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Branche kompakt | Türkei | Windenergie

Türkei baut Windenergie rasch aus

Die Voraussetzungen für die Windkraft sind günstig und der Markt wächst schnell. Zahlreiche deutsche Anbieter sind gut positioniert.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Marktüberblick

    Der Marktausblick für Windenergie ist günstig. 

    Markttreiber und -hemmnisse

    Treiber

    Hemmnisse

    Günstige natürliche Ressourcen.

    Neuer Einspeisepreis ab 01.07.21 ist niedriger und wird in Türkischen Lira ermittelt. 

    Regierung treibt Ausbau von Erneuerbaren Energien (EE) voran (Importabhängigkeit von Gas reduzieren, Green Deal der Europäischen Union (EU), Klimaziele Pariser Abkommen)

    Steigende Netznutzungsentgelte.

    Ausreichend großes Ökosystem für EE vorhanden.

    Kompliziertes Baugenehmigungsrecht.

    Expertise in Stahlindustrie von Vorteil.

    Offshore Projekte: Konkreter rechtlicher Rahmen fehlt. Meist (teurere) schwimmende Windanlagen erforderlich.

    Quelle: Analyse von Germany Trade & Invest

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Politische Ziele

    Die Türkei möchte die Abhängigkeit von Gasimporten bei der Stromerzeugung reduzieren. Dazu setzt sie insbesondere auch auf die Erneuerbaren Energien.

    Der türkische Energieverbrauch steigt. Um den wachsenden Bedarf zu decken und die hohe Abhängigkeit von Gasimporten zu reduzieren, setzt die Regierung auf den Bau von Atomkraftwerken, die effizientere Nutzung von lokaler Braunkohle und auf Erneuerbare Energien (EE).

    Türkei treibt EE-Ausbau voran

    Von 2009 bis heute hat sich die Zusammenstellung des Strommixes stark in Richtung EE verschoben. Die Türkei plant künftig, die Hälfte ihres Energiebedarfs aus EE zu decken. Im Jahr 2020 machten diese rund 39 Prozent der Stromerzeugung aus.

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    Hohe Investitionen in Windkraft

    Der Ausbau der Windkraftinfrastruktur schreitet schnell voran. In den letzten zehn Jahren hat sich die installierte Kapazität nahezu verzehnfacht. Ende 2020 waren in der Türkei 239 Windkraftwerke mit insgesamt 3.591 Turbinen und einer Kapazität von 9,3 Gigawatt in Betrieb. Die Windkraft-Investitionen in der Türkei beliefen sich 2020 auf 1,6 Milliarden US-Dollar (US$), meldete der europäische Branchenverband WindEurope. Dies waren die fünfthöchsten Investitionen in Europa.

    Entwicklung des Windenergiemarkts in der Türkei (Installation in Megawatt; Wachstum in Prozent)

    2017

    2018

    2019

    2020

    Kapazitätszubau (netto)

    766

    497

    687

    1.225

    Wachstum des Zubaus im Vergleich zum Vorjahr

    -44,8

    -35,1

    38,2

    78,3

    Gesamtkapazität zum Jahresende

    6.872

    7.369

    8.056

    9.305

    Quelle: Türkischer Windenergieverband TÜREB 2021

    EPC-Anbieter bei Projektumsetzung gefragt

    Das türkische Ministerium für Energie und Rohstoffe (nachfolgend Energieministerium) und der Netzbetreiber TEİAŞ vergeben Aufträge für den Bau neuer Windkraftwerke über Ausschreibungen üblicherweise als EPC-Verträge (Engineering, Procurement and Construction) an Projektentwickler, die die Vorhaben schlüsselfertig abwickeln und auch die Finanzierung mitbringen. BOT (Build-Operate-Transfer)-Betreibermodelle sind üblich. Meist sind Maximalpreise vorgegeben und der erfolgreiche Bewerber mit dem niedrigsten Gebot erhält den Netzzugang und eine Stromabnahmegarantie. Grundsätzlich besteht für ausländische Bewerber keine Pflicht zur Partnerschaft mit lokalen Firmen, diese kann jedoch vom Auftraggeber gefordert werden. Hohe Local-Content-Vorgaben sind üblich. 

