Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Ungarn | Automobilsektor

Produktionsstandort Ungarn zieht Autohersteller an

Die Automobilindustrie hat sich von der Coronakrise erholt, nun schafft der Krieg in der Ukraine Probleme. Ungeachtet dessen lockt Ungarn immer neue Hersteller an.

Von Waldemar Lichter | Budapest

  • Markttrends

    Die Elektromobilität findet in Ungarn immer mehr Einzug. Das gilt sowohl für Käufer als auch für die Produktion.

    Regierung unterstützt Anpassung der Industrie an neue Trends

    Globale Trends sind im ungarischen Automobilsektor längst angekommen. Bei den Zulassungen dominieren zwar noch die Verbrenner. Die Nachfrage verschiebt sich jedoch immer mehr zu Autos mit alternativen Antrieben. Neue Trends werden auch von den Fahrzeugherstellern und deren Zulieferern aufgenommen. Elektromobilität und andere Zukunftsthemen, wie autonomes Fahren, halten in der Industrie Einzug.

    Die ungarische Regierung ist entschlossen, diese Trends aufzunehmen und zu fördern. Sie unterstützt den Wandel in der Industrie, um sie zukunftsfähig zu machen. Kaufprämien für Elektrofahrzeuge liefen zwar aus, der Ausbau der E-Busflotte wird aber vorangetrieben. Weiter ausgebaut wird die Infrastruktur für E-Autos, etwa um ein landesweites Netz von Ladestationen zu schaffen.

    Investitionsvorhaben erhalten Zuschüsse 

    Die Automobilindustrie gehört zu den traditionell am stärksten geförderten Zweigen. Vorhaben hier werden mit großzügigen Zuschüssen bedacht. Zu den Schwerpunkten der ungarischen Industrie- und Investitionspolitik gehört nun aber vor allem die Förderung von Projekten, die globale Trends berücksichtigen und die technologische Wettbewerbsfähigkeit des Zweiges sichern können.

    Eines der Beispiele dafür ist die von der Regierung initiierte Teststrecke für autonome Fahrzeuge in Zalaegerszeg. Die dort entstehende Technologiezone Zalazone soll zu einem Zentrum für Entwicklung und Nutzung autonomen Fahrens, aber auch verbundener Technologien werden. Dazu gehören der Mobilfunknetzstandard 5G oder künstliche Intelligenz. Entstehen wird eine Art Cluster für innovative Unternehmen. Bereits jetzt bauen dort Bosch, die österreichische AVI und andere eigene Niederlassungen für Forschung und Entwicklung.

    Von Waldemar Lichter | Budapest

  • E-Mobility

    Die Regierung fördert die Elektromobilität im Verkehrssektor. Die Industrie stellt schneller um auf die Produktion von E-Autos und deren Komponenten.

    Nachfrage nach E- und Hybridautos ungebrochen stark

    Die Coronakrise und der Ukrainekrieg haben dem Markt für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben kaum etwas anhaben können. Während der Pkw-Markt in den beiden Jahren 2020 und 2022 stark eingebrochen ist (-18,9/-8,5 Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahr), setzte sich das Wachstum bei Elektro- und Hybridfahrzeugen fort. Die größten Marktanteile hatten dabei 2021 nach Angaben von Statista BMW (16 Prozent), Kia und Volkswagen (je 9) Hyundai, Volvo und Mercedes-Benz (je 6) sowie Audi, Nissan und Renault (je 5 Prozent).

    Neu zugelassene Pkw nach Antriebsart in Ungarn (Stückzahl)

    Antriebsart

    2021

    2022

    Insgesamt

    121.941

    111.524

    darunter

      Benzin

    45.503

    44.279

      Diesel

    19.015

    14.266

      Hybrid

    52.385

    47.347

       Plug-in-Hybrid

    4.236

    4.876

       Mild Hybrid

    34.998

    24.486

      Elektrisch

    4.311

    4.709

    Quelle: Datahouse Kft. / Zulassungsbehörde Innenministerium

    Die Regierung hat den Kauf von Elektroautos mit Kaufprämien bis 2022 gefördert. Für mehrere Ausschreibungsrunden standen dafür insgesamt 35 Millionen Euro zur Verfügung. Die Maßnahme stieß auf großes Interesse, die vorgesehenen Fördermittel waren in kurzer Zeit ausgeschöpft. 

