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Branche kompakt | Tschechische Republik | Automobilsektor

Tschechiens Autoindustrie fehlt die Zukunftsidee

In Tschechien sind die Fahrzeugproduktion und Autoverkäufe 2023 solide gewachsen. Die Trendwende bei Antriebstechnologien ist aber noch nicht da. Viele Herausforderungen bleiben.

Von Gerit Schulze | Prag

Ausblick der Kfz-Branche in der Tschechischen Republik

Bewertung:

  • Fahrzeugproduktion bekommt derzeit kaum Wachstumsimpulse.
  • Investitionsboom in der Zulieferbranche vorerst vorbei.
  • Umstellung auf neue Antriebstechnologien geht nur langsam voran.
  • Wenig Interesse an Elektroautos auf dem Inlandsmarkt.
  • Investitionen in den Ausbau der Ladeinfrastruktur dank EU-Förderung.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionsankündigungen, Auftragseingängen und Expertenmeinungen. Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2024

  • Markttrends

    Tschechiens Autoindustrie hat die Lieferketten wieder im Griff. Produktion und Absatz sind daher zuletzt deutlich gestiegen. Allerdings sind die Wachstumsaussichten verhalten.

    Trotz schwacher Wirtschaftsentwicklung und stagnierender Kaufkraft konnte Tschechiens Automarkt 2023 einen Sprung nach vorne machen. Der Absatz von Neuwagen stieg um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf über 221.000 Pkw. Das war der beste Wert seit 2019. Dazu beigetragen hat auch die verbesserte Angebotsseite, denn die Störungen in den Lieferketten der drei einheimischen Hersteller fielen 2023 geringer aus als im Jahr zuvor.

    Starke Fixierung auf Verbrennungsmotoren

    Das führte auch bei den Fahrzeugherstellern im Land zu steigenden Produktionszahlen. Insgesamt fehlen der Kfz-Industrie aber Wachstumsimpulse, da sie immer noch stark auf den Verbrennungsmotor fixiert ist. Außerdem könnte sich die Konjunkturschwäche am wichtigsten Absatzmarkt Deutschland 2024 negativ auswirken. Neue Märkte wie Indien oder Vietnam entwickeln sich noch nicht so dynamisch wie erwartet.

    Deshalb sieht der Branchenverband AutoSAP die tschechische Automobilindustrie weiter vor großen Herausforderungen. Dazu zählten die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, die hohen Energiepreise und die "langfristig unbefriedigende Situation auf dem Arbeitsmarkt", sagte Verbandspräsident Martin Jahn zu Jahresbeginn 2024. Die Lieferketten blieben instabil und die ausländische Konkurrenz, besonders aus Asien, mache sich zunehmend bemerkbar.

    Den Pessimismus teilt die Regierung. Tschechiens Finanzministerium senkte im Januar 2024 die ursprüngliche Wachstumsprognose für 2024 von 1,9 auf 1,2 Prozent. Für die Automobilindustrie sieht das Ministerium Risiken durch neue Lieferkettenprobleme aufgrund der Lage im Nahen Osten und durch einen möglichen Anstieg der Energierohstoffpreise.

    Keine Strategie für den Umstieg auf Elektroautos

    Auch wenn die Produktionszahlen gestiegen sind, bleibt der Anteil von Elektroautos am Gesamtausstoß in Tschechien unter 10 Prozent. Marktkenner blicken mit Sorge auf die anhaltende Dominanz von Verbrennungsmotoren. Noch gibt es keine konkreten Zukunftsstrategien, etwa für das Getriebewerk von Škoda Auto in Vrchlabí, das Doppelkupplungsgetriebe für den VW-Konzern produziert. 

    Immerhin plant Škoda Auto 2024 die Markteinführung des Modells Elroq, einem kompakten Elektro-Geländewagen (SUV). Ab 2025 kommt mit dem Epiq ein neues elektrisches Einstiegsmodell in der Kleinwagenklasse, das unter 25.000 Euro kosten soll. Für 2026 hat Škoda sein Batterie-Spitzenmodell angekündigt - einen siebensitzigen Familienvan.