    Rechtliche Grundlage der Projektvergabe und -abwicklung ist die YEKA-Verordnung über erneuerbare Energiequellengebiete (Staatsanzeiger Nr. 29852 vom 9.10.16). Demnach teilt der Staat Investoren im Energiesektor im Rahmen von Bieterwettbewerben kostenlos Gebiete und Grundstücke zu, die für die geplanten Investitionen nachweislich besonders geeignet sind.

    Die Investoren erhalten ferner Stromabnahmegarantien zu einem nach der Yekdem-Förderung ermittelten Preis (Staatsanzeiger Nr. 31380 vom 30.1.21). Sie profitieren darüber hinaus von steuerlichen und anderen Vergünstigungen im Rahmen des allgemeinen staatlichen Investitionsförderungssystems.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Marktorganisation

    Die Privatisierung des Energiemarktes ist abgeschlossen. Die private Stromproduktion übersteigt mittlerweile die staatliche.

    Für die Aufsicht über den Energiemarkt ist allein die Regulierungsbehörde EPDK (T.C. Enerji Piyasası Düzenleme Kurumu) zuständig. Die Energiebörse EPİAŞ (Enerji Piyasaları İşletme A.Ş.) wurde 2015 gegründet, um die Wettbewerbsfähigkeit und Transparenz des Strommarktes zu erhöhen.

    Die staatliche TEİAŞ ist alleiniger Netzbetreiber und für den Stromtransport sowie für die Netzregulierung verantwortlich. Strom wird sowohl vom öffentlichen Sektor als auch von privaten Erzeugern produziert. Die private Energieerzeugung hat mittlerweile die staatliche überschritten. EÜAŞ (Elektrik Üretim Anonim Şirketi) ist der staatliche Elektrizitätsproduzent. Daneben gibt es viele private Stromerzeuger, die entweder mit privaten Kraftwerken (Build-Own-Operate, BOO) oder mit Public-Private-Partnership Projekten über das Betreibermodell BOT (Build-Operate-Transfer) im Markt aktiv sind.

    Der Vertrieb des Stroms wurde vollständig privatisiert. Es gibt 21 regionale, private Vertriebsunternehmen, darunter auch Kooperationen zwischen türkischen und internationalen Firmen. Für die Region Ankara ist Enerjisa zuständig, eine Kooperation zwischen der deutschen EON und der türkischen Sabancı.

    Für den Betrieb einer Windkraftanlage muss eine Lizenz der EPDK erworben werden. Es gibt Lizenzen zur Eigenversorgung (otoprodüktör), etwa einer Industrieanlage oder eines Gewerbegebietes, und zur Produktion (üretim) für den allgemeinen Strommarkt mit Einspeisung in das Netz.

    Natürliche und juristische Personen können zur Deckung des eigenen Bedarfs EE-Stromanlagen bis zu 5 Megawatt ohne Lizenz betreiben. Lokale Fertigungsanteile werden bei unlizenzierten Projekten nicht gefördert.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Marktchancen

    Der türkische Windenergiesektor verspricht gute Geschäfte. Local-Content-Anforderungen müssen beachtet werden.

    Die türkische Energieerzeugung durch Windenergie wächst, und es ist in den nächsten Jahren mit einem regen Projektangebot zu rechnen. Dies eröffnet auch Geschäftschancen für deutsche Anbieter entsprechender Technik oder Dienstleistungen. Mitte 2021 befanden sich in der Türkei 40 Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 1,8 Gigawatt im Bau.

    Im türkischen Energiemarkt sind deutsche Unternehmen bereits als Stromerzeuger, Stromverteiler, Investoren, Projektentwickler, Lieferanten von Windturbinen, Ausrüstungen, Komponenten und Messtechnik sowie als Dienstleister aktiv.

