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Wirtschaftsausblick | Indonesien

Abschwächender Rohstoffboom drückt auf das Wachstum

Indonesiens Erlöse aus Rohstoffexporten fallen und schmälern den Außenhandelsüberschuss. Dadurch steigt für Lieferanten das Risiko protektionistischer Maßnahmen. 

Von Frank Malerius | Jakarta

Top-Thema: Zunehmende Markthürden

Indonesien will seine Industrialisierung über Exportverbote und Importbeschränkungen vorantreiben. Im Rohstoffsektor soll ein Ausfuhrstopp von Erzen die Weiterverarbeitung im Land erzwingen. Blaupause dafür ist der erfolgreiche Aufbau einer Nickelveredlung. In anderen Industriebranchen sollen Einfuhrverbote ausländische Lieferanten zu einer Produktion vor Ort zwingen. So wie es derzeit bei medizintechnischen Geräten geschieht. Wie stark der designierte neue Präsident Prabowo Subianto nach seinem Amtsantritt im Oktober 2024 diese Strategie weiter vorantreibt, bleibt abzuwarten. Prabowo gilt als kompromissloser Verfechter der indonesischen Wirtschaftsinteressen und pflegt enge Kontakte nach China, das den indonesischen Außenhandel dominiert und im Infrastrukturbau viele Großprojekte leitet.

Chancen bei Vorprodukten und Maschinen

Indonesiens Exporte sinken. Zwar dürfte auch das Jahr 2024 mit einem positiven Außenhandelssaldo enden. Aber die Spanne zwischen Ex- und Importerlösen wird kleiner, weil der Rohstoffboom von 2022 vorüber ist. Um die positive Handelsbilanz zu erhalten, versucht die Regierung, Importe zu beschränken. Beliebte Instrumente dafür sind nicht tarifäre Handelshemmnisse wie die Verknappung von Importlizenzen, Quotenregelungen, unangekündigte Importverbote, der nationale Produktstandard SNI oder strenge Local-Content-Regelungen. Die Regulierung 36/2023 (Dezember 2023) des Handelsministeriums ist einer der zahlreichen Nadelstiche, die den Import vieler Vorprodukte zuletzt erschwert haben. Die großen ausländischen Handelskammern haben daraufhin einen Beschwerdebrief an Industrieminister Airlangga Hartarto verfasst. 

Indonesiens Industrialisierungsstrategie bietet aber auch Chancen. Denn sie treibt grundsätzlich die Nachfrage nach Vorprodukten, Maschinen und anderen Investitionsgütern, weil der Archipel selbst praktisch keine Hochtechnologie herstellt. Allerdings müssen Lieferanten in mittleren Technologiesegmenten und bei Konsumgütern, die Indonesien zum Teil herstellen kann, möglicherweise mit weiteren Marktzugangsbeschränkungen rechnen.

Wirtschaftsentwicklung: Furcht vor steigenden Ölpreisen

Die indonesische Volkswirtschaft soll im Jahr 2024 laut Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) um 5 Prozent wachsen. Das entspricht dem Jahresdurchschnitt seit der Jahrtausendwende. Der Archipel profitiert enorm von hohen Rohstoffpreisen bei Kohle, Nickel und Palmöl. Das Gegenteil ist bei Öl der Fall. Indonesien ist wegen zu geringer Investitionen in die Ölförderung schon vor vielen Jahren zum Nettoölimporteur geworden. Auch die Raffineriekapazitäten für die Produktion von Benzin, Diesel und anderen petrochemischen Produkten sind viel zu gering, ihr geplanter Ausbau stockt. Deshalb reagiert Indonesien empfindlich auf hohe Weltmarktpreise für Öl.

Der aktuelle Nahostkonflikt schürt Ängste vor einem Ölpreisanstieg. Denn Indonesien muss Benzin und Diesel mit Milliardensummen für die Endverbraucher subventionieren. Marktbeobachter haben ausgerechnet, dass sich die Subventionen für diese Treibstoffe sowie Kochgas noch 2024 im schlimmsten Fall auf bis zu 20 Milliarden US-Dollar (US) erhöhen könnten. Das wäre gegenüber den im Staatshaushalt vorgesehenen Summen eine Steigerung um bis zu 50 Prozent. Die Furcht vor einem solchen Szenario wird zusätzlich durch die aktuelle Rupiah-Schwäche gegenüber dem US-Dollar befeuert. Die Konsequenzen aus dieser Gemengelage könnten ein verzögerter Infrastrukturausbau, eine Kappung der Sozialleistungen und Schuldenaufnahme sein.

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Indonesien will verarbeitende Industrie anziehen

Grundsätzlich blickt Indonesien aber optimistisch in die Zukunft. Denn die volkswirtschaftlichen Kerndaten sind solide. Der Inselstaat ist zur Upper-Middle-Income Economy aufgestiegen. Die Auslandsinvestitionen sind auf Rekordniveau, vor allem in die Nickelverarbeitung in Sulawesi und den Nordmolukken fließen Milliardensummen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für die kommenden Jahre für Indonesien ein Wirtschaftswachstum um die 5 Prozent. Das ist der Durchschnittswert seit der Jahrtausendwende. 

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Die weitere wirtschaftliche Entwicklung Indonesiens hängt davon ab, ob es endlich gelingt, mehr verarbeitende Industrie anzuziehen und Jobs mit höherer Wertschöpfung zu generieren. Hier hinkt der Archipel den regionalen Nachbarn Malaysia, Thailand und Vietnam hinterher. Der Jakarta-Besuch des Apple-Chefs Tim Cook im April 2024 weckt Hoffnungen auf eine prestigeträchtige Fertigung von Apple-Produkten im Land. Eine Ansiedlung könnte weitere Investitionen produzierender Unternehmen anziehen.

Deutsche Perspektive: Kein Alternativstandort zu China

Indonesien ist für die deutsche Außenwirtschaft nur ein Nischenstandort. Lediglich 0,2 Prozent der deutschen Exporte gehen in das G20-Land. Nur etwa 300 deutsche Unternehmen soll es vor Ort geben, gerade einmal einige Dutzend mit eigener Produktion. Die meisten haben im Archipel nur ein Vertriebsbüro. Zwar berichten die Auslandshandelskammer und Wirtschaftskanzleien seit der Liberalisierung des Investitionsrechts von 2021 von einem gestiegenen Interesse deutscher Unternehmen an Indonesien. Doch dass Indonesien für deutsche Firmen ein Alternativstandort zu China wird, ist derzeit nicht in Sicht. 

Immerhin verzeichneten die deutschen Ausfuhren nach Indonesien im Jahr 2023 ein Neunjahreshoch – gegen den Trend sinkender indonesischer Importe. Insbesondere deutsche Maschinen waren gefragt, bei Kfz gab es sogar einen Allzeitrekord. In den ersten zwei Monaten 2024 hingegen sind die deutschen Lieferungen nach Indonesien gegenüber denselben Vorjahreszeiträumen deutlich zurückgegangen. Der Abschluss eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Indonesien, das seit 2016 verhandelt wird, könnte die Handelsbeziehungen voranbringen. Doch unter anderem bei Fragen der Nachhaltigkeit gibt es Differenzen.

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Mehr Informationen erhalten Sie auf der Länderseite Indonesien.

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