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Branche kompakt | Vereinigtes Königreich | Bauwirtschaft

Steigende Zinsen lassen Hochbau fallen

Nach dem schweren Corona-Schock gehörte die Bauwirtschaft zu den britischen Wachstumstreibern. Stark gestiegene Zinsen machen die Branche nun selbst zum Patienten. 

Von Marc Lehnfeld | London

  • Markttrends

    Die britische Bauwirtschaft schrumpft 2023. Marktchancen gibt es trotzdem.

    Wohnungsbau bremst Baukonjunktur aus

    Der britische Industrieverband Construction Products Association (CPA) schlägt Alarm: Die Bauwertschöpfung soll laut Verbandsprognose in diesem Jahr um etwa sieben Prozent fallen und sich 2024 mit einem schwachen Wachstum um 0,7 Prozent stabilisieren. Verantwortlich ist vor allem die Vollbremsung im privaten Wohnungsbau, der angesichts deutlich teurer Immobilienkredite um 19 Prozent einbrechen soll. Im nächsten Jahr wird er um 2 Prozent anziehen. Auch das Geschäft mit Renovierungs- und Sanierungsprojekten in Privatwohnungen, das während der Coronakrise stark war, bricht nun laut Verband um 11 Prozent ein. Grund sind hohe Zinsen und fallende Reallöhne.

    -7,0 %

    so stark soll die britische Bauwirtschaft in diesem Jahr schrumpfen.

    Im 1. Halbjahr 2023 entwickelte sich die britische Bauwirtschaft besser als gedacht. Der Wohnungsbau ist im Vergleich zur Vorjahresperiode relativ mild um 4,9 Prozent eingebrochen, wird aber in der zweiten Jahreshälfte stärker leiden. Schließlich sind die Baustarts und -fertigstellungen privater Träger im 1. Quartal 2023 schon jeweils um 17,5 Prozent beziehungsweise 16,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gefallen. Entscheidend für die Entwicklung des Wohnungsbaus ist die Inflationsentwicklung. Flacht sie stärker ab, endet auch die Leitzinsanhebungswelle der britischen Nationalbank.

    Wie groß der Schmerz britischer Haushalte bei der Immobilienfinanzierung ist, zeigt die Dynamik bei den Zinsen. Während in Deutschland Sollzinsbindungen von 10 Jahren und mehr üblich sind, finanzieren britische Haushalte mit 3 bis 5 Jahren im Schnitt deutlich kürzer und unterliegen damit viel stärker den Marktschwankungen. Im Mai 2023 war die Immobilienfinanzierung vor allem bei den zwei-, drei- und fünfjährigen Zinsbindungen zwischen drei bis vier mal so hoch wie noch zum rekordniedrigen September 2021, als für den gleichen Kredit nur rund 1,2 beziehungsweise 1,3 Prozent Zins aufgerufen wurde. Die Folge: In den ersten sieben Monaten 2023 ist die Anzahl der abgeschlossenen Immobilienkredite um rund 31 Prozent auf etwa 629.000 Verträge gefallen. Das betrifft nicht nur Neuabschlüsse, sondern in ähnlichem Maß auch Refinanzierungen.

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    Neue Förderung zur Verbesserung der Gebäudedämmung

    Trotz schlechter Aussichten gehört die britische Bauwirtschaft bisher zu den Zugpferden der ansonsten seit der Coronakrise stagnierenden Konjunktur. Die Bauwertschöpfung liegt acht Prozentpunkte über dem Vor-Corona-Niveau, während der Dienstleistungssektor und die Industrie nur knapp das alte Niveau erreichen. Die Diversität der Bauwirtschaft zeigt außerdem, dass Marktchancen auch jenseits der schwierigen Großwetterlage im Wohnungsbau bestehen. So geht auch die Construction Products Association trotz der Zurückhaltung bei Wohnungssanierungen und -modernisierungen von einem weiter wachsenden Geschäft mit energetischen Sanierungen aus und verweist auf den Great British Insulation Scheme. Das umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro schwere staatliche Förderprogamm unterstützt sowohl einkommensschwache Haushalte als auch Gebäude mit einem niedrigen Energy Performance Certificate (EPC)-Rating (D bis G) bei der Verbesserung der Dämmung. Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, setzt die Regierung unter anderem auf strengere Energieeffizienzvorgaben für Neubauten

