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Branchenanalyse | USA | Bauwirtschaft

Industrieanlagen und Infrastruktur treiben 2023 Baukonjunktur an

Die Baukonjunktur ist 2023 gespalten. Im Hochbau glänzen Industrieanlagen, wogegen weniger Wohnungen entstehen. Im Tiefbau sticht die Infrastruktur als Zugpferd hervor.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Die Konjunktur im Hochbau ist gespalten. Der volkswirtschaftlich wichtige Bau von Wohnungen schrumpft. Der Bau von Industriegebäuden nimmt dagegen zu.

    Der privaten Wohnungsbau ist traditionell für rund drei Viertel der erbrachten Bauleistungen des Hochbaus verantwortlich. Er litt 2023 unter den stark gestiegenen Kreditzinsen, der potenziell Häuslebauer abschrecket. Die langfristigen (30 Jahre) Hypothekenzinsen erreichten Ende Oktober/Anfang 2023 laut dem staatlich geförderten Baufinanzierers Freddie Mac einen Wert von fast 8 Prozent. Doch die Durststrecke dauerte nicht lange an. Die US-Notenbank kündigte im November 2023 für 2024 drei Zinssenkungsschritte an und die Hypothekenzinsen fielen zum Jahreswechsel auf sechseinhalb Prozent. 

    Die Bautätigkeit im privaten Wohnungsbau, die Wohnungsbau im 1. Halbjahr 2023 eingebrochen war, erholte sich bereits seit dem Sommer stetig.  Zum Herbst standen die Zeichen sogar wieder auf Wachstum. Dennoch bleibt die Lage 2024 ein wenig angespannt. Nachdem die Inflationsraten im Sommer und Herbst 2023 stark zurückgegangen waren, kam die Abwärtsbewegung zum Jahreswechsel zum Stillstand. 

    Bau_02_Hochbau_Tab 2

    Grund dafür war vor allem die brummenden Konjunktur und der weiterhin leergefegte Arbeitsmarkt. Infolge dürfte die Die U-Notenbank die für 2024 angekündigten drei Zinssenkungsschritte aufschieben oder gar ganz unterlassen. Damit gibt es auch wenig Spielraum für eine Verbilligung der Hypothekenkredite. Im Gegenteil: Sie legten Ende Februar 2024 wieder leicht auf 6,9 Prozent zu. 

    Steigende Häuserpreise dürften den Wohnungsmarkt beleben

    Doch das dürfte die Investitionsentscheidung der Häuslebauer nicht nachhaltig beeinflussen. Hier spielen andere Faktoren eine Rolle. Der Arbeitsmarkt befindet sich in einer robusten Verfassung und die Immobilienpreise sollen gemäß Prognosen des ebenfalls öffentlich subventionierten Baufinanzierers Fannie Mae in den Jahren 2024 bis 2026 zwischen dreieinhalb und vier Prozent per anno steigen. Mit anderen Worten: Wer auf niedrigere Bauzinsen hofft, muss am Ende einen höhere Kredit aufnehmen. 

    FMI Consultants erwarten für 2024 einen Rückgang der Bauleistungen bei Einfamilienhäuser um 5 Prozent. Erst 2025 soll dann die Trendwende kommen. Bei Mehrfamilienhäuser gehen die Analysten sogar von einem Minus von 15 Prozent aus. In dieser Sparte soll es erst 2026 aufwärtsgehen. Der Dodge Construction Network schaut etwas weiter in die Zukunft, indem er den Wert der neu begonnenen Projekte beziffert. Er kommt daher für 2024 bei Einfamilienhäusern Wohnungsbau 2024 auf ein Plus von 9 Prozent Bei Mehrfamilienhäusern liegt der prognostizierte Wuwachs bei 14 Prozent. 

    Es ist in den USA nicht ungewöhnlich, dass die Marktanalysen verschiedener Anbieter stark voneinander abweichen. Es ist daher ratsam, sich nicht auf einen einzelnen Quelle zu verlassen. Ein Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich erscheint 2024  - für den gesamten privaten Wohnungsbau - angesichts der Rahmenbedingungen plausibel. Für 2025/26 ist mit fallenden Zinsen dann ein beschleunigtes Wachstum zu erwarten. 

    Gewerblicher Hochbau boomt regelrecht

    Der gewerblichen Hochbau befand sich bereits 2023 stark im Aufwind. Dieser Trend dürfte 2024, wenn auch etwas abgeschwächt anhalten. Geradezu explosionsartig entwickelt sich der industrielle Bau.Die USA erleben eine wahrhafte Reindustrialisierung. Angeschoben wird sie von gewaltigen Konjunkturprogrammen wie dem Inflation Reduction Act (IRA) oder dem Chips and Science Act. In einigen Fällen werden ganze Branchen neu aus dem Boden gestampft. Bestes Beispiel ist die Solarmodulfertigung, die vor vielen Jahren nahezu komplett ins Ausland abgewandert war. Nun kehrt sie in Riesenschritten zurück. Doch auch Branchen, die nicht von staatlichen Geldern profitieren, bauen fleißig Fabriken und Montagehallen, um ihre Lieferketten robuster zu machen. 