    Die Windbranche in der Türkei ist recht gut entwickelt. Der Markt ist grundsätzlich offen für internationale Anbieter, aber strikte Local-Content-Anforderungen müssen berücksichtigt werden. Zahlreiche internationale Anbieter haben angesichts des Marktpotenzials in den letzten Jahren mit lokalen Partnern Fertigungen aufgebaut. Produziert wird meist nicht nur für den Inlandsmarkt, sondern auch für den Export. Die Türkei verfügt über eine gute industrielle Basis und vergleichsweise niedrige Produktionskosten.

    Günstige natürliche Rahmenbedingungen

    Das Potenzial für die Windkraftnutzung ist in der Türkei ausgesprochen gut. Insbesondere an den Küsten der Ägäis und des Mittelmeeres sorgen starke und häufige Winde für hervorragende Bedingungen zum Betrieb von Windrädern. Ein von der Direktion für Studien zur Elektrizitätserzeugung (Elektrik İşleri Etüt İdaresi, EIE) erarbeiteter Windatlas für die Türkei (Rüzgâr Enerjisi Potansiyel Atlası, REPA) stellt das Potenzial tabellarisch und auf Karten für die einzelnen Provinzen dar.

    Für das gesamte Land ermittelt der REPA ein Windkraft-Potenzial von 48 Gigawatt. Durch größere Anlagen, deren Flügel höhere Luftschichten erreichen können, dürfte sich dieser Wert nach Einschätzung von Experten noch erhöhen lassen; genannt werden in Fachpublikationen 83 Gigawatt. 

    Windräder werden in der Türkei bislang ausschließlich Onshore installiert. Die Industrie steht in den Startlöchern, um Offshore-Farmen zu entwickeln. Das Potenzial auf See schätzt der im April 2021 neu gegründete türkische Fachverband für Offshore-Windanlagen DÜRED (Denizüstü Rüzgar Enerjisi Derneği), auf 75 Gigawatt. DÜRED zufolge plant das türkische Energieministerium in der näheren Zukunft Offshore-Projekte über 10 Gigawatt.

    Am vielversprechendsten sei die Ägäis-Region mit Windgeschwindigkeiten von 9 Metern pro Sekunde. Hier gäbe es Potenzial für 6 Gigawatt fixe und 19 Gigawatt schwimmende Windräder. Das Marmarameer und das Schwarze Meer böten Geschwindigkeiten von 7 beziehungsweise 8 Metern pro Sekunde.

    Ein Großteil des Offshore-Potenzials lässt sich nur mit schwimmenden (teureren) Windanlagen realisieren. Unternehmen bemängeln das Fehlen eines konkreten rechtlichen Rahmens für Offshore-Projekte.

    Das türkische Energieministerium hatte bereits Ende 2018 Ausschreibungen für 1,2 Gigawatt Offshore-Windanlagen angekündigt und drei Projekte ausgeschrieben. Diese wurden 2019 jedoch Onshore vergeben.

    Ausgewählte Windprojekte in der Türkei im Planungsstadium

    Projektbezeichnung

    Leistung (MW)

    Unternehmen

    Status

    Investitionsvolumen (in Mio. US$)