    Tschechien wartet bei der Schlüsselkomponente Batterien, anders als die Nachbarländer Polen und Slowakei, weiter auf internationale Investoren. Volkswagen hatte im November 2023 gemeldet, vorerst keine Gigafactory bei Plzeň zu errichten. Grund sei die zu geringe Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in Europa. Seit Anfang 2024 berichten tschechische Medien jedoch, dass ein asiatischer Konzern Interesse habe, bei Ostrava eine große Batteriefabrik zu bauen.

    Beschaffung von Halbleitern wird wichtiger

    Bei der Beschaffung von Halbleitern für seine Fahrzeuge will Škoda Auto stärker mit dem US-Hersteller onsemi kooperieren. Der hat bereits Produktionskapazitäten im mährischen Rožnov pod Radhoštěm und plant eine milliardenschwere Erweiterung. Onsemi könnte so von Tschechien aus ein wichtiger Zulieferer für Fahrassistenzsysteme, Energie- und Sensortechnologien werden. Eine endgültige Investitionsentscheidung steht aber noch aus.

    Hohes Durchschnittsalter des Fahrzeugbestands

    Für Wachstum auf dem Inlandsmarkt sorgten 2023 besonders Geschäftskunden. Über drei Viertel der Verkäufe entfielen auf gewerbliche Halter. Private Nutzer hatten nur einen Anteil von 24 Prozent an den Neuwagenverkäufen. 

    16,2 Jahre

    betrug Ende 2023 das Durchschnittsalter der in Tschechien registrierten Pkw.

    Die Kaufzurückhaltung bei privaten Autofahrern führt dazu, dass das Durchschnittsalter des tschechischen Fuhrparks immer weiter steigt. Es erreichte 2023 einen neuen Höchstwert von über 16 Jahren bei Pkw. Das liegt vier Jahre über dem EU-Durchschnitt und sogar sechs Jahre über dem Durchschnittswert für Deutschland. Ein Grund dafür ist, dass es in Tschechien keine Kaufanreize oder Abwrackprämien bei der Anschaffung von Neuwagen oder Elektroautos gibt. 

    Kaufanreize für Neuwagen fehlen

    Bislang gilt für Fahrzeuge der drei niedrigsten Emissionsklassen Euro 0 bis Euro 2 eine Umweltsteuer. Sie ist bei der Erstzulassung eines aus dem Ausland eingeführten Fahrzeugs fällig. Im Jahr 2024 beträgt die Steuer umgerechnet etwa 400 Euro (Euro 0), 200 Euro (Euro 1) und 120 Euro (Euro 2). Hersteller und Händler drängen die Regierung seit Jahren dazu, die Erneuerung des Fuhrparks stärker fiskalisch zu stimulieren. Angesichts von fast 6,6 Millionen registrierten Pkw in Tschechien wäre das ein starker Hebel für das Neuwagengeschäft.

    Bis dahin müssen die Marktimpulse von Firmenkunden kommen. Danach sieht es derzeit aber auch nicht aus, wie die jährliche Umfrage "Fleet Survey" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY im September 2023 zeigte. Nur 6 Prozent der befragten Manager erwarten, dass sich ihr Fuhrpark in den nächsten Jahren vergrößert. Elektromobilität spielt dabei kaum eine Rolle. Nur jede fünfte Firma plant den Bau von Ladesäulen auf dem Betriebsgelände oder hat bereits Ladeinfrastruktur geschaffen. Als Hemmfaktoren nannten die Befragten die geringe Reichweite der Elektroautos, die fehlende Ladeinfrastruktur und lange Ladezeiten.

    Neue Abgasnorm sorgt für Erleichterung 

    Mit Erleichterung wird in Tschechien die europäische Einigung für die neue Abgasnorm Euro-7 gesehen. Die Regelungen sehen für Pkw mit Verbrennungsmotoren kaum verschärfte Richtwerte beim Schadstoffausstoß vor, wie ursprünglich von der EU-Kommission vorgeschlagen. Lediglich bei Bussen und Lastkraftwagen sollen die Stickoxid-Emissionen um mehr als 50 Prozent sinken. 