    Marktvolumen der Bauwirtschaft im Vereinigten Königreich (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

    Kennziffer

    2022 1)

    2023  2) 3)

    Veränderung 2023/2022 4)

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

    212.540

    196.248

    -7,0

    Wohnungsbau, davon

    54.123

    43.760

    -18,5

      Öffentlich

    6.284

    5.301

    -15,0

      Privat

    47.839

    38.459

    -19,0

    Öffentlicher Nichtwohnungsbau

    10.102

    9.966

    -0,6

    Wirtschaftsbau, davon

    33.457

    32.358

    -2,6

     Industriegebäude

    7.923

    7.888

    0,3

     Büros und Gewerbe

    25.535

    24.470

    -3,4

    Infrastrukturbau (öffentlich)

    32.564

    32.164

    -0,5

    Reparaturen und Sanierung, davon

    82.294

    77.999

    -4,5

      Reparaturen und Instandhaltung der Infrastruktur

    14.126

    14.020

    0,0

    1 Umrechnung anhand des Jahresdurchschnittskurses der Europäischen Zentralbank 2022: 1 Euro = 0,85276 Pfund-Sterling (£); 2 Tageswechselkurs vom 30. August 2023: 1 Euro = 0,85920 (£); 3 Prognose; 4 Veränderungsrate auf Basis der Landeswährung.Quelle: Construction Products Association (CPA) 2023

    Bei der Marktbearbeitung sollten deutsche Firmen zwingend die britischen Einreisebedingungen schon vor Vertragsabschluss mit britischen Kunden beachten, um zu vermeiden, dass die geschuldete Vertragsleistung auch erbracht werden kann. Die hohen Anforderungen des Tier 5 Visum und die eingeschränkten Möglichkeiten bei der Erbringungen verkaufsnaher Dienstleistungen (PA7-Route) können die Dienstleistungserbringung deutlich erschweren bis teilweise ganz unmöglich machen (siehe dazu auch den Abschnitt Rahmenbedingungen).

    Ausgewählte Großprojekte im Vereinigten Königreich (Investitionssumme in Milliarden Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme *

    Projektstand

    Projektträger 
    Schienenprojekt Highspeed Rail 2 in zwei Phasen (HS2: Phase 1: London - Birmingham); Phase 2 von Birmingham in den Norden

    114,3

    Phase 1: Bauarbeiten laufen; Phase 2a: Vorarbeiten laufen; geplante Inbetriebnahmen der Phasen 1 und 2a: 2029 - 2033; Phase 2b: 2035 bis 2041HS2 Ltd
    Atomkraftwerk Hinkley Point C in Somerset (3,2 Gigawatt)

    38,2

    Bauarbeiten laufen. Geplante Inbetriebnahme: 2028EDF Energy mit Beteiligung von China General Nuclear Power
    Atomkraftwerk Sizewell C, in Suffolk Südostengland (3,2 Gigawatt)

    23,6

    Genehmigung zum Bau im Juli 2022 erhalten. Geplanter Baustart: 2024EDF Energy und britische Regierung
    Palace of Westminster Restauration and Renewal Programme (britisches Parlament)

    7,0

    Im Planungsstadium. Weitere Überprüfungen laufenRestauration und Erneuerungsprogramm der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude
    Abwasserkanal Thames Tideway Tunnel in London (25 km)

    4,7

    Im Bau, geplantes Bauende: 2024Bazalgette Tunnel Ltd
    Neuentwicklung "Canada Water" im Stadtteil Southwark, Südostlondon, Geschäfte und 3.000 Wohnungen

