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Branche kompakt | Dänemark | Maschinenbau

Hürdenlauf zum Vorkrisenniveau

Die Coronafolgen verlangsamen die Erholung des dänischen Maschinenbaus. Für eine erfolgreiche Kundensuche sollten deutsche Anbieter "grün" und "digital" unterstreichen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Markttrends

    Der dänische Maschinenbau ist gegen Rohstoff- und Chipmangel nicht immun. Dabei sind vor allem Halbleiter entscheidend auf dem Weg in die digitale und nachhaltige Zukunft.

    Auf gutem Wege zum Vorkrisenniveau

    Laut dem dänischen Statistikamt DST erlitten die dortigen Maschinenbauer 2020 pandemiebedingt schwere Umsatzeinbußen: Gegenüber 2019 sanken ihre Einnahmen um 15 Prozent. Besonders bitter kam es für Kraftmaschinenhersteller, die sogar 30 Prozent weniger verkauften. Das 1. Halbjahr 2021 brachte eine deutliche Erholung. Außer in Bereichen wie Heiz- und Kühltechnik, Lager und Wellen wurden gegenüber dem Vorjahr sichtbare Umsatzzuwächse verzeichnet. Produzenten von Arbeits- und Metallbearbeitungsmaschinen lagen sogar etwa 12 Prozent über dem Wert des gleichen Zeitraums 2019.

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    Dank langfristiger Lieferverträge erging es Importeuren 2020 etwas besser. Insgesamt sank der Wert eingeführter Maschinen gegenüber 2019 um etwa 2 Prozent. Einzig die Nachfrage nach Metallbearbeitungsmaschinen brach mit über 21 Prozent deutlich gegenüber dem Vorjahr ein. Die letztjährigen Verwerfungen scheinen bisher auch keinen Einfluss auf das 2021er Geschäft zu haben. Dänemark führte im 1. Halbjahr diesen Jahres Maschinen und Geräte im Wert von knapp 4,9 Milliarden Euro ein - knapp 2,5 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum und über 5,5 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2019. Einzig der Bedarf an Metallbearbeitungsmaschinen erholt sich eher schleppend.

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    Zulieferprobleme schmälern Investitionswillen zusätzlich

    Ein Grund für die stabile Importnachfrage könnten Zulieferprobleme bei den einheimischen Herstellern sein. Laut einer Umfrage des größten Industrieverbandes Dansk Industri (DI) von Mitte des Jahres musste jedes dritte dortige Unternehmen deswegen seine Lieferzeiten verlängern. Besonders akut war demnach der Mangel an Halbleitern und anderen Elektronikkomponenten. Aber auch Eisen-, Stahl- und Holzengpässe setzten jedem dritten Unternehmen zu. Ein Viertel hatte Probleme, sich Kunststoffe und Aluminium in den notwendigen Mengen zu sichern.

    Dies könnte sich auf die mittelfristige Investitionsbereitschaft niederschlagen. Laut DST wollen Hersteller von Kapitalgütern 2021 zwar etwa 10 Prozent mehr investieren als im Vorjahr, damit wäre das Niveau des Jahres 2019 aber noch nicht erreicht. Die Europäische Kommission hat in ihrer Frühjahrsprognose festgehalten, dass die dänischen Maschinenkäufe womöglich erst gegen Mitte 2022 ihr Vorkrisenniveau erreichen.

    Dabei wird die Aufholjagd von wenigen Beinen getragen. Laut einer Analyse von DI könnte Covid19 die bisherige Investitionsdiskrepanz zwischen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie größeren Firmen noch vertiefen. Demnach seien Investitionsausgaben je Vollzeitbeschäftigten von Firmen mit 5 bis 50 Mitarbeitern zwischen 2017 und 2019 um etwa ein Viertel gesunken. Bei größeren Betrieben haben sie gleichzeitig um etwa 5 Prozent zugelegt. Mittlerweile ergibt sich ein Verhältnis von fast eins zu drei, vor 20 Jahren war es ausgeglichen. Eine DI-Umfrage bezüglich der Investitionsabsichten zeigt, dass sich an diesem Auseinanderdriften auch 2021 nichts ändern wird.

    Dabei versucht die Regierung, den KMU-Sektor gezielt zu stärken. Der staatliche Wirtschaftsförderer Industriens Fond unterstützt zahlreiche Maßnahmen, die kleineren Firmen vor allem bei der Digitalisierung helfen sollen: Eine Plattform für digitale Kompetenzen, eine Software-Plattform für Cybersicherheit oder ein Weiterbildungsangebot im Bereich 3D-Druck für die Metallindustrie.