    Damit bekommt die tschechische Automobilindustrie, die 2023 zu 87 Prozent Pkw mit reinen Verbrennungsmotoren herstellte, eine kleine Atempause. Mittelfristig muss sich die Branche aber umorientieren. Denn ab 2035 sollen in der EU keine Neuwagen mehr zugelassen werden dürfen, die Benzin oder Diesel tanken. 

    Von Gerit Schulze | Prag

  • E-Mobility

    In Tschechien setzt sich Elektromobilität nur langsam durch. Das liegt vor allem an fehlenden Anreizprogrammen. Die Ladeinfrastruktur hingegen ist gut und wird stetig ausgebaut.

    Tschechien gehört in Europa zu den Schlusslichtern beim Verkauf von Elektroautos. Der Anteil reiner Batterieautos an den Pkw-Gesamtzulassungen lag 2023 nur bei 3 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland waren im Vorjahr 18,4 Prozent alle neu zugelassenen Pkw Elektroautos, in der EU insgesamt 14,6 Prozent. Auch in den ersten beiden Monaten 2024 gab es keine Trendwende: nur 2,4 Prozent der Neuzulassungen entfielen auf Batterieautos.

    Zulassung von neuen Elektrofahrzeugen in der Tschechischen Republik *

    Kategorie

    2019

    2020

    2021

    2022

    2023

    Pkw

    636

    2.866

    2.646

    3.892

    6.640

    Anteil an den Gesamtzulassungen in %

    0,25

    1,41

    1,28

    2,03

    3,00

    leichte Nutzfahrzeuge

    33

    44

    172

    134

    353

    Anteil an den Gesamtzulassungen in %

    0,16

    0,26

    0,87

    0,79

    1,55

    Lkw

    0

    0

    2

    4

    10

    Anteil an den Gesamtzulassungen in %

    0,00

    0,00

    0,02

    0,04

    0,10

    Busse

    4

    6

    2

    40

    6

    Anteil an den Gesamtzulassungen in %

    0,33

    0,44

    0,20

    3,29

    0,56

    * Reine Elektrofahrzeuge, ohne Hybridmodelle.Quelle: Verband der Autoimporteure (SDA) 2023

    Marktführer bei Neuwagen mit Elektroantrieb war 2023 Tesla. Der US-Hersteller konnte die einheimische Marke Škoda auf Platz 2 verweisen, weil diese bislang nur ein Modell (Enyaq) im Produktportfolio hat. Neben Tesla und Škoda haben die südkoreanischen Marken Hyundai und Kia eine gute Marktposition bei Elektroautos. 

    Meistverkaufte Elektrofahrzeuge in Tschechien nach Hersteller *)

    Marke

    Neuzulassungen 2023

    Tesla

    1.618

    Škoda

    1.442

    Volkswagen

    607

    Hyundai

    539

    Mercedes-Benz

    451

    BMW

    394

    Kia

    260

    Peugeot

    183

    * Reine Elektrofahrzeuge, ohne Hybridmodelle.Quelle: Verband der Autoimporteure (SDA) 2024

    Grundsätzlich gibt es im Autoland Tschechien viele Vorbehalte gegenüber der neuen Antriebstechnologie. Dazu gehören die geringe Reichweite, zu wenig Ladepunkte und der hohe Anschaffungspreis. Die Regierung vergibt an Privatpersonen keine direkten Kaufprämien für Elektroautos.

    Daher sind bislang kaum Batteriefahrzeuge auf tschechischen Straßen unterwegs. Nach Berechnungen des Netzwerks Civinet, das sich für saubere Verkehrsströme engagiert, waren Ende September 2023 in Tschechien 20.300 Elektroautos der Kategorie M1 registriert. Die meistverkauften Marken sind Škoda (4.000 Elektroautos), Tesla (3.500) und Volkswagen (2.400). Außerdem gibt es rund 1.250 leichte Nutzfahrzeuge mit Batterieantrieb und fast 10.000 Krafträder (Mopeds, Motorräder, E-Roller).

