Entsprechend können Maschinenbauer trotz eines wesentlich besseren Auftragseingangs als 2019 ihre Produktion nur teilweise hochfahren. In den ersten drei Quartalen 2021 lag die Kapazitätsauslastung bei etwa 91 Prozent und damit drei Prozentpunkte niedriger als im gleichen Zeitraum 2019. Trotzdem erreichen die Umsätze fast das Vorkrisenniveau. Auch dank der staatlichen Investitionsförderung werden im Inland zunehmend klimafreundliche und nachhaltige Technologien nachgefragt.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Chemieindustrie

    Die schwedische Chemieindustrie erfreut sich eines rekordverdächtigten Auftragseingangs und kann trotz Lieferengpässen Produktion und Umsätze steigern. Die Zukunft wird grün.

    Mit einer durchschnittlichen Kapazitätsauslastung von 94 Prozent überbot die Chemieindustrie in den ersten neun Monaten 2021 das Niveau des Vergleichszeitraums 2019 um etwa 12 Prozentpunkte. Die Umsätze lagen im gleichen Zeitraum etwa 20 Prozent höher als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019. Trotz Lieferengpässen erwartet der Branchenverband IKEM auch 2022 weiteres Wachstum. Die spanische Grupo Fertiberia investiert 1 Milliarde Euro in eine Anlage für grünen Ammoniak. Die Fluggesellschaft SAS untersucht mit Partnern Möglichkeiten zur Produktion synthetischen Kerosins.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Energiewirtschaft

    Beim Kapazitätsausbau wird vor allem auf die Windenergie gesetzt. Notwendige Großinvestitionen in das Stromnetz sind in der Planung.

    Beim Bau von Windkraftanlagen sollen 2021 neue Rekorde aufgestellt werden. Der Branchenverband Svensk Vindenergie erwartet, dass 2022 weitere Turbinen mit einer Leistung von insgesamt 2,2 Gigawatt (GW) hinzukommen. Ab 2023 könnte der Ausbau mangels neuer Genehmigungen deutlich abflachen. Kontinuierlich wachsen soll derweil die Nachfrage nach Solaranlagen. Um den vor allem im Norden hergestellten Ökostrom zu den Verbrauchern zu bringen, muss das Stromnetz modernisiert und ausgebaut werden. Den wichtigen Nord-Süd-Korridor will der Betreiber Svenska Kraftnät in den kommenden 20 Jahren umfangreich modernisieren.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Bauwirtschaft

    Die Rekordzuwächse im Wohnungsbau vergrößern die Sorge um eine mögliche Immobilienblase. Der private Gewerbe- und Tiefbau findet nur langsam zu alter Stärke zurück.

    Nach Angaben des Branchenverbandes Byggföretagen sorgen 2021 alleine Investitionen in Wohnimmobilien für einen Anstieg der Bauleistung. Mit 16 Prozent Zuwachs sollen sie das Rekordniveau von 2017 erreichen. Eine negative Entwicklung wird derweil im Gewerbebau erwartet. Vor allem bedingt durch sinkende Ausgaben der öffentlichen Hand, aber auch für Büro- und Handelsflächen, wird für das Gesamtjahr ein Rückgang um 3 Prozent gegenüber 2020 erwartet. Der Tiefbau scheint nach einem stark rückläufigen 1. Halbjahr 2021 inzwischen die Trendwende geschafft zu haben.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Gesundheitswirtschaft

    Aufgrund der Pandemie fließen kurzfristig mehr staatliche Mittel in das Gesundheitswesen. Investiert wird vor allem in Krankenhäuser, Altenpflege und digitale Lösungen.

    Zu den zahlreichen bereits laufenden Krankenhausprojekten sollen in den kommenden Jahren weitere hinzukommen. Die zum Infektionsherd gewordene Altenpflege soll modernisiert werden. Der Bericht einer von der Regierung eingesetzten Arbeitsgruppe, der als Grundlage dafür dienen soll, wird Anfang 2022 erwartet.

    Um auch in abgelegenen Gebieten einen entsprechenden medizinischen Versorgungsstandard zu sichern, fließen zahlreiche Mittel in die Entwicklung und Implementierung digitaler Lösungen. Der nicht immer leichte Markteinstieg wird durch die Bündelung von Aufträgen und somit größere Volumina attraktiver.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Pkw- und Nfz-Produktion

    Lieferengpässe bremsen die Produktion. Die Planung für die nachhaltige Transportzukunft läuft auf vollen Touren.