    4,1

    Bauarbeiten haben im Oktober 2020 begonnen; Bauphase 12 JahreBritish Land
    U-Bahn Erweiterung London (Bakerloo Line), von Elephant & Castle nach Lewisham sowie Bau von zwei Stationen

    3,5

    Finanzierungsgespräche laufenTransport for London
    Erneuerungsprojekt "ID Manchester", North Campus, University of Manchester

    1,8

    Im Planungsstadium. Dauer der Bauphase: 15 JahreNeues Innovations-Quartier. Partnerschaft zwischen der Universität von Manchester,  Bruntwood SciTech, Stanhope und Legal & General 
    Erneuerungsprojekt "Northern Gateway Manchester", Geschäfte und rund 15.000 Wohnungen

    1,2

    Im Planungsstadium; Bauphase 15 bis 20 JahreJoint Venture; Manchester City Council and Far East Consortium
    Erneuerungsprojekt "The Queen Elizabeth Hospital", King's Lynn, West Norfolk; 500-Betten Allgemeinkrankenhaus

    933

    geplanter Baustart: Oktober 2025The Queen Elizabeth Hospital King's Lynn NHS Foundation Trust
    * Umrechnung anhand des Tageswechselkurses der Europäischen Zentralbank vom 20. Juni 2023: 1 Euro = 0, 85705 Pfund-Sterling (£).Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Milliardenprojekte in der Infrastruktur

    Wer Dienstleistungen im Königreich aber über eine eigene Betriebsstätte oder die geltenden Einreisebestimmungen anbieten kann, sollte angesichts der schwierigen Gesamtkonjunktur auch auf die Großprojekte im Land schielen. Insbesondere der Infrastrukturbau profitiert von massiven staatlichen Investitionen, vor allem in der Schieneninfrastruktur. Leitprojekt ist zweifelsohne Europas größtes Infrastrukturprojekt, die Schnellzugverbindung "High Speed 2" (HS2), die die Anbindung der industriellen Regionen der Midlands und Nordenglands mit der britischen Hauptstadt London verbessert. Die Kosten werden mittlerweile auf umgerechnet über 100 Milliarden Euro geschätzt, weshalb auch immer wieder Diskussionen über eine mögliche Verkürzung des Projekts diskutiert wird, aktuell der mögliche Verzicht auf den Abschnitt von Birmingham nach Manchester. Für Bauunternehmen ist das Projekt hingegen viel zu langfristig und umfangreich, um es zu ignorieren. Informationen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Ausschreibungen werden auf dieser Projektseite gebündelt.

    Weitere beachtenswerte regionalen Infrastrukturprojekte sind Midlands Connect und Transport for the North einschließlich der Initiative Northern Powerhouse Rail, sowie das Investitionsprogramm der fünfjährigen "Control Periode 6" (CP6, 2019-2024) des nationalen Schienennetzbetreibers National Rail. Positive Impulse von den Verkehrsbetrieben der Hauptstadt, Transport for London, sind wegen der hohen finanziellen Belastung des Unternehmens nicht zu erwarten. Größere Investitionsprojekte wie Crossrail 2 werden sich bis auf unabsehbare Zeit verschieben.

    Porenbetonkrise zwingt Regierung zum Handeln

    Dringenden Handlungsdruck hat die Regierung bei der Beseitigung von verstärktem Porenbeton (reinforced autoclaved aerated concrete, RAAC) in öffentlichen Gebäuden. Bereits 104 Schulen wurden nun wegen verschleppter Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Auch in etwa 25 Krankenhäusern wurde das Material identifiziert, das zum Einsturz der Gebäude führen kann. Sowohl die Regierung als auch das Construction Leadership Council (CLC), eine Branchenplattform aus öffentlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren, informiert intensiv über die Problemlage.

    Von Marc Lehnfeld | London

  • Branchenstruktur

    Im schwierigen Geschäftsklima steigen die Insolvenzen. Die Branchenriesen schwimmen allerdings gegen den Strom.