    Regierung fördert Elektrobusse im ÖPNV

    Eine wichtige Sondermaßnahme mit erheblicher Tragweite ist das 2020 aufgelegte Green-Bus-Programm. Die Regierung unterstützt Gemeinden und lokale Dienstleister dabei, Elektrobusse zu beschaffen und stellt dafür Fördergelder von umgerechnet 100 Millionen Euro für zehn Jahre zur Verfügung. Ab 2022 dürfen neue Busse, die in Ortschaften mit mehr als 25.000 Einwohnern eingesetzt werden sollen, ausschließlich elektrisch sein.  

    Ungarn will das Netz von Ladestellen entlang der wichtigsten Verkehrskorridore flächendeckend rasch ausbauen. Nach Angaben der European Alternative Fuels Observatory (EAFO) stieg die Anzahl der E-Tankstellen zwischen 2020 und 2023 von 1.049 auf 3.379 (AC, Wechselstrom) beziehungsweise 182 auf 515 (DC, Gleichstrom). Eigene Netze von E-Ladestationen betreiben die Versorger MVM Mobiliti Kft. und ELMŰ-ÉMÁSZ. Auch der ungarische Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber MOL baut das eigene E-Tankstellennetz Mol Plugee auf.

    Der Ausbau der Ladeinfrastruktur soll auch mithilfe gesetzlicher Vorschriften vorangebracht werden. So ist beispielsweise bei neuen Wohnhäusern und Einkaufszentren vorgeschrieben, reservierte Parkplätze mit Ladeanschlüssen bereitzustellen.

    Ungarn nimmt ferner am EU-Projekt NEXT-E teil, das den Ausbau des Ladestellennetzes entlang von Autobahnen und wichtigen transeuropäischen Verkehrsachsen zum Ziel hat. Am Aufbau des Netzes in Ungarn und auch in der Region im Rahmen von NEXT-E ist der Mineralölkonzern MOL beteiligt mit Konsortialpartnern aus Tschechien, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Rumänien. 

    Zulieferindustrie setzt zahlreiche Vorhaben für die Elektromobilität um

    Das Thema Elektromobilität setzt sich nicht nur bei den in Ungarn aktiven Autobauern mehr und mehr durch. Auch die Zulieferindustrie realisiert zahlreiche neue Projekte, um Fertigungsanlagen im Land aufzubauen. Am stärksten ist das im Bereich der Batterie- und Batteriezellenproduktion festzustellen. Doch auch in anderen Sparten wie etwa in der Antriebstechnik stellen sich immer mehr Zulieferunternehmen auf neuen Bedarf durch den zunehmenden Trend zur Elektromobilität ein.

    Bei der Batteriezellenfertigung sind gleich mehrere Konzerne aus Korea (Rep.) mit milliardenschweren Vorhaben nach Ungarn gekommen. Sie bauen hier neue Produktionswerke mit großen Kapazitäten auf. Für einen Paukenschlag sorgte im Sommer 2022 das chinesische Unternehmen CATL mit der Ankündigung, ein neues Gigawerk für Batterien mit einer Jahreskapazität von 100 GWh in Debrecen zu bauen. Gleichzeitig siedeln sich auch Hersteller (zumeist ebenfalls aus Asien) von Komponenten im Land an, die für die Batteriefertigung benötigt werden. Die Wertschöpfungskette wird damit durch mehr und mehr Stufen ergänzt. Von dem in Ungarn entstehenden Batteriehub aus wird es künftig möglich sein, die Autobauer im Land selbst, aber auch die europäischen Automobilwerke günstig mit Batterien zu versorgen. 