    Entsprechend haben sich die erbrachten Bauleistungen zwischen 2021 und 2023 mehr als verdoppelt. Ab 2024 dürften sie sich aber abschwäche. FMI Consultants gehen für 2024 nochmals von einem zuwachs von 15 Prozent aus. Aber 2025 ist mit einer Seitwärtsbewegung beziehungsweise einem Rückgang zu rechnen. Das liegt vor allem am sogenannten Basiseffekt. Die extremen Wachstumsraten der Jahren 2021 bis 2023 lassen sich nicht über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten lassen. 

    Während die Behörde die entsprechenden Bauinvestitionen für 2023 auf knapp über 200 Milliarden US-Dollar (US$) taxiert, kommt die Fachzeitschrift Engineering News-Record auf 500 Milliarden US$. In diesen Zahlen sind allerdings auch die Aufwendungen des Telekommunikations-, Strom-, Gas- und Ölsektors sowie des Bergbaus enthalten. Dabei zeigten sich die Metallindustrie, die optisch-medizintechnische Branche und die Elektroindustrie besonders dynamisch. Sie verzeichneten im Jahr 2023 Zuwachsraten bei den Bauinvestitionen von jeweils rund 60 Prozent. Lediglich im Papier- und Druckgewerbe waren die Zahlen laut dem Fachmagazin rückläufig.

    Hotel- und Unterhaltungskonzerne investieren massiv

    Positive Impulse kommen zudem aus dem Gesundheits- und Bildungssektor, der seine Kapazitäten ausweitet. Außerdem investieren Hotelketten und Unterhaltungskonzerne wie Disney massiv in den Bau neuer Hotels und Vergnügungsparks. Die Fußball-Weltmeisterschaft, die 2026 in den USA, Kanada und Mexiko stattfindet, sorgt für weiteren Rückenwind. Laut Dodge Construction Network sollen die US-Baustarts in der Beherbergungsbranche 2024 um nominal 17 Prozent zulegen. Insgesamt befanden sich in den Vereinigten Staaten zum Ende des 3. Quartals 2023 rund 5.700 Hotelprojekte mit fast 700.000 Zimmern im Bau oder in Planung, ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dies geht aus Zahlen von Lodging Econometrics hervor.

    Wachstumsprognosen für den Wohnungsbau im Jahr 2023 (Investition in Milliarden US$, Wachstumsrate in Prozent)

    Investitionen 

    Wachstumsrate

    Einfamilienhäuser

    373

    -16

    Mehrfamilienhäuser

    119

    5

    Umbau/Renovierung

    326

    -8

    Quelle: FMI 2023

    Auch der stationäre Einzelhandel setzt auf neue Läden und Shoppingmalls. Marktforscher erwarten für 2024 ein entsprechendes Plus von 9 Prozent. Waltmart will nach eigenen Angaben bis 2027 rund 150 neue Großmärkte eröffnen. Im Gegenzug gehen die Investitionen in neue Lager von Seiten des Onlinehandels zurück. Vor allem Amazon der größte Investor werde sich zurückhalten, berichtet die Fachzeitschrift Engineering News Record. Die Baustarts in der Lagersparte könnten daher 2024 um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sinken. Insgesamt sei damit mit einer Seitwärtsbewegung bei den Bauinvestitionen des Einzelhandels zu rechnen.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Deutschen Baufirmen fällt es nicht leicht, den amerikanischen Markt zu erschließen. Doch sie können mit Speziallösungen punkten, etwa zum Klimaschutz.

    Ein Bonus für das Logo "made in Germany", wie in vielen anderen Ländern zu beobachten, wird bei öffentlichen oder privaten Ausschreibungen in den USA nicht gewährt. Bei Bundesausschreibungen ist sogar das Gegenteil der Fall, es bestehen nationale Lieferbindungen und lokale Wertschöpfungsklauseln.

    Baunormen sind nicht landesweit einheitlich

    Der Wettbewerb ist zusätzlich schwierig für Anbieter aus Deutschland, da in den USA keine landesweit einheitlichen Baunormen existieren. Vielmehr hat jeder Bundesstaat ein eigenes Regelwerk aufgestellt. So können etwa Architekten nur in dem Bundesstaat zeichnungsberechtigt tätig sein, in dem sie zugelassen sind. Doch bei der Anerkennung deutscher Architektur- und Ingenieurabschlüsse gibt es Schwierigkeiten. Teilweise sind vor Ort Kurse zu besuchen und Prüfungen abzulegen.

    Das Thema Energieeffizienz im Bau, was zu den Stärken unter anderem des deutschen Angebots gehört, spielt bei der Zuschlagserteilung bei Ausschreibungen aber eine durchaus wachsende Rolle. Umwelt- und Klimaschutzkriterien werden seit neuestem fast schon automatisch in die Vergabekriterien aufgenommen. Trifft kein qualitativ sowie preislich ebenbürtiges Angebot bei der Vergabekommission ein, haben Anbieter aus Deutschland eine reale Gewinnchance.

    Energieeffizienz wird wichtiges Kriterium

    Die zuständigen Kontroll- und Genehmigungsbehörden fühlen sich bei privaten Bauprojekten für die Sicherheit von Gebäuden verantwortlich. Die Höhe der Stromrechnung, die künftige Immobilienbesitzer zu bezahlen haben, war für behördliche Entscheidungen bisher irrelevant. Doch das ändert sich gegenwärtig zugunsten schärferer Energiestandards.