    Insolvenzen steigen

    Der von steigenden Leitzinsen getriebene Rückgang der Bauvolumen im Hochbau trifft auch die Bauunternehmen selbst sehr stark. Die Insolvenzen steigen. Das Nachrichtenportal Construction News zitiert Informationen von Creditsafe wonach von Januar bis August 2023 fast 250 Baufirmen Insolvenz angemeldet haben und damit 56 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Zu den bekannten Beispielen gehört die Buckingham Group, deren Zahlungsunfähigkeit dazu führt, dass drei Stadienprojekte und ein Teil der Schienenelektrifizierung nun stillstehen. Das Unternehmen hatte zueltzt einen Jahresumsatz von rund 765 Millionen Euro und 660 Beschäftigte. Als Gründe werden gestiegene Materialkosten, Fachkräftemangel und Planungsverzögerungen in wichtigen Projekten genannt, unter denen ein Großteil der Branche leidet. In Schwierigkeiten geraten aber statt der Großunternehmen vor allem kleinere, spezialisierte Subunternehmen.

    Denn die britischen Marktführer fallen mit guten Geschäftszahlen auf. Branchenprimus Balfour Beatty meldet eine Steigerung des Betriebsgewinns mit britischen Aufträgen im 1. Halbjahr 2023 um rund zwei Drittel und erwartet auch im Rest des Jahres dank guter Auftragsbücher im Infrastrukturbau eine positive Geschäftsentwicklung. Steigende Gewinne berichten ebenso die Wettbewerber Morgan Sindall, Kier Group und Keller Group. Möglich ist also eine weitere Konzentration der Branche.

    Große Bauunternehmen im Vereinigten Königreich (Auswahl)
    UnternehmenBaukategorie

    Umsatz 2022 in Mio. Euro 1)

    Veränderung 2022/2021 in % 2) 

    Balfour Beatty Plc 3)Hoch- und Tiefbau

    10.473

    8,1

    Morgan Sindall Group PlcHoch- und Tiefbau, Immobiliendienste

    4.236

    12,4

    Kier Group Plc 4)Hoch- und Tiefbau, Immobiliendienste

    3.819

    -2,2

    Amey UK Limited 5)Tiefbau

    2.875

    5,9

    Mace Group Limited 3), 5)Hochbau, Consulting

    2.249

    11,7

    Wates GroupHochbau, Immobiliendienste

    2.221

    16,5

    Galliford Try Ltd 4)Hoch- und Tiefbau

    1.451

    12,4

    1 Umrechnung anhand des Jahresdurchschittskurses der Europäischen Zentralbank 2022: 1 Euro = 0,85276 Pfund Sterling (£); 2021: 0,85960 (£); 2 auf Basis der Landeswährung; 3 globaler Umsatz; 4 Geschäftsjahr endend 30. Juni 2022; 5 Geschäftsjahr 2021.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Weitere Informationen bietet dieses Ranking der 100 umsatzstärksten Firmen der britischen Baubranche.

    Starke Hochbauausrichtung der Branche

    Die Branche ist stark mittelständisch geprägt, denn nur 300 Unternehmen beschäftigen mehr als 250 Beschäftigte beziehungsweise nur 515 Baufirmen erwirtschaften einen Umsatz von mehr 50 Millionen Pfund Sterling. Die Bauwirtschaft im Vereinigten Königreich zählte 2022 laut den aktuellsten Branchendaten des britischen Statistikamts knapp 375.000 Unternehmen und beschäftigte im 2. Quartal 2023 etwa 2,2 Millionen Personen. Der Umsatz der britischen Bauwirtschaft machte 2021 als zuletzt verfügbares statistisches Jahr rund 355 Milliarden Euro aus. Sie ist damit die viertgrößte gewerbliche Branche des Landes nach dem Einzelhandel, dem verarbeitenden Gewerbe und den professionellen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern.