    Die Erholung der schwedischen Kfz-Industrie gerät ins Stocken. Die Kapazitätsauslastung lag im 3. Quartal 2021 bei lediglich 80 Prozent. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es 97 Prozent. Der Bestelleingang der ersten drei Quartale 2021 lag allerdings höher als im Vergleichszeitraum 2019.

    Einheimische Hersteller versuchen zunehmend, nachhaltige Rohstoffe in ihrer Produktion einzusetzen. Die Zulieferer bieten solche auch ausländischen Herstellern an, wie der Vertrag zwischen BMW und dem schwedischen Start-up H2 Green Steel zeigt.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Pkw- und Nfz-Markt

    Die Kunden würden gerne kaufen, aber die Händler können ihnen kaum etwas anbieten. Der Chipmangel verhagelt auch in Schweden die Erholung des Automarktes.

    Die Pkw-Neuzulassungen sanken in der 2. Jahreshälfte 2021 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019. Grund ist der weltweite Chipmangel, der die Produktion ausbremst. Der Trend zu Stromern ist ungebrochen: Zwischen Januar und Oktober 2021 machten batterieelektrische Pkw knapp 17 Prozent und Plug-in-Hybride 26 Prozent des Marktes aus.

    Trotz zweistelliger Zuwächse in den ersten drei Quartalen 2021 blieben die Verkäufe von Nutzfahrzeugen etwa 20 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Der Markt für Busse verzeichnete in den ersten drei Quartalen 2021 einen Einbruch der Zulassungen um 50 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahresperiode.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Flugzeugbau

    In mehreren Forschungsprojekten arbeitet Schweden an der nachhaltigen Zukunft der Luftfahrt.

    Bei der UN-Klimakonferenz 2021 unterzeichnete Schweden mehrere Erklärungen über emissionsfreien Transport. Entsprechend laufen landesweit zahlreiche Projekte in diesem Bereich. Im Rahmen des von der Schwedischen Energieagentur Energimyndigheten unterstützten Projektes H2Jet werden Untersysteme für wasserstoffbetriebene Gasturbinen für die Luftfahrt entwickelt. Mithilfe der Energieagentur und unter Leitung des Königlichen Technologieinstituts KTH entwickeln Unternehmen im Rahmen des Programms EleFanT ein neues Turbinendesign für elektrische Kurzstreckenflugzeuge.

  • Umwelttechnik

    Um die Recyclingziele zu erreichen, wird weiter in die Abfallwirtschaft investiert. Immer stärker in den Fokus rückt dabei die Batterieherstellung.

    Die Regierung hat sich hohe Ziele für das Abfallrecycling gesetzt. Beim Wiederverwerten von Kunststoffen aus Nahrungsmittelverpackungen arbeitet die Organisation Svensk Plaståtervinning mit der deutschen GRAF zusammen. Stena Recycling investiert in eine neue Anlage zum Batterierecycling. Das Start-up Northvolt stellte im November 2021 die erste Batteriezelle aus ausschließlich recycelten Rohstoffen vor. Eine neue "Giga Recycling Fabrik" soll jährlichen 125.000 Tonnen Altmaterial wiederverwerten. Zusammen mit dem Start-up Cinis Fertilizer will Northvolt zudem jährlich 200.000 Tonnen Natriumsulfat aus dem Batteriefertigungsprozess zu Mineraldünger verarbeiten.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Informations- und Kommunikationstechnik

    Der Netzausbau schreitet voran, teilweise mit Nischentechnologien. Eine Datenstrategie soll die Entwicklung von Systemen auf Basis künstlicher Intelligenz beschleunigen.

    Der Breitband-Ausbau wird fortgeführt. Wo sich eine Kabelverbindung trotz Förderung nicht lohnt, könnte zukünftig Satellitentechnik zum Einsatz kommen. Die Post- und Telekommunikationsbehörde PTS wurde mit der Erarbeitung einer Analyse dazu beauftragt, die im August 2022 vorgelegt werden soll. Bereits ab Januar 2022 wird die Behörde Zuschüsse für die Verbesserung mobiler Verbindungen in Langstreckenzügen vergeben können. Bis 2025 sollen die meisten öffentlichen Einrichtungen künstliche Intelligenz nutzen. Eine neue Datenstrategie soll dafür sorgen, dass dafür in Zukunft mehr Daten zur Verfügung stehen.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

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