    Eine staatliche Energieeffizienzpolitik existierte schon vor der Präsidentschaft Joe Bidens. So ermöglichen einige Bundesstaaten und große Kommunen seit langem steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten unter anderem für den Erwerb und die Installation energieeffizienter Dachbeläge, von Dämmmaterialien, Wärmepumpen, Klimatechnik, Heizanlagen, Türen und Fenstern an. Für deutsche Hersteller entsprechender Produkte bietet das einen Ansatzpunkt für den Markteintritt. Ein weiterer Ansatzpunkt besteht darin, dass 75 Prozent des landesweiten Immobilienbestands renovierungsbedürftig sind. Der Renovierungs- und Nachbesserungsbedarf ist daher riesig.

    Private Bauherren suchen inzwischen auch nach energieeffizienten Lösungen im Gebäudebau, allerdings weniger aus energiepolitischen Gründen, sondern mehr aus finanziellen Motiven. So sind Immobilienverwaltungen langfristig an möglichst niedrigen Betriebskosten interessiert, weshalb sie in Energiesparlösungen investieren. Dabei kann es sich fallweise um Bürogebäude, Hotels, Einkaufszentren, Kaufhäuser, Krankenhäuser, Industrieanlagen, Schulen oder auch Bildungseinrichtungen handeln.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Die gute Konjunktur im Tiefbau basiert auch 2023 auf dem Infrastrukturpaket der US-Regierung aus dem Jahr 2021. Vor allem der Straßenbau und die Wasserwirtschaft boomen.

    Der Infrastructure Investment and Jobs Act (IIJA) vom 5. November 2021 sorgt für umfangreiche öffentliche Tiefbauvorhaben bis weit in das Jahr 2026 hinein. Mit einer Finanzausstattung von 1,2 Billionen US-Dollar (US$) ist die Projektflut gigantisch.

    Wachstumsprognosen für den Tiefbau in den USA im Jahr 2023 (Investitionen in Milliarden US$, Wachstumsrate in Prozent)

    Investitionen 

    Wachstumsrate

    Energetische Infrastruktur

    109,8

    1,0

    Flughäfen

    27,2

    7,8

    Schienen

    31,5

    12,4

    Wasserstraßen und Häfen

    4,1

    9,9

    Autobahnen und Straßen

    121,5

    12,6

    Kanalisation und Mülldeponien

    35,5

    12,3

    Frischwasser

    25,9

    14,0

    Hochwasser- und Katastrophenschutz

    10,0

    11,8

    Quelle: FMI 2023

    Bund sorgt für Wachstumsfantasie

    Für die ersten Infrastruktur- und Tiefbauvorhaben aus dem Paket sind die Planungs- und Ausschreibungsphasen zwar längst abgeschlossen. Weitere werden aber folgen. Die über die Jahrzehnte aufgestauten Mängel an Brücken, Straßen, Schienen- und Wasserwegen können damit endlich beseitigt werden - Aufbruchstimmung hat sich breit gemacht. Teilweise kommt es daher schon zu Engpässen bei der Beschaffung von Baumaterialien, Baustoffen und vor allem bei der Personalausstattung.

    Tiefbauprojekte in den USA aus dem Infrastrukturpaket IIJA (in Milliarden US$)

    Bereiche (Auswahl)

    Mittelausstattung 

    Autobahn-, Brücken- und Straßenbau sowie Sicherheitsverbesserungen auf Autobahnen und für Fußgänger

    121,0

    Trinkwasserprojekte, Beseitigung von Bleirohren sowie Wasser- und Bodensanierung

    76,0

    Personenverkehr auf der Schiene

    66,0

    Ausbau des Stromnetzes

    65,0

    Breitbandausbau

    65,0

    Cybersecurity, Umwelt- und Hochwasserschutz, Bekämpfung von Dürren

    50,0

    Flug- und Seehafenmodernisierung

    42,0

    Ladestationen für E-Fahrzeuge

    7,5

    *) vom 15. November 2021.Quelle: The White House 2021

    Für den gesamten Tiefbau wird 2023 ein Wachstum von 8,5 Prozent erwartet, angeführt von den Ausgaben für Vorhaben der Wasserversorgung, dem Autobahn- und Straßenbau sowie für die Abwasser- und Abfallentsorgung. Das höchste Wachstumspotenzial ist dem Brückenbau zuzutrauen, da sich die Ausgaben im laufenden Jahr voraussichtlich mehr als verdoppeln werden. Hierfür sorgen spezielle Brückenbauprogramme in den Bundesstaaten Kalifornien, Connecticut, Illinois, Kentucky und Ohio.

    Das Wachstum im Energieanlagenbau, etwa im Ausbau von Stromnetzen und Speicheranlagen, wird dagegen die Wachstumserwartungen für 2023 nicht erfüllen können. Gründe sind hier insbesondere administrative und regulative Hürden sowie die vielfältigen Eigentumsverhältnisse bei den Stromnetzen, die ein höheres Ausbautempo bislang verhindern.