    Windkraftanlage

    Aydin - Canakkale

    250

    Ministerium für Energie und Rohstoffe; Developer: Enerjısa, Enercon

    Studie, Genehmigung Lizenz ausstehend

    500

    Windkraftanlage Muğla - Balıkesir

    250

    Ministerium für Energie und Rohstoffe

    Studie, Genehmigung Lizenz ausstehend

    500

    Duygu RES Balıkesir


    150

    TEİAŞ Türkisches Elektrizitaetsübertragung Developer : Polat Enerji

    Studie

    150

    Çınar RES Çanakkale

    100

    TEİAŞ Türkisches Elektrizitaetsübertragung Developer : Polat Enerji

    Studie

    100

    Windkraftwerk Bozüyük Bilecik

    90

    Ministerium für Energie und Rohstoffe

     Developer: Çekim Enerji

    Studie

    90

    Windkraftpark Ömerli İstanbul

    100

    Betim Enerji

    Studie; Land Akquisition läuft

    72

    Windpark Sarıca İzmir

    20

    Polat Enerji

    Studie

    30

    Quelle: Meed Projects 2021

    Einspeisepreise über Förderprogramm Yekdem

    Das 2011 gestartete nationale EE-Förderprogramm Yekdem (Yenilenebilir Enerji Kaynakları Destekleme Mekanizması) mit garantierten Einspeisepreisen hat die Entwicklung der Branche kräftig vorangetrieben. Das Programm lief in seiner ursprünglichen Form Ende Juni 2021 aus. Es wird fortgesetzt, aber mit Änderungen bei der Berechnung der Preise. Die Einspeisevergütung erfolgt in Türkischen Lira (TL) statt US$, die Förderung fällt niedriger aus und wird vierteljährlich (Januar, April, Juli und Oktober) aktualisiert.

    Die neue Preisobergrenze für Windenergie wird weiter in US$ angegeben. Sie ist mit 5,1 US$ Cent signifikant niedriger als der alte Einspeisepreis von 7,3 Cent. Für den Zeitraum Juli bis September 2021 erhalten die Produzenten nach der neuen Formen sogar nur die Hälfte der alten Vergütung pro Kilowattstunde (0,32 TL; umgerechnet zum Wechselkurs per 1.7.21: 3,68 US$-Cent).

    Der Zuschlag für die lokale Beschaffung hat sich ebenfalls reduziert. Er beträgt pauschal 0,08 TL pro Kilowattstunde (0,92 US$-Cent) und gilt für die ersten fünf Jahre eines Projekts. Zuvor galten abhängig von den im Inland beschafften Komponenten Sätze zwischen 0,6 und 1,3 Cent. Unternehmen, die die Förderung erhalten möchten, müssen mindestens 65 Prozent ihrer Ausrüstung lokal beschaffen.

    Die Yekdem Förderung gilt in ihrer neuen Form für alle Windkraftanlagen, die zwischen dem 1. Juli 2021 und dem 21. Dezember 2025 den Betrieb aufnehmen. Gefördert werden die ersten zehn Jahre der Stromerzeugung. Für die Preise wird eine Formel verwendet, die Inflationsraten und Wechselkurse als Variablen enthält (Verbraucherpreisindex: 26 Prozent; Erzeugerpreisindex: 26 Prozent; US$/TL: 24 Prozent; Euro/TL: 24 Prozent).

    Einspeisepreise für Erneuerbare Energien in der Türkei über das Förderprogramm Yekdem

    Typ

    Einspeisepreis bis 30.6.21 (US$-Cent/kWh)

    Einspeisepreis zum 1.7.21 (TL/kWh)

    Veränderung auf US$-Basis* (in %)

    Maximale Förderung (US$-Cent/kWh)

    Wasserkraft

    4,6

    0,40

    -37

    6,4

    Wind

    3,7

    0,32

    -49

    5,1

    Geothermal

    6,2

    0,54

    -43

    8,0

    Biomasse -  Deponiegas oder Altreifen

    13,3

    0,32

    -72

    5,1

    Biomasse - Biomethanisierung

    13,3

    0,54

    -53

    8,6

    Biomasse - Thermische Entsorgung

    13,3

    0,50

    -100

    8,0

    Solar

    4,5

    0,32

    -70,0

    5,1

    * Veränderung neue Einspeisepreise ab 1.7.21, umgerechnet in US$, gegenüber den zuvor geltenden Yekdem-Preisen; Wechselkurs am 1.7.21: 1US$= 8,68 Türkische Lira (TL)Quelle: Yekdem, Pressemeldungen 2021

    Potenzial für grünen Wasserstoff

    Die Türkei möchte künftig Wasserstoff nutzen. Der Ausbau der Windkraftanlagen wird schnell vorangetrieben und künftige Überkapazitäten böten sich für die Wasserstoffgewinnung an. Deutschland hat 2020 im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie 2 Milliarden Euro für internationale Partnerschaften bereitgestellt. Der Fokus liegt auf grünem Wasserstoff aus EE. Die Türkei wäre ein potenzieller Lieferant. Deutsche Unternehmen könnten die Türkei bei der Einführung und Implementierung von Wasserstofftechnologien unterstützen.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Markthemmnisse

    Änderungen bei den Einspeisepreisen könnten die Entwicklung des Sektors verlangsamen. Strikte Local-Content-Anforderungen sind eine Herausforderung. 