    Das Ministerium für Industrie und Handel (MPO) rechnete in seiner Prognose aus dem Jahr 2022 damit, dass bis 2040 im negativsten Szenario 500.000 Elektrofahrzeuge in Tschechien fahren (inklusive Plugin-Hybride). Die optimistischste Variante ging sogar von 3,4 Millionen Elektroautos und 240.000 Ladepunkten aus. 

    Von diesen Zahlen ist Tschechien meilenweit entfernt. Zwar hat sich die Zahl der Ladestationen in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Sie lag zum Jahresende 2023 trotzdem nur bei fast 2.900 öffentlichen Anlaufstellen.

    Das landesweit größte Ladenetz betreibt der halbstaatliche Energiekonzern ČEZ, auf den im Herbst 2023 rund 29 Prozent der installierten Gesamtleistung entfielen. Dahinter folgen der Prager Energieversorger PRE mit 28 Prozent und E.ON mit 10 Prozent. 

    Die führenden Ladesäulenbetreiber investieren weiter in den Ausbau des Netzes. Orlen Unipetrol will bis 2030 rund 800 neue Stromtankstellen in Betrieb nehmen. Bis Ende 2024 installiert Marktführer ČEZ 85 ultraschnelle Ladesäulen mit mehr als 150 Kilowatt Leistung und erhöht deren Anzahl so auf 110. Für die Investitionen nutzt ČEZ Fördermittel aus der Connecting Europe Facility und aus EU-Fonds über das Operationelle Programm Verkehr.

    Das Ministerium für Industrie und Handel startete Mitte März 2024 das Programm "Záruka Elektromobilita", über das in den kommenden zwei Jahren 80 Millionen Euro in die Entwicklung der Elektromobilität fließen sollen. Gefördert wird die Anschaffung von Firmenwagen mit Batterie- oder Wasserstoffantrieb sowie der Aufbau von nichtöffentlichen Ladesäulen auf Betriebsarealen. 

    Die Förderung besteht aus Bankgarantien für Geschäftskredite, die von der Nationalen Entwicklungsbank vergeben werden, und aus direkten Zuschüssen. Um in den Genuss der Förderung zu kommen, muss ein Bankkredit aufgenommen oder ein Leasingvertrag abgeschlossen werden. Für den Kauf von emissionsfreien Pkw gibt es umgerechnet bis zu 8.100 Euro, für leichte Nutzfahrzeuge bis zu 12.100 Euro. Der Bau von Wechselstrom-Ladesäulen (AC) wird mit rund 2.000 Euro bezuschusst, bei Gleichstrom-Ladesäulen mit hoher Leistung gibt es bis zu 6.000 Euro. 

    Öffentliche Anreize für die Elektromobilität speisen sich in erster Linie aus EU-Fonds. Für den Aufbau von Ladeinfrastruktur und für die Anschaffung von Elektroautos durch Städte und Gemeinden sowie für den öffentlichen Nahverkehr stehen bis 2027 fast 700 Millionen Euro zur Verfügung.

    Tschechien: EU-Förderung zum Aufbau der Ladeinfrastruktur
    Förderprogramm

    Förderung in Millionen Euro *

    Nationaler Aufbauplan 2021 bis 2025


     

    Ladesäulen in Wohngebäuden

    6

    Anschaffung von Elektroautos und Bau von Ladesäulen durch Gemeinden und NGOs

    24

    Anschaffung von Elektroautos und Bau von Ladesäulen durch Unternehmen

    81

    Operationelles Programm Verkehr (EU-Kohäsionsfonds, 2021 bis 2027)


     

    Öffentliche Ladeinfrastruktur für Elektroautos und Wasserstoffautos

    243

    Integriertes regionales operationelles Programm IROP (EU-Kohäsionsfonds, 2021 bis 2027)


     

    Anschaffung von emissionsarmen Fahrzeugen für den öffentlichen Nahverkehr und Bau von Ladeinfrastruktur

    336

    * Umgerechnet zum EZB-Wechselkurs am 13.10.2023: 1 Euro = 24,67 Tschechische Kronen (Kč).Quelle: Ministerium für Industrie und Handel (MPO), Vortrag beim Forum Elektromobilita, Oktober 2023

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Branchenstruktur

    Tschechiens Autobranche hat ein gutes Jahr hinter sich. Doch die Aussichten sind weniger rosig: Die Neuaufträge steigen langsamer, der wichtige Absatzmarkt Deutschland schwächelt.