    Verkehrswegebau ist 2023 Wachstumstreiber

    Allein für den Verkehrswegebau wurden für 2023 mehr als 7.000 Projekte mit einem Volumen von 185 Milliarden US$ angekündigt. Praktisch sind alle 50 Bundesstaaten an den Vorhaben in der einen oder anderen Form beteiligt. Zuständig sind für die Planung und Projektdurchführung die öffentlichen Straßenbauabteilungen auf den drei Verwaltungsstufen Bund, Bundesstaat und Kommune. Der Bund plant zum Beispiel den Bau von Autobahnen, die Bundesstaaten planen den Ausbau von Bundesstraßen und die Kommunen die in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsgebiet liegenden Verkehrswege. Mit dem Schienenausbau für den Personentransport beschäftigt sich die staatliche Eisenbahngesellschaft für den Personentransport, Amtrak, wogegen der Ausbau der Schienenwege für den Gütertransport im Verantwortungsbereich von privaten Eisenbahngesellschaften liegen. Der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs obliegt den Kommunen.

    Für den Ausbau der mobilen und festen Nachrichten- und Informationsnetze sind für 2023 private und öffentliche Investitionen in Höhe von 3 Milliarden US$ eingeplant. Dazu gehören unter anderem 5G-Netze, die bis Ende des laufenden Jahrzehnts einen Marktanteil von 75 Prozent erreichen sollen. Treibende Kräfte sind das demografische Wachstum, die Digitalisierung der Produktion und des öffentlichen Lebens, verschärfte Sicherheitsanforderungen an die Datennetze sowie Fortschritte bei der Entwicklung neuer Technologien.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Deutsche Unternehmen haben bei Tiefbauvorhaben der öffentlichen Hand eine Chance, wenn ihre Dienstleistungen und Produkte Alleinstellungsmerkmale aufweisen.

    Seit Jahrzehnten gelten für Vorhaben auf Bundesebene lokale und nationale Wertschöpfungsklauseln. Diese werden mit "Buy American" sowie "Buy America" bezeichnet. Schon mit dem Ausbruch der Subprime-Krise im Jahr 2008 wurden die nationalen Lieferklauseln verschärft, damals hieß der Präsident Barack Obama.

    Während der Amtszeit Donald Trumps hieß es zusätzlich "America first". Joe Biden hat unmittelbar nach seiner Amtsübernahme im Februar 2021 einen Präsidialerlass erlassen. Alle Einrichtungen der US-Regierung wurden verpflichtet, die Zahl der Ausnahmetatbestände, unter denen bei Bundesbeschaffungen importierte Waren und Dienstleistungen zugelassen werden, im Laufe von 100 Tagen zu verringern.

    Protektionismus im öffentlichen Tiefbau

    Trotz lokaler und nationaler Lieferbindung haben deutsche Anbieter bei öffentlichen Infrastruktur- und Tiefbauvorhaben Aussichten auf Geschäftsabschlüsse, wie die Vergangenheit zeigte. Das ist immer dann der Fall, wenn Produkte oder Dienstleistungen aus Deutschland Alleinstellungsmerkmale aufweisen, die weder amerikanische noch andere ausländische Wettbewerber anbieten können. 

    Auch müssen längst nicht alle Materialien aus den USA stammen. Der vorgeschriebene lokale Wertschöpfungsanteil an bestimmten Produkten und Ausgangsmaterialien (zum Beispiel Stahl) wurde zwar unter Joe Biden ein weiteres Mal angehoben, doch lag er nie bei 100 Prozent.

    Um die Aussichten auf einen Zuschlag zu erhöhen, richteten deutsche Anbieter eigene Produktions- und Serviceniederlassungen in den USA ein, um als amerikanisches Unternehmen eingestuft zu werden, oder gingen ein Joint Venture mit einem amerikanischen Partner ein, der den lokalen Wertschöpfungsanteil abbildet. Auch Fusionen oder die Übernahme eines amerikanischen Unternehmens kamen und kommen dafür in Betracht, eine Entwicklung, die eher zu- als abnehmen wird.

    Deutsche Anbieter nicht völlig chancenlos

    Zudem braucht es amerikanisches Personal, das sich um die Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen in den USA kümmert, um am Ende einen Zuschlag zu erhalten - allein aus Deutschland heraus würde es schwierig werden.

    Von den nationalen Lieferklauseln können aber trotz der Verschärfungen auch Ausnahmegenehmigungen erwirkt werden, wenn zum Beispiel die US-Industrie ein zu beschaffendes Produkt in seinen technischen Details nicht anbietet. Das ist zum Beispiel bei bestimmten Stahllegierungen der Fall, die aus dem genannten Grund eingeführt werden müssen, unter anderem aus Deutschland.

    Im Bereich Infrastruktur gehören zu den Alleinstellungsmerkmalen der deutschen Wirtschaft in bestimmten Fällen ingenieurtechnische Planungsarbeiten, energieeffizientes Bauen (Passiv- und Aktivhäuser), Fassadengestaltungen, aufwändige Brücken- und Tunnelkonstruktionen, aber auch Komponenten der Wassertechnik, Erzeugnisse des Maschinenbaus etc.

    Bei Umwelt- und Klimaschutzprojekten weist die deutsche Wirtschaft einen Wissensvorsprung unter anderem bei der Einrichtung von Offshore-Windkraftfeldern auf, aber auch bei bestimmten Anwendungen für Wasserstoff, seien es Elektrolyseverfahren, die Erzeugung grünen Stahls oder auch bei der Brennstoffzellentechnologie. 