    Den größten Umsatzanteil macht der Hochbau mit 45 Prozent aus, der Tiefbauanteil ist mit 19 Prozent verhältnismäßig gering. Unter den Spezialbauunternehmen, die 36 Prozent des Branchenumsatzes auf sich vereinen, stechen besonders die Elektro- und Klimainstallateure sowie der Rohrleitungsbau (zusammen 16,4 Prozent) hervor. Die Baubranche zählt außerdem rund 41.240 Architekten, die Ende 2022 im britischen Architektenregister eingetragen waren. Davon haben 194 Architekten ihren Sitz in Deutschland. Architekturdienstleistungen erreichten im Vereinigten Königreich 2021 einen Umsatz von umgerechnet 8,4 Milliarden Euro.

    Deutschland achtgrößter Investor

    Im britischen Bausektor sind auch zahlreiche ausländische Bauunternehmen tätig. Der Wert ausländischen Beteiligungskapitals erreichte 2021 umgerechnet etwa 20,1 Milliarden Euro, davon knapp 72 Prozent aus Europa. Auffällig hoch ist mit fast einem Drittel der Anteil ausländischer Investoren der britischen Kanalinseln als wichtigster Herkunftsregion, Luxemburg folgt als zweitwichtigstes Herkunftsland. Die größten ausländischen Baufirmen sind die schwedische Skanska, der französische Vinci Konzern und das niederländische Unternehmen VolkerWessels.

    Eine große Rolle spielen auch ausländische Kapitalgesellschaften, die vor allem an den Branchenriesen beteiligt sind. So weist keines der fünf größten Branchenunternehmen Balfour Beatty, Morgan Sindall, Kier und Keller einen Mehrheitsaktionär auf, sondern eine breit gestreute Anlegerbasis mit Pensionskassen, Investmentgesellschaften und Versicherungen. So ist Allianz Global Investors zu 4 Prozent an der Keller Group beteiligt, während Blackrock mit 8,3 Prozent der größte Anteilseigner bei der Kier Group ist. 
     

    Von Marc Lehnfeld | London

  • Rahmenbedingungen

    Wichtige Änderungen sind ab 2024 in der öffentlichen Vergabe zu erwarten. Genaues bleibt hingegen unklar. Auch die weitere Verwendung der CE-Kennzeichnung ist noch unsicher. 

    Vorschriften zur Arbeitsplatzsicherheit zwingend beachten

    Die strikte Einhaltung der "Health & Safety"-Bestimmungen ist in der britischen Bauindustrie von besonderer Bedeutung. Immer wieder werden empfindliche Strafen verhängt, weil Bauunternehmen gegen diese als kompliziert geltenden Richtlinien verstoßen. Derzeit wird im britischen Unterhaus auch über eine neue Building Safety Bill debattiert.

    Wenn ein deutsches Unternehmen Bauleistungen oder Werklieferungen im Vereinigten Königreich erbringt, kann sich hieraus eine Registrierungspflicht zur britischen Umsatzsteuer (VAT) ergeben. Ferner ist bei der Ausführung von Bau- oder Montageleistungen gegebenenfalls eine Registrierung zum Construction Industry Scheme (CIS) notwendig. Diese Vorschrift gilt auch für deutsche Unternehmen, die keine Betriebsstätte im Vereinigten Königreich haben. Eine Einzelfallprüfung ist in jedem Fall erforderlich. Weitere Informationen dazu erteilt die Deutsch-Britische Industrie- und Handelskammer.

    Das Onlineportal "Competefor" bietet ausführliche Informationen über öffentliche und private Projekte im Bereich Tiefbau. Die Webseite ist eine gute erste Anlaufstelle für Geschäftsmöglichkeiten in der Zuliefererkette. Darüber hinaus hilft bei der Recherche nach Ausschreibungen im öffentlichen Sektor diese Internetseite.