    Ausgewählte Vorhaben in Ungarn im Bereich Batteriefertigung (Investitionen in Millionen Euro)

    Unternehmen

    Standort / Produktion

    Investitionssumme

    CATL

    Debrecen / Lithium-Ionen-Batterien,  Kapazität: 100 GWh pro Jahr

    7.340 

    EVE Power

    Debrecen: Bau eines Werkes für zylindrische Batteriezellen

    1.000

    SK ON Hungary (früher SK Innovation)

    Zwei Werke in Komárom; Bau eines neuen in Iváncsa / Lithium-Ionen-Batterien

    1.850 

    Samsung SDI

    Göd / Lithium-Ionen-Zellen

    1.200 

    EcoPro

    Debrecen / Kathodenwerk

    740

    Toray

    Nyergesújfalu / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Batterien

    397

    Doosan

    Tatabanya / Kupferfolien (Verdopplung der Kapazitäten)

    200

    SEMCORP

    Debrecen / Separatorfolien für Lithium-Ionen-Zellen

    183

    Inzi Controls

    Komárom / Batteriemodule

    45

    Shenzhen Kedali

    Gödöllő / Komponenten für Lithium-Ionen-Batterien

    39

    Dongwha Electrolyte

    Sóskút / Elektrolytproduktion

    31

    GS Yuasa

    Miskolc / Konfektion von Lithium-Ionen-Zellen

    29

    Baolong

    Bau eines Werkes für E-Autos und intelligente Fahrsysteme in Szigetszentmiklos

    14

    Quelle: Unternehmensangaben, Pressemeldungen, Recherchen von Germany Trade and Invest

    Von Waldemar Lichter | Budapest

  • Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

    Die Coronakrise und der Krieg in der Ukraine haben das starke Wachstum des Kfz-Marktes ausgebremst. Der Absatz wird nach deren Ende wieder zulegen. E-Autos sind weiter gefragt.

    Krieg in der Ukraine stoppt Markterholung

    Der ungarische Kfz-Markt hat eine längere Phase starker Expansion hinter sich. Der Pkw-Absatz wuchs in den vergangenen Jahren zum Teil zweistellig. Ähnlich stark legte der Nutzfahrzeugmarkt (Nfz) zu, angetrieben von der guten Konjunktur. Von früheren Rekordzahlen (Pkw-Verkäufe 2005: 199.000 Stück) ist Ungarn zwar noch entfernt. Bis zum Ausbruch der Coronakrise zeigte der Trend jedoch kontinuierlich nach oben.

    Die von der Coronapandemie ausgelöste Wirtschaftskrise ließ sowohl den Pkw- als auch den Nfz-Absatz einbrechen. Die Talfahrt setzte sich 2021 und zum Jahresbeginn 2022 fort. Die anziehende Konjunktur sorgte zwar für ein deutliches Plus bei der Nfz-Nachfrage. Der Krieg in der Ukraine hat dem Markt allerdings wieder einen Dämpfer versetzt.

    Zulassung neuer Kfz in Ungarn (Stückzahl; Veränderung in Prozent)

    Kategorie

    2021

    2022

    Veränderung 2022/21

    Pkw

    121.920

    111.524

    -8,5

    Nutzfahrzeuge

    28.467

    24.048

    -15,5

    Busse

    1.010

    691

    -31,6

    Quelle: ACEA (Association des Constructeurs Européens d'Automobiles)

    Weiteres Absatzwachstum zu erwarten

    Die mittelfristigen Absatzaussichten auf dem Markt gelten dennoch als gut. Die Motorisierung der Bevölkerung liegt mit 403 Pkw pro 1.000 Einwohnern (2020) noch unter west-, teilweise sogar unter mitteleuropäischem Niveau (Polen: 664). Auch beim Absatzvolumen gibt es nach Einschätzung von Fachleuten Luft nach oben. Für weiteres Wachstum spricht auch der steigende Ersatzbedarf. Das Durchschnittsalter des Fahrzeugparks lag im April 2022 bei rund 15 Jahren. Kleine und Mittelklasseautos dominieren den Markt. Kleinere SUV, wie etwa das im Land produzierte Modell Suzuki Vitara oder SX4 S-Cross, kommen bei ungarischen Käufern gut an.