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Tiefbau: Projekte

    Ausgewählte Großprojekte im Tief-/Infrastrukturbau in den USA (Investitionen in Millionen US$)

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger

    Bau einer Hochgeschwindigkeitseisenbahnstrecke (Kalifornien)

    13.100

    Planung Central Valley Phase

    California High-Speed Rail Authority

    Brücken- und Straßenbau (Oregon, Washington State)

    7.500

    Finanzierung und Planung

    Oregon Department of Transportation, Washington State Department of Transportation

    Bau der Sanborn Solar facility and battery storage (Mojave, Kalifornien)

    1.150

    Bauphase

    Terra-Gen

    Straßenbau (Minnesota)

    k.A.

    Planung und Baustart

    Minnesota Department of Transportation (MnDOT)

    Straßenbau (Illinois)

    k.A.

    Planung und Baustart

    Illinois Department of Transportation (IDOT)

    Kanalisationswerk und Wasserleitungen (Boise, Idaho)

    3.000

    Planung und Baustart

    Idaho Water Renewal Services

    Staudammmodernisierung (Monticelli, Indiana)

    k.A.

    Bau

    Northern Indiana Public Service Company (NIPSCO)

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Bauen und Planen unterliegen in den USA starken Veränderungen. Themen wie Klimawandel finden dabei Berücksichtigung. Der Markteintritt ist für deutsche Firmen herausfordernd.

    Zu den aktuellen Einflüssen in der Architektur und in der Bauausführung gehören verbesserte Zugangsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Unter der Regierung von Joe Biden kamen Umweltaspekte hinzu, darunter Energieeffizienz und geschlossene Kreisläufe. Einbezogen wird zudem die alternative Energiegewinnung, darunter Solardächer und -fenster, aber auch offene und verglaste Außenwände zur besseren Nutzung des Tageslichts etc.

    Bund baut energieeffizient

    Regierungsstellen wie die EPA (Environmental Protection Agency) oder OSHA (Occupational Safety and Health Administration) verabschieden in dieser Hinsicht Vorschriften, die das Planen und Bauen verändern. In Fragen des energieeffizienten Bauens verlangt zum Beispiel die GSA (General Services Administration), dass Immobilien für die Bundesregierung ausschließlich nach dem Standard LEED Gold gebaut beziehungsweise bestehende Immobilien gemäß diesem Standard renoviert und zertifiziert werden. Mit der entsprechenden Zertifizierung beschäftigt sich der USGBC (U.S. Green Building Council).

    Insgesamt sind in den USA 159.000 Baufirmen registriert. Davon geben 92.000 Firmen den Bau, den Umbau und die Modernisierung von Wohnhäusern als Geschäftsziel an. Von der Firmenzahl her gesehen herrscht damit ein äußerst starker Wettbewerb um Aufträge, insbesondere um Großprojekte. Zu den Marktführern gehört DR Horton im Wohnungsbau, Fluor Corporation im Nichtwohnungsbau und die Bechtel Group im Tiefbau.

    Führende Bauunternehmen und Kontraktoren (Umsatz in Millionen US$)

    Umsatz 

    Mitarbeiter

    BECHTEL, Reston, Virginia

    17.600

    55.000

    FLUOR, Irving, Texas

    15.670

    43.717

    The Turner Corp., New York, State of New York

    14.400

    5.000

    AECOM, Los Angeles, Kalifornien

    13.240

    54.000

    KIEWIT CORP., Omaha, Nebraska

    10.300

    22.000

    The Whiting-Turner Contracting Co., Baltimore, Maryland

    8.720

    4.560

    BALFOUR BEATTY US, Dallas, Texas

    8.587

    26.000

    STO BUILDING GROUP INC., New York, State of New York

    7.900

    3.500

    SKANSKA USA, New York, State of New York

    6.500

    7.600

    Gilbane Building Co., Providence, Rhode Island

    6.500

    3.111

    Quelle: ENR - Top 400 Contractors 2021

    Viele Großunternehmen bieten eine komplett integrierte Wertschöpfungskette an. Dazu gehören die Produktion, der Handel und der Transport von Baumaterial, von Komponenten und von Baustoffen, weiterhin die architektonische und ingenieurtechnische Bauplanung und -ausführung.

    Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in den USA (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) *)

    Kennziffer

    Februar 2022

    Februar 2023

    Veränderung 

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

    1.753.123

    1.844.105

     5,2

      Hochbau

    1.406.070

    1.464.343

    4,1

        Wohnbau

    912.047

    861.940

    -5,4

        öffentlich

    8.647

    9.810

    13,4

        privat

    903.400

    852.130

    -5,7

        Nichtwohnbau

    494.023

    602.403

    21,9

      Tiefbau/Infrastrukturbau

    347.054

    379.762

    9,4

       öffentlich

    199.177

    230.844

    15,9

       privat

    147.877

    148.918

    0,7

    Wohnbau

      Baugenehmigungen (Anzahl/Einheiten)

    1.651.900

    k.A.

    k.A.

      Baubeginne (Anzahl/Einheiten)

    1.553.000

    1.410.000

    -9,2

      Einfamilienhausverkäufe (Anzahl/Einheiten)

    5.030.000

    4.470.000

    -11,1

      Bestand (Anzahl/Einheiten)

    140.800.000

    141.950.000

    0,8

    * Akkumulierte Werte unter Einbeziehung der jeweils zurück liegenden zwölf Monate.Quelle: U.S. Census Bureau; National Association of Realtors 2023

    Markteintritt für deutsche Anbieter nicht einfach

    Für deutsche Hersteller von Baumaschinen, Baustoffmaschinen, Baumaterialien und Baustoffen, unter Vorbehalt auch für Architektur- und Planungsbüros sowie für Anbieter von Bauleistungen bestehen aufgrund der Konjunkturlage im Jahr 2022 und der hohen Marktvolumina potenziell gute Geschäftschancen, auch wenn ein Markteintritt durchaus schwer sein kann. 