    Niedrigere Abnahmepreise und höhere Unsicherheiten

    Die neuen Einspeisepreise für Windprojekte, die ab dem 1. Juli 2021 den Betrieb aufnehmen, werden in TL statt in US$ ermittelt und liegen deutlich unter den alten Yekdem-Preisen. Zudem werden sie mit einer Aktualisierungsformel vierteljährlich neu festgelegt.

    Die Vergütung auf TL-Basis erschwert und verteuert die Finanzierung der Projekte. Marktteilnehmer kritisieren, dass Projekte zu den niedrigeren Einspeisepreisen nur in sehr guten geographischen Lagen zu realisieren seien. Für langfristig orientierte Investoren seien insbesondere längere Förderlaufzeiten und sofort ermittelte Einspeisepreise attraktiver, die sich am Startjahr der Investition orientieren und auf Basis der Ressourcen bekannt gegeben werden.

    Der Windenergieverband TÜREB spricht sich für eine mindestens fünfjährige Ausschreibungsplanung aus, um Unsicherheiten bei in- und ausländischen Investoren zu beseitigen. Außerdem müsse das Baugenehmigungsrecht vereinfacht werden, um Investitionen zu beschleunigen, die steigenden Entgelte für die Netznutzung reguliert werden und Hindernisse bei der Realisierung von Hybridprojekten abgebaut werden.

    Strikte Regeln zur Unterstützung lokaler Produktion

    Der Druck zur lokalen Beschaffung oder Fertigung steigt. Ausschreibungen verpflichteten die Unternehmen in der Regel zu einem hohen Local-Content-Anteil. Viele internationale Firmen sehen dies als Hindernis. Der CEO von Siemens Gamesa erklärte im August 2021 gegenüber dem Magazin Wirtschaftswoche, Gamesa werde künftig auf Projekte in der Türkei verzichten, wenn dabei ein hoher lokaler Fertigungsanteil gefordert werde. Der Turbinenbauer hatte im Frühjahr 2021 in Izmir sein erstes Forschungs- und Entwicklungszentrum für Windkraftanlagen in der Türkei gegründet.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Branchenstruktur

    In der Türkei hat sich eine breit aufgestellte, starke Windindustrie entwickelt. 

    In den letzten Jahren hat sich in der Türkei eine starke lokale Zulieferindustrie mit einem umfassenden Ökosystem, bestehend aus technischem Personal, Wartungs- und Reparaturunternehmer und Investoren entfaltet. Die Mehrheit der Projekte mit hohen Windgeschwindigkeiten konzentriert sich mit Ausnahme von Istanbul auf den ägäischen Raum. Die Region Izmir ist das Zentrum der Windbranche, hier sind etwa 20 Prozent der landesweiten Kapazitäten angesiedelt.

    Der Anteil der lokalen Fertigung an der Windkraftbranche wird auf 60 bis 65 Prozent geschätzt. Die Regierung fördert den Einsatz von in der Türkei hergestellten Teilen und Komponenten durch höhere Einspeise-Vergütungen. Überdies wird bei Ausschreibungen meist ein hoher lokaler Fertigungsanteil gefordert. Internationale Firmen, die in der Türkei Windräder aufstellen möchten, sind wegen der Local-Content-Anforderungen in der Regel gezwungen, in der Türkei zu fertigen oder zu beschaffen. Fertigungen unterhalten internationale Hersteller wie die deutsche Enercon, TPI Composites oder GRI Renewables.