    Erschwerte Einreise bei Bau- und Handwerksdienstleistungen

    Das Ende der Dienstleistungsfreiheit und der Personenfreizügigkeit macht sich deutlich bemerkbar. Der neue Grundsatz lautet "Dienstleistungserbringung im Vereinigten Königreich nur mit Visum". Insofern wird in den meisten Fällen nur ein Visum der Kategorie Tier 5 - International Agreement Worker in Betracht kommen. Für die Baubranche ist dies jedoch zumeist nur eine theoretische Möglichkeit, weil das Vereinigte Königreich für fast alle Bautätigkeiten keine Verpflichtung für einen Marktzugang übernommen hat. Aber auch für andere Handwerksleistungen sind die Hürden hoch, denn ein Hochschulabschluss oder Meistertitel sind erforderlich. Ausnahmsweise ohne Visum kann im Rahmen der sogenannten verkaufsnahen Dienstleistungen gearbeitet werden, die sowohl im Freihandelsabkommen (Anhang 21 Ziffer 8 h) als auch - mit leicht abweichenden Tatbestandsvoraussetzungen - im britischen Recht (Immigration Rules, Ziffer PA 7) vorgesehen sind. Wichtigste Voraussetzung: ein enger Zusammenhang mit einem Kauf-/Mietvertrag. An diesem Zusammenhang wird es bei Handwerksleistungen allerdings häufig fehlen.

    Erleichterungen gibt es allerdings für am Bau Beschäftigte, die ein Arbeitsverhältnis in Großbritannien suchen. Im Juli 2023 sind folgende Bauberufe der britischen Liste der Mangelberufe (Shortage Occupation List) hinzugefügt worden: Maurer, Dachdecker, Schreiner, Tischler, Stuckateure sowie alle weiteren Bauberufe, die nicht gesondert genannt sind. 

    Änderungen beim Marktzugang von Bauprodukten möglich

    Durch den Brexit hat das Vereinigte Königreich zum 1. Januar 2021 den Europäischen Binnenmarkt verlassen. Bestehende EU-Gesetze wurden in nationales Recht überführt. Das gilt auch für die Bauprodukteverordnung, die in britisches Recht übernommen wurde.

    Zurzeit kann die CE-Kennzeichnung noch für den britischen Markt verwendet werden. Das Ministerium für Wirtschaft und Handel (DBT) hatte Anfang August 2023 bekannt gegeben, dass das Vereinigte Königreich die CE-Kennzeichnung unbefristet anerkennen wird. Ob dies auch für Bauprodukte gelten wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend geklärt. Aktuell gilt eine Übergangsfrist bis 30. Juni 2025. Die britische Regierung hat angekündigt, zeitnah über eine mögliche dauerhafte Anerkennung der CE-Kennzeichnung auch für Bauprodukte zu entscheiden. Die zuständige Behörde informiert in einem Leitfaden über den Marktzugang von Bauprodukten.

    Bei der Einfuhr von Bauprodukten sind die britischen Zollbestimmungen zu beachten, unter Umständen werden Zölle erhoben. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie in unserem Zoll und Einfuhr kompakt - Vereinigtes Königreich

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Marc Lehnfeld | London

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Deutsch-Britische Industrie- und Handelskammer

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Planning Portal

    Informationsseite zu Baugenehmigungsverfahren
    Planning InspectorateDas Planungsinspektorat befasst sich unter anderem mit nationalen Infrastrukturplanungsanträgen
    Build UKBritischer Branchenverband

    Construction Products Association (CPA)

    Baufachverband repräsentiert Hersteller für Bauprodukte und Zulieferer

    Civil Engineering Contractors Association (CECA)

    Tiefbaufachverband
    Royal Institute of British Architects (RIBA)Verband britischer Architekten

    Construction News

    Bauzeitschrift
    BuildingNachrichtenplattform für die Bauwirtschaft
    UK Construction WeekBaufachmesse in Birmingham (NEC), jährlich Anfang Oktober

    UK Construction Week

    Baufachmesse in London (ExCel), vom 07. bis 09. Mai 2024
    Future BuildBaufachmesse in London (ExCel), vom 05. bis 07. März 2024
    Contracts FinderNationale Ausschreibungsdatenbank für staatliche Projekte und Beschaffungen
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