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Branche kompakt | Rumänien | Maschinenbau

Verarbeitende Industrie wartet noch auf Wachstum

Die Produktion der Industrie hat sich noch nicht vollständig von ihrer Schwächephase erholt. Nur in einzelnen Branchen gibt es Impulse für neues Wachstum. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

  • Markttrends

    Maschinenbauer haben Rumänien vor allem als Absatzmarkt im Blick. Starke Impulse für Wachstum kommen aus der Elektro- und Autoindustrie. 

    Industrieproduktion stockt

    Der Umsatz in Rumäniens Maschinenbausektor verzeichnete nach einem Rückgang von 7 Prozent im Jahr 2020 im vergangenen Jahr ein Wachstum von 23 Prozent. Treiber dieses Wachstums waren Reparatur- und Installationsleistungen, berichtet das Nationale Statistikinstitut. Die Kapazitätsauslastung der rumänischen Industrie insgesamt lag 2021 bei 72 Prozent und hatte sich gegenüber dem Vorjahr nicht verändert. Die Produktion der rumänischen Industrie wächst seit dem 2. Halbjahr 2021 nicht weiter. Im 1. Quartal 2022 berichtete das Nationale Statistikamt von einer um 0,3 Prozent rückläufigen Industrieproduktion. Grund dafür sind Engpässe.

    Zuvor mussten Industriebetriebe ihre Produktion aufgrund von Gesundheitsschutzmaßnahmen drosseln Heute stehen die Bänder still, weil Vorprodukte wie etwa Halbleiter oder andere Rohstoffe, die ursprünglich aus der Ukraine oder Russland kamen, schwerer verfügbar sind. Einen starken Einfluss auf das Wachstum des Maschinenbaus hat die Automobilindustrie, die sich im vergangenen Jahr von der Coronapandemie erholt hat. 

    Deutschland ist größter Maschinenlieferant

    Ein Zentrum der rumänischen Maschinenbauindustrie ist Brasov. Airbus betreibt dort eine Produktion von Bauteilen für Hubschrauber und Flugzeuge. Schaeffler produziert in Brasov Kugellager und Komponenten für Windkraftanlagen. Das Unternehmen will sich einem Bericht der Zeitung Ziarul Financiar zufolge künftig auf Zulieferungen für Windparks konzentrieren.  Schaeffler plant zudem, seine Produktion für den Schienenverkehr auszubauen. Rumänien hat sich vorgenommen, bis 2030 die erneuerbaren Energien und die Bahninfrastruktur zu modernisieren und auszubauen. Dafür stellt die Europäische Union Fördermittel bereit. 

    Die Automobilindustrie ist der größte Industriezweig. Er zieht am meisten ausländische Investoren an, die in Rumänien Produktionsstätten betreiben oder aufmachen wollen. Knapp ein Drittel der ausländischen Direktinvestitionen entfällt auf das verarbeitende Gewerbe. Am meisten investieren Unternehmen in die Automobilindustrie, Chemieindustrie, Metallindustrie, Elektroindustrie und Lebensmittelindustrie. Entsprechend ist Rumänien ein größerer Absatzmarkt als Produktionsstandort im Maschinenbau. Doch seit 2006 investieren europäische Unternehmen in Rumänien. Dabei ist Deutschland der größte ausländische Investor.

    Im Jahr 2020 betrug der Bestand ausländischer Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Rumänien 13,8 Milliarden Euro. Nach Angaben der Zentralbank floss das meiste Geld davon in Ausrüstungen und den Bau neuer Produktionsstätten. Deutschland war 2020 mit Abstand der größte Lieferer von Maschinen und Anlagen mit einem Anteil von 32 Prozent am gesamten rumänischen Import von Maschinen und Anlagen, gefolgt von China (11 Prozent) und Italien (9 Prozent). 

    Rumänien will Standort für Halbleiterproduktion werden

    Die rumänische Regierung ist aktiv geworden, um den Mangel an Halbleitern zu begrenzen. Rumänien plant 500 Millionen Euro aus den bereitstehenden EU-Fördertöpfen der Aufbau- und Resilienzfazilität in die Hand zu nehmen, um die Mikrochipindustrie zu stärken. Das Land will damit einen Beitrag zur Industriestrategie der Europäischen Union, dem Important Project of Common Interest on Microelectronics (IPCEI ME) leisten. Ziel ist es, Rumänien als einen potenziellen Standort für Forschung und Entwicklung von Mikrochip-Lösungen in Europa zu positionieren. Daran beteiligen sich neben rumänischen technischen Universitäten auch deutsche Unternehmen aus der Automobilindustrie, wie Bosch und Continental. Derzeit erarbeite das Ministerium gemeinsam mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) einen Mechanismus für die Finanzierung.

    Die Technische Universität in Cluji-Napoca arbeitet bereits eng mit dem Zulieferer Bosch auf dem Feld Forschung und Entwicklung zusammen. Dabei hat Bosch Ende 2021 ein Ausbildungs-Labor in der Universität eingerichtet. Damit können die Studierenden gezielter geschult werden, insbesondere in den Fachbereichen Produktionssystemtechnik, automatisierte Industrieprozesse, Roboteranwendungen und Industrie 4.0.

    Diversifizierung von Lieferketten stimuliert den Absatz von Maschinen

    Ein weiterer exportorientierter Industriezweig, neben dem Automobilsektor, ist der Elektrogerätebau. Die rumänische Elektroindustrie exportierte im Jahr 2021 Komponenten und Elektrogeräte im Wert von 2 Milliarden Euro. In den vergangenen drei Jahren hat dieser Industriezweig Investitionen im Wert von mehr als 200 Millionen Euro angezogen, berichtet die Zeitung Ziarul Financiar. Zu den größten Investoren zählen die Firmen DeLonghi (Italien), Kärcher (Deutschland) und Haier (China). 