    Die schöne, grüne, digitale Zukunft

    Die mit dem 3D-Druck zusammenhängenden Themen Automatisierung und Digitalisierung sind auch eines der zwei Hauptthemen, die bei Industrie- und somit auch Maschinenbauinvestitionen in Dänemark eine Hauptrolle spielen. Ausschlaggebend ist einerseits der Konkurrenzdruck seitens Start-ups und Softwareunternehmen, die dem Maschinenbau zum Unterlieferanten zu degradieren drohen. Zudem werden auch die dänischen Kunden anspruchsvoller, wie nicht zuletzt die Entwicklung in der Landwirtschaft zeigt.

    Digitale Lösungen sind zudem unausweichlich, um das zweite, sogar übergeordnete Zukunftsthema bewältigen zu können: Die Nachhaltigkeit. Bis 2030 will Dänemark seine Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) um 70 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 senken. Das zwingt Maschinenbauer einerseits zur Modernisierung der eigenen Produktionsanlagen. Andererseits eröffnet es aber auch ein großes Absatzpotenzial - entsprechendes Angebot vorausgesetzt. Alleine aus staatlichen Mitteln sollen bis 2030 Milliarden Euro die grüne Wende unterstützen. Über 524 Millionen Euro sollen in Technologien und Anlagen für die Kohlenstoffdioxid-Abscheidung und -Speicherung fließen. Nahezu 340 Millionen Euro sind für die breitgefasste grüne Umstellung der Industrie eingeplant. In Power-to-X-Technologien sollen weitere 100 Millionen Euro fließen, über 60 Millionen Euro Energieeffizienzmaßnahmen in der Industrie fördern.

    Im Einzelnen bedeuten die Mittel größere Investitionen in die Elektrifizierung von Industrieprozessen, und zwar nicht nur im Bereich der Produktion selbst, sondern auch begleitender Tätigkeiten, wie der innerbetrieblichen Logistik. Sektoren, deren Herstellung nach heutigem Technologiestand nicht auf fossilfreie Energien umgestellt werden kann, sollen zumindest die Energieeffizienz der bestehenden Methoden steigern. Unter anderem mit Bio- und anderen grünen Gasen. Alleine dafür sollen zwischen 2024 und 2030 etwa 360 Millionen Euro fließen. Ähnliches gilt auch für Kühltechnik. Um die Umweltbelastung durch Fluorkohlenwasserstoffe (FKW Gase) zu reduzieren, wird auf ihre Emissionen eine Steuer erhoben, angelehnt an die CO2-Steuer.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Branchenstruktur

    Der dänische Maschinenbau brachte in seinen Paradedisziplinen global agierende Weltkonzerne hervor. Die robuste Importnachfrage wird vorzugsweise mit deutschen Produkten gestillt.

    Das Gros der Umsätze generieren drei Sparten

    Laut den letzten verfügbaren Angaben des dänischen Statistikamtes DST waren 2019 etwas mehr als 1.800 Unternehmen im Maschinenbau tätig, die im gleichen Jahr knapp 28 Milliarden Euro umsetzten. Zwei Drittel dieser Summe entfiel dabei auf die 265 Produzenten von Windrädern, Pumpen und Motoren. In diesen Bereichen sind auch die dänischen Global Player zu suchen, darunter vor allem Vestas (Windenergie) und Grundfos (Pumpen). Wichtige Untersparten sind ferner die Heiz- und Kühltechnik sowie Technologien für die Agrar- und Forstwirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie. Trotz einiger Großkonzerne besteht der dänische Maschinenbau vor allem aus Kleinst- und Kleinunternehmen. In der dänischen verarbeitenden Industrie insgesamt haben weniger als 3 Prozent der Unternehmen dreistellige Mitarbeiterzahlen. Demgegenüber stehen vier Fünftel der Firmen, die bis zu neun Angestellte beschäftigen.

    Größte Maschinenbauer Dänemarks

    Firma

    Umsatz

    (2020; in Mio. Euro)

    Umsatzveränderung

    2020/19 (in %)

    Vestas Manufacturing

    14.819

    22

    LM Wind Power (seit 2017 Teil von GE Power; Finanzdaten von GE Power, Bereich Renewable Energy)

    13.716

    2

    Danfoss Power Solutions

    5.828

    -7


    Grundfos

    3.534

    -4

    HMF Group

    122


    -8

    Quelle: Jahresberichte der Unternehmen

    Diese dürften auch finanziell am stärksten von der Pandemie geschwächt worden sein. Wie in der gesamten dänischen Wirtschaft hat dank der umfangreichen staatlichen Hilfsmaßnahmen allerdings (vielleicht noch) keine Konkurswelle eingesetzt. Laut DST-Angaben gingen in den meisten Maschinenbausparten die gemeldeten Zahlungsunfähigkeiten 2020 gegenüber den Vorjahresdurchschnitten zurück. Nach den ersten sieben Monaten 2021 werden allerdings in einigen Bereichen Zuwächse beobachtet, dazu zählen Ausstatter der Windkraft und Lieferanten von Hebetechnik.