    Die Fahrzeugindustrie ist Tschechiens wichtigste Wirtschaftsbranche. Laut Automobilverband AutoSAP entfallen 9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und ein Drittel der Forschungsausgaben auf den Automobilsektor. Mit Škoda Auto (Volkswagen), Hyundai und Toyota produzieren drei große Weltkonzerne Pkw in Tschechien. Außerdem haben sich große Original Equipment Manufacturer (OEM) wie Bosch, Continental oder Brose sowie Hunderte leistungsfähige Zulieferer im Land angesiedelt. 

    Seit vielen Jahren ist die Fahrzeugbranche das Zugpferd der tschechischen Industrie. Das war auch 2023 so, als der Produktionsindex für die Branche (NACE 29) laut Statistikamt um 16 Prozent gegenüber 2022 stieg.

    Auftragseingang wächst langsamer als die Inflation

    Der Trend könnte sich in den kommenden Monaten fortsetzen, allerdings abgeschwächt. Denn die Auftragseingänge der Fahrzeug- und Teileproduzenten stiegen 2023 nominal um fast 7 Prozent gegenüber 2022. Das lag unterhalb der Inflationsrate. Dabei kamen von Kunden im Ausland weniger Neuaufträge als von einheimischen Kunden.

    Bild vergrößern

    Die Produktion von Pkw kletterte 2023 zum zweiten Mal in Folge und hat fast wieder den Vor-Corona-Stand erreicht. Laut AutoSAP erhöhte sich der Ausstoß der drei Hersteller um 15 Prozent auf 1,4 Millionen Fahrzeuge. Zum guten Ergebnis trug besonders Škoda Auto bei. Die Volkswagen-Tochter steigerte ihren Ausstoß in den tschechischen Werken um ein Viertel. Auf sie entfielen rund 62 Prozent aller im Land hergestellten Pkw. Dabei waren die Lieferkettenprobleme immer noch nicht ganz überwunden. Vereinzelt mussten die Fließbänder auch 2023 wieder angehalten werden, weil Zulieferteile fehlten. Das betraf unter anderem Škoda, nachdem ein Lieferant von Zahnradkränzen in Slowenien ausfiel.

    Überdurchschnittlich stark legte die Produktion von Elektroautos zu. Hier verzeichnet der Verband AutoSAP 2023 ein Plus von 34 Prozent auf 181.000 Fahrzeuge. 

    Pkw-Produktion in der Tschechischen Republik Stückzahl; Veränderung in Prozent
    Pkw-Hersteller

    2021

    2022

    2023

    Veränderung 2023/2022

    Škoda Auto

    680.287

    693.032

    864.889

    24,8

    Hyundai Motor Manufacturing Czech

    275.000

    322.500

    340.500

    5,6

    Toyota Motor Manufacturing Czech Republic

    149.936

    202.255

    192.427

    -4,9

    Summe

    1.105.223

    1.217.787

    1.397.816

    14,8

    Quelle: AutoSAP 2024

    Umschichtungen zwischen den Škoda-Werken

    Zwischen den Werken in Tschechien laufen einige Umschichtungen. Durch die Verlagerung der Superb-Fertigung nach Bratislava entstehen Kapazitäten am Standort Kvasiny, wo ab Sommer 2024 mehr Octavias vom Band laufen sollen. Dadurch wiederum könnten im Stammwerk Mladá Boleslav künftig mehr Einheiten des batteriebetriebenen Enyaq gebaut werden. Der Anteil von Fahrzeugen mit Batteriebetrieb oder Plug-in-Hybriden in den Škoda-Fabriken lag 2023 bei 13 Prozent. 