    Beim Markteintritt sehen sich Firmen aus Deutschland durch Bestimmungen zu Mindeststandards bei der inländischen oder regionalen Wertschöpfung, durch die Förderung ausschließlich lokaler kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) sowie der teilweise anzutreffenden Beschäftigungspflicht für örtlich zu rekrutierende Arbeitskräfte vor schwierigen Herausforderungen. 

    Deutsche Firmen berichteten gegenüber Germany Trade & Invest, wie sehr sich das Logo "made in Germany", insbesondere bei öffentlichen Ausschreibungen, fallweise sogar nachteilig auswirken kann. Wenn überhaupt, weisen sich deutsche Unternehmen mit dem Hinweis "German Engineered" aus. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, wenn ein "Manufactured in America" nachgeschoben werden kann.

    Nachweislich sehr gute Karten haben Anbieter aus Deutschland immer dann, wenn sie bei potenziellen Kunden mit Produkten oder Dienstleistungen werben, die qualitative oder technische Alleinstellungsmerkmale und darüber hinaus einen hohen Prestigewert aufweisen.

    Gründung einer US-Niederlassung verbessert Geschäftschancen

    Ein Ausweg zur Umschiffung der häufig anzutreffenden Local-Content- and Local-Hire-Requirements bei öffentlichen Infrastrukturausschreibungen stellt die Übernahme amerikanischer Firmen aus der Bauindustrie dar. Als Beispiele gelten Turner Construction (Hochtief Americas) in der Bauindustrie sowie Lehigh Hanson (Heidelberg Cement AG) in der Baustoffindustrie.

    So darf das Material für den Schienenwegebau der Federal Rail Administration (AMTRAK) ab einem Projektwert von 1 Million US-Dollar (US$) aufwärts nur von inländischen Herstellern bezogen werden. Gleiches gilt für Eisen und Stahl bei Projekten des Department of Transportation - Intercity Passenger Rail Service. Eingeschlossen sind ebenfalls sämtliche Projekte mit einer Finanzierung gemäß dem Clean Water Act.

    Das Department of Energy schreibt eine nationale Beschaffungsquote von 50 Prozent im Rahmen des Innovative Clean Coal Technology Transfer Program vor. Ähnliche und analoge Vorschriften erlassen die 50 US-Bundesstaaten sowie tausende Kommunen speziell für Bauausschreibungen.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte Baustoffe: Zement, Beton und Holz

    2024 dürften sich sämtliche Sparten des Bausektor im Aufwind befinden und eine steigende Nachfrage nach Zement und Holz generieren.

    Die Produktion von Portlandzement ist 2023 im Vorjahresvergleich um rund 2 Prozent auf 91 Millionen Tonnen gesunken, so der U.S. Geological Survey. Damit lag der Output wieder auf dem Niveau von 2021. Der Rückgang ist vor allem auf die schwache Konjunktur des privaten Wohnungsbaus zurückzuführen. 

    Zwar werden Einfamilienhäuser in den zu über 90 Prozent aus Holz und Pressplatten errichtet. Das Fundament besteht allerdings zumeist aus Beton. Der boomende Infrastrukturbereich sowie der lebhafte gewerbliche Hochbau konnten den Nachfragerückgang von Seiten des Wohnungsbaus nicht vollständig kompensieren.

    Zementproduktion dürfte 2024 und 2025 zulegen 

    Für 2024 ist aber mit einer leicht wachsenden Zementproduktion zu rechnen. Im Wohnungsbau kündigt sich eine Trendwende ab. Damit steigt aus allen Bereichen und Sparten des Bausektor die Nachfrage. Für 2025 ist von einer Wachstumsbeschleunigung auszugehen. Infolge von Zinssenkungen wird der Wohnungsbau kräftiger wachsen und die Infrastrukturprogramme erreichen ihr vollständiges Ausmaß. 

    Abzuwarten bleibt, inwieweit privaten Bauherren auf preisgünstige Importe zurückgreifen werden. Laut dem U.S. Geological Suervey hatte der Preis für inländischen Zement 2023 mit 150 US-Dollar (2022: 140 US$) einen Rekordwert erreicht. Damit ist die Branchenproduktion wertmäßig betrachtet um rund 5 Prozent (nominal) gestiegen. Selbst inflationsbereinigt ergibt sich immer noch ein leichtes Plus. 

    Zementimporte aus Mexiko dürften Einfuhren aus China ersetzen

    Wichtige Herkunftsländer für preisgünstigen Zement sind unter anderem die Türkei und China. Allerdings sind die Transportwege lang und angesichts des Gewichts der Ware teuer. Infolge der Krise im Roten Meer und niedriger Pegelstände im Suezkanal sind die Frachtraten zum Jahresende 2023 kräftig angestiegen. Entsprechend werden Einfuhren aus Mexiko relativ günstiger. 