    Rumänien entwickelt sich darüber hinaus zu einem europäischen Zulieferer von Arzneimitteln, insbesondere für Deutschland. Rumäniens Produktion von Arzneimitteln stieg im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent, berichtet das Nationale Statistikamt. Im Zuge der weltweit instabilen Lieferketten gerät Rumänien als potenzieller Produktionsstandort von pharmazeutischen Produkten unter europäischen Arzneimittelproduzenten zunehmend in den Blick.

    Auch der Umsatz in der Möbelindustrie hat 2021 zugelegt. Sie war nach Angaben des Nationalen Statistikinstitut im vergangenen Jahr um 10 Prozent gegenüber 2020 gewachsen. Immer mehr Unternehmen modernisieren ihre Produktion und richten sie auf den Export aus, berichtet Aurica Sereny, Präsidentin des rumänischen Verbandes der Möbelproduzenten. 

    Die Lebensmittelindustrie wuchs im Jahr 2021 um 7 Prozent und wird besonders vor dem Hintergrund der Ernährungssicherheit und unterbrochener Lieferketten weiter an Bedeutung gewinnen. Dies bietet unter anderem Absatzchancen für Landtechnik sowie für Lebensmittel- und Verpackungsmaschinen.

    Von Dominik Vorhölter | Bukarest

  • Branchenstruktur

    Die rumänische Maschinenbaubranche ist überschaubar. Die meisten Unternehmen sind auf die Zulieferung von Einzelteilen konzentriert, insbesondere im Bereich Werkzeugproduktion. 

    In Rumänien hat der Werkzeugmaschinenbau und die Metallindustrie Tradition. Es gibt aber nur noch wenige heimische Produzenten von Werkzeugen. Die meisten Unternehmen konzentrieren sich darauf, Einzelteile herzustellen. Die größten Abnehmer sind Unternehmen der Automobilindustrie und der Elektroindustrie. Einige Unternehmen vermarkten ihre Produkte selbst, wie zum Beispiel das rumänische Unternehmen Proinvest Group, das sich auf die Verarbeitung von Stahl spezialisiert hat. 

    Autoindustrie gehört zu den größten Auftraggebern

    Die meisten Unternehmen der Branche arbeiten im Auftrag der Automobilindustrie. Die größten Autobauer sind Ford und die Renault-Gruppe, die Fahrzeuge der rumänischen Marke Dacia produziert. In Rumänien sind eine Vielzahl von Kfz-Zulieferern aktiv, unter anderem Bosch, Star Assembley (Daimler) und Schaeffler. Diese Branche treibt die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen. Im Jahr 2020 waren laut Eurostat rund 1.200 Unternehmen in der Maschinenbaubranche aktiv. Etwa 500 davon sind im Bereich der speziellen Werkzeugfertigung angesiedelt, 110 im Werkzeugmaschinenbau und 58 im Bereich Land- und Forstmaschinen. 

    Produktion in den wichtigsten Maschinenbausparten in Rumänien 2020 (in Millionen Euro, Veränderung und Marktanteil in Prozent)

    Sparte

    2020

    Veränderung 2020/2019

    Anteil an der Produktion

    Maschinen und Anlagen (C28)

    4.252

    -9

    -

    Maschinen für allgemeine Zwecke (Turbinen, Motoren, Pumpen, Kompressoren) (C281)

    2.084

    -14

    49

    Herstellung von anderen Maschinen für allgemeine Zwecke (Öfen, Lüftungsanlagen, Hebemaschinen, Werkzeug) (C282)

    1.261

    1

    30

    Herstellung von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen (C283)

    127,5

    -10

    3

    Herstellung von Maschinen zur Metallumformung und Werkzeugmaschinen (C284)

    140,1

    -14

    3

    Herstellung von sonstigen Spezialwerkmaschinen (Bergbau) (C289)

    638,7

    -11

    15

    Quelle: Eurostat (8. Juni 2022)

     

    Von Dominik Vorhölter | Bukarest

  • Rahmenbedingungen

    Auf dem Markt gelten das Einfuhrregime, Standards und Normen der Europäischen Union.

    Rumänien ist seit 2007 Mitglied der Europäischen Union (EU) und hat seitdem den Zollkodex der EU übernommen. Demnach unterliegen Einfuhren aus Drittländern einer Verzollung nach dem EU-Tarif TARIC. Einen Überblick über tarifäre und nicht-tarifäre Maßnahmen sowie Klassifizierungen bietet die rumänische Generalzolldirektion. Sie ist die zuständige nationale Stelle für Zölle und Einfuhrverfahren. Auskünfte über technische Standards und Normen gibt das nationale Normungsgremium ASRO.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Dominik Vorhölter | Bukarest

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Rumänien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerul Culturii - Secțiunea Tehnică Arhitectură și Inginerie

    Kulturministerium - Technische Abteilung Architektur und Ingenieurwesen

    Asociația Generală a Inginerilor din România

    Allgemeiner Verband der rumänischen Ingenieure

    Asociatia studentilor Youth In Action Inginerie Mecanica si Mecatronica a Universității "Politehnica" Bucureşti

    Verband Youth In Action - Maschinenbau und Mechatronik 

    Fachzeitschrift "Buletinul AGIR"

    vierteljährliches Magazin 

    Fachzeitschrift "Buletin ştiinţific - Universitatea "Politehnica" Bucureşti"

    Maschinenbau Magazin der Universität "Politehnica" Bucureşti 

    Fachmesse METAL SHOW & TIB 2022

    Fachmesse - "The Future of Technology" 

    AutoVortex

    Rumäniens nationales Robotikteam AutoVortex

    Piața industrială

    Internetportal

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