    Bei diesen Antriebstechnologien ist das tschechische Hyundai-Werk in Nošovice schon weiter. Dort hatte 2023 jedes fünfte Auto einen Batterie- oder Plug-in-Hybrid-Antrieb. Der Wert soll 2024 weiter steigen, vor allem dank des neuen Modells Kona Electric. Die Südkoreaner wollen die Fabrik modernisieren, um den Anteil der dort produzierten Batterieautos bis 2030 auf 70 Prozent zu erhöhen.

    Toyota produziert noch keine Elektrofahrzeuge in seinem tschechischen Werk Kolín. Dort schrumpfte der Pkw-Ausstoß 2023 um 5 Prozent, weil es im Frühjahr und Sommer zu Lieferproblemen bei Subunternehmen kam. Die japanischen Investoren wollen 2024 über eine strategische Investition für das Werk entscheiden. Es soll dabei um mehrere Hundert Millionen Euro für neue Produktionstechnologien gehen.

    Produktion von Lastwagen gestiegen

    Der letzte große Lastwagenhersteller in Tschechien, Tatra Trucks, konnte seine Produktion 2023 um 85 Fahrzeuge auf 1.432 Lkw steigern. Die Exporte verdoppelten sich nahezu auf 1.239 Einheiten. Das Unternehmen arbeitet weiter an Modellen mit Brennstoffzelle. Im Herbst 2023 stellte Tatra erstmals einen Prototyp seines Wasserstoff-Lkw vor, der vor allem im Bergbau zum Einsatz kommen soll.

    Export von Bussen legt zu

    Größere Bedeutung hat Tschechien als Hersteller von Bussen. Zwar sank die Produktion 2023 leicht um 69 auf 5.253 Stück. Dennoch konnten die Exporte um über ein Fünftel auf 5.535 Autobusse gesteigert werden. Größter Hersteller ist Iveco Czech Republic im ostböhmischen Vysoké Mýto (Produktion 2023: 4.741 Busse). Dahinter folgt SOR aus Libchavy, das ebenfalls in Ostböhmen liegt (2023: 492 Busse). Dort wurden im Vorjahr auch 23 Busse mit Batterieantrieb produziert. Ein kleinerer Hersteller ist KHMC in Opava, wo 2023 nur 20 Kleinbusse montiert wurden. Es handelt sich dabei um individuelle Aufbauten auf Basis standardisierter Fahrgestelle. 

    Umsatzrekord für die Zulieferbranche

    Die tschechische Kfz-Zulieferindustrie verzeichnete 2022 einen neuen Umsatzrekord von umgerechnet 27,2 Milliarden Euro (Zahlen für 2023 lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor). Damit entfällt die Hälfte der Umsätze in der Automobilbranche auf die Teileproduzenten. Die Investitionen in langfristige Anlagegüter betrugen mehr als 970 Millionen Euro. Nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Handel waren 2022 insgesamt 903 Unternehmen in diesem Segment tätig. 

    Der Großteil der Umsätze in der tschechischen Kfz-Industrie entsteht in Unternehmen unter ausländischer Kontrolle. Dutzende der weltweit wichtigsten TIER-1-Unternehmen und Hunderte von Zulieferfirmen fertigen im Land. Die umsatzstärksten sind Continental, Bosch und Kiekert.

    Ausgewählte Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in der Tschechischen RepublikInvestitionssumme in Millionen Euro

    Vorhaben

    Investitionssumme *)

    Projektstand

    Anmerkungen

    Hyundai

    k.A.

    Umbau für 2025 geplant, Vorbereitungsphase läuftUmstellung des Werkes Nošovice auf die Produktion von Elektroautos
    Tatra Trucks

    101

    Investitionssumme für die erste Etappe; Vorhaben über drei Jahre geplantErweiterung der Lkw-Produktion in Kopřivnice
    Škoda Auto, Bageterie Boulevard, Škoda CB Auto und Ionity

    k.A.