    Zement wird in den Vereinigten Staaten in 99 Werken in 34 US-Bundesstaaten und in zwei Werken in Puerto Rico hergestellt. Führende Zementproduzenten sind Texas, Missouri, Kalifornien und Florida. In diesen vier Bundesstaaten konzentrieren sich 43 Prozent der landesweiten Produktion. Die Branche ist gekennzeichnet durch eine relativ geringe Kapazitätsauslastung. Einige Werke standen 2023 still, andere wurden modernisiert und musste ihre Produktion unterbrechen. 

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    Holzindustrie leidet unter schwächelndem Wohnungsbau

    Die USA verfügen über 334 Millionen Hektar Waldfläche. Die Forstindustrie  lieferte 2021 die Rekordmenge von 86,6 Millionen Kubikmetern Holz. Das waren laut Unternehmensberatung Forisk Consulting um 34 Prozent mehr als noch fünf Jahre zuvor. Von der Holzernte gingen 74 Prozent an Sägewerke, 14 Prozent an Hersteller von Möbeln sowie Hartfaserplatten und der Rest an Papier- und Zellstofffabriken.

    Über die Forst- und Holzindustrie gibt es eine große Menge an widersprüchlichen Daten. Einerseits gibt es unterschiedlichen Abgrenzungen und Definition der Branche, andererseits ist es in den USA nicht unüblich, dass die Analysten von privaten Marktforschungsunternehmen sehr verschiedene Ergebnisse liefern. Am zuverlässigsten dürften die Angaben von Behörden und Verbänden sein. 

    Laut Arbeitsministeriums beschäftigte die Holzindustrie (Sägewerke und Holzverarbeitung) im Januar 2024 mehr als 400.000 Angestellte. In diesen Zahlen ist die Forstwirtschaft nicht enthalten. Die American Forest & Paper Association kommt für 2023 auf über 900.000 Mitarbeiter, von denen aber eine ungenannte Zahl in der Papier- und Zellstoffindustrie arbeiten. 

    Die Vereinigten Staate sind angesichts der riesigen Waldfläche und einer relativ großen holzverarbeitenden Industrie kaum auf Einfuhren angewiesen beziehungsweise greifen auf Produkte aus dem benachbarten Kanada zurück. Auch viele Branchenmaschinen kommen aus inländischer Fertigung.  

     

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte: Glas und Fliesen

    Bauglas ist ein schnell wachsendes Marktsegment. Steigende Rohstoffkosten und Knappheiten lösen in dem Bereich Preisexplosionen aus.

    Die Nachfrage nach Bauglas steigt erheblich, insbesondere weil sich die Städte in einem schnellen Tempo entwickeln. Aber auch die Architekturtrends, hin zu lichtdurchfluteten und verglasten Gebäuden, führen dazu. 

    Besonders im Nichtwohnungsbau erholt sich 2023/24 nach drei schwierigen Jahren die Nachfrage nach Bauglas. In der Vergangenheit hatte allein der Wohnungsbau den Herstellern von Flachglas umfangreiche Aufträge beschert.

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    Im Jahr 2024 werden zahlreiche Neubau- und Renovierungsvorhaben unter anderem in Gebäuden der öffentlichen Verwaltung durchgeführt. Gleiches gilt für die Modernisierung des Schienen- und Luftverkehrs, wodurch Bahnhöfe und Flughäfen aufgebessert werden. Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang der anziehende Industrieanlagenbau.

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    Die Glasindustrie geht seit geraumer Zeit mit einer Reihe von Innovationen an den Start, darunter Sonnenschutzglas, selbstreinigendes Glas, Wärmeschutzverglasungen, Antireflexglas und schalldämmendes Glas. Die hohen Rohstoffkosten werden an den Endverbraucher mit entsprechenden Preisanhebungen weitergereicht.

    Fliesenanbieter hoffen auf den Nichtwohnungsbau

    Mit dem anziehenden Wohnungsbau und der weiterhin lebhaften gewerblichen Hochbau verbessern t sich auch die Absatzlage für Fliesen und Keramik im Jahr 2023. In den Vereinigten Staaten werden jedes Jahr um die 300 Millionen Quadratmeter Keramikfliesen verlegt. 

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    Importabhängigkeit hält bei Keramikfliesen an

    Importiert werden jährlich um die 200 Millionen Quadratmeter Keramikfliesen. Damit werden etwa zwei Drittel des Marktes durch ausländische Hersteller bedient, darunter aus Spanien, Italien, Mexiko, Türkei und Brasilien. Bei den Importpreisen liegt Italien als Bezugsland mit 2 US-Dollar (US$) pro Quadratfuß an erster Stelle, gefolgt von Spanien mit 1,30 US$, die Türkei mit 0,75 US$, Mexiko mit 0,70 US$ und Brasilien mit 0,65 US$.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Zulieferprodukte: Türen und Fenster

    Bauherren setzen bei Fenstern und Türen verstärkt auf Qualitätsprodukte, so etwa bei Balkon- und Terrassentüren aus Holz, Kunststoff, Aluminium oder Stahl.  

    Die US-Nachfrage nach Fenstern und Türen bleibt lebhaft. Denn zum einen befinden sich alle Sparten des gewerblichen Hochbaus im Aufwind, zum anderen befeuern Energieeffizienz und Klimawandel das Geschäft. Das Marktforschungsunternehmen Arizton geht für 2023 bis 2028 von einem jährlichen Wachstum des US-Marktes für Fenster und Türen von nominal knapp 5 Prozent aus. Der gesamte Absatz, so die Prognose, wird in dem genannten Zeitraum von 65 Milliarden auf 85 Milliarden US-Dollar (US$) steigen. Gerechnet in Stück soll der Markt 2028 ein Volumen von knapp 144 Millionen Einheiten erreichen.