    Absatz von Pkw nach Herstellern in Ungarn (Stückzahl; Veränderungen und Marktanteile in Prozent)

    Hersteller

    Absatz 2022

    Veränderung 2022/22

    Marktanteil 2022

    Suzuki

    13.859

    -21,48 

    12,43

    Toyota

    13.262

    9,80

    11,89

    Volkswagen

    10.311

    46,21

    9,25

    Ford

    8.516

    -19,68

    7,64

    Kia

    8.132

    -10,93

    7,29

    Skoda

    6.916

    -11,92

    6,20

    Dacia

    6.117

    -16,97

    5,48

    Mercedes

    5.752

    1,27

    5,16

    BMW

    4.785

    17,77

    4,29

    Quelle: Datahouse


    Von Waldemar Lichter | Budapest

  • Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

    Ausländische Autokonzerne halten an ihren Plänen in Ungarn fest. Auch Zulieferer investieren. Krisen verzögern Projekte.

    Pandemie und Krieg beenden starken Aufwärtstrend

    Die rekordverwöhnte Automobilindustrie musste 2020 einen herben Rückschlag hinnehmen. Die Fahrzeugproduktion sank gegenüber dem Vorjahr um 13,8, die der Kfz-Teile und –Komponenten um 9 Prozent. Auch 2021 setzte sich der Negativtrend weiter fort (-1/-5,1 Prozent). Neben Nachfrageschwäche auf dem Automobilmarkt machten der Branche Engpässe bei Halbleitern und unterbrochene Lieferketten schwer zu schaffen. 

    Der im Februar 2022 ausgebrochene Ukraine-Krieg hat die verlässliche Belieferung der Autowerke in Ungarn mit wichtigen Teilen und Komponenten zusätzlich gefährdet. Ungeachtet der fortbestehenden Probleme, etwa bei der Versorgung mit Halbleitern, schneidet die ungarische Automobilindustrie recht gut ab. Die Autowerke haben sich an die veränderte Lage angepasst. Es gebe keine großen Probleme mehr bei der Produktion, berichten Vertreter der Autoindustrie.

    Die Produktions- und Absatzergebnisse zeigen seit 2022 wieder deutlich nach oben. Die Produktion der Autowerke stieg nach Angaben des ungarischen Statistikamtes KSH 2022 um 15 Prozent, die von Kfz-Teilen um 13,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der positive Trend setzte sich auch im 1. Jahresquartal 2023 fort.

    Die Automobilindustrie gehört zu den wichtigsten Zweigen der ungarischen Wirtschaft. Ihr Anteil an der Produktion des verarbeitenden Gewerbes belief sich 2022 auf 22,4 Prozent. Sie trug auch zu rund 25,2 Prozent zu den gesamten Ausfuhren der ungarischen Industrie bei.

    Nach Angaben des KSH belief sich der Produktionswert der Automobilindustrie 2022 auf umgerechnet 29,8 Milliarden Euro. Davon entfielen auf die Fahrzeugherstellung 14,4 Milliarden Euro, auf die Produktion von Karosserien, Aufbauten und Anhängern weitere 492 Millionen Euro und auf die von Teilen, Komponenten und Zubehör rund 15 Milliarden Euro.

    Die Regierung unterstützt Neu- und Erweiterungsprojekte in der Fahrzeugproduktion und in der Zulieferindustrie mit hohen Zuschüssen. Ziel ist dabei, die Automobilbranche auf neue Trends vorzubereiten. Moderne Technologien, Know-how-Transfer und eine höhere Wertschöpfung gehören zu entscheidenden Kriterien für staatliche Förderung. Autonomes Fahren und Elektromobilität genießen dabei besondere Aufmerksamkeit der Wirtschaftspolitik. 