    Bereits 2020 gestiegen sind die Konkursanmeldungen im Maschinen- und Gerätegroßhandel. Im Jahr 2019 listete der DST knapp 2.900 entsprechender Unternehmen auf. Etwas weniger als 2.500 Firmen beschäftigen sich demnach mit der Reparatur und Installation von Maschinen. Während der Maschinenhandel sich allerdings in den letzten Jahren konsolidiert - 2012 vertraten ihn noch über 3.100 Firmen, nahm die Zahl der Reparateure und Installateure binnen der letzten fünf Jahre um 7,5 Prozent zu. Trotz der fortschreitenden Automatisierung stieg zwischen 2015 und 2019 auch die Beschäftigtenzahl im gesamten Maschinenbereich um einen ähnlichen Wert und belief sich auf über 92.000 Personen, darunter knapp 54.000 bei den Herstellern selbst.

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    Deutsche Produkte dominieren Importe

    Trotz der einheimischen Kapazitäten ist Dänemark auf Maschinenimporte angewiesen. Ihr Wert belief sich 2020 auf über 9 Milliarden Euro und fiel trotz Pandemie um nur 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Neben Kraftmaschinen sind solche für die Land- und Bauwirtschaft oder die Hebetechnik ein wichtiger Importmarkt. Fast ein Viertel der obengenannten Summe machen ferner Heiz- und Kühltechnik sowie Pumpen aus.

    Dänische Unternehmen greifen gerne auf den Angebotsreichtum des südlichen Nachbarn zurück - nahezu ein Drittel der Importe kommt aus Deutschland. Wichtige Lieferanten sind zudem Schweden, China, Italien, die Niederlande sowie Belgien, die zusammen aber das deutsche Volumen nur knapp überbieten können. Besonders ausgeprägt ist die deutsche Dominanz bei Lagern, Wellen und Kurbeln mit jeweils über 50 Prozent Anteil. Bei Kraftmaschinen, Landwirtschafts- und Zugmaschinen sowie Technik für die Papier- und Druckereibranche liegt dieser bei etwa 40 Prozent.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Rahmenbedingungen

    Im formellen Bereich unterscheidet sich der dänische Markt nicht von anderen Mitgliedern der Europäischen Union. Die Ausrichtung und Wünsche setzen aber andere Schwerpunkte.

    Anspruchsvoller, aber EU-normierter Kunde

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.). Die entsprechenden Normen und Zertifizierungsvorgaben werden auch in Dänemark verfolgt. Für eventuelle Fragen in diesen Bereichen steht das Dänische Technologieinstitut zur Verfügung.

    Wie im gesamten skandinavischen Raum gilt auch in Dänemark der Preis nicht als krönendes Argument. Vielmehr sind bei der Technologie- und Ausstatterwahl Aspekte wie Effizienz und Nachhaltigkeit gefragt. Wegen des hohen Digitalisierungsgrades der Gesellschaft und Wirtschaft müssen auch Maschinen und Geräte entsprechend vorbereitet sein und an die gängigen Systeme angebunden werden können. Da in Dänemark noch viel mehr als in Deutschland Zeit Geld ist, werden zudem kurze Kanäle und eine schnelle Bearbeitung von Anfragen geschätzt. Dies gilt nicht nur beim Verkauf, sondern besonders auch beim Kundendienst danach.

    Generell ist Englisch als Sprache dafür unproblematisch. Obwohl dieses von nahezu allen Dänen auf einem hohen Niveau beherrscht wird, wird dennoch die Kommunikation in Landessprache bevorzugt. Zur Steigerung der Verkaufschancen und zum Aufbau langfristiger Beziehungen ist eine entsprechend ausgebildete Fachkraft empfehlenswert. Was bei der Kundenkommunikation in Dänemark sonst zu beachten ist und wie das Geschäftsleben bei Deutschlands nördlichen Nachbarn abläuft, erfahren Sie in der Publikation "Geschäftskultur Dänemark", die die Deutsch-Dänische Handelskammer in digitaler Form zum kostenlosen Download anbietet.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht zur Verfügung sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Dänemark

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Industrie, Business und Finanzangelegenheiten

    Ministerium zuständig für Wirtschafts- und Industriepolitik

    Dansk Industrie

    Verband der dänischen Industrie

    hi Tech & Industry Scandinavia

    laut Eigenangaben die größte Technologie- und Industriemesse Skandinaviens; letzte Ausgabe mit 700 Ausstellern; zweijährlich; nächster Termin: 5. bis 7.10.21; Herning

    Agromek

    laut Eigenangaben die größte Messe für Landwirtschaftstechnologie Skandinaviens; letzte Ausgabe mit 540 Ausstellern; zweijährlich; nächster Termin: 29.11. bis 2.12.22; Herning

    Maskinbladet

    führendes Medium der dänischen Maschinenindustrie

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