    Bau begonnen; Fertigstellung für Ende 2024 geplantLade-Hub für E-Autos und Škoda eMobility Experience Centre in Planá u Českých Budějovic zusammen mit Gastronomie
    Tesla

    k.A.

    Bau begonnen; Eröffnung für 2024 geplantVertriebs-, Service- und Auslieferungszentrum in Brno
    Flughafen Prag

    k.A.

    Planungsphase; Analyse wird durchgeführtModernisierung des Flughafens, unter anderem mit Ladestationen für Flughafentaxis und private Nutzer sowie neue Parkhäuser mit Ladepunkten
    * Umrechnung anhand des Wechselkurses 1 Euro = 24,81 Tschechische Kronen (Tschechische Nationalbank, 19.1.2024).Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen 2024

    Die Dynamik bei der Fahrzeugproduktion führte 2023 zu einem gestiegenen Bedarf an Kfz-Teilen. Die Importe legten laut Eurostat gegenüber 2022 um über 12 Prozent zu. Deutschland blieb mit einem Anteil von 37 Prozent des Lieferwertes das mit Abstand wichtigste Herkunftsland. Dahinter folgten Polen, die Slowakei und Südkorea.

    Tschechien ist aber auch ein wichtiger Exporteur von Kfz-Teilen. Das Land steigerte seine Ausfuhren in diesem Segment 2023 um 15 Prozent auf über 16,1 Milliarden Euro. Auch hier war Deutschland der größte Handelspartner mit einem Anteil von 43 Prozent - vor der Slowakei, Frankreich und Polen. 

    Exponentiell zugelegt haben die Ausfuhren von Fahrzeugzubehör nach Kasachstan und Kirgisistan. Beide Länder sind Mitglied der Eurasischen Wirtschaftsunion, die zollfreie Lieferungen nach Russland ermöglicht.

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile in die Tschechische Republikin Millionen Euro; Veränderung in Prozent
     

    2022

    2023

    Veränderung 2023 / 2022

    aus Deutschland (2023)

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    1.3871.4232,6232

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    10.64211.94712,34.421

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    1.6631.89614,0374

    SITC 713.2 Motoren

    2.0492.41818,01.175

    Summe

    15.74117.68412,36.202
    Quelle: Eurostat 2024

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Rahmenbedingungen

    Als Mitglieder der Europäischen Union gelten für Deutschland und die Tschechische Republik auf dem Binnenmarkt die gleichen Rahmenbedingungen.

    Das Verkehrsministerium hat fünf Institutionen als offizielle Prüfstellen für Fahrzeuge und Kfz-Teile beauftragt: Die tschechischen Niederlassungen von Dekra und TÜV Süd, IGTT, Státní zkušebna strojů und Elektrotechnický zkušební ústav.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der EU sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e. V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Gerit Schulze | Prag

  • Kontaktadressen

     

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Tschechische Republik

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Industrie und Handel

    Zuständig für die Kfz-Branche
    VerkehrsministeriumRegelt Verkehrsgesetze und technische Anforderungen
    CzechInvestFörderstelle für Investitionen
    Verband der Automobilindustrie (AutoSAP)Vertritt 139 Unternehmen und Institutionen
    Verband der Automobilimporteure (SDA)Vereinigung mit 38 Mitgliedern
    Verband des tschechischen Kraftfahrzeuggewerbes Vertritt Werkstätten und Händler
    AutomakersFachzeitschrift und -portal
    AutoservisFachzeitschrift für Werkstätten
    MotocyklFachmesse in Prag für Motorräder, ATVs und Zubehör; 06. bis 09.03.25
    MotosalonFachmesse in Prag und Brno für Motorräder, ATVs, Zubehör und Bekleidung
    E-SalonFachmesse in Prag für saubere Mobilität, Technologien und Lösungen für Elektromobilität; 07. bis 10.11.24
    For CaravanFachmesse in Prag für Wohnmobile und Caravans
    Lieferantendatenbank AutomobilindustrieDienstleistung von CzechInvest auch in englischer Version

     

     

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