    Die Coronakrise hat die Investitionspläne der Unternehmen zwar gebremst. Doch keines der geplanten großen Vorhaben wurde komplett abgesagt. Die Inbetriebnahme des neuen BMW-Werks in Debrecen wurde lediglich um ein Jahr verschoben. Auch die Zulieferer setzen ihre Investitionsprojekte verzögert weiter fort.

    In anderen Bereichen werden angekündigte Vorhaben nicht nur fortgesetzt, sondern sogar ausgebaut. Das betrifft vor allem die Sparte Elektromobilität. Ungarn entwickelt sich zu einem der führenden Produktionsstandorte für Antriebsbatterien und deren Komponenten in Europa.

    Interesse ausländischer Zulieferer ist  ungebrochen

    Der Zustrom an investitionswilligen Zulieferunternehmen aus dem Ausland bricht ungeachtet der Krise nicht ab. In diesem Bereich sind zahlreiche große, vor allem deutsche Unternehmen tätig, wie etwa Bosch, Continental, Thyssenkrupp oder Schaeffler. Die meisten von ihnen wollen ihr Engagement in Ungarn ausbauen. Zahlreiche neue Vorhaben kommen jedoch auch aus anderen Regionen, derzeit vor allem aus Korea (Rep.) und der VR China.

    Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Ungarn (in Millionen Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Anmerkungen

    Daimler / Bau eines Full-Flex-Werkes

    Über 1.000, Zuschuss der Regierung: 37,5

    Grundsteinlegung Juni 2018;  Inbetriebnahme des zweiten Presswerks: November 2022

    Produktion von Verbrennern und E-Pkw parallel möglich

    Errichtung eines Produktionswerkes durch BMW in Debrecen

    Über 1.000

    Grundsteinlegung im Juni 2022; Produktionsstart 2025 geplant

    Serienproduktion der vollelektrischen "Neuen Klasse"; Kapazität: 150.000 Fahrzeuge pro Jahr

    Vitesco Technologies (Continental) Werk für Automobilelektronik in Debrecen

    134, Zuschuss der Regierung: 30

    Erweiterungsinvestitionen

    Produkte der Geschäftsbereiche Transmission und Sensors&Actuators für den EU-Markt

    Audi - Projekt "E-Transformation"

    125, Zuschuss der Regierung: 20,3

    seit 2018 Montage von E-Motoren für das vollelektrische Audi-Modell e-tron

    Erweiterung der Produktion von E-Motoren; Györ soll Kompetenzzentrum von Audi für E-Motoren und -Autos werden

    ThyssenKrupp - Bau eines neuen Werkes in Pécs

    50

    Spatenstich 2019

    Komponenten, auch für Elektromotoren

    Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest; Pressemeldungen

    Ungarn gehört neben Tschechien, der Slowakei und Polen zu einem der führenden Pkw-Hersteller in Mittelosteuropa. Die Industrie wird von drei großen Herstellern dominiert: Magyar Suzuki, Mercedes-Benz und Audi Hungaria. Ein vierter, BMW, baut derzeit ein neues Werk in Debrecen. Magyar Suzuki ist seit 1992 am Standort Esztergom vertreten, Mercedes-Benz seit 2012 in Kecskemét und der Audi-Konzern seit mehr als zwanzig Jahren in Györ. 

    Ein weiteres ausländisches Automobilunternehmen ist Opel Szentgotthárd Kft. Es gehört inzwischen der Stellantis-Gruppe (PSA/Chrysler) und ist nur noch in der Motorenproduktion tätig. 