    Starke lokale Fertigung

    Branchenangaben zufolge fertigen in der Türkei 79 Unternehmen Komponenten für Windanlagen. Knapp drei Viertel dieser Hersteller produzieren nicht nur für den Inlandsmarkt, sondern auch für Abnehmer im Ausland. Die Ägäische Exporteursvereinigung (EIB) kündigte im September 2021 unter ihrem Dach die Gründung des ersten türkischen Exporteursverbands für EE-Ausrüstungen und -Dienstleistungen an.

    In der Türkei sind laut einem Report des europäischen Branchenverbands WindEurope zwölf große Fertigungsanlagen für Ausrüstungen von Windturbinen im Betrieb. Damit rangiert die Türkei auf Rang 5 in Europa. In vier der Produktionsanlagen werden Rotorblätter hergestellt, in zwei Gussteile und in sechs Türme. Die Türkei ist sehr stark im Stahlbau und diese Stärke kommt der Industrie auch bei der Fertigung von Komponenten für die Windbranche, insbesondere Großteile, passend zu. Bei feineren Stahlkomponenten wie Getrieben dürfte die Expertise bei deutschen Unternehmen noch größer sein.

    Deutsche Turbinenhersteller sind in der Türkei gut positioniert. Marktführer gemessen an der Kapazität der im Einsatz befindlichen Windturbinen sind laut dem türkischen Windenergieverband TÜREB per Ende Juni 2021 die deutschen Nordex (Anteil an der Gesamtkapazität: 27 Prozent) und Enercon (21 Prozent). Für die Mitte 2021 im Bau befindlichen 40 Projekte mit einer Gesamtkapazität von 1,8 Gigawatt lieferten nur vier Hersteller Turbinen: GE (49 Prozent), Nordex (39 Prozent), Vestas (9 Prozent) und Siemens Gamesa (3 Prozent).

    Die größten Turbinenhersteller in der Türkei, nach installierter Kapazität in bestehenden Projekten (Stand Juni 2021)

    Unternehmen

    Kumulierte Installation MW

    Anzahl

    Nordex

    2.496

    94

    Enercon

    1.972

    51

    Vestas

    1.8723

    45

    GE

    1.417

    36

    Siemens Gamesa

    1.313

    33

    Suzlon

    109,20

    4

    Sinovel

    108,00

    2

    Goldwind

    10,20

    1

    Senvion

    6,40

    2

    Quelle: Türkischer Windenergieverband TÜREB 2021

    Die größten Investoren bei den im Bau befindlichen Windkraftprojekten per Mitte 2021 waren RT Enerji, Fina Enerji und Erciyes. Das deutsch-türkische JV Borusan Enerji rangierte auf Rang 6 mit 84 Megawatt.

    Die größten Investoren bei laufenden Windkraftprojekten (Stand: Juni 2021)

    Unternehmen

    Gesamtkapazität der laufenden  Projekte (MW)

    RT Enerji

    438

    Fina Enerji

    203

    Erciyes

    170

    Sanko Enerji

    141

    Evrencik

    120

    Borusan Enerji

    84

    Ağaoğlu

    77

    Ataseven

    75

    Ulusoy

    72

    Quelle: Türkischer Windenergieverband TÜREB 2021

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    Exportinitiative Erneuerbare Energien

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen. 

    Deutsche Energie-Agentur

    -

    Enerji ve Tabii Kaynaklar Bakanlığı

    Ministerium für Energie und Rohstoffe

    Çevre ve Şehircilik Bakanlığı

    Ministerium für Umwelt und Städtebau

    Türkiye Rüzgar Enerjisi Birliği (TÜREB)

    Verband der Windenergieindustrie

    Rüzgar Enerjisi ve Su Santralleri İşadamları Derneği (RESSİAD)

    Verband der Wasserkraft und Windenergieindustrie

    Denizüstü Rüzgâr Enerjisi Derneği (DÜRED)

    Verband der Offshore Windenergie

    EİF Energie for Future

    Messe für erneuerbare Energien; Istanbul, jährlich im Oktober

    Enerji Dünyası Dergisi

    Fachzeitschrift, Nachrichten aus der Energie Branche

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

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