    Private und öffentliche Bauherren wollen nicht nur Energiekosten einsparen, sondern auch Vorsorgemaßnahmen gegen Sturm-, Hagel- und Wasserschäden betreiben. Zahlreiche staatliche Programme helfen ihnen dabei. Bei der Umrüstung bestehender Wohngebäude mit neuen Fenstern und Türen greift das seit 1976 laufende Weatherization Assistance Program des Energieministeriums (U.S. Department of Energy). Laut der Behörde profitieren davon jährlich rund 35.000 Haushalte. 

    Hinzu kommen Programme des Ministeriums für energieeffizientes Bauen, etwa die Advanced Building Construction Initiative von 2019. Weitere Zuschüsse können Projektbetreiber aus dem im November 2021 verabschiedeten Infrastructure Investment and Jobs Act sowie dem Inflation Reduction Act (August 2022) erhalten.

    Nischenprodukte bieten Chancen für internationale Unternehmen

    Zwar dominieren einheimische Firmen den Markt für Fenster und Türen. Bei Nischenprodukten bieten sich aber gute Zulieferchancen für Anbieter aus dem Ausland, darunter bei der Außenverkleidung von Bürotürmen und Krankenhäusern oder bei besonders einbruch- und feuersicheren Türen. Auch die starke Investitionstätigkeit der verarbeitenden Industrie eröffnet Chancen.

    Dies spiegelt sich an der Entwicklung der Einfuhren von Fenstern und Türen in die Vereinigten Staaten wider, die kontinuierlich steigen. Im Jahr 2023 erreichten sie einen Rekordwert von gut 3,5 Milliarden US$, meldet die U.S. International Trade Commission. Das entsprach im Vergleich zum Vorjahr nur einer Steigerung von 2 Prozent, was vor allem der - wohlgemerkt vorübergehenden - Schwäche des privaten Wohnungsbaus geschuldet sein dürfte. Doch gegenüber 2021 ergab sich immer noch ein Plus von 21 Prozent. 

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    Die Importe stammen zu einem großen Teil aus Nord- und Lateinamerika. Die Unternehmen in der Region profitieren von der geografischen Nähe, die geringe Transportkosten garantiert. Daneben verfügen Länder wie Kanada, Kolumbien und Brasilien über umfangreiche Holzvorkommen. Aus Deutschland bezogen die USA 2023 Branchenprodukte im Umfang von 130 Millionen US$, eine Steigerung von 13 Prozent zum Vorjahr. 

    Einheimische Anbieter dominieren den Markt

    Eine landesweite Baunorm für Türen und Fenster existiert nicht. Jeder Bundesstaat stellt für den Bausektor eigene Regelwerke auf, die stark voneinander abweichen können. Zwar dienen folgende Standards auf freiwilliger Basis als Orientierung, eine einheitliche Anwendung findet aber nicht statt:

    • International Building Code
    • International Residential Code
    • International Existing Buildings Code 

    US-Branchenverbände wie die Fenestration & Glazing Industry Alliance oder die Window and Door Manufacturers Association verabschieden eigene Standards, zum Teil in Zusammenarbeit mit dem American National Standards Institute. Diese bestimmen unter anderem, welche Testverfahren Fenster und Türen bei ihrer Zertifizierung und bei der Verleihung von Gütesiegeln durchlaufen müssen.

    Von Roland Rohde | Washington, D.C.

  • Kontaktadressen

    Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Deutsch-Amerikanische Handelskammern (AHK USA)

    Anlaufstellen für deutsche Unternehmen in den USA

    U.S. Department of Housing and Urban Development

    Bundesministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung

    Database of State Incentives for Renewables & Efficiency (DSIRE)

    Überblick über Förderprogramme im Bereich Energieeffizienz

    U.S. Census Bureau

    Statistisches Bundesamt

    National Association of Home Builders (NAHB)

    Bundesverband für Wohnungsbau

    Association of Equipment Manufacturers (AEM)

    Herstellerverband für Bau- und Bergbaumaschinen

    National Association of Realtors (NAR)

    Bundesverband der Immobilienmakler

    Associated Builders and Contractors, Inc. (ABC)

    Vereinigung der Bau- und Subunternehmer

    Portland Cement Association

    Verband für Portlandzement

    U.S. Green Building Council (USGB)

    Bundesvereinigung für grüne Gebäude

    American Road & Transportation Builders Association (ARTBA)

    Bundesverband für Verkehrswegebau

    Engineering News Record (ENR)

    Fachzeitschrift, monatlich

    Builder

    Fachzeitschrift der National Association of Home Builders, monatlich

    CONEXPO-CON/AGG

    Führende internationale Baumaschinenmesse, alle drei Jahre, nächster Termin im 03.- 07.03.26 in Las Vegas

    NAHB International Builders’ Show

    Internationale Fachmesse, jährlich,  27.-29.02.24

    ICUEE - The International Construction and Utility Equipment Expo

    Internationale Fachmesse, jährlich, nächster Termin: 26.-28.09.23 in Kentucky

    IMTS (International Manufacturing Technology Show)

    Internationale Fachmesse, im September 2024

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