    Pkw-Produktion wird weiter steigen 

    Prognosen der Marktforschungsfirma Fitch Solutions zufolge wird der bisherige Produktionsrekord von 2019 erst 2028 wieder übertroffen. Nach einem starken Rückgang 2020 werde sich die Produktion in den darauffolgenden Jahren wieder langsam erholen. Bis 2029 könnte eine Produktion von fast 600.000 Pkw erreicht werden. Dazu werden die angekündigten Investitionen in neue Kapazitäten beitragen.

    Audi setzt in Ungarn auf den Ausbau der Produktionskapazitäten und technischer Kompetenz im Bereich Elektromobilität. Der Standort Györ soll zu einem globalen Zentrum für diesen Bereich innerhalb des Konzerns werden. Dafür wurde das Projekt "E-Transformation" auf den Weg gebracht. Ziel ist, die Produktion von E-Motoren in Györ zu erhöhen und an dem Standort Entwicklungskompetenzen für diese Sparte aufzubauen.

    Mit seinem großen Motorenwerk in Györ spielt Audi Hungaria eine bedeutende Rolle im weltweiten Produktionsnetzwerk von Volkswagen und ist zentraler Motorenlieferant der Gruppe. Seit Ende 2019 werden in Györ auch der elektrisch angetriebene Audi-Q3 und Q3-Sportback, seit Ende 2020 auch Plug-in-Hybrid-Modelle des Audi-Q3 produziert.

    Neben Audi hat Mercedes mit der Fertigung von Elektrofahrzeugen in Ungarn begonnen. Nach Fertigstellung seines neuen Werkes in Debrecen wird auch BMW E-Autos im Land bauen. Das chinesische Unternehmen BYD Electric Bus & Truck Hungary Kft. produziert bereits E-Busse in Komárom.

    Kfz-Produktion in Ungarn (Stückzahl)

    Kategorie

    2020

    2021

    2022

    Pkw

    406.497416.725441.729

    Lkw

    k.A.

    k.A.

    k.A.

    Quelle: OICA (Organisation Internationale des Constructeurs d’Automobiles)

    Zulieferbranche ist exportorientiert

    Die Zulieferbranche ist stark exportorientiert. Die ungarischen Ausfuhren von Kfz-Teilen, Komponenten und Motoren beliefen sich 2021 nach Angaben von Eurostat auf 11 Milliarden Euro. Wichtiger Abnehmer ist Deutschland (4,4 Milliarden Euro). Auf der anderen Seite importiert Ungarn auch Kfz-Teile im großen Umfang.

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Ungarn (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    2022

    Veränderung 2022/21

    aus Deutschland

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    931

    -15,7

    201

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    6.853

    23,6

    2.681

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    974

    19,4

    87

    SITC 713.2 Motoren

    912

    19,1

    574


    Summe

    9.670

    17,5

    3.542

    Quelle: Eurostat

    Von Waldemar Lichter | Budapest

  • Rahmenbedingungen

    Auf dem Markt gelten das Einfuhrregime, Standards und Normen der Europäischen Union.

    Für das Einfuhrverfahren und Zölle ist die Nationale Steuer- und Zolladministration zuständig, für technische Standards und Normen das Institut für Standardisierung.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.). 

    Am 1. Januar 2015 trat in Ungarn das sogenannte EKÁER-System zu Frachtkontrollen und Meldepflicht für Gütertransporte für straßengebührenpflichtige Fahrzeuge (>3,5 t) in Kraft. Diese waren in der stark von Zulieferungen abhängigen Kfz-Industrie auf Kritik gestoßen. Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens rund 163 Millionen Euro (davon mindestens circa 131 Millionen aus Eigenproduktion) können auf Antrag unter bestimmten Voraussetzungen sogenannte vereinfachte Meldungen abgeben. Ab 1. Januar 2021 sind nur noch Transporte von aus steuerrechtlicher Sicht „sensiblen“ Waren (etwa Nahrungsmittel oder Bekleidung) meldepflichtig. Nähere Informationen dazu sind bei der AHK Ungarn erhältlich.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Waldemar Lichter | Budapest

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.